Sony Xperia 10 III im Test: Das Schaf im Wolfspelz

9 Minuten
Mit dem Xperia 10 III will Sony die Mittelklasse des Smartphone-Markts durcheinander wirbeln. Die Optik des Handys verspricht viel. Doch können Soft- und Hardware mithalten? Der Test zeigt die Besonderheiten und deckt Schwächen auf.
Sony Xperia 10 III
Sony Xperia 10 IIIBildquelle: Blasius Kawalkowski

Das Sony Xperia 10 III ist das Mittelklassemodell des japanischen Smartphone-Herstellers für das Jahr 2021. Mit einem Preis von 430 Euro ist es je nach Angebot etwa 30 bis 80 Euro teurer als die Konkurrenz von Samsung. Das Galaxy A72 war zum Marktstart zwar zum gleichen Preis erhältlich, ist aktuell aber für unter 400 Euro zu haben. Daran muss sich Sony und das Xperia 10 III messen, auch wenn das Samsung-Modell kein 5G-Zugang bietet.

Sony Xperia 10 III: die Hardware im Test

Schaut man sich das Datenblatt der Sony Xperia 10 III an, macht das Smartphone beim Ersteindruck Lust auf mehr. Drei Kameras mit drei unterschiedlich Brennweiten haben nicht alle Smartphones in diesem Preissegment. Hinzu kommt ein OLED-Display im für Sony typischen 21:9-Format, das mit 1.080 x 2.520 Pixeln in Full-HD auflöst. Bei der Bildwiederholrate bleiben die Japaner traditionell, wenn auch nicht mehr zeitgemäß, bei 60 Hz stehen. Im Test fiel das aber nicht schwer ins Gewicht. Die Farben sind satt eingestellt. Wer es weniger leuchtend mag, stellt in den Einstellungen auf den „ursprünglichen Modus“ um. Dieser zeigt Farben originalgetreu an. Das mag auf den ersten Blick verwaschen aussehen, ist auf Dauer aber deutlich entspannter fürs Auge.

Wie bei Sony üblich, ist auch das Xperia 10 III – dank IP65/IP68 Zertifizierung – wasserdicht. Somit gelangen weder Staub noch Flüssigkeiten ins Innere. Und hier befindet sich eine Reihe weiterer Mittelklasse-Hardware. Beim Prozessor setzt Sony auf Qualcomms Snapdragon 690. Im Kombination mit 6 GB Arbeitsspeicher sorgt das hier und da für Performance-Einbußen. Das erscheint deshalb seltsam, da er gegenüber dem Snapdragon 720G, jenem Prozessor, der im Samsung Galaxy A72 zum Einsatz kommt, in Benchmark-Tests die Nase vorn hat. Doch wie dieses Beispiel zeigt, sind die Ergebnisse solcher Prozessor-Tests mit Vorsicht zu genießen.

Das Sony Xperia 10 III besitzt eine gute technische Ausstattung.
Das Sony Xperia 10 III besitzt eine gute technische Ausstattung.

Der 4.500-mAh-Akku macht – insbesondere in Bezug auf den Mittelklasse-Prozessor und das 60-Hz-Display – das Xperia 10 III interessant. Wie lang die Akkulaufzeit ist, verraten wir im Abschnitt „Akku“. An dieser Stelle sei aber bereits erwähnt, dass sich der Energieträger nicht kabellos via Qi aufladen lässt. Ob das für die meisten Interessenten aber ein Ausschlusskriterium ist, ist fraglich.

Zu den Verbindungsmöglichkeiten gehören neben 5G und Bluetooth 5.1 auch ein USB-Typ-C-Anschluss der Generation 3.1. Ebenfalls dabei: Ein 3,5-mm-Klinkeneingang und Steckplätze für wahlweise zwei SIM-Karten oder eine SIM- und eine MicroSD-Karte.

  • Gehäuse: 4,5 von 5 Sternen
  • Display: 4 von 5 Sternen
  • Ausstattung: 4,5 von 5 Sternen
  • Kamera: 4 von 5 Sternen
  • Software: 4,5 von 5 Sternen
  • Akku: 3 von 5 Sternen
  • Gesamtwertung: 4 von 5 Sternen

Das Design

Auf den ersten Blick erkennt man, dass es sich bei dem Xperia 10 III um ein Gerät von Sony handelt. Das ist es unter anderem auch, was gutes Design ausmacht. Statt die Frontkamera im Display zu integrieren oder eine Kerbe hineinzuschlagen, positionieren die Japaner sie lieber außerhalb. Dadurch ist der Rand oberhalb des Bildschirms zwar breiter als bei anderen Smartphones. Doch ein Nachteil ist das nicht und letztlich Geschmackssache. Der Rahmen ist aus Kunststoff. Das möchte man beim Erstkontakt aber gar nicht meinen. Die Verarbeitungsqualität ist enorm hoch. Die Rückseite indes besteht aus robustem Gorilla Glass 6.

