Vodafone im Abwärtsstrudel: Darum hauen so viele Kunden ab

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Die Krise des britischen Telekommunikationskonzerns Vodafone droht sich weiter zu verschärfen. Wie eine große deutsche Wirtschaftszeitung schreibt, verliert der Konzern weiterhin Kunden – und nun auch seine Führungskräfte.
Vodafone steht vor großen Herausforderungen
Vodafone steht vor großen HerausforderungenBildquelle: Thorsten Neuhetzki / inside digital

Nach Handelsblatt-Informationen aus Konzernkreisen leidet Vodafone unter dem Weggang wichtiger Führungskräfte. Das verschärft die Krise des deutschen Ablegers der britischen Vodafone-Group mutmaßlich noch weiter. Der Konzern ist auf dem wichtigen deutschen Markt zuletzt ins Schlingern geraten. Die vom neuen Chef Philippe Rogge vor einem Jahr begonnene Transformation zeige bislang kaum relevante Resultate, heißt es vom Handelsblatt in einem Artikel. So sei die intern erhobene Mitarbeiterzufriedenheit der deutschen Landesgesellschaft Unternehmenskreisen zufolge im vergangenen Jahr gefallen und verharrt seitdem auf niedrigem Niveau. Gegenüber der Zeitung spricht Vodafone auf Anfrage offiziell von „stabilen Zustimmungswerten“.

Deutsche Manager verlassen Vodafone in Richtung Konkurrenz

Internen wie externen Quellen zufolge erwägen mehrere Führungskräfte einen Wechsel zur Konkurrenz, schreibt die Zeitung weiter. So soll etwa Firmenkundenchef Alexander Saul das Unternehmen innerhalb der kommenden Monate verlassen. Vodafone wollte das dem Bericht nach weder bestätigen noch bestreiten, Saul ließ eine Anfrage unbeantwortet. Zuletzt hatten bereits Christoph Ziller, der für das Geschäft mit großen Immobiliengesellschaften verantwortlich war, sowie Finanzchefin Anna Dimitrova Vodafone den Rücken gekehrt. Gerade im Management machten sich Frust und Resignation breit, hieß es in Unternehmenskreisen. Pikant: Zwei der drei genannten sind zu direkten Mitbewerbern wie O2 oder Tele Columbus gewechselt. Offiziell gibt man sich bei Vodafone dem Artikel zufolge aber entspannt: Die „freiwillige Fluktuationsrate unserer Führungskräfte“ sei zuletzt zurückgegangen und bewege sich „auf niedrigem Niveau“.

Eines der zentralen Probleme ist demnach die Zentrale in London. Diese würden gerade die deutschen Manager oft als unnötig einschränkend empfinden. Schon lange heißt es hinter vorgehaltener Hand, dass die deutsche Vodafone mehr aus London als aus Düsseldorf geführt werde. Das führt zu entsprechenden Konflikten bis hin zu der Aussage des Handelsblattes, dass dich Deutschland-Chef Rogge seine Botschaften für die Öffentlichkeit aus London absegnen lassen muss. Auch der Roaming-Deal mit 1&1, der im vergangenen Jahr für große Überraschungen sorgte, sei in UK verhandelt worden.

Kundenschwund ist spürbar

Die Auswirkungen des Ganzen spüren die Kunden und diese quittieren es inzwischen mit Kündigungen. Im vergangenen Jahr erhöhte Vodafone für viele Bestandskunden die Preise für das Internet per Kabel. Damit schreckte man offenbar mehr Kunden auf, als mal erwartet hatte. Nach Jahren des Zuwachses verlor Vodafone im vierten Quartal 76.000 Kunden – 28.000 DSL-Kunden und 48.000 Kabelkunden. Im gesamten Jahr 2023 sogar um 414.000 auf zuletzt noch 10,28 Millionen geschaltete Breitbandzugänge. Die Zahl der geschalteten TV-Anschlüsse reduzierte sich im vierten Quartal um 136.000 auf 12,41 Millionen. Im Jahresverlauf ging der Kundenbestand von Vodafone in diesem Segment um 484.000 zurück.

Das richtig böse Erwachen dürfte aber erst im Sommer kommen. Dann Vodafone muss es schaffen, einen Großteil erwähnten 12,4 Millionen Kunden neu zu gewinnen. Denn sie befinden sich derzeit in Sammelinkasso-Verträgen, die über das Nebenkostenprivileg auf die Miete umgelegt werden. Das ist ab Juli nicht mehr erlaubt, bestehende Verträge werden in aller Regel aufgelöst. Vodafone versucht dies, mit neuen Tarifen zu kompensieren, das für Internetkunden aber eine weitere Preissteigerung bedeutet..

Gleichzeitig muss Vodafone aber kräftig in seine Netze investieren. Das Kabelnetz war lange nicht den Anforderungen des vom ehemaligen Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter ausgelobten Giga-Zeitalters gewachsen. Viele Kunden in überlasteten Clustern verloren die Geduld und gingen. Parallel läuft der Ausbau echter Glasfasernetze, bei denen man sprichwörtlich nicht den Anschluss verlieren darf. Und last not least muss auch kräftig in das Mobilfunknetz investiert werden. Branchenkenner befürchten, dass der ein oder andere Sendemast durch die Aufnahme von 12 Millionen 1&1-Kunden im Roaming-Verfahren ansonsten demnächst in die Knie gehen dürfte. Zuletzt reduzierte Vodafone schon die maximal mögliche Geschwindigkeit in seinen Datenblättern – offiziell aber aus anderen Gründen.

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