Motorola One Zoom im Test: Der Dicke mit vier Augen

8 Minuten
Motorola beziehungsweise Lenovo konnten mit ihrer Smartphone-Sparte in den vergangenen Jahren kaum gegen die drei Großen am Markt bestehen. Allerdings meldet sich Motorola nun mit einem Mittelklasse-Smartphone zurück, dass nicht nur optisch, sondern auch technisch vielversprechend erscheint. Womit das Motorola One Zoom überzeugen kann, zeigt der Test.
Motorola One Zoom Front

Die IFA ist erst wenige Wochen her. Eben dort hat Lenovo Anfang September neue Smartphones vorgestellt. Neben aus technischer Sicht schwächeren Modellen stach vor allem das Motorola One Zoom hervor: Das Äußere des Geräts schimmert bläulich und offenbart je nach Lichteinfall eine strukturierte Aluminium-Rückseite. Auf eben dieser findet man auch das Highlight des One Zoom: Motorola bringt mit dem Smartphone die Quad-Kamera in die Mittelklasse.

Motorola One Zoom: Vielsprechende Theorie

Die harten Fakten, die das One Zoom an Interessenten heranträgt, können sich durchaus sehen lassen. Verbaut ist nicht nur ein Display, das in Full-HD-Qualität auflöst und mit abgerundetem Gorilla Glas überzogen ist. Motorolas Mittelklasse präsentiert sich als modernes Smartphone, das mindestens zu einem Großteil auf aktuelle Technologien Wert legt.

Motorola One Zoom
Software Android 9.0 Pie
Prozessor Qualcomm Snapdragon 675
Display 6,4 Zoll, 1.080 x 2.340 Pixel
Arbeitsspeicher 4 GB
interner Speicher 128 GB
Hauptkamera 8000x6000 (48,0 Megapixel)
Akku 4.000 mAh
induktives Laden
USB-Port 3.1 Typ C
IP-Zertifizierung (Schutz gegen Spritzwasser (Regen))
Gewicht 190 g
Farbe Violett, Schwarz, Gold
Einführungspreis 430 €
Marktstart September 2019

Das Smartphone als solches wirkt auf den ersten Blick recht bullig – und dieser Eindruck bestätigt sich, sobald das Motorola One Zoom in der Hand liegt. Mit 190 Gramm ist es alles andere als ein Fliegengewicht, allerdings fühlt es sich so auch sehr hochwertig an. Weiterhin ist es durch seine kompakte Gesamtgröße recht handlich, sodass sich sowohl die Taster am Gehäuserand als auch das Display recht bequem bedienen lassen. Ein lohnenswertes Detail, das Nutzer mit bloßem Auge nicht sehen können, ist der Spritzwasserschutz des Motorola One Zoom. Der Hersteller greift dabei nicht auf die gängige IP-Zertifizierung zurück, sondern auf die spezielle Beschichtung P2i. Sie lässt Wasser im Idealfall an der Oberfläche abperlen.

Auch der Akku ist mit einer Nennladung von 4.000 mAh recht großzügig bemessen, was bei Mittelklasse-Smartphones allerdings keine Ausnahme darstellt. Auch auf Seiten der Verbindungsmöglichkeiten lässt Motorola sich nicht lumpen und gibt Nutzern unter anderem Bluetooth 5, NFC sowie GPS, Glonass und Galileo an die Hand. LTE ist in der Kategorie Cat.12 mit an Bord – auf 5G müssen Nutzer hingegen verzichten. Als Highlight besticht indes die Quad-Kamera, die sich jetzt auch einen Weg zu den preisgünstigen Geräteklassen auf den Markt bahnt.

Motorola One Zoom im Benchmark-Test

In den AnTuTu-Benchmark-Test startet das One Zoom vor allem mit einem gut ausgestatteten Speicher. Dem Qualcomm Snapdragon 675, ein bis zu 2 GHz schneller Quad-Core-Prozessor aus dem Jahr 2018, wird sowohl von 4 GB Arbeitsspeicherplatz als auch 128 GB internem Fassungsvermögen flankiert. Dieser lässt sich mittels microSD-Karte um bis zu 2 TB erweitern, sodass quasi unendlicher Speicherplatz verfügbar ist. Ins Ziel gelangt das Smartphone letztlich mit einer Endergebnis von 175.296 Punkten. Ergo: das solide Mittelfeld.

ModelleModelleBenchmark-Wert
Motorola One Zoom175.296
Google Pixel 3a XL158.778
direkte KonkurrenzNokia 8 Sirocco164.163
Nokia 8.1170.106
Samsung Galaxy Note 10+347.948
ReferenzSamsung Galaxy S10+335.132
OnePlus 7 Pro397.849

An derzeitige Highend-Modelle, wie beispielsweise das OnePlus 7 oder Samsungs Galaxy-S10-Reihe, reicht die Leistung des Motorola One Zoom nicht heran. Dennoch sichert sich das Gerät einen sicheren Platz neben bekannten Namen wie dem Google Pixel 3a XL oder Nokias 8 Sirocco und dem Nokia 8.1.