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Positiv herauszuheben ist, das Sony das Kameramodul des Xperia 10 III nicht weiter aus dem Gehäuse hinausragen lässt, als nötig. Ebenso, dass das Modul nicht so ausladend ist, wie bei manch anderem Smartphone. Im Allgemeinen ist das Design des Smartphones schlicht und zeitlos. Das Gerät ist handlich und hat das perfekte Gewicht. Zudem ist das Smartphone in vier Farben erhältlich. Neben einem klassischen Schwarz, das leicht zum Grau tendiert, und Weiß gibt es auch eine blaue und rosa Farbvariante.

Schlichtes und zeitloses Design: Auch optisch kann das Sony Xperia 10 III punkten
Schlichtes und zeitloses Design: Auch optisch kann das Sony Xperia 10 III punkten

Die Kamera des Sony Xperia 10 III

Das Sony Xperia 10 III besitzt drei Kameras mit drei Brennweiten: Weitwinkel, Ultraweitwinkel und Telezoom. Bei einem Smartphone für 430 Euro war das im vergangenen Jahr zwar noch nicht üblich. 2021 haben bereits günstigere Modelle drei Objektive mit drei Brennweiten. Die Megapixel, Sensorgrößen und Blendenöffnungen sparen wir uns an dieser Stelle. Zum einen sind sie dem Datenblatt zu entnehmen. Zum anderen geht es im Alltag vielmehr um das Resultat, das man auf dem Display angezeigt bekommt und nicht darum, wie viel Megapixel das Bild hat.

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Wer mit dem Xperia 10 III bei Sonnenschein und viel Licht fotografiert, bekommt in der Regel scharfe Bilder, die tolle und realitätsgetreue Farben aufweisen. Kommt jedoch die Dämmerung oder man fotografiert in Räumen mit Glühlampenlicht, gehen Details verloren. Die Bilder sind auf dem Display des Smartphones in dem Format zwar immer noch ansehnlich. Beim hineinzoomen oder betrachten auf einem größeren Bildschirm stellt man schnell verwaschene Stellen und Unschärfe fest. Durch die Vermeidung von Bildrauschen gehen enorm viele Details verloren.

Wird es dunkel, schwächelt die Kamera des Sony-Smartphones.
Wird es dunkel, schwächelt die Kamera des Sony-Smartphones.

Ein weiteres Manko ist die im Grunde nicht vorhandene Makro-Funktion. Was bereits aus der Flaggschiff-Reihe bekannt ist, trifft auch auf das Sony Xperia 10 III zu. So gibt es keine dedizierte Makro-Kamera. Einerseits. Andererseits lassen die anderen drei Objektive es auch nicht zu, besonders nah an das Motiv heranzutreten. Die beste Wahl ist hier immer noch das Teleobjektiv. Die Szenenerkennung in der Kamera-App des Smartphones begibt sich dann in einen Marko-Modus und liefert zwar keine wirklichen Nahaufnahmen, es entstehen aber dennoch schöne Ergebnisse.

Nahaufnahme erstellt mit dem Teleobjektiv des Xperia 10 III
Nahaufnahme erstellt mit dem Teleobjektiv des Xperia 10 III

Für die Ultraweitwinkelkamera gilt im Grunde das Gleiche, wie für die weitwinklige Hauptkamera. Bei viel Licht liefert sie gute Fotos. Auch wenn diese, wie so häufig bei Ultraweitwinkelkameras in Smartphones, an den Rändern und Ecken an Unschärfe leiden. Bei zunehmender Dunkelheit leidet die Bildqualität aber sichtlich. Details gehen verloren und verschmelzen zu einer homogenen Masse und Farbrauschen gesellt sich dazu. Ebenso bei der Frontkamera. Auch hier gilt: Licht ist dein Freund. Je mehr, umso besser.

Die Ultraweitwinkelkamera liefert an den Kanten und in Ecken unscharfe Ergebnisse.
Die Ultraweitwinkelkamera liefert an den Kanten und in Ecken unscharfe Ergebnisse.

Im Großen und Ganzen ist die Kamera-Ausstattung des Sony Xperia 10 III in Ordnung, mehr aber auch nicht. Zu einem Preis von 430 Euro hätten wir mehr erwartet. Günstigere Modelle wie das Galaxy A52, das über 100 Euro weniger kostet, liefern teils deutlich bessere Ergebnisse. Hinzu kommt, dass auch die Kamera-App des Xperia 10 III seinen Nutzer die Performance-Schwächen spüren lässt. Immer wieder merkt man Ruckler und längere Ladezeiten.

Bei viel Licht entstehen gute Fotos.
Bei viel Licht entstehen gute Fotos.

Zudem setzt die Kamera-App fast alle Einstellungen zurück. Hat man die Kamera-App geöffnet und schickt das Handy dabei in den Standby-Modus, sind Einstellungen wie die Objektivauswahl oder Bokeh-Hintergrund auf den Standard zurückgesetzt, sobald man das Handy wieder aktiviert. An dieser Krankheit leiden auch die teuren Modelle von Sony.

