Telekom-Angriff auf Vodafone: „Wir bauen unser Netz nicht für unsere PR-Abteilung“

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Wenn sich die Telekom mit ihren Wettbewerbern zankt, ist das für Dritte oft unterhaltsam. Jetzt teilt erstmals Deutschland-Chef Srini Gopalan aus. In einem Interview greift er 1&1 und Vodafone an – und ist überzeugt vom eigenen Glasfaser-Ausbau.
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Deutsche TelekomBildquelle: Artem Sandler / inside digital

In einem langen Interview mit T-Online sprach Telekom-Deutschland-Chef Srini Gopalan darüber, wie der Glasfaser-Ausbau in Deutschland vorangeht – aber auch was im Mobilfunk passiert. Hier zeigte sich Gopalan besonders angriffslustig. Vodafone und United Internet (1&1) waren das Ziel der Attacken im Gespräch mit dem T-Online-Redakteur. Übrigens handelt es sich nicht um ein Interview mit einem Haus- und Hof-Medium: Die Redaktion, die hinter T-Online steht, gehört zum Medienunternehmen Ströer.

Telekom bezeichnet 1&1 als Trittbrettfahrer

Beim Gespräch drehte es sich um 1&1. Der Anbieter will mit einem eigenen 5G-Netz an den Start gehen. Wie das Unternehmen zuletzt angekündigte, wird es dabei zuerst um Festnetz-Ersatzprodukte gehen, später dann um ein eigenes Mobilfunknetz. Gopalan, seit November 2020 Deutschland-Chef der Telekom, will daran immer noch nicht so recht glauben. Glauben sei zwar eine Frage von Gefühlen, „aber ich kann Ihnen nur rational sagen, was ich sehe. Ich würde es gern sehen, dass sie Netzinfrastruktur tatsächlich aufbauen.“

Vielmehr bezeichnete er 1&1 als Trittbrettfahrer. Die Telekom würde gerne sehen, „dass der 1&1-Ausbau auch tatsächlich passiert – statt weiterhin auf nationales Roaming zu setzen, was Trittbrettfahrerei ist.“ Man habe kein Problem mit Wettbewerb – im Gegenteil. Doch man stehe hinter dem politischen Ansatz, der zu Investitionen ermutigt. Das könne er bei 1&1 noch nicht erkennen.

Die Telekom schießt häufiger öffentlich gegen 1&1 und macht auch immer wieder das Thema des eigenen Netzes auf – zuletzt in einer bissigen Social Media Kampagne zu Weihnachten.

Vorwurf: Vodafone baut Netz für die PR-Abteilung

Auch Vodafone bekam im Gespräch sein Fett weg. Auf die Frage, warum Vodafone mit dem neuen 5G+ der Telekom voraus sei und als einziger ein Stand-Alone-Produkt für 5G anbiete, antwortete Gopalan wörtlich: „Lassen Sie uns nicht die Zeit damit verbringen, über Marketingversprechen zu sprechen. Lassen Sie uns bitte über die Realität reden.“ Nach seiner Auffassung liefert das Telekom-Netz mit der Kombination von 4G und 5G und dem Einsatz von DSS höhere Geschwindigkeiten und eine bessere Abdeckung. Technologisch könne man ebenfalls 5G-Standalone anbieten. „Aber wir bauen unser Netz nach dem Bedürfnis der Kunden und nicht nach dem Bedürfnis unserer PR-Abteilung.“

Was Gopalan in dem Gespräch nicht erwähnt: Auch Vodafone ermöglicht den Kunden die 4G und 5G-Kombination samt DSS – aber eben zusätzlich 5G Stand Alone (5G+), sofern alle Rahmenbedingungen stimmen. Die Zahl der Kunden, bei denen das der Fall ist und die den Dienst brauchen, dürfte allerdings tatsächlich überschaubar sein. Seit dem Start von 5G fällt auf, dass Vodafone in Sachen PR der Telekom oftmals einen Schritt voraus ist.

Glasfaser: Gigabit-Nachfrage kommt Schrittweise

Weite Strecken des Gespräches mit Gopalan drehen sich um den Glasfaserausbau der Telekom. Der Manager ist nicht verwundert, dass die Kunden ihm heute noch nicht die Bude einrennen und nach Gigabit-Datenraten verlangen. „Die Bedürfnisse der Kunden wachsen stattdessen mit der Zeit. Mir selbst haben bis vor Kurzem 50 MBit/s gereicht“, so der Manager. Dann kam das Homeoffice der Frau dazu und die Kinder erreichten das Teenager-Alter. Inzwischen benötige er 250 Mbit/s.

