Telekom, Vodafone, O2 & 1&1: So steht es um den Netzausbau

5 Minuten
Zwei Jahre ist es schon her, dass die 5G-Frequenz-Autkion zu Ende ging. Was damals noch sehr weit weg schien ist heute längst Realität: 5G. Doch wo stehen Telekom, Vodafone und O2 und der Neuling 1&1 eigentlich beim 5G-Netz? Wer hat das beste Netz, wer plant was? Ein Überblick.
5G-Antenne in Frankfurt am Main.
1&1 Drillisch und Telefónica haben vertragliche Details zum vereinbarten National Roaming Abkommen beschlossen.Bildquelle: Telefónica Deutschland

Nach zwölf Wochen und 497 Bieter-Runden endete vor zwei Jahren die längste Mobilfunk-Frequenzauktion der Geschichte Deutschlands. 6,6 Milliarden Euro wechselten den Eigentümer und wanderten ins Staatssäckel, die Mobilfunker hatten Zugriff auf die Frequenzen für 5G. Was damals wohl kaum einer auf dem Radar hatte: 5G sollte schon bald auch auf weiteren Frequenzen starten, die bis dahin für UMTS und LTE genutzt wurden.

Wenige Wochen nach dem Ende der Auktion, am 17. Juli 2019, nahm Vodafone als erster Anbieter 5G in Betrieb. Aus heutiger Sicht ein reiner PR-Stunt, damals aber eine echte Innovation – wenngleich kaum jemand das Netz nutzen konnte. Es fehlte an 5G-Handys. Und an Sendemasten. Denn gerade einmal 25 Sender in ganz Deutschland gingen online. Die Telekom startete erst Wochen später, O2 gleich ein Jahr später. Wo stehen die Netzbetreiber heute?

5G-Sendeantennen um 3,6 GHz (Stand Juni 2021)

  • Telekom: 1.800 Antennen
  • O2: 1.500 Antennen
  • Vodafone: 1.000 Antennen
  • 1&1: 0 Antennen

Telekom: 5G-Netzausbau-Spitzenreiter

Nach Angaben der Telekom ist das 5G-Netz auf den 3,6 GHz-Frequenzen in rund 50 Städten empfangbar. Allerdings nicht flächendeckend, das zeigt die Zahl der Antennen, die die Telekom zählt. Es sind 1.800 in ganz Deutschland und somit etwa 600 Mast-Standorte. Denn auch bei 5G hängen üblicherweise drei Antennen an einem Mast. Sie ermöglicht Spitzengeschwindigkeiten von über einem Gigabit pro Sekunde je Antenne. Die neu hinzugekommenen Highspeed-Standorte sind weit über das Bundesgebiet verteilt. Zum Beispiel funkt 5G auf der 3,6 GHz-Frequenz nun auch in Flensburg, Gelsenkirchen oder Freiburg. Außerdem neu dabei sind Herne, Hamm, der Ennepe-Ruhr-Kreis, Bottrop, Offenbach am Main, Bremerhaven, Oldenburg, Bielefeld, Salzgitter, Koblenz und der Rhein-Erft-Kreis.

Hinzu kommen aber auch Prestige-Stationen. Auch am Berliner Fernsehturm ermöglicht die Telekom den etwa eine Million jährlichen Besuchern des Turms bald 5G. Hier bauen die Technik-Teams eine Versorgung des Innenbereichs mit 5G auf. Diese Mobilfunk-Technologie hat die Telekom bereits in der Allianz Arena in München, im Olympia Stadion in Berlin oder in der Commerzbank Arena in Frankfurt in Betrieb genommen.

5G für 66 Millionen Menschen – aber kein Highspeed

66 Millionen Menschen in Deutschland bekommen schon 5G in ihren Handys angezeigt – den richtigen Tarif und das richtige Handy vorausgesetzt. Das seien 80 Prozent der Bevölkerung. Das geht natürlich rein rechnerisch schon nicht mit den genannten 1.800 Antennen. Insgesamt sind 50.000 5G-Antennen aktiv – mit einer anderen Frequenz. Denn neben den versteigerten 3,6-GHz-Frequenzen, die hohe Kapazität auf kleiner Fläche bringen, setzt die Telekom die bisherigen UMTS-Frequenzen für 5G (und LTE ein). Hier ist dann aber kein Gigabit möglich. Mit der UMTS-Abschaltung Ende Juni wird es aber noch einmal schneller werden. Derzeit sind es je nach Sendemast maximal 575 MBit/s.

Nächste Zielsetzung der Telekom: Bis Ende 2021 sollen 90 Prozent der Bevölkerung mit 5G surfen können. 60.000 Antennen sollen dann 5G-fähig sein.

