Honor 9 im Test: Ein trotziger Teenie wird erwachsen

18 Minuten

Honor-9-im-Test
Bildquelle: Julia Froolyks / inside-digital.de

Das Honor 9 führt seit Ende Juni Honors Produktportfolio an. Das Flaggschiff zeichnet sich durch einen Kirin-960-Prozessor von HiSilicon und ein Display in Full-HD-Auflösung aus. Der 3.200-mAh-Akku versorgt das funkelnde Handy mit Strom. Die grundlegenden technischen Daten des Honor 9 in der Übersicht:

  • Prozessor: Kirin 960, Octa-Core (4 x 2,4 GHz + 4 x 1,8 GHz)
  • Arbeitsspeicher: 4 GB
  • Display: 5,15 Zoll – 1.920 x 1.080 FHD, 428 ppi
  • Speicher: 64 GB (erweiterbar um 256 GB, Micro-SD-Karte)
  • Betriebssystem: Android 7.0 Nougat / EMUI 5.1
  • Kameras: Dual-Kamera (12 und 20 Megapixel), Selfiekamera 8 Megapixel
  • Akku: 3.200 mAh
  • Anschlüsse und Konnektivität: WiFi 802.11 a/b/g/n/ac, 2.4G/5G, Bluetooth 4.2, USB 2.0, GPS/Glonass/ BDS

Honor 9 unboxing

Das Honor 9 kommt in einer kompakten weißen Box mit Einschieber. Beim Herausziehen der Box enthüllt sich ein weiterer Zubehörkarton, neben dem ganz unscheinbar das Smartphone in seiner Aussparung steckt. Im Zubehör-Karton befinden sich ein Netzteil mit der Aufschrift „Huawei“ sowie ein USB-Typ-C-Ladekabel. Kopfhörer suchen Besitzer des neuen Flaggschiffes hier vergeblich. Huawei hat allerdings während der Präsentation des Honor 9 neue Kopfhörer vorgestellt, die zu einem Preis von 49,99 Euro erworben werden können. Die „Honor-Monster“-Kopfhörer sind im Rahmen einer Kooperation mit dem Audio-Unternehmen Monster entstanden, das unter anderem riesigen Erfolg mit den „Beats by Dr. Dre“-Kopfhörern feiern konnte.

Honor 9: Unboxing

Beinahe schon standardmäßig liefert Huawei auch beim Honor 9 ein Schutzcase mit, das sich perfekt an das Smartphone anschmiegt und dem auffälligen Funkel-Effekt der Rückseite keinen Abbruch tut. Die Hülle ist eine Mischung aus Soft- und Hard-Case – sie lässt sich richtig leicht anbringen oder abnehmen, ohne das Glas- und Metallgehäuse des Honor 9 dabei zu beschädigen. In der Box sind keinerlei Anleitungen oder Quick-Start-Guides enthalten – das spricht einmal mehr für Huaweis „Youth“-Strategie, die besagt, dass Honor eine Marke für die Jugend ist; und die braucht schließlich keine Anleitungen mehr, um mit einem neuen Handy loszulegen.

Design und Verarbeitung des Honor 9

Das 5,15-Zoll große Display des Honor 9 ist in einen matten Aluminium-Rahmen mit funkelnden Fräskanten eingelassen. Geschützt wird es durch eine Glasscheibe, die sehr dezent zu den Rändern hin gebogen ist und mit einer winzigen Spalte zum Rahmen endet. Die rückseitige Glasplatte ist das optische Prunkstück des Honor 9. Sie verläuft ebenfalls gebogen und liegt abgestimmt im Aluminium-Rahmen. Bei Lichteinfall zeigt sich, warum Honor bei der Präsentation Anfang Juni den Hashtag #Lightcatcher gewählt hatte: Das Honor 9 funkelt in vertikalen Linien über die gesamte Rückseite. Gleichzeitig zeigen sich bei der Verwendung kaum Fingerabdrücke auf dem scheinbar empfindlichen Material. Die graue Farbvariante des Honor 9 funkelt, je nach Lichteinfall, silbrig oder hellblau. Beim Blick auf die Rückseite spiegelt sich das Gesicht darin trübe, aber erkennbar.

