FritzBox ohne ISDN: Darum verzichtet AVM auf die Telefon-Funktion

2 Minuten
Die FritzBox 6690 Cable ist überraschend ohne ISDN-Port auf den Markt gekommen, die FritzBox 7590 AX kommt in einer zweiten Version ohne ISDN-Möglichkeit auf den Markt. Was steckt dahinter? Ein YouTuber hat eine Erklärung.
AVM Fritzbox 6690 Cable
AVM Fritzbox 6690 CableBildquelle: Thorsten Neuhetzki / inside digital

Das ISDN-Zeitalter bei AVM scheint vorbei. Das heißt für dich, dass du an Router der Berliner Firma künftig keine vorhandenen ISDN-Telefone oder ISDN-Anlagen mehr anschließen kannst. Das betrifft nach aktuellem Stand die FritzBox 6690 Cable (und die kleine Schwester 6660 Cable) sowie die FritzBox 7590 AX in ihrer zweiten Version. Alle anderen relevanten Router sind aktuell noch mit ISDN-Port (auch als S0-Bus) erhältlich.

Doch es ist zu vermuten, dass diese Router noch aus Lagerbeständen stammen. Denn die Produktion neuer Router mit ISDN scheint es nicht mehr zu geben. Zu diesem Schluss kommt der YouTuber Christoph, der sich auf seinem Kanal CLP Tutorials regelmäßig mit den Routern von AVM aber auch anderer Technik auseinandersetzt.

Demnach dreht sich bei der ISDN-Abschaffung alles um einen sogenannten FPGA, ein Field Programmable Gate Array. Dieser ist erforderlich, um Schaltungen vorzunehmen. AVM bezieht diesen Chip vom Hersteller XILINX. Der FPGA ermöglicht es Herstellern wie AVM, Chips flexibel zu programmieren, um Funktionen wie ISDN bereitzustellen.

Bei der FritzBox 6690 Cable fehlt dieser FPGA, obwohl der Bauplatz auf dem Board der Box vorhanden ist. Sogar die ISDN-Buchse ist vorbereitet, wie ein Blick in den Router bei CLP Tutorials zeigt. Das erklärt auch, warum die Box ursprünglich mit ISDN angekündigt war, beim Markstart dann aber ohne ISDN in den Handel kam. AVM hatte tatsächlich vor, die Box anders zu bauen, als sie am Ende tatsächlich gebaut wurde. Dem Grund dafür scheint der YouTuber auf die Schliche gekommen zu sein.

Chipmangel als Grund für ISDN-Aus

Der Hersteller Xilinx hat offenbar Herstellungsprobleme. Der betreffende Spartan-6-Chip würde durch Samsung gefertigt und sei für mindestens zwei Jahre nicht mehr verfügbar. Entsprechende schriftliche Belege von Xilinx und einem Hersteller von FPGA-Board sind bei CLP Tutorials zu sehen. Damit ist der Chipmangel auch bei AVM angekommen.

Bei einer Nicht-Verfügbarkeit von zwei Jahren ist davon auszugehen, dass AVM den ISDN-Standard final beerdigt hat. Schließlich spielen ISDN-Anschlüsse heute schon keine Rolle mehr im Markt. Damit verschwinden auch ISDN-Telefone und -Anlagen nach und nach. Noch bestehende Endgeräte dürften im Rahmen der üblichen Erneuerungszyklen durch IP– oder DECT-Telefonen in den Haushalten ersetzt sein, bis der benötigte Chip wieder verfügbar wäre. Eine Neuauflage der Boxen mit ISDN im Jahre 2024 erscheint daher mehr als unwahrscheinlich.

ISDN-Aus bei AVM: Das Video von CLP Tutorials

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10 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Na ja, manchmal ist weniger mehr.
    Früher haben Autos gar keine Chips gehabt, und die fahren bis heute noch.
    Die schleudern zwar Dreck ohne Ende, aber die Technik an sich funktioniert.
    Und so ein Chipmangel fordert wo möglich neue, kreative Lösungen und am Ende freuen wir uns über neue Podukte.

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  2. Nutzerbild Volker

    Das ist keine gute Idee.

