Angriff auf Vodafone: Darum platzt 1&1 jetzt der Kragen

4 Minuten
Der Netzstart von 1&1 erfolgt wohl noch später als geplant. Das hat 1&1 jetzt bekannt gegeben und teilte gleichzeitig mit, dass man beim Bundeskartellamt eine Beschwerde gegen Vodafone einreichen werde.
Mann mit einem Smartphone in der Hand vor einem Vodafone-Shop.
Mann mit einem Smartphone in der Hand vor einem Vodafone-Shop.Bildquelle: viewimage / ShutterStock.com

1&1 wird nach eigenen Angaben beim Bundeskartellamt eine Beschwerde gegen Vodafone einreichen. Gegenstand der Beschwerde werden aus Sicht von des Anbieters „anhaltende Behinderungen beim Ausbau ihres 5G-Mobilfunknetzes durch Vodafone“ sein. Hintergrund ist ein Vertrag, den man über die Nutzung von 3.800 Antennenstandorte der Vantage Towers geschlossen hat. Die börsennotierte Vantage Towers ist zu über 80 Prozent von der Vodafone-Gruppe kontrolliert und ist Betreiber der Vodafone-Sendemasten. Gleichzeitig sollte die Firma der wichtigste Ausbaupartner für den neuen Netzbetreiber sein. Es geht nicht nur um das Mieten der Standorte, sondern auch um den Aufbau der Antennen vor Ort. Doch nun knirscht es zwischen den Firmen.

Vorwurf: Vodafone behindert Netzausbau für 1&1

Im Rahmen der vertraglichen Vereinbarung zwischen 1&1 und Vantage Towers wurden demnach Ausbauziele für 2022 definiert. „Vantage Towers hat diese nahezu vollständig verfehlt“, heißt es von 1&1. Denn zum Jahresende 2022 gab es in dem neuen Netz gerade einmal fünf 5G-Antennenstandorte, die nur teilweise von Vantage Towers bereitgestellt wurden.

Wie es in Pressemitteilung zur Beschwerde weiter heißt, habe Vantage Towers Ende vergangenen Jahres einen neuen Rollout-Plan vorgestellt. Nun hätten Vertreter von Vantage Towers und Vodafone in einem gemeinsamen Meeting der 1&1 „abschließend mitgeteilt“, dass es erneut zu Verzögerungen kommen und auch der neue Rollout-Plan nicht eingehalten wird. Insbesondere sollen die in den ersten Quartalen 2023 geplanten Ausbauziele deutlich verfehlt werden. Der Vorwurf: „Ein Ende der von Vodafone bei Vantage Towers erwirkten Bevorzugung der Ausbauaktivitäten für Vodafone auf Kosten des 1&1-Netzaufbaus scheint somit weiterhin nicht absehbar.“

Salz in die Wunde streut Vodafone offenbar damit, dass man für die anstehende Frequenzvergabe fordert, auf das übliche Vergabeverfahren zu verzichten. Hier geht es um die Neuvergabe von Frequenzen für die Flächenversorgung, die dem neuen Netzbetreiber komplett fehlen. Die drei etablierten Netzbetreiber Vodafone, Telekom und Telefónica haben sie und möchten sie ohne Auktion weiterhin nutzen. „Der Bedarf von 1&1 für Low-Band-Frequenzen müsse hingegen aufgrund des kaum gegebenen 1&1-Netzaufbaus unbedingt hinterfragt werden“, habe sich Vodafone geäußert. „Dass der geringe Ausbaustand des 1&1 Netzes maßgeblich an den wahrscheinlichen Behinderungen durch Vodafone bei der Entwicklung der Antennenstandorte von Vantage Towers liegt, lässt Vodafone unerwähnt“, wettert 1&1 öffentlich.

Nach eigenen Angaben setzt 1&1 „alles daran“, sein neues Mobilfunknetz schnellstmöglich zu bauen. Gleichzeitig lässt man aber auch durchblicken, dass der geplante Start des Mobilfunknetzes im Sommer schon wieder wackelt. Grund seien die erneuten Verzögerungen bei der Bereitstellung von Antennenstandorten durch Vantage Towers. Das liege auch daran, dass die dafür notwendigen technischen Zertifizierungsprozesse teilweise eine gewisse Mindestanzahl an Antennenstandorten voraussetzen. Man überprüfe jetzt den Zeitplan des weiteren Netzausbaus.

Telekom-Chef: Kein ernsthafter Versuch, ein Netz zu bauen

Unterdessen wettert Telekom-Chef Tim Höttges öffentlich gegen seinen Wettbewerber. Der Manager, der für seine scharfen Worte gegen seine Mitbewerber bekannt ist, sprach dem neuen Netzbetreiber gestern ernsthafte Ausbaubemühungen ab. „1&1 hat von 1.000 Antennen, die sie aus der Aufbauverpflichtung hätte leisten müssen, drei Stück gebaut. Wenn sie mich fragen, gibt es überhaupt keinen ernsthaften Versuch von 1&1, ein Mobilfunknetzwerk in Deutschland zu bauen“, sagte der Telekom-Chef im Rahmen der Vorlage der eigenen Bilanzzahlen. Womöglich hat Höttges damit, ohne es zu wissen, einen Stachel ins Fleisch der Verantwortlichen bei 1&1 gebohrt.

1&1 hätte gemäß den Lizenzauflagen bis Ende vergangenen Jahres 1.000 Sender aktiv haben müssen. Dieses Ziel wurde krachend verfehlt. Wie die Bundesnetzagentur damit umgeht, ist offen. Beim Netzausbau hat sich 1&1 dazu entschieden, nahezu komplett auf externe Unternehmen und Partner zu setzen. Das gilt insbesondere für die Standorte und den Aufbau des Funknetzes. Die notwendigen Rechenzentren und die Zuführung per Glasfaser hingegen regelt 1&1 über die 1&1 Versatel. 1&1 hat sich damit in eine große Abhängigkeit von anderen Unternehmen gegeben.

Pikant: Wegen einer Auflage der Bundesnetzagentur muss 1&1 die Vermarktung von Verträgen als Provider Ende 2023 einstellen und darf nur noch im eigenen Netz SIM-Karten schalten. Das heißt auch, dass die Uhr für 1&1 immer lauter tickt und das eigene Netz dringend starten muss.

Und was sagst du?

Bitte gib Dein Kommentar ein!
Bitte gibt deinen Namen hier ein