Die Ränder des Honor 9 sind ordentlich verarbeitet, der matte Rahmen schmiegt sich in Kombination mit dem weichem Glas angenehm der Hand an. Gleichzeitig haftet das Honor 9 während des Telefonierens gut auf der Haut, sodass ein sehr sicheres Gefühl beim Umgang auch während des Laufens entsteht. Sehr dezent verlaufen insgesamt vier Antennenlinien am Alu-Rahmen des Flaggschiffs: Je zwei an der Unterkante, sowie links und rechts im oberen Bereich. Generell tun die Antennenlinien dem edlen Design des Honor 9 keinen Abbruch.

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Auf der Vorderseite des Honor 9 befindet sich mittig unten der Homebutton mit haptischem Feedback und integriertem Fingerabdrucksensor. Links und rechts neben dem Button leuchten zwei kleine LED-Lichter auf, die auf weitere Funktionen hindeuten. An der rechten Seite des Honor 9 befinden sich zudem die Lautstärkeregler sowie der Powerbutton, der gleichzeitig zum Sperren und Entsperren des Displays dient. Links zeigt sich neben dem Dual-SIM– und Micro-SD-Slot keine weitere Bedienmöglichkeit. Das Honor 9 kommt somit mit zwei mechanischen und drei nicht-mechanischen Tastern aus.

Die Unterseite des Honor 9 beherbergt den USB-Typ-C-Port mit Versionsnummer 2.0, eine Klinkenbuchse für Kopfhörer sowie sieben aneinandergereihte Löcher, die als Lautsprecher fungieren. Über dem Full-HD-Display befinden sich die 8-Megapixel-Selfiekamera, der Lichtsensor und die Ohrmuschel. Erhält das Honor 9 eine Benachrichtigung, blinkt eine kleine LED in unterschiedlichen Farben unter dem kleinen Gitter des Telefon-Lautsprechers. Keine elegante, aber mittlerweile eine Standardlösung für die begehrte Benachrichtigungs-LED.

Das Honor 9 kommt beim standardgemäßen Nachmessen im Test auf folgende Dimensionen:

  • Breite in Millimeter: 71,1 (Huawei-Wert im Datenblatt: 70,9)
  • Höhe in Millimeter: 147,6 (Huawei-Wert im Datenblatt : 147,3)
  • Tiefe in Millimeter: 7,8 (Huawei-Wert im Datenblatt: 7,45)
  • Gewicht in Gramm: 160 (Huawei-Wert im Datenblatt: 155)

Beim Gewicht hat Huawei folglich ordentlich geschummelt. Die Angabe von 155 Gramm ist laut Hersteller bereits inklusive verbautem Akku – während des Tests von inside-digital.de befand sich eine Micro-SIM-Karte im Gerät, die allerdings nicht das zusätzliche Gewicht von fünf Gramm rechtfertigt. Dennoch fühlt sich das Honor 9 angenehm und hochwertig an. Die Gewichtsverteilung ist unauffällig; das Honor 9 hat keinen feststellbaren Drall nach vorn oder in eine andere Richtung.

Das Honor 9 ist sehr gut verarbeitet und besticht durch anschmiegsame Materialien. Das Flaggschiff macht einen sehr robusten Eindruck; bei der täglichen Verwendung ohne Schutzhülle zeigen sich keine markanten oder erwähnenswerten Kratzer auf dem Display oder der Glasrückseite. Das Design ist ansprechend – die funkelnde Rückseite ist allerdings Geschmackssache.

Zwischenwertung: 4,5 von 5 Sternen

Display

Das Display-Panel des Honor 9 bietet eine Auflösung von 1.080 x 1.920 Pixeln und visualisiert kompatible Inhalte somit in Full-HD. Die visuelle Darstellung lässt sich mit bloßen Augen bereits als ordentlich bewerten. Farben werden intensiv und satt dargestellt. Einzelne Pixel lassen sich natürlich nicht erkennen – hier wird die Pixeldichte von 428 ppi deutlich. Mit diesem Wert schlägt das Honor 9 beispielsweise verwandte Top-Geräte, wie das Huawei Mate 9 mit 373 ppi. An aktuelle Top-Flaggschiffe wie das Samsung Galaxy S8 (568) oder das LG G6 (565 ppi) kommt das junge Oberklasse-Smartphone jedoch nicht heran.

