LG Velvet im Test: Tolles Gesamtpaket, Abzüge in der B-Note

8 Minuten
LG kommt mit einem brandneuen Modell auf den Markt. Es ist elegant, groß und dabei noch nicht einmal unhandlich: das LG Velvet. Es verspricht, mit Flaggschiffen konkurrieren zu können, obwohl der Preis die Sprache der Mittelklasse spricht. Womit haben wir es hier wirklich zu tun?
LG Velvet in einer Hand
Bildquelle: Blasius Kawalkowski/inside digital

LG hat sich mit einem brandneuen Smartphone zurückgemeldet. Das LG Velvet kann zwar keinen Samtumhang sein Eigen nennen. Aber einen schönen und elegant anmutenden Anblick gewährt trotzdem. Ähnlich wie Motorola und dem Edge besticht das Modell vor allem durch sein Äußeres. Das lässt auf den ersten Blick ein Highend-Modell vermuten. Der vergleichsweise niedrige Preis lässt das LG Velvet hingegen zurück ins mittlere Spielfeld fallen.

LG Velvet und die Theorie: Alles neu

Neben dem edlen Metall-Glas-Gehäuse ist vor allem der große Bildschirm unübersehbar. Das Eintrittstor in die smarte Welt des Velvet misst 6,8 Zoll bei einem randlosen sowie abgerundeten OLED-Display. Inhalte stellt das Smartphone auf dem 20,5:9-formatigen Panel mit 1.080 x 2.460 Pixeln dar und kommt damit auf knapp 395 ppi. Unter der Haube schwingt der Qualcomm Snapdragon 765G sein Zepter mit acht Kernen und einer Taktrate von bis zu 2,4 GHz. Was der aktuelle Top-Prozessor der Mittelklasse außerdem kann, haben wir in einem separaten Artikel zusammengefasst. Erwähnenswert ist an dieser Stelle auch die Erweiterung des internen Speichers. Hier sind bis zu 2 TB drin – 1 TB mehr, als die meisten anderen Hersteller erlauben.

Zu den Highlights zählt einerseits die Triple-Kamera mit 48, 8 und 5 Megapixeln sowie der 4.300 mAh große Akku. Der bietet nicht nur eine Schnellladefunktion, sondern kann auch mittels Qi aufgeladen werden. Andere Smartphones kann das LG Velvet jedoch nicht mit Strom versorgen – Stichpunkt Reverse Charging. Des Weiteren ist das Smartphone mit Android 10, Bluetooth 5.1, NFC, IP68-Zertifizierung und USB-Typ-C auf dem aktuellsten Stand der Dinge.

Software Android 10
Prozessor Qualcomm Snapdragon 765 5G
Display 6,8 Zoll, 1.080 x 2.460 Pixel
Arbeitsspeicher 6 GB
interner Speicher 128 GB
Hauptkamera 8000x6000 (48,0 Megapixel)
Akku 4.300 mAh
induktives Laden
USB-Port 3.1 Typ C
IP-Zertifizierung IP68 (Schutz gegen Untertauchen)
Gewicht 180 g
Farbe Weiß, Grau
Einführungspreis 599 €
Marktstart Juli 2020

Die absolute Hardware-Bewertung im Detail:

  • Gehäuse: 4,5 von 5 Sternen
  • Display: 3,5 von 5 Sternen
  • Ausstattung: 4 von 5 Sternen
  • Kamera: 4 von 5 Sternen
  • Software: 3,5 von 5 Sternen
  • Akku: 4,5 von 5 Sternen

Gesamtwertung: 4 von 5 Sternen

Highlight 1: Neue Design-Ära

Es zeichnet sich ein Trend hab – zumindest augenscheinlich. Nicht nur LG, sondern auch Hersteller wie Motorola oder Sony streifen Schritt für Schritt ihre alten Design-Vorlagen ab und wenden sich massentauglichen Konzepten zu. Alle Unternehmen waren bekannt für vergleichsweise eigenwillige Designs, deren Linie man sofort erkannte. Aber: Das Äußere blieb stets Geschmackssache. Nun haben Motorola mit dem Edge und Edge+, Sony mit dem Xperia 10 II und letztlich auch LG mit dem Velvet Smartphones im Gepäck, die sich am allgemeinen Design-Trend der vergangenen Jahre orientieren.

Im Falle des Velvet bedeutet das ein großes, randloses Display, dessen Ränder zu den Seiten hin abgerundet sind. Trotz seiner enormen Größe von 167 Millimetern ist das Smartphone keineswegs klobig. Im Gegenteil: Es ist überaus schlank und liegt angenehm in der Hand. Durch die Rundungen an den Gehäuseseiten, das kühle Gorilla Glass 5 fasst es sich wie ein Kieselstein an. Apropos Glas: Das umhüllt das gesamte Gerät, mal abgesehen von dem Metallrahmen, der das Konstrukt zusammenhält. Das bringt dem LG Velvet zwar das elegant-zeitlose Design, ist dadurch aber rutschig und Anfällig für Fingerabdrücke.

