1&1: Die Tücken eines Mobilfunknetzaufbaus

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Viel wurde in den vergangenen Wochen und Monaten über das neue 5G-Mobilfunknetz von 1&1 berichtet. Von einem schleppenden Aufbau war oft die Rede. Teilweise sogar davon, dass 1&1 kapituliert und den Netzaufbau vorzeitig einstellt. Das Gegenteil ist der Fall.
Logo von 1&1 auf Zentrale in Montabaur.
1&1 baut ein neues Handynetz. Das gelingt aber nicht ganz ohne Hürden.Bildquelle: Thorsten Neuhetzki / inside digital

Keine Frage: Der Aufbau eines neuen Mobilfunknetzes ist alles andere als eine einfache Aufgabe. Gerade dann nicht, wenn wie in Deutschland behördliche Auflagen oder nicht wie erhofft mitspielende Ausbaupartner (Vantage Towers) das Aufstellen von Mobilfunkantennen be- oder sogar verhindern. Trotzdem muss sich 1&1 den Vorwurf gefallen lassen, dass ein Mobilfunknetz, das gegenwärtig aus gerade mal rund 100 aktiven Antennen besteht, nicht gerade ein Ruhmesblatt darstellt. Schon gar nicht, wenn es laut Plan schon mehr als 1.000 Basisstationen sein sollten. Trotzdem sieht sich das Unternehmen aus dem Westerwald auf Kurs, wie auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona zu erfahren war.

1&1 baut sein Handynetz kontinuierlich weiter aus

An rund 1.150 Standorten betreibt 1&1 für das vierte Mobilfunknetz in Deutschland inzwischen passive Infrastruktur. Also Antennenstandorte, die zwar bereit sind, ans Netz zu gehen, aber zum Beispiel noch nicht an ein Glasfasernetz für den Datentransport angeschlossen sind. Der aktuelle Plan sieht vor, pro Quartal etwa 500 weitere Passiv-Standorte hinzuzugewinnen. Bis aus einer passiven eine aktive Antenne im Open-RAN-Netz von 1&1 wird, vergehen laut Angaben des Netzbetreibers in der Regel etwa drei bis sechs Monate. Zwischenmeldungen dazu, wie viele aktive Antennen im 1&1-Netz bereits funken, sollen künftig nur noch im Rahmen der Quartalsberichte kommuniziert werden. Fakt ist aber: 1&1 muss in knapp zwei Jahren 25 Prozent der deutschen Haushalte mit seinem neuen Mobilfunknetz erreichen. Nämlich bis Ende 2025. Das ist Teil der von der Bundesnetzagentur aufgestellten Ausbauverpflichtung. Bis Ende 2030 müssen es 50 Prozent der deutschen Haushalte sein.

Einen Tarif im neuen 5G-Netz von 1&1 nutzen inzwischen rund 200.000 Neukunden. Sie haben bereits eine SIM-Karte erhalten, die im neuen Netz funkt. Auch die Migration von Bestandskunden auf das neue Netz ist schon angelaufen. Und der Netzwechsel verläuft dem Vernehmen nach ohne größere Probleme, wie ein Sprecher von 1&1 auf dem MWC gegenüber unserer Redaktion erklärte. Aus technischer Sicht können derzeit in Deutschland pro Tag von allen deutschen Mobilfunkern rund 70.000 Migrationen und Portierungen von SIM-Karten realisiert werden. 1&1 kalkuliert nach eigenen Angaben mit etwa 200.000 Wechseln pro Woche, möchte diesen Wert aber nicht sofort, sondern erst nach einem schrittweisen Hochfahren der internen Abläufe erreichen. Um alle rund 12 Millionen Bestandskunden auf eine SIM-Karte in das neue Netz von 1&1 zu migrieren, müssen also noch etwa 12 bis 15 Monate vergehen.

National Roaming: Wechsel ins Netz von Vodafone steht an

Und noch ein Wechsel steht auf der Agenda. Überall dort, wo 1&1 (noch) kein eigenes Handynetz betreibt, greift das sogenannte National Roaming. Die SIM-Karten von 1&1-Kunden greifen dann auf die Netzinfrastruktur von Telefónica Deutschland zu, damit Telefonie und Datenverbindungen möglich bleiben. Für dieses National Roaming zahlt 1&1 an Telefónica Geld. Schon allein deswegen ist dem neuen Handynetzbetreiber daran gelegen, möglichst rasch, viele eigene aktive Basisstationen nutzen zu können. Viel wichtiger aber: Das National Roaming wechselt das Netz. Voraussichtlich im Sommer telefonieren Kunden von 1&1 abseits des eigenen aktiven Kern-Netzes im National Roaming über Vodafone. Das Ziel dabei: Die Zufriedenheit der eigenen Kunden weiter steigern. Es bleibt abzuwarten, ob das gelingen kann. Solange technische Probleme ausbleiben, stehen die Chancen nicht schlecht.

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