Die Helligkeit des Displays ist in Ordnung, könnte aber durchaus besser sein. Bei maximaler Beleuchtung lässt sich das Display auch bei direkter Sonneneinstrahlung noch gut ablesen; die automatische Bildschirmhelligkeit regelt zügig hoch oder herunter, wenn die Lichtverhältnisse schwanken. Bei frontaler Ansicht leuchten die Farbräume des Displays; Schärfe und Farbtiefe der Inhalte sind gut – der Blickwinkel-Test zeigt jedoch die Schwächen des Displays. Wird mit kleinem Winkel auf den Bildschirm geschaut, erscheinen Farben bereits wesentlich dunkler und matter. Ein großer Winkel lässt die Inhalte auf dem Honor-9-Bildschirm nur noch erahnen. Einzig gegen neugierige Blicke in der Bahn ist das praktisch.

Honor 9 Blickwinkel-Test
Bildquelle: Julia Froolyks / inside-digital.de

Zwischenwertung: 4 von 5 Sternen

Ausstattung und Leistung

Die Hauptarbeit verrichtet ein Kirin 960 der Huawei-Tochterfirma HiSilicon. Der Achtkerner wurde im Oktober des vergangenen Jahres vorgestellt. Beim Kirin 960 setzt Huawei auf ARMs Cortex-A73. Der primäre CPU-Cluster arbeitet mit vier Kernen, die auf einer maximalen Rate von 2,4 GHz takten. Der zweite CPU-Cluster basiert auf vier Cortex-A53-Kernen mit einer Taktrate von bis zu 1,8 GHz. Unterstützend zur Seite steht dem Kirin 960 ebenfalls Hardware aus dem Hause ARM: Die Mali-G71-MP8-GPU-Einheit hat Huawei im Honor 9 mit acht Clustern bei 900 MHz verbaut. Huawei verspricht eine Leistungssteigerung um bis zu 180 Prozent, verglichen zum Kirin-950-Setup mit der Mali-T880-P4-GPU.

Im Praxistest arbeitet das Honor 9 flott und ohne Ruckler. Inhalte werden flüssig dargestellt und auch beim Test-Game “Asphalt 8” zeigt sich die anspruchsvolle Ingame-Grafik in vollem Umfang. Der CPU-Einheit werden 4 GB Arbeitsspeicher zur Seite gestellt. Ab Werk liefert Huawei 64 GB internen Speicher, der via Micro-SD-Karte um bis zu 256 GB erweitert werden kann. Wer sich den Luxus des größeren Speichers leistet, muss allerdings auf die Dual-SIM-Funktion verzichten. Das Betriebssystem schluckt beim Honor 9 bereits knapp 13 GB des internen Speichers, sodass sich die Erweiterung per Micro-SD-Karte lohnt.

Das Honor 9 deckt im LTE-Bereich zahlreiche Frequenzbänder ab, und erlaubt gemäß LTE Cat 6 Downloads mit bis zu 300 Mbit/s und Uploads mit bis zu 50 Mbit/s. Das ist für die allermeisten Nutzer völlig ausreichend, wird dem Anspruch eines Flaggschiffs aber nicht gerecht. Andere Top-Modelle stoßen bei Downloads bereits in Gigabit-Sphären vor (LTE Cat 16), davon können Nutzer des Honor 9 nur träumen. Alle Infos zu LTE-Frequenzbändern und den Möglichkeiten in Deutschland, hat die Redaktion von inside-digital.de gesondert zusammengetragen.

Honor 9 im Benchmark-Test

Die Leistungsdaten des Honor 9 liefert der AnTuTu-Benchmark-Test in der Version 6.2.7. Hier kommt das neue Flaggschiff  auf einen soliden Wert von 149.006 Punkten. Vor allem im Bereich 3D-Gaming-Erfahrung bietet das Honor 9 laut AnTuTu-Analyse eine hervorragende Leistung. Hier erzielt es einen Wert von 56.132 Punkten. Die CPU-Auslastung liegt im High-End-Bereich und ermöglicht reibungsloses Multitasking auch mit größeren Apps. Doch ein Benchmark-Test ist erst dann wirklich aussagekräftig, wenn Vergleichsmodelle herangezogen werden.