Die Verarbeitung gelingt LG dabei besonders gut. Die Elemente schmiegen sich aneinander wie schnurrende Kätzchen, ohne das kratzige Kanten in die Finger schneiden. Die Hauptkamera steht als einzige ein wenig aus der Rückseite hervor, ist allerdings so gut in das Gehäuse integriert, das der die Fassung nicht stört – anders als beispielsweise beim Huawei P30. Gewöhnungsbedürftig ist letztlich die Platzierung der Lautstärkewippe: Die sitzt nicht rechts, sondern links am Gehäuse.

Highlight 2: Fleißige Performance und starke Akkuleistung

Oft gilt die Devise: Schlankes Gehäuse, schmaler Akku. Und das vor allem bei Flaggschiffen, die ihren Fokus auf andere Feature legen als die Energieversorgung. Hier kann das LG Velvet Konkurrenten durchaus ein Schnippchen schlagen: Denn zumindest auf dem Papier scheint der 4.300 mAh große Akku dem riesigen Bildschirm gerecht werden zu können. Denn bekanntermaßen frisst solch ein Panel auch eine Menge Strom. Darüber hinaus hat das Velvet einen weiteren Vorzug: Es lässt sich nicht nur per Kabel, sondern auch mittels Qi aufladen. Damit ist es seinen direkten Konkurrenten weit voraus, kann sich aber auch gegenüber Highend-Smartphones behaupten. Allerdings legt LG „nur“ ein 16-Watt-Ladekabel bei, womit das Velvet – trotz Schnellladefunktion – verhältnismäßig lange lädt.

Laut dem Benchmark-Test GFXBench kommt das neue Vorzeige-Modell von LG auf eine ungefähre Akkulaufzeit von rund 8 Stunden. Damit bewegt es sich im soliden Mittelfeld der Top 20 Smartphones mit starkem Akku. Auf eine vergleichbare Ausdauer bringen es etwa das Motorola Moto G8 Power Lite und das Huawei P40.

Hinsichtlich der Performance bestätigt der Mittelklasse-Prozessor Snapdragon 765G, dass man sich mit dem Velvet in der Mittelklasse bewegt. Doch das bricht dem Smartphone keinen Zacken aus der Krone. Im Test liefert das Gerät eine makellose Performance, sowohl bei kleinen Befehlen wie das Öffnen von Apps, beim Surfen oder Spielen. Verzögerungen oder Aussetzer machen sich nicht bemerkbar. Der 6 GB große Arbeitsspeicher sorgt zwar für keine Furore. Jedoch lässt sich der 128 GB interne Datenspeicher mit einer Mirco-SD-Karte um bis zu 2 TB erweitern – und das ist in der Tat ein Grund zur Freude.

Highlight 3: Kinogefühl zum Mitnehmen

Wie schon erwähnt, bekommst du mit dem LG Velvet nicht nur ein schickes Smartphone, sondern auch ein großes Display. Es erstreckt sich auf 6,8 Zoll bei einer Full-HD+-Auflösung (1.080 x 2.460 Pixel) und 395ppi. Das Besondere: Das Panel bedeckt zu 90 Prozent die Front und ist im 20,5:9-Format angefertigt. Das kommt dem klassischen Kinoformat recht nah – wenn auch an den Rändern schwarze Balken bestehen bleiben. Der Kontrast ist – trotz der eher niedrigen Pixeldichte – gut, ebenso wie die Farbdarstellung, die auf Wunsch angepasst werden kann.

LG Velvet Frontansicht

LG bewirbt sein Smartphone zudem mit einem hervorragenden Sound, der von künstlicher Intelligenz unterstützt wird. In den Einstellungen finden sich dafür verschiedene Optionen, die den Sound an dein Gehör anpassen sollen. Neben einem Equalizer findet sich auch ein 3D-Sound-Modul. Einen richtigen Unterschied zwischen inaktivem und aktivem 3D-Sound-Modul lässt sich aber nicht so einfach feststellen. Die verbauten Stereo-Lautsprecher können bei mittlerer Lautstärke überzeugen, der Ton ist satt. Bei maximaler Lautstärke wird der Klang aber leider blechern. Alternativ bietet sich hier die Klinkenbuchse für Kopfhörer an, die das LG Velvet nach wie vor besitzt. Für ein rundes Kinopaket bietet das Velvet auch die Funktion von automatische Untertitel an, die Videos in Fremdsprachen intelligent in deine Sprache übersetzt. Bislang ist aber nur Englisch verfügbar – andere Sprachen sollen folgen.

