Xiaomi Mi 10 Pro im Test: Angriff auf Samsung und Huawei?

10 Minuten
Mit dem Xiaomi Mi 10 Pro begibt sich der chinesische Hersteller auf High-End Kurs. Doch kann das neue Flaggschiff mit den Modellen von Huawei und Samsung mithalten? Wir haben das Smartphone im Alltag getestet.
Xiaomi Mi 10 Pro: Das schnellste Android-Smartphone der Welt (Stand: Juni 2020)
Xiaomi Mi 10 Pro: Das schnellste Android-Smartphone der Welt (Stand: Juni 2020)Bildquelle: Timo Brauer

Das Xiaomi Mi 10 Pro ist das diesjährige Flaggschiff von Xiaomi und liegt mit einem Preis von 999 Euro auf dem selben Niveau wie Samsung mit seinen S20-Modellen. Das Smartphone ist zwar nur in zwei Farben erhältlich, sieht durch seine matte Rückseite in Alpinweiß oder Sonnenwendgrau jedoch super edel aus.

Sonnenwendgrau kann je nacht Licht auch für Blau gehalten werden

Der Metall-Rahmen hingegen ist glänzend gehalten und beherbergt die übliche Lautstärkewippe sowie den Powerbutton. Die Tasten wackeln etwas mehr als für ein Smartphone in dieser Preisklasse üblich, haben aber einen guten Druckpunkt. Ansonsten gibt es an der Verarbeitung des Smartphones nichts auszusetzen.

Oben und unten befinden sich Stereo-Lautsprecher im Rahmen des Smartphones. Diese sind jeweils gleich laut und sorgen für einen guten Klang, insbesondere im Querformat. Hierbei muss sich jedoch die Frontkamera auf der rechten Seite befinden, da man ansonsten die Lautsprecher mit seinen Händen verdeckt.

Schönes Display mit einem Makel

Die Vorderseite wird zu fast 90 Prozent von dem 6,67 Zoll großen AMOLED-Display eingenommen. Nur an der Unterseite ist der Ramen minimal dicker. Dies ist jedoch bei fast allen aktuellen Smartphones der Fall. Das Display besitzt eine Full-HD Auflösung mit 2.340 x 1080 Pixeln und ist durch seine sehr hohe Helligkeit auch draußen optimal ablesbar. Eine höhere Auflösung in einem Smartphone wird, außer bei der Verwendung mit einer VR-Brille, nicht benötigt und verbraucht nur unnötige Akkukapazitäten. Viel sichtbarer ist da hingegen die Bildwiederholrate von 90 Hertz. Dadurch wirkt das Smartphone beim Scrollen einfach etwas flotter und reaktionsschneller.

Die Vorderseite des Mi 10 Pro besteht fast ausschließlich aus Bildschirm

Das Farbprofil des Displays ist relativ neutral, lässt sich aber in den Einstellungen dem eigenen Geschmack anpassen. Dank Gorilla Glas 5 ist das Display zudem vor Kratzern und Brüchen geschützt.

Einen Trend auf den auch 2020 noch einige andere Hersteller setzen, sind die stark gebogenen Displayränder des Xiaomi Mi 10 Pro. Diese sehen zwar in Werbe-Videos und Produktfotos toll aus, bieten im Alltag jedoch kaum Mehrwert. Es kommt zu Fehleingaben und bei Sonnenlicht zu unschönen Reflexionen am Rand des Displays. Insbesondere beim Fotografieren lässt sich so der obere und untere Rand des Motivs nicht erkennen. Ein Detail, welches Xiaomi sogar in seinen eigenen Produktfotos zeigt:

Sogar auf der offiziellen Website versteckt Xiaomi die unschönen Spiegelungen nicht

Wirklich schade ein eigentlich sehr gutes Display durch solche Spielereien abzuwerten. Samsung beispielsweise biegt die Displays seiner S20-Reihe deutlich weniger, was die Probleme zumindest minimiert.

Unter dem Display befindet sich ein optischer Fingerabdrucksensor. Dieser gehört definitiv zu den schnelleren Modellen und entsperrte das Smartphone im Test fast immer zuverlässig.