Hier schlägt sich das Honor 9 wie ein aufmüpfiger Teenager und streckt der Konkurrenz die Zunge heraus: Das Top-Smartphone LG G6 erreichte im Benchmark-Test von inside-digital.de einen Wert von 157.689 Punkten. Das Honor 9 kommt mit seinen knapp 150.000 Punkten dem LG G6 gefährlich nahe. Das Google Pixel XL aus dem Vorjahr sowie das Asus Zenfone 3 Deluxe steckt das Honor 9 locker in die Tasche. An die Oberklassen-Werte aktueller Flaggschiffe kommt das Honor 9 dennoch nicht heran – was bei einem Einführungspreis von 429 Euro wohl auch nicht Huaweis Anspruch ist.

Benchmark-Tests im Vergleich

Umfeld Modell Benchmark-Wert
Direkte Konkurrenten LG G6 157.689
Asus Zenfone 3 Deluxe 144.852
Google Pixel XL 138.052
Vorgänger-Modelle Honor 7 48.641
Honor 8 88.026
Honor 8 Pro 145.209
Aktuelle Referenzen Samsung Galaxy S8 174.550
Sony Xperia XZ Premium 170.532
HTC U11 168.474

Verwandte Konkurrenz-Flaggschiffe wie das Huawei P10 Plus (AnTuTu-Score von 137.351) und Huawei P10 (AnTuTu-Score von 124.000) werden vom Honor 9 zudem nur müde belächelt.

Konnektivität und Features

Das Honor 9 bietet eine ganze Palette von Verbindungsmöglichkeiten. NFC ermöglicht die schnelle kabellose Datei-Übertragung mit kompatiblen Geräten. Mit der Smart-Controller-App kann das Honor 9 zudem als Fernbedienung verwendet werden. Im Test klappte die Verbindung zu einem Samsung-Smart-TV reibungslos und innerhalb weniger Sekunden. Ein sehr praktisches Feature fehlt dem Honor 9 allerdings – es ist nicht möglich, das Flaggschiff per kabelloser Ladetechnik Qi zu laden.

Verbindungsmöglichkeiten des Honor 9

Feature Vorhanden Funktion
HSPA Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s
HSPA+ Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s
LTE Mobilfunkstandard, Down-max 300 Mbit/s, Up-max: 75 MBit/s
USB-OTG Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen
DLNA Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher
NFC Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren
Kabellose Display-Übertragung Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät (z.B. Miracast/AirPlay/Google Cast)
MHL Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port
Infrarot-Fernbedienung Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung
Bluetooth-Version 4.2
WLAN-Standards IEEE 802.11 a/b/g/n/ac (2,4 GHz / 5 GHz)
Qi Ermöglicht das kabellose Laden des Smartphones

Wer einen USB-Stick oder ein anderes Speichermedium an das Honor 9 anschließt, kann Dateien hin- und herschieben. Zum Smart-TV in der Redaktion konnte das Honor 9 dafür allerdings keine kabellose Display-Übertragung aufbauen. Auch das Verbinden mittels Adapter und HDMI-Kabel war erfolglos. Für Bluetooth-Verbindung kommt die Versionsnummer 4.2 zum Einsatz.

Telefonate mit dem Honor 9 sind unauffällig. Das heißt auch, dass die Gesprächsqualität nicht sonderlich gut heraussticht. Der Gesprächspartner ist gut zu verstehen; Hintergrundgeräusche am Ende der Leitung filtert das Honor 9 erfolgreich heraus, was umgekehrt leider nicht der Fall ist: Ein vorbeirauschender Hubschrauber konnte vom Gesprächspartner deutlich wahrgenommen werden. Der Lautsprecher ist relativ leise, generell ist die maximale Lautstärke beim Honor 9 eher unteres Niveau.

Das Honor 9 bietet viele Verbindungsmöglichkeiten, die sich im Alltag als sehr praktisch erweisen. die Verbindung mit einem Fernseher funktioniert im Test weder mit noch ohne Kabel. Dafür können Dateien via USB-Stick schnell auf das Gerät übertragen oder heruntergeladen werden. Mit NFC liefert Huawei außerdem eine schnelle Möglichkeit zur Datenübertragung. Kabelloses Laden ist mit dem Honor 9 nicht möglich.

