Für den aktuellen Netztest haben die Zeitschrift CHIP und der Messpartner NET CHECK nicht nur ein paar Hotspots abgeklappert. Mess-Teams waren Tausende Kilometer mit Auto und Zug und zusätzlich zu Fuß in Innenstädten unterwegs. Parallel dazu flossen anonymisierte Daten aus einer riesigen Zahl von Smartphones ein. Am Ende standen Milliarden einzelner Messpunkte, die ziemlich gut abbilden, wie sich die Netze im Alltag verhalten: in der Großstadt, auf dem Land, im Auto und im ICE. Wie gut hat dein Handynetz abgeschnitten?
Das Gesamtbild: Drei sehr gute Netze, ein klarer Platzhirsch
Erste wichtige Erkenntnis: Alle drei großen Netze sind besser als ihr Ruf. CHIP bewertet Telekom, Vodafone und O2 insgesamt mit „sehr gut“, die Telekom bekommt als einzige ein „exzellent“ mit der Note 1,2. Die Wertung exzellent gab es zuvor noch nie. Vodafone folgt knapp mit 1,3. O2 liegt mit 1,5 dahinter, aber deutlich näher dran als noch vor ein paar Jahren.
Völlige Ausfälle sind also in keinem Handynetz mehr der Normalfall. Aber wenn du möglichst wenig Theater mit Verbindungsabbrüchen willst, ist die Telekom nach diesem Test die sicherste Bank. Vodafone ist nah dran. O2 liefert zwar ebenfalls ein sehr gutes Ergebnis, fällt aber in einigen Szenarien sichtbar zurück.
Stadt, Land, Autobahn: wo du Tempo erwarten kannst
Beim Surfen und Streamen zählt am Ende, wie oft du wirklich hohes Tempo bekommst. Hier setzt sich die Telekom klar ab: Rund vier von fünf Downloads liegen im Bereich über 100 MBit/s. Das ist mehr, als man in aller Regel braucht. Vodafone schafft gut drei von vier Downloads in diesem Bereich, O2 etwa zwei von drei. Im Alltag merkst du das, wenn du regelmäßig große Dateien ziehst, viel streamst oder das Handy als Hotspot nutzt. Beim normalen Surfen auf dem Handy reichen schon 20 MBit/s aus.
In der Stadt kommst du mit allen drei Netzen meist gut zurecht. Seiten bauen schnell auf, Streams laufen stabil, die Unterschiede spürst du vor allem im direkten Vergleich. Die Unterschiede sind hier eher individueller Natur: Wie gut versorgt der einzelne Mobilfunkanbieter die eigene Wohnung oder das Büro? Das ist aber nichts, was ein allgemeingültiger Test in Erfahrung bringen kann, da es hier immer auf die Lage des Büros oder der Wohnung in Kombination mit den Standorten der Sendemasten ankommt.
Deutlicher werden die Unterschiede zwischen den Netzen, sobald du rausfährst. Auf Landstraßen und Autobahnen hält die Telekom das hohe Niveau am ehesten. In Städten erreicht sie bei Autofahrten einen Anteil von über 90 Prozent schneller Downloads, auf dem Land sinkt das zwar, bleibt aber deutlich über dem, was O2 schafft. Dort kommt nicht einmal jeder zweite Download in den Highspeed-Bereich. Vodafone liegt in vielen Situationen dazwischen. In Zahlen heißt das bei CHIP: Telekom hat hier eine Highspeed-Quote von 70 Prozent, O2 gerade mal 38 Prozent.
Wohnst du also ländlich oder bist beruflich viel auf der Straße, minimierst du mit der Telekom das Risiko von Hängern am stärksten. Vodafone ist ein guter Kompromiss, O2 kann funktionieren, ist aber deutlich anfälliger für Frustmomente, wenn du nicht nur im Stadtgebiet unterwegs bist.
5G und Turbo-5G: Der Blick nach vorn
Beim Thema 5G liegt die Telekom beim Ausbau vorne, auch bei dem für richtig hohe Geschwindigkeiten wichtigen 3,6-GHz-Band. Doch dieses ist nicht nur wichtig, wenn du mal mit Highspeed das Netz nutzen willst. Sendemasten mit diesen Frequenzen sind auch deutlich besser in der Lage, große Menschenmassen zu versorgen. Es ist schlichtweg mehr Netz für alle da. Spannend ist, dass O2 in einzelnen Metropolen beim schnellen 5G sogar einen Hauch vor den anderen liegen kann. In Städten wie Berlin, München oder Stuttgart zeigt der Test, dass O2 beim Turbo-5G auf 3,6 GHz mancherorts besonders präsent ist. Das bringt dir aber nur dann wirklich etwas, wenn du dich überwiegend in diesen innerstädtischen Bereichen bewegst. Sobald du rausfährst, kippt das Bild wieder zugunsten der Telekom und in Teilen auch von Vodafone.