Leistung satt

Ob in Benchmarks oder im Alltagstest: Bei der Performance macht dem Xiaomi Mi 10 Pro keiner etwas vor. Auch große Spiele sind schnell gestartet und in den höchsten Grafik-Einstellungen spielbar. Logisch, denn dank Snapdragon 865 Prozessor mit 8 Kernen und 8 Gigabyte Arbeitsspeicher spielt das Mi 10 Pro in einer Liga mit anderen Flaggschiffen wie der Galaxy S20 Reihe. Auch beim Speicher ist das Smartphone schnell unterwegs. Hier setzt Xiaomi nämlich auf sogenannten UFS 3 Flash-Speicher. In der Basisversion beträgt der interne Speicher stolze 256 Gigabyte, lässt sich jedoch leider nicht per Micro-SD-Karte erweitern.

Einen vollständigen Überblick über alle technischen Daten gibt unser Datenblatt:

Xiaomi Mi 10 Pro
Software Android 10
Prozessor Qualcomm Snapdragon 865
Display 6,67 Zoll, 1.080 x 2.340 Pixel
Arbeitsspeicher 8 GB
interner Speicher 256 GB
Hauptkamera 12032x9024 (108,6 Megapixel)
Akku 4.500 mAh
induktives Laden
USB-Port 2.0 Typ C
IP-Zertifizierung
Gewicht 208 g
Farbe Weiß, Blau
Einführungspreis 999 €
Marktstart April 2020

Im Xiaomi Mi 10 Pro steckt neuste Technik

Bei den unterstützten Funkstandards weist das 999 Euro teure Smartphone kaum Lücken auf. Die Normale- sowie die Pro-Version des Xiaomi Mi 10 kommen mit 5G-Unterstützung auf den Markt. Eine reine 4G-Variante wird nicht angeboten. Im Gegensatz zu Samsungs Flaggschiffen unterstützt das Mi 10 Pro jedoch nur Sub6G-Frequenzen von 5G. Die Millimeter Wave Technologie wird nicht unterstützt. Wenn 5G also in einigen Jahren weit verbreitet ist, lassen sich nicht alle Bereiche nutzen. Dies ist derzeit jedoch bis auf wenige Ausnahmen bei fast allen 5G-Smartphones der Fall.

Etwas ungewöhnlich ist, dass Xiaomi beim Mi 10 Pro nur auf Single-SIM setzt. Da im Sim-Tray theoretisch Platz für eine weitere Sim-Karte ist, wird es vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt auch ein Dual-SIM Modell geben.

Dank WiFi 6 sind schnelle Geschwindigkeiten im WLAN möglich

Für eine schnelle Verbindung zu Hause sorgt das integrierte WiFi 6 (ax). Damit waren im Test stabile Geschwindigkeiten von rund 650 Mbit/s (Gigabit-Leitung) möglich. Verglichen mit anderen Smartphones ist das ein Spitzen-Wert.

Aktuellste Software installiert

Die Software des Xiaomi Mi 10 Pro ist mit Android 10 und dem neusten Sicherheitsupdate von März 2020 recht aktuell. Im Gegensatz zu Samsungs Flaggschiffen, erscheinen Updates bei Xiaomi nach keinem festen Zeitplan, bei vorherigen Modellen leistete der Hersteller aber eine gute und zügige Versorgung.

Über Android 10 ist Xiaomis Custom ROM MIUI gelegt. Die Benutzeroberfläche unterscheidet sich zwar stark von normalem Android, bietet aber nette Animationen und fällt mit ihren vielen Personalisierungs-Möglichkeiten auf.

Negativ fallen jedoch die vielen vorinstallierten Werbe-Apps auf. Bei günstigen Smartphones ist dies zu verschmerzen, da so der Preis für den Kunden gedrückt werden kann. Bei einem 1000-Euro Smartphone aber ist das eigentlich ein no-go. Immerhin ließen sich alle Werbe-Apps im Test des Xiaomi Mi 10 Pro mühelos deinstallieren.