Zwischenwertung: 4 von 5 Sternen

Kamera

Das Honor 9 wartet mit einer Dual-Kamera auf. In den Genuss einer Leica-Kamera kommt das Honor 9 dabei allerdings nicht. Die Kamera-Technik aus Deutschland soll den Premium-Geräten von Huawei vorbehalten sein.

Die Dual-Kamera des Honor 9 bietet ein 12 und ein 20-Megapixel-Objektiv mit unterdurchschnittlicher f/2.2-Blende. Die maximale Auflösung beziffert Huawei hier mit 5.120 x 3.840 Pixeln. Fotos werden in .jpg-Format gesichert. Im manuellen „Profi-Modus“ können Aufnahmen zudem im RAW-Format gespeichert werden. In höchster Auflösung schießt das Honor 9 farbgetreue Bilder. Die Farbdarstellung auf den Fotos ist dabei bei guter Ausleuchtung kraftvoller als die Realität, teilweise wirken Aufnahmen sogar künstlich oder über-bearbeitet. Bei künstlichem Licht und schlechteren Lichtverhältnissen tendiert die Kamera des Honor 9 zu einem Rotstich. Dafür entfällt unschönes Bildrauschen in den meisten Fällen.

Wer mit eigenen Einstellungen fotografieren will, kann auf den manuellen Modus umstellen. Hier stehen dem Honor-9-Fotograf eine ganze Reihe an Kamera-Einstellungen zur Verfügung. Der ISO-Wert legt die Lichtempfindlichkeit der Kamera fest, wobei ein höherer ISO-Wert ein sichtbares Bildrauschen erzeugt. Über den Regler „S“ lässt sich die Belichtungszeit der Kamera manuell einstellen – bei höherer Belichtungszeit empfiehlt sich das Nutzen eines Stativs, da Freihand-Bilder mit hoher Belichtungszeit unscharf werden. Die Dual-Kamera des Honor 9 bietet zudem noch einen manuellen oder Auto-Fokus, eine Belichtungskorrektur und einen manuellen Weißabgleich. Im manuellen Modus finden erfahrene Hobby-Fotografen also jede Menge Einstellungsmöglichkeiten. Bei schlechten Lichtverhältnissen sorgt ein Dual-Tone-Blitzlicht für eine bessere Ausleuchtung des Motivs. Die besten Ergebnisse erzielt das Honor 9 allerdings bei guten Lichtverhältnissen.

Honor 9: Testbilder

Die Frontkamera bietet mit einer Auflösung von 8 Megapixeln nichts Außergewöhnliches. Standardmäßig ist der „Verschönerungsmodus“ aktiviert; dieser wirkt oft etwas befremdlich und stellt das Gesicht des Fotografen übertrieben bearbeitet dar. Der Schönheitsmodus kann entweder auf ein Minimum reduziert oder ganz abgeschaltet werden. Ein tolles Feature liefert Huawei mit einem frontseitigen Bokeh-Effekt, der allerdings deutlich sichtbar softwareseitig generiert wird, nicht etwa mechanisch. Das hat zur Folge, dass bei einem Portrait oft die Haare oder Teile des Gesichts unscharf gezeichnet werden. Die Frontkamera besitzt keine manuellen Einstellungsmöglichkeiten, dafür allerdings einen Display-Blitz. Die Kamera-App des Honor 9 arbeitet beim Fotografieren schnell und zuverlässig. Latenzen zwischen Auslösen, Verschluss und Neuem Bild sind nicht erkennbar. Im Video-Bereich liefert das Honor 9 die Möglichkeit, Bewegtbilder in UHD-4K-Qualität aufzunehmen. Bild- sowie Tonqualität sind hier ordentlich.

Die Dual-Kamera des Honor 9 macht gute Bilder, vor allem bei idealen Lichtbedingungen. Auch in dunklerer Umgebung kommt es kaum zu Bildrauschen, dafür zu einem Rotstich. Der Bokeh-Effekt der Hauptkamera funktioniert oft ordentlich, an der Front kann man das allerdings nicht behaupten. Hier werden auch wichtige Bild-Details verschwommen dargestellt.