    Unzählige kleine Gewerke, Arztpraxen, Steuerberater, Rechtsanwälte, ( die Liste lässt sich beliebig fortsetzen ) arbeiten mit ISDN Telefonanlagen, die genau auf die Bedürfnisse der Nutzer zugeschnitten und programmiert sind. Die Nutzer sind mit dem Funktionsumfang absolut zufrieden, die Anlagen laufen stabil und nahezu fehlerfrei. Sie gewährleisten problemlose Funktionen, und sind im Alltagsbetrieb gute und durchdachte Systeme. Anrufweiterschaltungen für Notdienste, verschiedene Anlagenszenarien zu verschiedenen Tageszeiten, und noch viel mehr sind in gewohnter Weise bewährt.
    Wenn man nun die Nutzer „nötigt“, diese Anlagen zu erneuern, bringt das dem Nutzer keinen wirklichen „Mehrwert“ – im Gegenteil: Der Austausch von stabil und gut funktionierenden Anlagen ist weder wirtschaftlich, und schon gar nicht Nachhaltig.

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  3. Nutzerbild Mike

    Als im letzten Jahr der 3G Mobilfunk abgeschaltet wurde, wurden nicht wenige Endgeräte wertlos. Jetzt blicke ich auf mein ISDN-Endgerät mit zwei Mobilgeräten,
    die auch nach 21 Jahren noch problemlos funktionieren.
    Ein VoIP Gerät ist dazu gekommen und die Features sind schon überzeugend. Ob es die HD-Telefonie, gemeinsames Telefonbuch und sonstige nützliche Kleinigkeiten sind.
    Das Bessere ist des Guten Feind

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  4. Nutzerbild Thorsten

    Frage ist auch… wenn die Funktion und Hardware wegfällt, warum sinkt dann nicht auch der Preis von AVM für die kastrierte 7590AX? Vielleicht doch nicht ganz uneigennützige wirtschaftliche Gründe? ISDN war immerhin ein Alleinstellungsmerkmal. So konnte man einen Bus aufbauen mit inzwischen günstig zu habender Hardware. IP Telefone kosten ein Vielfaches und DECT ist nicht immer nutzbar.

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  5. Nutzerbild Kalli

    Wenn S0 am Glasfaser-AS möglich ist wird die nächste Frit-Box gekauft, und Glasfaser-AS beauftragt,vorher nicht.

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  6. Nutzerbild Raphaelo

    Es ist für mich erstaunlich, daß wir von unnötigen ElektronikSchrott und KlimaZerstörung reden, und dann befördert ein nicht mehr produzierter FingerNagel-großer Chip mindestens 1 ISDN-Telefon (bei mir) oder mehrere auf den MüllBerg.
    Ich wurde bei der Bestellung des Uprades von 6390 auf 6690 mit keinem Hinweis auf den Verlust des Funktionsumfang hingewiesen.

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  7. Nutzerbild Anon

    Und wieviel Müll und „ElektronikSchrott“ ist es, wenn 95% der Käufer ISDN gar nicht verwenden, der Chip aber trotzdem aufgelötet ist?

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  8. Nutzerbild Wendelin

    Warum sollte AVM die Besitzer technologisch veralteter Telefonanlagen bis ans Ende aller Tage mit kompatibler Hardware versorgen müssen? Offensichtlich wollten sie das eh noch, dann kam das Lieferketten-Problem und jetzt ist halt aus die Maus. Für die oben erwähnten gewerblichen Nutzer mit grösseren ISDN-Anlagen gibt es nach wie vor adäquate Lösungen, z.B. von Beronet. Private mit ein, zwei ISDN-Telefonen sollten halt wirklich schön langsam über einen Umstieg nachdenken. Seitens der Telefonieanbieter wurde/wird seit Jahren verkündet, dass man mit ISDN ein totes Pferd reitet.

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  9. Nutzerbild Norbert

    Wir haben seit 2009 eine FritzBox, die letzte war die 6490. Da diese FritzBox inzwischen Probleme machte, haben wir von unserem Telefonanbieter eine neue bekommen, die 6660. Ich habe diese FritzBox installiert – alles ok. Nur meine Telefonanlage geht nicht mehr, da die 6660 keinen ISDN/SO-Ausgang hat, weil der Hersteller AVM versäumt hat, die Anschlüsse in der FritzBox zu integrieren. Da wir eine gehörlose Frau als Untermieterin haben, welche einen Notruf zum Roten Kreuz sowie zusätzlich ein Faxgerät hat, welche beide über dieTelefonanlage gehen, funktionieren diese ohne den ISDN-Anschluss nicht mehr. Was soll ich machen, damit die Anlage wieder funktioniert?

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  10. Nutzerbild Tom Brunner

    Die Dampfmaschine war auch irgendwann obsolet….

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