Highlight 4: Die Kamera

Von Interesse ist schlussendlich auch die Kamera. Gleich drei Objektive sitzen auf der Rückseite. Ein LED-Blitz komplettiert das Equipment. Die Frontkamera ist mittig in eine tropfenförmige Notch eingelassen. Auch wenn Bilder und Videos laut LG mit dem Velvet deutlich stärker stabilisiert werden und somit wackelfreie Fotos entstehen sollen, kann das Smartphone keinen optischen Bildstabilisator sein Eigen nennen. Das heißt: Entweder muss ein Stativ her oder ruhige Hände.

Durch die oft eingesetzte, sogenannte „Pixel-Binning-Technik“ nimmt die Hauptkamera Bilder mit 48 Megapixeln auf. Heraus kommen aber nur 12 Megapixel – die auch als Standard in der Kamera-App eingestellt sind. Es werden also vier Pixel zu einem Bildpunkt zusammengerechnet. Hinzu gesellen sich ein Ultraweitwinkelobjektiv sowie ein Tiefensensor.

Wie so oft können die Fotos vor allem dann überzeugen, wenn die Lichtverhältnisse stimmen. Das Velvet trumpft mit starken Aufnahmen ohne Rauschen, aber hohen Kontrasten und Detailreichtum auf. Auch Nahaufnahmen gelingen mit dem Mittelklässler gut. Bei schwächerem Licht schwindet aber auch die Sehkraft der Kamera. Die Bilder sind sehr dunkel und die Farben matt. Der aktive Nachtmodus kann hier zumindest an der Helligkeit drehen. Details gehen jedoch verloren und Lichtpunkte fransen bei näherem Hinsehen aus.

Die Eckpunkte der Kamera:

  • Hauptkamera: 48 Megapixel, f/1.8-Blende
  • Superweitwinkel: 8 Megapixel, f/2.2-Blende, 120 Grad
  • Tiefensensor: 5 Megapixel, f/2.4-Blende
  • Frontkamera: 16 Megapixel, f/1.9-Blende

Fazit zum LG Velvet

Das Beste zuerst: das LG Velvet ist ein Preis-Leistungs-König. Den Südkoreanern gelingt der Spagat aus überzeugender Technik zum fairen Preis. Das Velvet beendet nicht nur eine Design-Ära, sondern bringt LG auf die Höhe der Zeit – und vor allem wieder in den Konkurrenzkampf mit anderen Herstellern. Es bietet ein gutes Display, das durch seine Größe und die abgerundeten Ränder ein Kinogefühl liefert. Auch der große Akku im schlanken Gehäuse, die flüssige Performance und die stattliche Kamera hinterlassen einen positiven Eindruck. Dabei ist das LG Velvet so manchem hochpreisigen Konkurrent voraus – etwa, weil es Qi, aber auch eine Klinkenbuchse, 5G und aktuelle Software sein Eigen nennen kann.

Die Sound-Qualität ist nicht so überragend, wie sie von LG beworben wird. Sie verursacht aber auch keine Ohrenschmerzen. Auch die Kamera ist alltagstauglich, nur ohne spezielle Highlights. Schade ist, dass die Schnellladefunktion mit 16 Watt nicht vielversprechend ist. An einer Dual-SIM-Option hätte LG ebenfalls nicht sparen müssen. Dennoch hat man mit dem LG Velvet ein Smartphone, das sich mit vielen Highend-Features behaupten kann, ohne dabei in unbezahlbare Preisgalaxien abzudriften. Testsiegel LG Velvet

Pros

  • Tolles Gesamtpaket
  • Zeitlos schickes Design
  • Gutes Display
  • Fairer Preis

Kontras

  • Keine überragende Sound-Qualität
  • Durchschnittliche Kamera
  • Lahme Schnellladefunktion
  • Kein Dual-SIM

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2 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Markus K

    Kann dem Test im großen und ganzen voll zustimmen, eines wurde aber nicht erwähnt, es gibt das Velvet auch ohne 5G, dafür aber mit Snapdragon 845 Prozessor wodurch es nochmal einiges an Leistung zunimmt.

    Momentan gibt es das Smartphone mit dem 845 Prozessor für 299 Euro bei Mediamarkt. Wodurch es wohl das beste Smartphone ist was man momentan für wenig Geld kaufen kann

    Antwort
  2. Nutzerbild steveaachen

    …habe das LG5(5G)seit über 2J. im Gebrauch & ohne das wirkliche Probleme zu verzeichnen wären.
    Bin rundum zufrieden, leider ist nach dieser Zeit ein neuer Akku fällig – wird ca. 50€ kosten.
    Es ist sehr bedauerlich, daß sich LG aus der Smartphonesparte zurückgezogen hat…!

    Antwort

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