Zwischenwertung: 4 von 5 Sternen

Software und Multimedia

Beim Honor 9 setzt Huawei auf Android 7 in Kombination mit der Benutzeroberfläche EMUI 5.1. Wer mit anderen Geräten aus dem Hause Huawei vertraut ist, wird sich auf dem Honor 9 zügig zurechtfinden. Auch Neueinsteiger profitieren beim Honor 9 von einer klaren Linie und intuitiver Bedienbarkeit des Flaggschiffs. Die Stärken der Software liegen vor allem in der Übersichtlichkeit und der Personalisierbarkeit. Schriftgröße, Farbtemperatur und zahlreiche andere Einstellungen können im Bereich „Anzeige“ vorgenommen werden. Die beiden Navigationstasten können ebenfalls angepasst oder komplett abgeschaltet werden. In diesem Fall übernimmt der Homebutton ihre Funktionen.

Die Qualität des Lautsprechers lässt beim Honor 9 zu wünschen übrig. Besonders die maximale Lautstärke kann im Praxis-Test nicht überzeugen, und ist im Vergleich zu anderen Smartphones oder Bluetoothboxen sehr leise. Musik klingt auf dem Honor 9 etwas blechern und unausgeglichen, von Bass fehlt weit und breit jede Spur, ein Equalizer zum Ausbessern hat den Weg ebenfalls nicht in die integrierte Musik-App gefunden. Zum Filme gucken oder Videos streamen reicht das Audio-Setup aus, wenn man nur Wert darauf legt, Inhalte zu verstehen. Die Funktion Huawei-Histen-Soundeffekt macht sich allerdings beim Einstecken von Kopfhörern bemerkbar. Hier stehen unterschiedliche Equalizer zur Verfügung, die tatsächlich einen guten Sound formen.

In-Ear-Kopfhörer liegen dem Honor 9 beim Testgerät nicht bei. Im Lieferumfang an den Kunden sind jedoch die Standard-Kopfhörer von Honor mit im Paket. Via Klinkenbuchse oder Bluetooth können alternativ auch eigene Kopfhörer angeschlossen werden. Ein begehrtes UKW-Radio besitzt das Honor 9 nicht. Dafür sind zahlreiche andere nützliche oder weniger nützliche Apps vorinstalliert. Leider kommt das Honor 9 mit Bloatware, wie zum Beispiel der TripAdvisor-App, die sich allerdings allesamt komplett deinstallieren lassen.

Das Honor 9 überzeugt mit ausgereiftem Android 7, das mithilfe von EMUI 5.1 das typische Huawei-Design annimmt. Die Bedienbarkeit der Software ist für Einsteiger wie erfahrene Android-Nutzer geeignet. Besonderheiten liefert Huawei hier allerdings nicht. Einen Ohrgasmus kann man bei der Ton-Qualität des Honor-9-Lautsprechers leider ebenfalls nicht erwarten. Wer Kopfhörer anschließt, erlebt allerdings dank Huawei-Histen-Soundeffekten einige elektrisierende Sound-Erlebnisse.

Zwischenwertung: 3,5 von 5 Sternen

Akku

Der Akkutest beinhaltet in den ersten acht Stunden eine aktive Nutzung des Smartphones mit jeweils 30 Minuten spielen, Video streamen, Radio hören und telefonieren. Dazu werden in dieser Zeit Screenshots und Testbilder erstellt, Uploads und Downloads getätigt und es wird im Internet gesurft. Nach der ersten Phase schließt sich eine zweite an, in der das Smartphone eine 16-stündige Standby-Zeit durchläuft, in der nichts mit dem Handy getan wird.

Die Akku-Kapazität des Honor 9 beläuft sich auf 3.200 mAh, die das Gerät aufgrund der Stromhungrigen Ausstattung auch braucht. Nach acht Stunden Aktiv-Nutzung weist die Akku-Anzeige noch 55 Prozentpunkte auf. Die 16-stündige Standby-Zeit schluckte im Praxistest knapp 15 Prozent der Akku-Kapazität, sodass unterm Strich eine Restladung von 40 Prozent übrig blieb. Trotz zahlreicher Oberklasse-Merkmale des Honor 9 bedeutet dieser Wert eher Durchschnitt. Am meisten verbraucht das Honor 9 wertvolle Akku-Ladung beim Zocken. Eine halbe Stunde “Asphalt 8” bringt das Smartphone auf eine Temperatur von 36,5 Grad Celsius und zeigt einen Stromverlust von 14 Prozent an. Ein 30-minütiges Full-HD-Video via YouTube verlangt dem Honor 9 hingegen fünf Prozent ab, ein Telefonat derselben Zeitspanne zieht dem Akku sechs Prozent Kapazität. Onboard verbraucht das hochauflösende Display des Honor 9 den meisten Strom. Softwareseitig ist es das Android-System, das dem Akku die meiste Power entzieht.

