Chaos-Freitag: Streik an sieben Flughäfen – mit gravierenden Folgen allerorten

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Der kommende Freitag dürfte die Nerven zahlreicher Reisenden gewaltig auf die Probe stellen. Denn die Tatsache, dass gleich sieben große Flughäfen umfangreich bestreikt werden, wird auch an anderer Stelle massive Auswirkungen nach sich ziehen.
Frau sitzt an einem Flughafen mit Gepäck und schaut traurig.
Freitag kommt es zu einem großen Streik an sieben deutschen Flughäfen.Bildquelle: Ekaterina Pokrovsky / ShutterStock.com

Die Streikkassen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) scheinen in diesen Tagen prall gefüllt zu sein. Nachdem in den zurückliegenden Tagen bereits in vielen Kommunen das öffentliche Leben durch Warnstreiks eingeschränkt wurde, folgt jetzt der nächste große Streikaufruf. Für den kommenden Freitag, 17. Februar, ruft ver.di zu Arbeitsniederlegungen an gleich sieben großen deutschen Flughäfen auf.

Streik an Flughäfen: Unzählige Flugausfälle sind garantiert

Beschäftigte des öffentlichen Dienstes sind dann ebenso zum Streik aufgerufen, wie Erwerbstätige, die in Form von Personen- und Gepäckkontrollen für die Luftsicherheit zuständig sind. Außerdem sollen sich Mitarbeiter der Bodenverkehrsdienste an dem Streik beteiligen. Das wird in Summe dazu führen, dass am kommenden Freitag vielerorts in Deutschland praktisch kein Flugbetrieb stattfinden kann.

Konkret möchte ver.di nicht nur die wichtigen Drehkreuze in Frankfurt/Main und München bestreiken. Auch die Flughäfen in Stuttgart, Hamburg, Dortmund, Hannover und Bremen sind betroffen. Starke Auswirkungen dürfte das aber auch auf alle anderen deutschen Flughäfen haben. Dort dürfen schließlich unter anderem Zubringerflüge nicht wie geplant abheben. Der Streik an den betroffenen Flughäfen soll am Freitag in den frühen Morgenstunden starten und in der Nacht auf Samstag enden. Er dauert also einen nahezu kompletten Arbeitstag in praktisch allen Schichten.

Der Flughafen Frankfurt reagierte bereits am Mittwoch, mit einer ausdrücklichen Warnung. Passagiere sollten am Freitag nicht zum Flughafen reisen. Es sei nicht möglich, geplante Flüge zu erreichen. Selbst Umsteigeverbindungen seien von den Auswirkungen des Streiks betroffen und würden nicht abgewickelt. Auch die Flughäfen München und Hamburg stellen den Flugbetrieb für Passagiere komplett ein. Fraport-Vorstand Julia Kranenberg hält den Arbeitsausstand zu einem so frühen Zeitpunkt der laufenden Verhandlungen für „völlig überzogen“. Sie sagt: „Die Auswirkungen für unbeteiligte Dritte sind unverhältnismäßig.“

Ver.di fordert deutlich mehr Lohn für Beschäftige

Ver.di fordert für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen, für Beschäftigte der Bodenverkehrsdienste und für die Beschäftigten der Luftsicherheit aufgrund der hohen Inflation in Deutschland ein deutliches Lohnplus. Im öffentlichen Dienst etwa steht eine Einkommenssteigerung von 10,5 Prozent in den Forderungen. Mindestens aber 500 Euro mehr; bei einer Laufzeit des neuen Tarifvertrags von nur einem Jahr. In bisherigen Verhandlungsrunden seien keine Ergebnisse erzielt worden, was jetzt den Streik zur Folge habe, heißt es in einer ver.di-Mitteilung.

Höhere Löhne seien auch deswegen notwendig, weil etwa bei den Beschäftigten der Bodenabfertigung noch immer „ein katastrophaler Arbeitskräftemangel“ herrsche, sagt die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle. Nur höhere Löhne könnten diese Situation ändern. „Inflation, hohe Energie- und Lebensmittelpreise treiben die meisten Beschäftigten in eine unsichere Situation. Viele wissen nicht mehr, wie sie ihre Mieten bezahlen und den Kühlschrank füllen sollen. Sie brauchen deutlich mehr Geld, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten“, mahnt Behle weiter. Bei den Bodenverkehrsdiensten liege die Grundvergütung fast überall kaum über Mindestlohnniveau.

Höhere Löhne lösen das Problem der hohen Inflation nur eingeschränkt

Kommunale Arbeitgeber hatten die Forderungen von ver.di in den vergangenen Tagen immer wieder als nicht realisierbar zurückgewiesen. So hatte etwa der Oberbürgermeister der Stadt Potsdam gesagt: „Setzt sich die Arbeitnehmerseite mit ihren Forderungen durch, würde dies für die Landeshauptstadt Potsdam allein für das Jahr 2023 gestiegene Personalkosten in der Höhe von etwa 10 Millionen Euro bedeuten.“ Ähnlich sähe es in anderen Städten aus, deren Kassen schon heute oft klamm sind.

Die Folgen würden wiederum alle Einwohner zu spüren bekommen. Denn als sicher gilt, dass höhere Personalkosten durch Gebührenerhöhungen an anderer Stelle wieder aufgefangen werden müssen. Etwa durch höhere Gebühren bei der Wasserversorgung oder bei der Müllabfuhr. Sogar Schließungen von kulturellen Einrichtungen stehen mancherorts im Raum.

Ein hohes Plus auf dem Gehaltszettel der Beschäftigten im öffentlichen Dienst hätte also wahrscheinlich finanzielle Auswirkungen für alle zur Folge; und würde die Inflationsspirale ein weiteres Mal nach oben drehen.

Streik an Flughäfen sorgt für volle Züge und Autobahnen

Doch zurück zu den Streiks an deutschen Flughäfen: Hilfsflüge in die Erdbebengebiete in der Türkei und in Syrien sollen trotz des Streikaufrufs weiter stattfinden. Sie werden häufig über den Flughafen Frankfurt/Hahn abgewickelt, der auch deswegen nicht bestreikt wird, betont ver.di. Zudem seien die Flughäfen von Düsseldorf und Köln/Bonn, letztgenannter ist ähnlich wie der Flughafen Leipzig/Halle ein großes, wichtiges Fracht-Drehkreuz, von dem Streik ausgenommen.

Klar ist zudem schon jetzt, dass es am kommenden Freitag in vielen Zügen der Deutschen Bahn deutlich voller werden dürfte als ohnehin zu Beginn des Wochenendes. Weil auch unzählige innerdeutsche Flüge ausfallen werden, dürften viele Flugpassagiere auf die Deutsche Bahn ausweichen. Oder auf das Auto. Und das dürfte wiederum lange Staus zur Folge haben. Für die Verkehrsinfrastruktur Deutschlands droht am Freitag ein echter Stresstrest.

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