Als ausdauernd schätzt die App GFX Bench auch den Akku des Motorola One Zoom ein. Die Benchmark-App ermittelt einen theoretischen Wert, wie lang der Akku Energie liefert. Beim 4.000 mAh großen Exemplar des Motorola-Handys kommt GFX Bench auf den guten Wert von rund 353 Minuten. Zur Orientierung: Ein Top-Smartphone wie das Huawei P30 Pro kommt mit einer Nennladung von 4.200 mAh auf 317 Minuten, das OnePlus 7 Pro mit einem ebenfalls 4.000 mAh großen Akku auf nur 258 Minuten.

Motorola One Zoom: Hardware-Bewertung im Überblick

  • Design/Lieferumfang: 4,5 von 5 Sternen
  • Display: 4 von 5 Sternen
  • Ausstattung/Leistung: 3 von 5 Sternen
  • Kamera: 4,5 von 5 Sternen
  • Software: 2,5 von 5 Sternen
  • Akku: 3,5 von 5 Sternen
  • Zum kompletten Datenblatt

Gesamtbewertung Hardware: 3,5 von 5 Sternen (73 Prozent)

Motorola One Zoom in der Praxis: Viele Höhen, wenig Tiefen

Manko in puncto Software und Konnektivität

Wie zumeist für Motorola-Smartphones üblich, verzichtet man auf sämtlichen Schnickschnack und lässt die Nutzeroberfläche recht unberührt. So sehen die App-Icons recht simpel aus und orientieren sich am Vorbild Googles. Ebenso klassisch bleibt es bei den vorinstallierten Apps, unter denen sich die für Motorola typische Moto-App befindet. Mittels derer können Nutzer verschiedene Modi einstellen, beispielsweise „Cleveres Display“. Besonderheiten und spezielle Launcher sind jedoch nicht an Bord. Hinzu kommt, dass das Betriebssystem mit Android 9 Pie noch auf dem neuesten Stand, der Sicherheitspatch jedoch schon einige Monate veraltet ist. Übrigens: Ein Update auf Android 10 scheint nicht abwegig zu sein.

Es hapert darüber hinaus auch an der Wahl des Prozessors. Der Snapdragon 675 von Qualcomm ist bereits aus dem vergangenen Jahr und hätte durch eine neuere Version ersetzt werden können. Trotz dessen ist die Performance des One Zoom ruckelfrei und schnell. Für Otto-Normal-Nutzer absolut ausreichend.

Vier Objektive, damit ich dich besser sehen kann

Mit dem One Zoom bringt Motorola also nicht nur zwei oder drei, sondern direkt vier Objektive in sein Mittelklasse-Portfolio – und das unübersehbar auf der Rückseite des Geräts. Das Setup unterteilt sich im Detail wie folgt:

  • Hauptkamera mit 48 Megapixel-Auflösung (f/1.7, OIS)
  • Ultra-Weitwinkel-Kamera mit 16 Megapixel-Auflösung
  • Tele-Objektiv mit 8 Megapixel-Auflösung (3 x optischer Zoom / 10 x Hybrid Zoom, OIS)
  • Tiefenschärfe-Objektiv mit 5 Megapixel-Auflösung

Hobbyfotografen kommen mit dem One Zoom auf ihre Kosten und können Bilder nicht nur mit der voreingestellten Automatik aufnehmen, sondern Einstellungen wie den ISO-Wert oder Weißabgleich selber vornehmen. So gibt das Quartett nicht nur auf dem Papier eine gute Figur ab, sondern kann auch in der Praxis überzeugen. Das One Zoom kontert mit satten Farben und Natürlichkeit. Auch die Details bleiben erhalten, solange man das Bild als Ganzes betrachtet. Diese gehen jedoch verloren, sobald man das jeweilige Foto vergrößert. Daran merkt man, dass man sich letztlich doch in der Mittelklasse und nicht im Highend-Bereich befindet – meckern auf hohem Niveau.

Anders, als der Name des Motorola-Smartphones vermuten lässt, gelingen Zoom-Fotos trotz des dreifachen optischen sowie zehnfachen digitalen Zoom nur mäßig. Holt man das gewünschte Motiv mittels des optischen Zooms näher heran, ist das Ergebnis noch hinreichend scharf. Die zehnfache Vergrößerung stellt Details allerdings hinten an und lässt das Motiv in teils deutlich sichtbaren Pixeln ertrinken.

Motorola One Zoom Zoom-Bild

Die 25-Megapixel-Frontkamera hält, was sie verspricht und nimmt Selfies mehr als scharf auf – vorausgesetzt, der Beauty-Filter ist deaktiviert. Ansonsten werden Gesichter bis zur Unkenntlichkeit weich gezeichnet.

