Nach Ausbau-Fiasko: So soll es beim 1&1-Netz weitergehen

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Es war ein Fiasko, das 1&1 erleben musste. Der Hauptpartner für den Netzausbau ließ das Unternehmen hängen. Statt 1.000 Sendemasten waren Ende 2022 nur 3 aktiv. Wie soll es nun weitergehen? 1&1 hat einen neuen Plan vorgelegt.
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1&1 Logo auf FahneBildquelle: 1&1

Die Pläne waren groß und klangen in sich stimmig. Mit eigenen Ressourcen wollte man bei 1&1 die für ein Mobilfunknetz notwendigen Rechenzentren aufbauen und die Glasfaseranbindung stemmen. Um die Antennen-Standorte, mitunter das schwierigste bei einem Netzauf- und ausbau, sollten sich Partner kümmern. Der wichtigste Partner in der ersten Phase: Vantage Towers, eine Ausgründung von Vodafone. Doch ausgerechnet dieser Partner ließ 1&1 nach Darstellung des Unternehmens im Stich. Wie soll es nun weitergehen? Das Unternehmen hat einen Plan vorgelegt, wie man wieder in den Zeitplan kommen will.

Erst 14 Sender im aktiven Einsatz: Neuer Plan für Ausbau

Aktuell hat 1&1 nach eigenen Angaben 94 Antennenstandorte in ganz Deutschland übernommen. Davon seien aber erst 14 wirklich in Betrieb. Mobilfunk? Auch bei diesen Masten aktuell Fehlanzeige. Es gibt lediglich einen stationären Internetzugang. Bis Ende des Jahres will man 1.207 Standorte mit passiver Infrastruktur übernommen haben. Senden werden diese nicht alle. Denn schon jetzt hat man erneute Verspätungen angezeigt, wonach die Lieferungen vor allem im dritten und vierten Quartal erfolgen werden und eine Inbetriebnahme nicht vollständig in diesem Jahr möglich sein werde. Ob 1&1 es somit schafft, die für Ende 2022 geforderten 1.000 Sendemasten bis Ende 2023 in Betrieb zu nehmen, ist offen. Ab 2024, so der Plan, sollen jährlich 3.000 neue Antennenstandorte bereitgestellt werden.

Trotz dieser drastisch verschobenen Ausbaupläne hält 1&1 daran fest, ab dem Sommer eigene Smartphone-Tarife im eigenen Netz anzubieten. Dort, wo es kein eigenes Netz gibt, greift man im National Roaming auf O2 zurück. Schon im Herbst will man außerdem die ersten Bestandskunden in das neue Netz umziehen. 1&1 geht davon aus, dass nach der Kundenmigration die Kosten des Netzbetriebs (ohne Antennenstandorte) durch Einsparungen bei der Telefonie und im International Roaming finanziert werden können. Bei der Migration geht es um insgesamt 11,68 Millionen Mobilfunk-Verträge. Sie wird mehrere Monate bis Jahre dauern.

Start eigener 1&1-Handy-Tarife im Sommer

Zudem geht 1&1 fest davon aus, dass man Anfang 2026 neue Frequenzen im sogenannten Low-Band bekommen kann. Diese Frequenzen um 800 MHz werden voraussichtlich neu vergeben und sind auch für die bestehenden Netzbetreiber wesentlich, um eine Netzabdeckung in der Fläche zu realisieren. Standorte, die 1&1 mit solchen Frequenzen erschließen kann, bedeuten für 1&1, dass man sich das National Roaming an diesen Standorten sparen kann. Die Betriebskosten eines Standortes sollen den Berechnungen zufolge etwa so hoch sein wie die Kosten für National Roaming mit O2 im fraglichen Bereich.

Warum 1&1 bei Netzausbau derart hinter den eigenen Plan kommen konnte, ist zumindest offiziell unklar. Bei geforderten 1.000 Standorten bis Ende 2022 hätte man in Montabaur eigentlich eher hellhörig werden müssen. Inzwischen hat man sich beim Bundeskartellamt über den Partner Vantage Towers beschwert. Der Vorwurf: Beim Ausbau werde Vodafone bevorzugt. Aus der Branche ist aber hinter vorgehaltener Hand auch zu hören, dass 1&1 die Schwierigkeiten bei einem Netzausbau unterschätzt haben könnte. Als Beispiel heißt es von Insidern, dass beispielsweise bei einem Antennenstandort auf dem Dach das neue Erscheinungsbild, das durch das reine Aufhängen einer zusätzlichen Antenne entsteht, mit dem Eigentümer des Hauses abgestimmt werden müsse. Das reine Dazuhängen einer 5G-Antenne dauere für etablierte Netzbetreiber oftmals ein Jahr. Bei 1&1 wiederum weiß man: Noch eine solche Niederlage beim Netzausbau wie im vergangenen Jahr kann man sich nicht erlauben. Denn noch immer ist auch offen, wie die Bundesnetzagentur mit der groben Verfehlung der Auflagen umgeht.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Alex

    Abgesehen davon, dass die Netzausbaupläne von 1&1 etwas blauäugig betrachtet wurden, ist viel spannender zu Wissen, was Sie für Tarife anbieten möchten. Denn den Einheitsbrei von den anderen Netzbetreibern anzubieten, macht wenig Sinn. Dann wird keiner in nicht etablierten Netz wechseln.
    Nur wenn durch einen vierten Netzbetreiber wirklich Konkurrenz entsteht, ist das Vorhaben überhaupt interessant.

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