Sinnvolle 4-fach-Kamera

In der Kamera des Mi 10 Pro befinden sich vier Module. Keines davon sind Blender mit wenigen Megapixeln, nur um auf dem Datenblatt mehr Kameras stehen zu haben, wie es bei vielen anderen Smartphones der Fall ist. Stattdessen haben alle Kameras ihren Einsatzzweck. Leider stehen sie recht weit aus der Rückseite hervor, wodurch das Smartphone beim benutzen auf einem Tisch stark wackelt.

Die Kameras des Xiaomi Mi 10 Pro im Überblick:

  • 108 Megapixel Hauptkamera (f/1,69; OIS)
  • 8 Megapixel 2x Zoom-Objektiv (f/2,0; OIS)
  • 12 Megapixel Portrait-Objektiv (f/2.0; 2x Zoom)
  • 20 Megapixel Weitwinkel-Objektiv (f/2,2 117 Grad Sichtfeld)
Vier Kameras stecken im Xiaomi Mi 10 Pro

Die Haupt-Kamera schießt scharfe Fotos mit realistischen Farben. Auch bei schwierigen Lichtbedingungen mit hellen und dunklen Flächen im selben Motiv gelingen die Fotos zuverlässig. Wie eigentlich alle Smartphones mit einer hochauflösenden Kamera, speichert auch das Xiaomi Mi 10 Pro die Fotos nicht in voller 108 Megapixel-Auflösung ab. Stattdessen werden mehrere Pixel mit sogenanntem Pixelbinning kombiniert, um so ein lichtstärkeres Foto zu erhalten. Dies erzielt insbesondere bei weniger Licht bessere Ergebnisse. Wenn es hell genug ist, kannst du jedoch manuell auf die volle 108-Megapixel-Auflösung hochschalten, um so ein noch detailreicheres Foto zu erhalten.

Licht & Schatten sind kein Problem
Auch bei kompletter Dunkelheit macht die Kamera eine gute Figur

Zoom, Weitwinkel und Makro

Die Hauptkamera besitzt genau wie die Zoom-Kamera eine optische Bildstabilisierung. Damit können kleine Wackler oder das Zittern der eigenen Hand beim Fotografieren ausgeglichen werden. Die zweifach Zoom-Kamera besitzt mit ihren 8 Megapixeln zwar eine schlechtere Auflösung als die Hauptkamera, erzeugt aber dennoch schöne Fotos in den selben, realistischen Farben. Per digitalem Zoom mit der Hauptkamera können Motive bis zu 50-fach herangeholt werden. Im Alltag sollte man jedoch lieber nur auf den zweifach optischen Zoom zurückgreifen.

Foto mit zweifach Zoom

Auch die Weitwinkel-Kamera schießt auf den ersten Blick schöne Fotos, nur die Farben wirken etwas überzogen. Beim genaueren Hinsehen fällt jedoch auf, dass die Fotos zum Rand hin stark an Schärfe verlieren. Zwar tritt dieser Effekt bei eigentlich allen Smartphones mit Weitwinkel auf, beim Xiaomi Mi 10 Pro ist er jedoch besonders stark. Je nach Motiv entsteht so ein „Tunnelblick“ auf das Objekt in der Mitte.

Die Weitwinkel-Kamera ist nicht bei allen Motiven geeignet

Bei anderen Motiven hingegen fällt dieser Effekt weniger stark auf. Für fast 1000 Euro hätten wir hier jedoch etwas mehr erwartet.

Hier fällt die Unschärfe am Rand deutlich weniger auf

Eine weitere Funktion der Weitwinkel-Kamera ist der Makro-Modus. Hier erfordert es manchmal ein wenig Übung den richtigen Abstand und ein passendes Motiv zu finden. Dennoch ist der Makro-Modus eine spannende Spielerei und ermöglicht interessante Blickwinkel.

Eine einzelne Distel-Blüte im Detail

Die Portrait-Kamera ist speziell für Fotos mit Bokeh-Effekt gedacht. Die Software macht dabei einen guten Job das Motiv vom Hintergrund zu trennen. Wie stark der Tiefeneffekt dabei auftreten soll, lässt sich noch während des Fotografierens festlegen. Auch eine Veränderung im Nachhinein ist möglich.