Motorola One Zoom Selfie

links: Aktivierter Beauty-Filter; rechts: Ohne Filter

Motorola One Zoom: Überzeugendes Display

Lobend zu erwähnen gilt an dieser Stelle auch das verbaute Display des Motorola One Zoom. Mit 6,4 Zoll ist das Panel zwar recht groß, bietet durch seine beinahe-Randlosigkeit aber auch eine unverhohlene Sicht auf die Dinge. Dabei setzt Motorola auf die OLED-Technologie, wodurch das Display als solches nicht nur sehr dünn bleibt, sondern auch weniger Energie verbraucht. Darüber hinaus stellt die Display-Technik Schwarzwerte besser heraus. Insgesamt bietet das One Zoom eine scharfe und kontrastreiche Darstellung. Je nach Vorlieben lässt sich die Farbanzeige in den Einstellungen auch individuell regeln, beispielsweise natürlicher oder satter. Darin ein spielt auch die Pixeldichte, die in Relation zu Display-Diagonale und Auflösung ein sehr gutes Verhältnis von knapp 400 ppi ergibt.

Der Fingerabdrucksensor ist indes ebenfalls unter das Display gewandert, wodurch das Panel noch ein wenig druckempfindlicher ist. Zu beachten gilt hier, dass nicht jede Schutzfolie für Bildschirme zum Einsatz kommen kann. Je nach Beschaffenheit oder Dicke kann sie den Sensor, der die biometrischen Daten erkennt, irritieren.

Fazit zum Motorola One Zoom

Um einen Rundumschlag zu machen: Das Motorola One Zoom hat ein paar Schwächen, die es jedoch durch deutlich mehr Stärken auszugleichen weiß. Der Knackpunkt liegt vor allem in der Software, die zwar gut, aber nicht außergewöhnlich ist. Motorola baut auf ein solides Grundgerüst mit notwendigen Apps, geht aber nicht darüber hinaus. Der Prozessor sorgt zwar für eine zuverlässige Leistung, ist aber schon ein älteres Exemplar.

Daneben schafft es das Motorola One Zoom jedoch mit seiner Quad-Kamera zu punkten, die für Schnappschüsse und Hobbyfotografen durchaus gute Ergebnisse erzielt. Dank des Full-HD-Displays macht es nicht nur Freude, Inhalte auf dem Motorola-Handy anzusehen, sondern durch eine gute Material-Verarbeitung auch, das Gerät in der Hand zu halten.Motorola One Zoom Testsiegel

Pros des Motorola One Zoom

  • überzeugende Quad-Kamera
  • ausdauernder Akku
  • gutes Display
  • hochwertige Materialwahl

Kontras des Motorola One Zoom

  • Software ohne Highlights
  • recht bulliges Gehäuse
  • durchschnittliche Ausstattung

Preis-Leistungs-Verhältnis

Für rund 430 Euro bekommen Nutzer ein gutes Werkzeug zur Hand, das größtenteils aktuelle wie moderne Technik bietet. Das Motorola One Zoom kann mit der Konkurrenz mithalten und bietet beispielsweise durch das Aluminium-Gehäuse ein optisches Alleinstellungsmerkmal. Wem das Motorola-Smartphone noch zu teuer ist, wird höchstwahrscheinlich in zwei bis drei Monaten zugreifen können. Erfahrungsgemäß fallen Android-Smartphones recht schnell nach ihrem Marktstart im Preis.

Eine exklusive Alexa-Version des One Zoom stellt Motorola ebenso zur Verfügung. Diese wird allerdings nur in Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien und Großbritannien verkauft. Am Preis ändert sich deswegen nichts.

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4 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Sven

    Gegenfrage: wie müsste eine „Software mit Highlights“ aussehen?
    Was genau wäre eine „überdurchschnittliche Ausstattung“? Drahtloses Laden? Überbewertet und wird wie die „notch“ verschwinden.

    Das Gerät ist jeden EURo wert und ist eine klare Kaufempfehlung.

    Antwort
  2. Nutzerbild Karsten Migka

    Ich kann mich da Sven nur anschließen. Ich bin auch eher für ein pures Android ohne viel Schnickschnack. Hat den Vorteil, dass selbst wenn keine großen Betriebssystemupdates mehr kommen, die einzelenen Google Apps wie Kontakte, Telefon, Kalender, Gmail etc. trotzdem noch über Jahre Updates via Playstore erhalten, was bei herstellerseitig angepassten Apps meist nicht mehr der Fall ist, wenn der Support für ein Gerät eingestellt wird. Und drahtloses Laden braucht wirklich kein Mensch. Dieses Smartphone bietet alles, was man heutzutage von einem Smartphone erwartet und das zu einem annehmbaren Preis. Nicht jeder ist Handyzocker, dafür gibt es spezielle Gaming-Handies.

    Antwort
  3. Nutzerbild Sven

    Hallo Simone, wie lauten denn, nach fast einem Monat, die Antworten auf meine Fragen?
    Dialog muss gepflegt werden, sonst kann man sich die Rubrik unter dem Bericht gleich schenken, zwinker.

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  4. Nutzerbild Hermann Arbinger

    Es ist müßig, den ganzen Artikel zu lesen, wenn schon am Anfsng, der 675 als Quadcore bezeichnet wird

    Antwort

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