Telekom, Vodafone & O2 jetzt mit gemeinsamem LTE-Netz: Das steckt dahinter

5 Minuten
Telekom, Vodafone und O2 haben ihr Netz zusammengelegt – jedenfalls in einigen Regionen. Insgesamt 2.000 Sendemasten sind schon jetzt verfügbar, weitere werden folgen. Wir zeigen dir, was dahintersteckt und was das für dich als Kunde bedeutet.
Ein Mobilfunksender im ländlichen Raum
Ein Mobilfunksender im ländlichen RaumBildquelle: Thorsten Neuhetzki / inside digital

Das Ziel der drei großen Mobilfunk-Netzbetreiber in Deutschland: Graue Flecken beseitigen. Graue Flecken sind Regionen, in denen ein Anbieter schon ein Mobilfunknetz betreibt, Kunden anderer Anbieter aber kein LTE nutzen können. Von solchen Regionen gibt es in Deutschland viele. Doch es handelt sich oft um sehr ländliche Gebiete mit einer geringen Bevölkerungsdichte. Ein kompletter Netzausbau aller drei Anbieter wäre nicht rentabel – auch dann nicht, wenn der Sendemast des Wettbewerbers gemietet und genutzt werden könnte. Deswegen haben sich die drei Netzbetreiber schon vor geraumer Zeit mit dem Segen der zuständigen Behörden darauf verständigt, in diesen Regionen zusammenzuarbeiten.

O2: Kooperation bringt Netz für 100.000 Menschen

Gemeinsam verbessern die Telekommunikationskonzerne die Netze auf dem Land und entlang von Straßen. Vor einem Jahr haben Vodafone und Telekom vertraglich vereinbart, deutlich mehr als 3.000 sogenannte graue Flecken zu erschließen. Jetzt melden sie Vollzug bei den ersten 2.000 Standorten. Und auch O2 teilt mit, dass man in diesem Jahr noch 2.000 Standorte an den Start bringen will. Allerdings scheint man sich nicht auf eine gemeinsame Pressemitteilung mit Telekom und Vodafone hat verständigen können. Denn während sich Vodafone und Telekom auf einen gemeinsamen Text, angereichert mit Zitaten ihrer jeweiligen Chefs, verständigen konnten, wirkt Telefónica als Netzbetreiber hinter O2 etwas außen vor.

Doch auch O2 verspricht: Nutzer von O2 werden noch in diesem Jahr über diese und weitere Kooperationen an bis zu 2.000 zusätzlichen Standorten mit 4G-Mobilfunkempfang versorgt. So können zusätzlich mehrere 100.000 Menschen an ihrem Wohnort das O2 Netz nutzen. In gleichem Maß stelle das Unternehmen seinen Mitbewerbern eigene Standorte zur Verfügung.

Telekom und Vodafone hatten ihre Kooperation im Jahr 2000 angekündigt. O2 folgte mit der Ankündigung vor etwa einem Jahr.

So funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Telekom, Vodafone und O2

Was passiert bei der Zusammenarbeit? Einfach gesagt: Einer der drei Anbieter baut einen Sendemaste, Antenne und Leitung zum Sendemast auf und integriert diese Technik in sein Netz. Anschließend kann einer der beiden anderen Anbieter auf diese Technik zugreifen und sie seinen Kunden zur Verfügung stellen. Die Kunden merken dabei nicht, dass sie über das Netz eines anderen Anbieters telefonieren. Denn bei diesem Verfahren handelt es sich nicht um Roaming, sondern ein Netzsharing. Nur Profis können anhand der verwendeten Frequenzen erkennen, dass sich beispielsweise ein Vodafone-Handy an einer Telekom-Antenne angemeldet hat.

