Alarm, auch wenn das Handy lautlos ist: Cell Broadcast ist gestartet

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Ab sofort kann es dir passieren, dass dein Handy unkontrolliert laut wird – selbst wenn du es auf lautlos gestellt hast. Wir zeigen dir, was dahintersteckt und warum du den unkontrollierten Alarm nicht ausstellen solltest.
Eine Frau hält ein Handy in der Hand
Immer und überall kann dein Handy sich jetzt plötzlich laut meldenBildquelle: Pexels / Pixabay

Du erinnerst dich sicherlich an die Flut-Katastrophe im Ahrtal im Sommer 2021. Eines der Probleme, weswegen viele Menschen sterben mussten, war der fehlende Alarm. Mit einem neuen Warndienst über Mobilfunknetze soll das nicht mehr vorkommen. Nachdem am bundesweiten Warntag Cellbroadcast erstmalig getestet wurde, geht der Warn-Dienst ab sofort in den regulären Dienst. Die drei Netzbetreiber Vodafone, Telekom und Telefónica (O2-Netz) haben den Dienst in ihrem kompletten Mobilfunknetz in Deutschland eingebaut. Sie warnen dich ab sofort kostenlos, wenn es eine akute Gefahr für dich gibt. Das Besondere dabei: Du brauchst keine App, keine Datenverbindung und musst dich nicht anmelden. Die Warnungen kommen automatisch auf alle Handys in den Regionen, für die die Warnung gilt.

Alarm im Notfall für Landes- und Bundesbehörden

Cell Broadcast steht ab sofort zunächst den Landes- und Bundesbehörden in Deutschland zur Verfügung. Das Ziel: Warnungen einfach, schnell und zielgenau an eine große Anzahl von Menschen gleichzeitig zu versenden. Das System funktioniert so: Die zuständigen Behörden erhalten Kenntnis über bevorstehende oder bereits eingetretene Katastrophen. Sie legen ein Gebiet fest, für das die Warnung gilt. Diese Informationen übermitteln sie an die Mobilfunk-Betreiber. Diese verschicken die Warnmeldung als Cell Broadcast-Textnachricht über das Mobilfunk-Netz an die Handys, die sich im fraglichen Bereich aufhalten. Dabei ist es egal, ob es der Wohnort oder nur der zufällige Aufenthaltsort des Handynutzers ist.

Anders als bei einer SMS, aber ähnlich wie beim Radio, empfangen alle Geräte, die in den Funkzellen der jeweiligen Region eingebucht sind, die Warnmeldung – daher der Name Cell Broadcast. Je nach Warnstufe geben die Geräte sogar im lautlosen Modus einen Warnton aus. Das kann bei einer Warnung vor Naturgefahren (wie Hochwasser oder Erdbeben), Unwetter (wie schwere Stürme, Gewitter oder Hitzewellen), Schadstoffaustritten, Krankheitserregern, Großbränden oder weiteren akuten Gefahren (wie Bombenentschärfungen) der Fall sein. Cell Broadcast funktioniert auch dann, wenn das Netz stark belastet ist und sogar ohne Datenverbindung. Das wäre bei einer SMS oder App anders. Darum ist es auch nicht notwendig, eine App zu installieren. Voraussetzung für den Empfang ist, dass das Mobilfunkgerät (Handy, Smartphone usw.) mit Cell Broadcast kompatibel sowie angeschaltet und empfangsbereit ist. Da der Alarm im Lautlos-Modus nur bei wirklich schweren Katastrophen ertönt, solltest du den Cellbroadcast-Dienst nicht ausschalten. Selbst wenn er beim Klassik-Konzert oder in der Oper ertönt: Du wirst nicht der einzige mit dem Alarm sein – und der Alarm hat einen guten Grund.

Wichtig: Smartphones müssen aktuelles Betriebssystem haben

Die Warnung funktioniert laut Vodafone nachgewiesenermaßen auf allen iPhones ab dem iPhone 6s, sofern das jeweils neueste iOS installiert ist. Bei Android-Geräten gilt, dass sie mindestens Android 11 installiert haben müssen. Dringender Appell von Vodafone, der aber auch für die Nutzer in anderen Netzen gilt: Sofern du die neuesten Versionen dieser Betriebssysteme noch nicht auf das Handy installiert hast, solltest du das Update durchführen.

Der Warntag hat laut Vodafone übrigens auch weitere Ergebnisse hervorgebracht. So habe Vodafone die Endgeräte-Hersteller nach dem Warntag aufgefordert, das Speichern und erneute Anzeigen der Warnmeldungen zu verbessern. Der Grund:  Einige Smartphone-Nutzer hatten die empfangene Cell Broadcast-Nachricht beim bundesweiten Warntag zunächst weggeklickt, um sie wenige Minuten später zu lesen oder um den Alarmton zu beenden. Dann ließ sich diese Nachricht aber nicht mehr oder nur sehr schwer wiederfinden. Die Hersteller hätten zugesichert, das Speichern und das Wiederauffinden der Nachricht im Regelbetrieb zu erleichtern. Das soll durch entsprechende Anpassungen im Handy-Menü erfolgen.

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2 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Der Teufel ist nicht so schwarz, wie er gemalt wird.
    Nur weil es ein Mal in Hundert Jahren eine Flutkatastrophe gibt und die Menschen nicht imstande sind, sich darauf vorzubereiten, hilft auch kein Alarm in der letzten Sekunde, und schon gar nicht bei einem Atomkrieg.
    Wenn man nicht gerade im Risikogebiet lebt, Funktion ausschalten und sich nicht verrückt machen lassen.

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  2. Nutzerbild Heinrich Babkowski

    Besser spät gewarnt, als gar nicht, vielleicht geht es manchmal um Sekunden, um sich, sein Hab und Gut, seine Lieben, und andere zu retten. Auch wenn es noch Anfangsschwierigkeiten gibt, die Idee es gut, allerdings darf deswegen nicht auf die herkömmlichen Warnmethoden verzichtet werden! Es ist eine zusätzliche Möglichkeit schneller und wirkungsvoller zu warnen, aber eben nur eine zusätzliche Möglichkeit, nicht mehr und nicht weniger!

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