FritzBox 6690 Cable im Test: Schneller, als der Kabelanbieter erlaubt

7 Minuten
Mit der FritzBox 6690 Cable hat AVM erstmals seit zwei Jahren einen neuen Kabelrouter auf den Markt gebracht. Dabei handelt es sich um das neue Premium-Modell, was sich auch – aber nicht nur – am Preis bemerkbar macht. Der Router bietet mehr, als heute technisch möglich ist.
AVM Fritzbox 6690 Cable
AVM Fritzbox 6690 CableBildquelle: Thorsten Neuhetzki / inside digital

Beginnen wir mit dem, was potenzielle Käufer neben den möglichen Funktionen am meisten interessieren dürfte: dem Preis. 320 Euro ruft AVM gemäß unverbindlicher Preisempfehlung derzeit für den Kabelrouter auf. Der Marktpreis folgt dem aktuell. Und das macht deutlich, was die 6690 Cable sein soll und auch ist: Ein Premium-Router. Das Gerät richtet sich an Kunden mit extrem schnellen Kabelanschlüssen, die den Anspruch einer hochwertigen Heimvernetzung haben und diese auch benötigen.

Diesen Ansprüchen, so ergibt unser Praxistest, wird die AVM FritzBox 6690 Cable auch gerecht. Schon heute bietet sie auf der Seite des Kabelanschlusses mehr, als überhaupt möglich ist. Denn Stand heute bietet kein Kabel-Internetanbieter für Privatkunden mehr als 1 Gbit/s Downstream. In den meisten Fällen werden bei einem Gigabit-Anschluss 1150 Mbit/s provisioniert. Die 6690 Cable unterstützt aber bis zu 6 Gbit/s im Downstream und 2 Gbit/s im Upstream – so zumindest die Datenblätter. Üblicherweise bieten die Netzbetreiber heute gerade einmal 50 Mbit/s im Upstream, der nächste Schritt ist mit 100 Mbit/s Upstream längst überfällig.

Das WLAN

Wi-Fi 6 ist eine wichtige Komponente des neuen Kabel-Flaggschiffes. Doch nur in Verbindung mit den richtigen Chipsätzen und den richtigen Spezifikationen ist dieser Standard am Ende auch sinnvoll. Bei der FritzBox 6690 Cable ist das der Fall. Denn die Box liefert dank 160 MHz Frequenzspektrum und 4 x 4 Multi-User-MiMo im Frequenzband um 5 GHz bis zu 4800 Mbit/s brutto. Ergebnis in der Praxis: Ein Speedtest mit einem OnePlus 9 Pro brachte auch mehrere Meter entfernt von der FritzBox problemlos das Gigabit aus dem Internet auf das Handy. Natürlich kannst du diese Datenraten mit älteren Handys oder Laptops nicht erwarten, da auch deine Endgeräte entsprechend ausgerüstet sein müssen.

Im direkten Vergleich mit einer 6660 Cable ist die Funkversorgung der 6690 Cable deutlich besser – nicht nur beim Datendurchsatz, sondern auch bei der Reichweite. Interessant kann sein, dass der neue Router ZeroWait DFS unterstützt. Hier geht es um die WLAN-Kanäle 52 bis 140, die besonders interessant sind, da ab Kanal 100 die Sendeleistung höher sein darf. Gleichzeitig nutzen aber auch Flugsicherung und Wetterdienste diese Frequenzen. Bemerkt eine FritzBox dies oder wird sie neu gebootet, wechselt sie wie vorgeschrieben die Frequenz auf die Kanäle 36 bis 48. Hier ist die Sendeleistung aber geringer. Solange eine Box nach einem Reboot oder einem Fremdsignal die Frequenzen scannt (etwa zehn Minuten), stehen die Kanäle nicht zur Verfügung. Ältere Endgeräte erreichen das je nach WLAN-Standard natürlich nicht.

Doch auch für ältere Rechner, Handys und Tablet gibt es mit der FritzBox 6690 Cable gute Nachrichten. Auch Endgeräte, die sich am Rande der Funk-Ausleuchtzone befinden, profitieren. In unserem Praxisbeispiel war es beides: Ein WLAN-4-Gerät, das durch eine dreifachverglaste und beschichtete Scheibe funkt. Während das Gerät bei einer 6660 Cable immer wieder Probleme mit der Funkstrecke hatte, verbindet es mit der FritzBox 6690 Cable problemlos – teils sogar auf 5 GHz.

Die Anschlüsse

Auf der Rückseite des Routers kannst du sowohl Telefone als auch LAN-Geräte anschließen. Von den vier LAN-Buchsen unterstützt einer eine Datenrate von 2,5 Gbit/s – etwa zum Anschluss eines zweiten Mesh-Routers per LAN oder eines NAS. Die drei weiteren LAN-Buchsen liefern Gigabit-Datenraten. Im Test waren wir im ersten Moment enttäuscht. Denn weder ein direkt per LAN angeschlossener Laptop noch eine per LAN angebundene FritzBox 4060 lieferten ansatzweise Gigabit-Datenraten – anders als die zuvor installierte 6660 Cable. Erst nach einem Entfernen und nochmaligem Einstecken der Ethernet-Stecker erreichten beide LAN-Verbindungen die erwartete Performance. Offenbar sind die LAN-Buchsen etwas empfindlich, wenn die Stecker nicht hundertprozentig, aber augenscheinlich korrekt eingesteckt sind.