Die Kooperation beschränkt sich auf das LTE-800-Frequenzband. Es geht also rein um eine Grundversorgung mit LTE in der Fläche. Sollte bei einer Kooperation an einem Standort der Sendemast punktuell überlastet sein, so greift automatisch eine Mechanik. Diese besagt, dass der Anbieter, dem der Standort gehört, seinen Kunden 60 Prozent der Gesamt-Kapazität zur Verfügung stellen kann. Der Gast-Anbieter kann seinen Kunden wiederum nur 40 Prozent anbieten. Wichtig: Zusätzliche Kapazitäten gibt es durch die Kooperation vor Ort nicht. Denn zum Einsatz kommen nur die Frequenzen des Netzbetreibers, der den Standort betreibt. Die Frequenzen des Gast-Anbieters bleiben ungenutzt. Da alle drei Anbieter im fraglichen 800er-Frequenzbereich jeweils 10 Megahertz Spektrum nutzen, bleibt die Gesamt-Kapazität einer Zelle bei etwa 75 Mbit/s beschränkt. Da es sich aber in der Regel um Standorte handelt, an denen ohnehin nur wenige Kunden aktiv sind, sollte das in der Praxis nur selten eine Rolle spielen.

Das sagen die Chefs von Telekom und Vodafone

Wichtiger ist, dass die Funklöcher für Kunden, die dort zu Besuch sind oder vorbeifahren durch diese Kooperation der Vergangenheit anhören. Denn während Kunden des Betreiber-Anbieters LTE-Empfang hatten, waren beispielsweise Besucher und Kunden eines anderen Anbieters im Funkloch.

„Wir nehmen Kooperationen sehr ernst, denn Digitalisierung ist Teamsport. Dort, wo alle Kunden von Kooperationen profitieren können, arbeiten wir gerne mit unseren Wettbewerbern zusammen – egal ob wie hier im Mobilfunk oder im Festnetz“, sagt Srini Gopalan, bei der Telekom verantwortlich für das Deutschland-Geschäft.

„Zusammen schaffen wir noch mehr Netz für Deutschland und sind dabei voll auf Kurs“, sagt auch Vodafone-Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter. „Gerahmt von fairen Bedingungen und mit neuer Technik haben wir schnelles Netz für unsere Kunden an viele Orte gebracht, wo es bislang nicht verfügbar war. Zwei Drittel unserer gemeinsamen Ausbau-Ziele haben wir bereits geschafft, jetzt biegen wir auf die Zielgerade ein.“

Wichtig ist beiden Anbietern: Der eigenständige Netzausbau der Unternehmen ist von der Vereinbarung nicht betroffen. Beide Unternehmen investieren weiterhin im Infrastrukturwettbewerb in ihre eigenen Mobilfunknetze. Auch in Zukunft wird Network Sharing auf ausgewählte ländliche Gebiete beschränkt bleiben, um kleinste Versorgungslücken zu schließen. Es wird also nicht passieren, dass sich die Netzbetreiber ihr Netz in Städten teilen. Ausnahmen gibt es schon heute bei der Versorgung von Stadien, Shopping-Malls oder U-Bahnen. Hier kommt aber ein anderes technisches Verfahren zum Einsatz, bei dem sich die Anbieter zwar die Antennen teilen, sonst aber eigene Technik installieren und auch ihre eigenen Frequenzen nutzen.

Weitere Kooperation bringt 6.000 neue Sendemasten

In einer weiteren Kooperation sollen übrigens zwischen 2021 und 2024 über ein Abkommen bis zu 6.000 komplett neue Standorte entstehen. Jeder der drei Betreiber baut anteilig und gewährt den anderen Beteiligten ein Nutzungsrecht an der entstehenden passiven Netzinfrastruktur. Dabei handelt es sich um weiße Flecken, also echte Funklöcher bei allen drei Anbietern. In den Weißen Flecken werden also nur die baulichen Infrastrukturen wie Funkmasten und Stromversorgung sowie die Transportnetzanbindung gemeinsam genutzt, die Sendetechnik und Antennen stellt hier jeder Betreiber eigenständig.

Video: So funktioniert das Teilen des Mobilfunk-Netzes

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3 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Heinz Multhaup

    Klasse.

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  2. Nutzerbild Markus

    Das ist schon ein guter Anfang dauert mir aber zu lange warum Zwischen 2021 & 2024 das muss deutlich schneller gehen die Flecken zu Schließen da haben die Mobilfunk Anbieter was vor und dann wird es auch nichts gescheites

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  3. Nutzerbild Blue

    Warum immer gleich alles kaputt reden?

    Antwort

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