Eine Frage der Frequenz: Telekom, Vodafone, O2 & 1&1 stehen vor wichtiger Entscheidung

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Diese Entscheidung wird ein Stück weit wegweisend sein für die Entwicklung der Mobilfunknetze in Deutschland in den kommenden Jahren. Am kommenden Montag will die Bundesnetzagentur für Klarheit bei den Frequenzen sorgen.
Mobilfunker stehen vor wichtiger Entscheidung
Mobilfunker stehen vor wichtiger EntscheidungBildquelle: Deutsche Telekom

Ende 2025, also schon in knapp anderthalb Jahren, laufen die einst ersteigerten Nutzungsrechte für viele wichtige Mobilfunk-Frequenzen aus. Dabei geht es um die Frequenzen um 800 MHz, 1.800 MHz und 2,6 GHz. Insbesondere jene Frequenzen um 800 MHz stellen dabei eine Schlüsselrolle dar. Denn es gibt hier lediglich 2×30 MHz Spektrum, die sich sinnvoll nur als 10-MHz-Pakete nutzen lassen. Neben den drei etablierten Anbietern Telekom, Vodafone und O2 hat aber nun auch 1&1 Interesse an den Frequenzen. Auf drei mögliche Frequenzpakete kommen also vier Bieter, was die Kosten in die Höhe treiben dürfte. Daher diskutiert man seit geraumer Zeit, ob dieser Schritt einer Auktion sinnvoll ist oder ob es einen besseren Weg gibt. Diesen vermeintlich besseren Weg will die Bundesnetzagentur jetzt vorstellen.

Darum sind die Mobilfunk-Frequenzen so wichtig

Die 800-MHz-Frequenzen – auch als Band 20 bezeichnet – sind wesentlich für die Netzabdeckung mit LTE auf dem Land. Doch auch für die Versorgung in den Städten werden sie gebraucht, da sie deutlich besser in Gebäude eindringen können, als hohe Frequenzen. Ein Spektrum von 2 x 10 MHz, wie es heute in Nutzung bei Vodafone, Telekom und O2 ist, ermöglicht pro Antennensegment je nach Modulation und Empfang etwa 75 bis 90 MBit/s Datenrate für alle Nutzer. Das ist nicht viel, aber ein wesentlicher Baustein – auch für die Telefonie.

1&1 verfügt aktuell neben den hohen 5G-Frequenzen um 3,5 GHz nur über ausgeliehene Frequenzen um 2,6 GHz. Ab 2026 hat man stattdessen Frequenzen um 2,1 GHz für LTE im Zugriff. Damit lassen sich zwar Gebäude im Inneren besser versorgen, dennoch benötigt man nach eigenen Angaben auch Frequenzen im sogenannten Low-Band, also im Bereich um 700 bis 900 MHz. Zur Vergabe stehen aktuell aber nur jene um 800 MHz. Die 700er und 900er-Frequenzen sind aktuell bis Ende 2033 vergeben.

Am Montag stellt die Bundesnetzagentur ihre Entscheidung vor, wie mit den in knapp 18 Monaten auslaufenden Frequenzen verfahren werden soll. In der Branche geht man davon aus, dass die Frequenzen für mehrere Jahre gegen eine nicht genannte aber wohl hohe Gebühr verlängert werden können. 1&1 würde dann leer ausgehen. Doch bei einer Versteigerung rund um den Beginn der 2030er Jahre könnten dann weitere Frequenzen vergeben werden, die Ende 2033 auslaufen. So ließe sich eine Harmonisierung der Frequenzvergaben erreichen und es stünden deutlich mehr Frequenzen zur Vergabe. Fraglich ist jedoch, wie 1&1 es – außer über ein teures National Roaming – in den kommenden knapp zehn Jahren zu einer relevanten Netzversorgung bringen soll. Möglich also, dass hier am Montag die Bundesnetzagentur noch eine Idee, mit der niemand rechnet, präsentiert.