Der Akku

Wie eingangs erwähnt, kommt das Sony Xperia 10 III mit einem Ladungsträger, der eine Kapazität von 4.500 mAh aufweist. Im Test haben wir die Akkulaufzeit aufgrund einer besseren Vergleichbarkeit mit der Anwendung von PCMark durchgeführt. Das Xperia 10 III kam dabei auf eine praxisnahe Laufzeit von fast 16 Stunden. Das heißt, dass du das Handy 16 Stunden aktiv nutzen kannst, ehe du es wieder aufladen musst. Ein guter Wert, der zwei Tage ohne Aufladung ermöglicht. Die Akkulaufzeit ist also nicht der Grund, weshalb das Sony-Smartphone in dieser Kategorie Punkte liegen lässt.

Die Akkulaufzeit des Sony Xperia 10 III ist gut, die Ladedauer zu hoch.
Die Akkulaufzeit des Sony Xperia 10 III ist gut, die Ladedauer zu hoch.

Vielmehr sind es die vergleichsweise sehr lange Ladedauer und die fehlende Möglichkeit, das Smartphone kabellos via Qi aufzuladen, die dem Xperia 10 III Strafpunkte aufbrummen. Zwar verspricht Sony mit USB Power Delivery ein schnelles Laden. Doch das Smartphone benötigte im Test fast drei Stunden, um den Akku von 0 auf 100 Prozent zu bringen. Im Jahr 2021 ist das eindeutig zu lang. Aktuelle Smartphones, wie das Mittelkassen-Gerät OnePlus Nord CE, schaffen es, den Akku binnen 30 Minuten von 0 auf 70 Prozent seiner Kapazität zu bringen.

Sony versichert uns jedoch, dass die lange Ladedauer bei dem Xperia 10 III nicht üblich sei. Dem Unternehmen nach soll der Akku nach 60 Minuten zu 75 Prozent und nach gut zwei Stunden zu 100 Prozent aufgeladen sein. Doch ein weiterer Test mit einem zweiten Xperia 10 III führte zum gleichen Ergebnis.

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Sony Xperia 10 III im Test: das Fazit

Mit dem Xperia 10 III bringt Sony ein schönes Smartphone mit tollem Display und einer guten Akkulaufzeit auf den Markt. Die Performance-Schwächen sind allerdings nicht zu übersehen. Am Prozessor kann es nicht liegen. Andere Handys haben diesen ebenfalls an Bord und laufen mit gleich viel Arbeitsspeicher flüssiger. In der Praxis hält das Smartphone also nicht, was das Datenblatt verspricht. Somit gleicht das Xperia 10 III dem Schaf im Wolfspelz. Von außen stark, von innen lammfromm.

Der Akku hält zwar lange durch, aber er benötigt ebenso lang, um wieder aufgeladen zu werden. In unserem Test waren es fast drei Stunden – eindeutig zu lang. Toll ist, das Sony an traditionellen Bauteilen festhält. Dazu gehören etwa die Benachrichtigungs-LED und der Klinkenanschluss. Auch die wasserfeste Eigenschaft des Xperia 10 III ist hervorzuheben, da sie in dieser Klasse nicht zum Standard gehört.

Mit 430 Euro ist das Xperia 10 III noch zu teuer, um die Schwächen zu rechtfertigen.
Sony Xperia 10 III

Die Kamera indes ist ein zweischneidiges Schwert. Bei viel Licht entstehen gute Aufnahmen. Wird es aber dunkler, verlieren Bilder deutlich an Schärfe. Das gilt für alle Objektive – inklusive der Selfie-Kamera.

Der Preis von rund 430 Euro ist etwas zu hoch. Mit dem günstigeren Samsung Galaxy A72 kann Sony kaum mithalten. Und auch gegen das rund 300 Euro teure Xiaomi Poco F3 kommt das Xperia 10 III kaum an. Wer dennoch mit einem Kauf liebäugelt, sollte womöglich noch etwas warten, bis der Preis auf 300 Euro gefallen ist. Zu hoffen bleibt dann nur noch, dass Sony die Performance-Schwächen, für die die Hardware eigentlich nicht verantwortlich sein kann, per Software-Update behebt.

Sony Xperia 10 III im Test

Pro

  • Gutes Display
  • Wasserdicht
  • Gute Akkulaufzeit
  • Zeitloses Design

Contra

  • Extrem lange Akku-Ladedauer
  • Nicht kabellos aufladbar
  • Performance-Schwächen
  • Kamera schwach bei wenig Licht

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Stefan Duellmann

    Also, okay es sind 3 Stunden. Aber trotzdem ist es positiv zu sehen, da Sony Akkus extrem nicht altern, auch durch das Lademanagement… 😉 Ein Punkt Abzug hätte auch gereicht..

    Antwort

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