Honor-9-Akku-Verbrauch
Bildquelle: Julia Froolyks / inside-digital.de

Der Akku des Honor 9 ist mit einer Kapazität von 3.200 mAh nichts Besonderes. Intensive Nutzung verlangt dem Honor 9 einiges ab, besonders bei grafisch aufwendigen Aktivitäten. Rund eineinhalb Tage sollte das Honor 9 aber bei moderater Nutzung allerdings betriebsbereit sein. Die Schnellladefunktion Smart Power 5.0 soll dem Smartphone innerhalb von 30 Minuten rund 40 Prozent Akku-Ladung bescheren.

Zwischenwertung: 4 von 5 Sternen

Fazit

Huaweis Tochter Honor wird erwachsen. Das Honor 9 ist ein Oberklasse-Smartphone im unteren Preissegment und bietet für einen Einführungspreis von 429 Euro ansehnliche Technik. Prunkstück des Flaggschiffs ist die hochauflösende Dual-Kamera, die gestochen scharfe und farbintensive Fotos festhält. Das Display des Honor 9 gibt Inhalte ruckelfrei wieder; wer den Blickwinkel nicht zu sehr ändert, wird stets auf einen gut ausgeleuchteten Bildschirm blicken. Für Audio-Fanatiker ist das Honor 9 nicht geeignet. Huawei liefert keine Kopfhörer mit – die Honor-Zielgruppe, junge Menschen, wird ohnehin Kopfhörer besitzen – dennoch könnte sich der ein oder andere über das Fehlen des vermeintlichen Standard-Lieferumfangs wundern. Der integrierte Lautsprecher des Honor 9 überzeugt überhaupt nicht; mit Kopfhörern ist das Klangerlebnis allerdings gut.

Das Honor 9 ist optisch ein echter Augenschmaus und auch beim Verwenden fühlt sich die haltende Hand geschmeichelt. Oberflächen, auf denen das Honor 9 liegt, sollten jedoch auf ihre Gleitfähigkeit geprüft werden: Das Flaggschiff rutscht von den meisten Oberflächen einfach herunter. Abhilfe schafft hier die glasklare Schutzhülle, die sich im Lieferumfang befindet.

Gesamtwertung: 4 von 5 Sternen 

Honor 9 Testsiegel

Pros des Honor 9

  • Dual-Kamera mit hochwertigen Fotos, auch im RAW-Format
  • Anschmiegsames Gehäuse mit ansehnlichem Design
  • High-End-Grafik beim Zocken ohne Ruckler
  • Schnellladefunktion Smart Power 5.0

Contras des Honor 9

  • Soundqualität des Lautsprechers und maximale Lautstärke
  • Rutschige Beschaffenheit auf Oberflächen, die nicht aus Haut bestehen

Preis-Leistung

Das Honor 9 wurde zu einem Einführungspreis von 429 Euro vorgestellt. Honor-Kenner haben hier gemeckert, da „Honor auch schon mal billiger war“ – dafür liefert Huawei mit dem fast-erwachsenen Teenie eine Oberklasse-Technik zum Spitzenpreis. Die preisliche Lücke zwischen dem Honor 9 und Top-Flaggschiffen, wie dem Samsung Galaxy S8, ist riesig. Dabei fehlt dem Honor 9 tatsächlich nicht sehr viel, um von der Euro-League der Smartphones in die Champions-League aufzusteigen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis beim Honor 9 ist top.

Alternativen

Im Preisbereich des Honor 9 befinden sich so viele Smartphones auf dem Markt, dass schnell die Übersicht verloren geht. Nicht nur eine schier unendliche Anzahl an Modellen von verschiedensten Herstellern, auch die jährlichen Modellpflege-Maßnahmen erschweren die Suche nach geeigneten Alternativen. Die geeignetsten Mittel hierfür sind die Bestenlisten von inside-digital.de, die nach aktuellem Preis aufgeschlüsselt, die besten Smartphones in den unterschiedlichen Preisbereichen aufzeigen:

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