Deutsche Mobilfunk-Frequenzen im Überblick

FrequenzbereichAnbietergepaartes SpektrumNetzstandardZuteilungsdauer
700 MHzTelekom2 × 10 MHz5G SA Band N2831.12.2033
Vodafone2 × 10 MHzLTE Band 28, 5G Band N28 im DSS-Verfahren31.12.2033
Telefónica2 × 10 MHz5G Band N2831.12.2033
800 MHzTelekom2 × 10 MHzLTE Band 2031.12.2025
Vodafone2 × 10 MHzLTE Band 2031.12.2025
Telefónica2 × 10 MHzLTE Band 2031.12.2025
900 MHzTelekom2 × 15 MHzGSM & LTE Band 831.12.2033
Vodafone2 × 10 MHzGSM & LTE Band 831.12.2033
Telefónica2 × 10 MHzGSM & LTE Band 831.12.2033
1500 MHzTelekom1 × 10 MHz (ungepaart)LTE Band 3231.12.2033
Vodafone1 × 10 MHz (ungepaart)LTE Band 3231.12.2033
1800 MHzTelekom2 × 30 MHzLTE Band 3teilweise 31.12.2033, teilweise 31.12.2025
Vodafone2 × 25 MHzLTE Band 3 / 5G N3 im DSS-Verfahren31.12.2033
Telefónica2 × 20 MHzLTE Band 3 / 5G N3 im DSS-Verfahrenteilweise 31.12.2033, teilweise 31.12.2025
2100 MHzTelekom2 x 20 MHzLTE Band 1 / 5G N1 im DSS-Verfahren2040
Vodafone2 x 20 MHzLTE Band 12040
Telefónica2 x 20 MHzLTE Band 1 ab 01.01.2026 ( 2 x 10 MHz)
1&12 x 10 MHzLTE Band 1 / 5G N1 im DSS-Verfahrenab 01.01.2026
2600 MHzTelekom2 × 20 MHzLTE Band 7 31.12.2025
Vodafone2 × 20 MHzLTE Band 7 31.12.2025
Telefónica2 × 20 MHzLTE Band 731.12.2025
1&1 (Überlassung von Telefónica)2 × 10 MHzLTE Band 7 31.12.2025
2600 MHzTelekom5 MHz ungepaartLTE Band 3831.12.2025
Vodafone25 MHz ungepaartLTE Band 3831.12.2025
Telefónica20 MHz ungepaartLTE Band 3831.12.2025
3400 – 3700 MHzTelekom90 MHz5G Band N782040
Vodafone90 MHz5G Band N782040
Telefónica70 MHz5G Band N782040
1&150 MHz5G Band N782040
3700 – 3800 MHzIndustrieunternehmen100 MHz5G Band N78Vergabe per Antrag
26 GHzoffen offen5G Band N85Vergabe per Antrag
60 GHzoffenoffen5GVergabe offen

Verlängerung von Frequenzen wohl nur mit hohen Ausbauauflagen

Für Vodafone, Telekom und O2 wäre eine Verlängerung der Frequenzen gegen eine Gebühr allerdings auch kein Selbstläufer. Zum einen geht man davon aus, dass diese Kosten vergleichsweise hoch sein werden – wenn auch nicht so hoch wie bei einer Auktion. Zum anderen wird die Bundesnetzagentur den Mobilfunkern Auflagen machen. In einer ersten Version vor einigen Monaten war davon die Rede, dass bis Ende 2028 mindestens 98 Prozent der Haushalte in dünn besiedelten Gebieten in jedem Bundesland mit mindestens 100 Mbit/s versorgt sein müssen. Dabei reicht es nicht mehr aus, wenn einer der Anbieter einen Ort versorgt – jeder Einzelne muss dieses Ziel erreichen. Weitere Auflagen soll es für Verkehrswege geben.

So oder so: Die Entscheidung der Behörde ist zunächst ein Konsultationsentwurf. Er wird anschließend noch diskutiert werden. Doch die finale Entscheidung drängt. Schließlich scheint es nicht ausgeschlossen, dass 1&1 nicht auch noch die Gerichte bemüht, wenn man sich benachteiligt sieht. Ein von 1&1 in Auftrag gegebenes Gutachten kommt jedenfalls zu dem Urteil: Eine Frequenzverlängerung ohne Berücksichtigung des vierten Netzbetreibers wäre verfassungswidrig. Eine Entscheidung muss aus Sicht der Netzbetreiber aber so schnell wie möglich her, da man im schlimmsten Fall die Netze noch umplanen muss, bis die Frequenzen Ende 2025 wegfallen.

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