“Wenn Menschen ihren Anschluss upgraden, dann meist nur um eine Stufe. Ungefähr 35 Prozent unserer Kunden nähern sich aber bereits an die Maximalgeschwindigkeit ihres Kupferanschlusses an. Für sie ist Glasfaser der nächste logische Schritt“, so Gopalan. Hinzu kommt: An 17 Prozent aller VDSL-Anschlüsse gibt es kein Vectoring, hier ist aktuell bei 50 Mbit/s Schluss. „Auch bei ihnen ist Glasfaser der nächste Schritt“.

Bis aber alle Kunden von DSL auf Glasfaser umgestellt sind, sei es ein langer Weg. Bis 2030 soll Glasfaser in ganz Deutschland weitestgehend verlegt sein. Der Anteil der Telekom werde bei 60 bis 65 Prozent liegen. So lange werde es wohl auch beide Anschlusstypen, DSL und Glasfaser geben. Nach und nach werden die Kunden dann, zunächst im Rahmen von Produktwechseln, auf Glasfaserleitungen umgestellt. „Heute muss sich niemand darüber Sorgen machen, dass ihm sein DSL-Anschluss bald abgeschaltet wird“, so Gopalan. Mit ISDN hat die Telekom gerade erst eine Netzabschaltung im Festnetz hinter sich, die viel Energie gekostet hat.

Die Telekom macht sich die Vermarktung von Gigabit-Anschlüssen per Glasfaser aber aufgrund ihres Preismodells auch selbst schwer.

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2 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Inan

    Ein solides und zeitgemäßes Statement. Klare Worte, klare Absichten, klare Ziele.
    Die PR Abteilung der Vodafone GmbH hat auch ein wenig den Bogen überspannt. Es wurde mal zeit, das einer dazu klare Worte gefunden hat.
    Nicht nur das die PR Abteilung von Vodafone wissentlich Unwahrheiten streut, Sie korrigiert Ihre Aussagen auch nicht, nachdem Sie eiskalt der „Lügerei“ überführt worden sind.
    Gerade in den letzten Monaten sind so gravierende und zugleich erschreckende Lügen verbreitet worden, das sich die PR Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eigentlich „Dauerkrank“ melden müssten. Das ist nicht leicht, so viele Unwahrheiten bewusst zu platzieren und mit diesem Gewissen ein normales Leben zu führen. Das ist belastend und unmenschlich. Aber Sie müssen es, weil Sie keine andere Wahl haben. Die Order kommt von ganz oben. Was oben stinkt und schon verseucht ist, wird unten schön propagiert. Die Macht und der Einfluss der Propaganda war schon früher ein Problem und aktuell wieder. Also liebe Vodafone PR Speziallisten, lasst es lieber sein, Menschen anzulügen. Auch Ihr seit zur Wahrheit verpflichtet, wenn es um Straftaten geht. Ansonsten könnt Ihr Euch jeden Tag 24 Stunden ins Gesicht lügen und darauf Partys feiern. Aber nicht, wenn es um Straftaten geht, um Opfer und Betrogene Kunden.

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  2. Nutzerbild Tommy

    Nunja, dass das Vodafone Grütze und die dafür zu viel Geld wollen steht nicht zur Debatte… Wobei hier bei mir persönlich das Telekom-Netz mit Abstand das schlechtestes ist und kein Weg hier an O2 vorbeiführt, die zwar in den letzten Jahren massiv aufholt haben, aber wiederum woanders Probleme haben, wiederum aber als einziges nur ansatzweise realistische Preise und Paketinhalte haben – gut, ein anderes Thema…

    Was ich aber überhaupt nicht unterschreibe und eine bewusste Fehlinformation vom Telekomonkel ist, ist die Aussage das 5G Stand Alone heute keinen Vorteil für den normalen Kunden hat… Es ist doch unabhängig vom Endgerät bewiesen, dass die Akkulaufzeit deutlich höher liegt, wenn sich ein Gerät nicht noch in 4G-Ankerzelle einbuchen muss… Wer sich also außerhalb der Stadt aufhält oder in der Stadt nicht in einer überlasteten 4G-Zelle ist bzw. mit der augenblicklich Datenrate auskommt, der fährt sogar derzeit besser 5G zu deaktivieren, wenn es nicht SA ist…

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