Die Anschlüsse der Fritzbox 6690 Cable
Die Anschlüsse der FritzBox 6690 Cable

Zwei analoge Telefon-Ports ermöglichen dir den Anschluss von Telefonen, Anrufbeantworter und Fax. Anrufbeantworter und Fax sind aber auch als Software-Lösungen in der FritzBox integriert. Entgegen der Ankündigung der Box ist ISDN letztlich doch nicht mehr eingebaut worden. Es ist also nicht möglich, ISDN-Telefone oder -Anlagen an der 6690 zu betreiben. Schon die 6660 Cable konnte das nicht mehr. Die Tage von ISDN sind also auch auf Anwenderseite endgültig gezählt. Weiterhin verfügbar: Zwei USB 3.0-Schnittstellen sowie eine DECT-Basisstation für bis zu sechs Telefone sowie Smart-Home-Artikel von AVM.

Die äußeren Werte

Schönheit ist subjektiv. Dennoch finden wir, dass die Bauform der 6690 Cable nicht gerade die schönste ist, die AVM jemals auf den Markt gebracht hat. Sie entspricht bis auf Kleinigkeiten der 6591 Cable, dem faktischen Vorgänger der neuen Box. Es ist eine viereckige, aufrechtstehende und sehr wuchtig wirkende Bauform. Vorteil der Bauform: AVM konnte zwölf verschiedene WLAN-Antennen einbauen. Dennoch: Eine Schönheit für das Wohnzimmer ist sie – subjektiv – nicht.

AVM FritzBox 6690 Cable
AVM FritzBox 6690 Cable

Auffällig ist das Netzteil, das deutlich kleiner ist als von AVM gewohnt. Mitgeliefert ist neben dem Netzteil mit 1,5 Metern Länge auch ein Koaxialkabel mit 1,5 Metern Länge. Hier hätte man durchaus etwas spendabler sein dürfen. Denn als idealer Standort eines solchen Routers stellt sich immer wieder heraus, dass er etwas höher steht und keinesfalls in einem Schrank verschwindet. Ob das immer in der Nähe einer Kabelbuchse möglich ist, ist fraglich. Zudem musst du die Box hinstellen können, eine Wandmontage seitens AVM ist nicht vorgesehen, Halterungen gibt es aber im freien Handel zu kaufen. Ebenfalls im freien Handel gibt es aber längere Kabel – hier solltest du auf eine gute Abschirmung achten.

Beim Stromverbrauch gibt AVM eine mittlere Leistungsaufnahme von 11 bis 14 Watt an. In unserem Test bewegte sich der Router jedoch bei normaler Nutzung im Mittel eher bei 15 Watt – allerdings mit eingeschalter DECT-Station. Unter hoher Last stieg der Verbrauch auf bis zu 17 Watt. Ein durchschnittlicher Verbrauch von 15 Watt bedeutet im Jahr bei einem Kilowattstundenpreis von 35 Cent Kosten von mehr als 45 Euro oder 131 kWh.

Fazit: FritzBox 6690 Cable, 6660 Cable oder 6591 Cable?

Wie eingangs erwähnt: Die 6690 Cable ist der neue Kabel-Premium-Router – auch beim Preis. Daher unser Rat: Wenn du schon die 6660 Cable nutzt und keine Probleme hast, brauchst du nicht über einen Wechsel nachdenken. Nur wenn du beim Heimnetz an deine Grenzen stoßen solltest, einzelne Geräte WLAN-Probleme haben oder dich fehlende Features wie das Zero Wait DFS nerven, kann ein Wechsel sinnvoll sein. Aber Achtung: In Summe fehlt dir bei der neuen Box im Vergleich zu 6660 Cable ein LAN-Port. Das kann entscheidend sein!

Nutzt du hingegen noch die 6591 Cable, so wirst du deutlich schneller über einen Wechsel nachdenken. Denn die 6690 Cable bietet als Zentrale so viel mehr Performance, dass sich ein Wechsel gerade an schnellen Anschlüssen und mit modernen Endgeräten schnell bemerkbar macht.

Stehst du hingegen vor der Entscheidung, vom Standard-Modem deines Anbieters zu einer Kabel-FritzBox zu wechseln, ist die Entscheidung für oder gegen eine Box von deinen Anforderungen und deinem Geldbeutel abhängig. Nach unserer Einschätzung dürfte den meisten Nutzern die 6660 Cable bei Weitem ausreichen. Nur in Highend-Netzen, in denen viele Geräte viel Datentraffic machen und somit vermutlich auch noch weitere Mesh-Repeater oder gar eine neue FritzBox 4060 zum Einsatz kommen, solltest du dich auf jeden Fall für die 6690 Cable entscheiden. Das gilt auch, wenn dir der preisliche Unterschied letztlich egal ist. Mit der 6690 Cable hast du in jedem Fall einen Kabelrouter, der die kommenden fünf Jahre, wenn nicht noch länger kein Hardware-Upgrade braucht – selbst wenn Wi-Fi 7 schon vor der Tür steht.

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3 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild EinUser

    Bei DSL geht mit Bonding und GFast auch deutlich mehr, bietet nur Deutschland keiner an. AVM hat durchaus Router die oben genannten unterstützen. Wäre bei mir z.B. durchaus möglich da 6 oder 8 Aderpaare bei mir Ankommen.

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  2. Nutzerbild Roman

    Sorry. Ein nicht vorhandener ISDN Anschluss ist ein absolutes nogo. Da können die restlichen Werte noch so glänzen.

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    • Nutzerbild Herr von Gestern

      Die ’90er haben angerufen. Sie fragen nach deiner Faxnummer.

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