Die Bahn: Die größte Nervenprobe
Richtig unangenehm bleibt die Lage in Fernzügen. CHIP nennt die Bahn nach wie vor die Problemzone des Mobilfunks. Alle drei Netze schneiden dort spürbar schlechter ab als im übrigen Land, auch wenn die Noten noch im guten Bereich liegen: Die Telekom kommt auf die Note 1,7. Vodafone auf 2,1 und O2 auf 2,4.
Wenn du viel ICE fährst, kennst du das Phänomen: Minutenlang läuft alles gut, dann bist du plötzlich komplett weg. Die Messungen zeigen, dass die Telekom im Zug am ehesten noch ein halbwegs stabiles Erlebnis bietet. Rund neun von zehn Downloads sind schneller als 5 MBit/s – das reicht zumindest für Mails, Chats und einfache Webseiten. Vodafone liegt etwas darunter, O2 noch ein Stück weiter. Bei der Sprachqualität leistet sich O2 die meisten schlechten Werte, Vodafone liegt im Mittelfeld, die Telekom hat auch hier die Nase vorn.
Bist du also Stammgast im ICE, solltest du mit der Telekom am wenigsten fluchen. Aber perfekt ist es bei keinem Anbieter. Bahn plus Mobilfunk bleibt eine Kombination, die Nerven kostet – nur eben je nach Netz etwas mehr oder weniger. Spannend wird, wie sich das Handynetz im neuen ICE L verhält. Dieser hat keine Repeater mehr an Bord, sondern setzt auf Scheiben, die die Mobilfunknetze besser ins Wageninnere lassen.
Telefonie im Alltag: Kaum noch ein Problemfall
Beim klassischen Telefonieren liegen alle drei Netze eng beieinander. Verbindungen kommen in weit über 99 Prozent der Versuche zustande, die Sprachqualität ist meist hoch. Auch VoIP- und Messenger-Calls funktionieren in der Regel problemlos. Die Telekom führt auch hier knapp – zumindest auf dem Papier. Aber im Alltag wirst du beim reinen Telefonieren nicht merken, welches Handynetz du nutzt. Die Unterschiede tauchen vor allem an den Rändern der Versorgung auf – im Keller, am Waldrand, im fahrenden Zug.
Was ist mit dem Handynetz von 1&1?
1&1 spielt im aktuellen Netztest nur eine Nebenrolle. Das eigene Netz steht noch im Aufbau und wird erst in künftigen Tests eine größere Rolle spielen. Zudem stehen in den kommenden Wochen noch gravierende Änderungen an, sodass CHIP dieses Netz außerhalb der Wertung betrachtet hat. Relevant ist aber eine Verschiebung im Hintergrund: Das nationale Roaming von 1&1 läuft inzwischen über Vodafone statt über O2. Das entlastet O2, belastet Vodafone, beide konnten ihre Noten trotzdem verbessern. CHIP hat 1&1 in einem eigenen Artikel beleuchtet.
Long Story short: Wer hat das beste Handynetz in Deutschland?
Wenn du möglichst wenig Theater mit deinem Handy willst und oft zwischen Stadt, Land und Autobahn pendelst, führt an der Telekom kaum ein Weg vorbei. Sie bietet das beste Gesamtpaket aus Tempo, Stabilität und 5G-Ausbau und ist auch im ICE die vergleichsweise stressärmste Wahl.
Bewegst du dich überwiegend in der Stadt und willst ein sehr gutes, aber nicht zwingend das allerbeste Handynetz, kannst du mit Vodafone gut leben. Du bekommst solide Leistung, ordentliche 5G-Abdeckung und musst nur an ein paar Stellen etwas mehr Geduld mitbringen.
O2 ist inzwischen qualitativ deutlich näher an den anderen dran, vor allem in Ballungsräumen. Wenn dein Alltag sich fast nur in der Stadt abspielt, kann das reichen. Sobald du aber viel über Land fährst oder regelmäßig im ICE sitzt, steigt mit O2 das Risiko, dass dein Handy dich ausgerechnet im falschen Moment hängen lässt.