O2: Spät gestartet, schnell aufgeholt

Obwohl spät gestartet, hat auch O2 nach eigenen Angaben schon 1.500 5G-Antennen in Betrieb. Alle 1.500 5G-Antennen im O2 Netz funken über die leistungsstarke 3,6 GHz Frequenz. Die Standorte – es dürften wohl um die 500 sein, sind in insgesamt 60 Städten zu finden. Der Start erfolgte vor gerade einmal acht Monaten in fünf Städten.

Bis Jahresende 2021 will O2 über 30 Prozent der Bevölkerung mit 5G versorgen, bis 2025 ganz Deutschland. Das geht nicht allein mit den 3,6-GHz-Frequenzen. Deswegen setzt O2 für den weiteren 5G-Ausbau in den kommenden Monaten auch neue, reichweitenstärkere Frequenzen ein, um auch zunehmend ländliche Regionen mit 5G zu versorgen. Dazu zählen 5G über 700 MHz sowie ebenfalls der Einsatz von Dynamic Spectrum Sharing (DSS), die 4G und 5G kombiniert. Diese Technologie kann der Anbieter per Software-Update ausbauen, bietet dafür aber wegen begrenzter Frequenzen nur langsameres 5G.

Vodafone: Immer die ersten

Anlässlich des Jahrestages hat auch Vodafone Einblicke ins Netz gegeben. Die Datenmenge, die Stationen mit 5G-Antennen übertragen, sei  heute fünfzig mal größer als vor einem Jahr. Mobilfunk-Stationen, die bereits mit 5G-Technik ausgestattet sind, übertrugen in der ersten Juni-Woche rund 20 Prozent des gesamten Datenvolumens im Vodafone Mobilfunk-Netz. Besonders viele Daten rauschen in Berlin durchs Netz. Die meist genutzte 5G-Station von Vodafone allerdings steht in Weimar in einem Industriegebiet nördlich vom Bahnhof.

Vodafone setzt bei 5G auf denselben Frequenz-Mix wie O2, ist hier allerdings schon am Netz. Zum Einsatz kommt das Highband (3,5 Gigahertz), das Midband (1,8 Gigahertz) und das Lowband (700 Megahertz) aus. Eine Antenne bei 700 MHz reicht etwa 8 Kilometer weit, liefert aber auch nur geringe Datenraten. Vodafone hat als einziger Anbieter auch schon die nächste 5G-Stufe, 5G Stand Alone, aktiviert. Wie beim ersten 5G-Sender vor zwei Jahren heißt es aber auch hier: Der praktische Nutzen für die Kunden ist zumindest heute noch überschaubar. Das aber wird sich ändern. Denn während es bei 5G bis dahin vor allem um höhere Bandbreiten ging, werden mit 5G-Standalone auch der Datenaustausch in Echtzeit und Network Slicing möglich. Das ist das  Bereitstellen von separaten Teilnetzen mit gesicherten Bandbreiten und Latenz-Zeiten für Spezial-Anwendungen aus der Industrie.

Mit 1.000 Antennen der Netzbetreiber mit den wenigsten echten 5G-Antennen

Heute hat Vodafone bereits 10.000 5G-Antennen an rund 3.200 Standorten. Mehr als 25 Millionen Menschen können zuhause im 5G-Netz von Vodafone surfen. Rund 1.000 5G-Antennen funken davon im 3,5 Gigahertz-Bereich (Highband).

Vodafone plant die Inbetriebnahme von 9.000 weiteren 5G-Antennen an 3.000 Standorten bis Ende März. Bis Ende 2021 will Vodafone mehr als 30 Millionen Menschen mit 5G zuhause erreichen. Insgesamt 4.000 Antennen davon sollen bis zum Jahresende 5G-Standalone unterstützen.

1&1: Alles auf Anfang

Auch 1&1 hat vor zwei Jahren Frequenzen für ein eigenes Handynetz ersteigert. Bis heute wartet man aber hier auf offizielle Informationen, wann das Netz starten soll. Gerade erst gab Unternehmenschef Ralf Dommermuth bekannt, dass man beim Ausbau auf chinesische Unternehmen verzichten werde. Der Start des Netzausbaus soll im dritten Quartal erfolgen. Wann die ersten Kunden das Netz nutzen können, ist unklar. 1&1 kann sowohl Frequenzen um 3,6 Ghz, nutzen, hat von o2 aber auch klassische LTE-Frequenzen übernommen. Beide eignen sich aber nur für eine Versorgung von Großstädten. Im restlichen Gebiet wird man auf das Netz von O2 zurückgreifen.

Und was sagst du?

Bitte gib Dein Kommentar ein!
Bitte gibt deinen Namen hier ein