Der Portrait-Modus liefert gute Ergebnisse

Mi 10 Pro kann ein Dauerläufer sein

Der Akku des Xiaomi Mi 10 Pro besitzt eine Kapazität von 4.500 mAh. Mit der standardmäßig aktiven 90 Hertz Bildwiederholrate und dem Always-On-Display kommt das Smartphone damit ohne Probleme auch durch einen längeren Tag. Möchte man mehr herausholen und deaktiviert die beiden genannten Funktionen, wird aus dem Xiaomi Mi 10 Pro ein echter Dauerläufer.

Wenn die Energie dann früher oder später zur Neige geht, kann wahlweise per Kabel oder kabellos aufgeladen werden. Mit dem mitgelieferten Netzteil werden bis zu 65 Watt beim Laden unterstützt. Mit dem passenden kabellosen Ladegerät sind bis zu 30 Watt drin. Dank Reverse-Laden kann das Smartphone im Übrigen auch selbst als Stromquelle dienen.

Das Mi 10 Pro kann auch andere Geräte mit Strom versorgen

Mi 10 Pro im Test: Unser Fazit

Pros des Xiaomi Mi 10 Pro

  • Schicke matte Rückseite
  • Top-Specs
  • Rundes Gesamtpaket

Contras des Xiaomi Mi 10 Pro

  • Gebogene Display-Ränder mit unschönen Reflexionen
  • keine Speichererweiterung
  • nicht wasserdicht

Mit dem Mi 10 Pro möchte Xiaomi ganz oben mitspielen und es mit Samsung und Huawei aufnehmen. Von der Ausstattung und Leistung her, gelingt dies auch komplett. Einzig bei der Kamera haben Samsung und Huawei noch ein kleines Bisschen die Nase vorn. Insbesondere Huawei-Fans könnte das Gerät mit MIUI-Überzug jedoch ansprechen. Schließlich sind beim Mi 10 Pro sämtliche Google-Dienste sowie der Play Store vorhanden. Um es mit Samsungs S20 Geräten aufzunehmen, fehlen jedoch Kleinigkeiten wie eine zertifizierte Wasserdichtigkeit oder eine Dual-SIM-Funktion. Das Xiaomi Mi 10 Pro ist in Deutschland für 999 Euro erhältlich.

Xiaomi Mi 10 Pro Alternativen:

Die beiden naheliegensten Alternativen zum Xiaomi Mi 10 Pro sind das Galaxy S20 Plus 5G und das OnePlus 8 Pro. Beide Smartphones sind derzeit für ungefähr 900 Euro erhältlich und bieten eine vergleichbare Ausstattung. Zudem sind die beiden Smartphones wasserdicht und können zwei SIM-Karten aufnehmen.

Wenn dir die Kamera in einem Smartphone nicht ganz so wichtig ist, kannst du auch zu dem rund 300 Euro günstigeren Xiaomi Mi 10 (ohne Pro) greifen. Hier musst du jedoch auf das Portrait- und das Zoom-Modul verzichten. Dafür ist der Akku mit 4.780 mAh ein wenig besser ausgestattet.

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5 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Markus Dahl

    Wieso schneidet die Kamera bei dxomark super ab und ihr schreibt, dass die Kamera verbesserungswürdig ist. Das Handy macht alle Samsunggeräte „platt“.

    Antwort
    • Nutzerbild Timo Brauer inside digital Team

      Wir schreiben nicht, dass die Kamera verbesserungswürdig ist, sondern dass Samsung und Huawei „ein kleines Bisschen die Nase vorn“ haben. Dies trifft insbesondere auf die Weitwinkel-Kamera zu.

      Antwort
  2. Nutzerbild Albert

    Hallo,

    unterstützt das MI 10 oder MI 10 pro auch eSim, sodass man im Prinzip doch Dual-SIM hätte?

    Antwort
  3. Nutzerbild Wolf124

    Wenn die Akkulaufzeit beim deutschen Samsung nicht so miserabel wäre (ca 2 h weniger) und das 20 ultra nicht so ein Klopper wäre, dann wäre Samsung das bessere Paket.

    Antwort
  4. Nutzerbild Timo Brauer inside digital Team

    Hallo Albert,
    Leider wird eSIM nicht unterstützt.

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