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IP67 und IP68: Wasserdicht? Das bedeuten die Schutzklassen

5 Minuten
IP68 oder IP67: Beim Kauf eines neuen Handys findet man oft eine der beiden Bezeichnungen auf der Verpackung. Doch was bedeuten diese IP-Schutzklassen eigentlich? Wann ist das Smartphone wirklich wasserdicht und wann nur gegen Regen und Spritzwasser geschützt? Wir liefern die Antworten.
IP67 und IP68 bei Handys: Das bedeuten die Schutzklassen
IP67 und IP68 bei Handys: Das bedeuten die SchutzklassenBildquelle: Blasius Kawalkowski

Es waren einst japanische Smartphone-Hersteller wie Sony und Panasonic, die ihre Handys wasserdicht machten und ihnen ein sogenanntes IP-Zertifikat gaben. Keine schlechte Idee, ist der Wasserschaden beim Smartphone doch die zweithäufigste Schadensursache. Das Dramatische daran: Während bei einem Displaybruch (der am häufigsten auftretende Defekt) das Handy meist weiter funktioniert oder spätestens nach einem Displaywechsel den Dienst wieder aufnimmt, erleidet das Smartphone bei ungewolltem Tauchgang im Klo oder der Badewanne häufig einen Totalschaden. Das bedeutet auch, dass sämtliche lokal gespeicherte Daten weg sind.

Ob Android-Smartphone oder iPhone: Mittlerweile machen die meisten Hersteller ihre Geräte wasserdicht. Zu erkennen ist das an der Angabe IP67 oder IP68 auf der Verpackung des Geräts. Es gibt aber nicht nur wasserdichte Handys. Auch Hersteller von Kopfhörern oder Bluetooth-Lautsprechern setzen auf wasserdichte Gehäuse und lassen ihre Geräte IP-zertifizieren.

Huawei P30 Pro besitzt eine IP68-Zertifizierung

IP67 und Co: Was bedeuten die Zahlen der IP-Schutzklassen?

Die Bezeichnung IP steht für “International Protection” und wird von der Internationalen Elektrotechnischen Kommission (kurz: IEC) vergeben. Im angelsächsischen Sprachraum wird die Abkürzung manchmal auch mit “Ingress Protection” (Schutz gegen Eindringen) übersetzt. Die beiden Zahlen hinter IP geben an, wie widerstandsfähig das Gehäuse eines elektronischen Gerätes gegen das Eindringen von festen Fremdkörpern wie Sand und Staub (erste Ziffer) und von Wasser (zweite Ziffer) ist. Wasserdicht ist dabei nicht gleich wasserdicht. Es gibt Unterschiede wie etwa wasserabweisend, wasserresistent und wasserfest.

Steht statt einer der Ziffern ein X oder eine 0, wurde das Gerät nur gegen eine der beiden Schutzgrade gemessen. Beispiel: Die Angabe IPX7 bedeutet, dass ein Handy, ein Bluetooth-Lautsprecher oder Kopfhörer zwar in Wasser untergetaucht werden kann. Es wurde jedoch nicht getestet, ob es staubdicht ist. IP Schutzklassen – so liest du den Code:

Die erste Kennziffer

DIN EN 60529 Wie gegen Staub geschützt?
0Kein Schutz
1Geschützt gegen feste Fremdkörper mit einem Durchmesser ab 50 mm & Schutz gegen den Zugang mit dem Handrücken
2Geschützt gegen feste Fremdkörper mit einem Durchmesser ab 12,5 mm & Schutz gegen den Zugang mit einem Finger
3Geschützt gegen feste Fremdkörper mit einem Durchmesser ab 2,5 mm & Schutz gegen den Zugang mit einem Werkzeug
4Geschützt gegen feste Fremdkörper mit einem Durchmesser ab 1 mm & Schutz gegen den Zugang mit einem Draht
5Geschützt gegen Staub in nicht schädigender Menge & vollständiger Schutz gegen Berührung
6Staubdicht & vollständiger Schutz gegen Berührung

Die zweite Kennziffer

DIN EN 60529Wie gegen Wasser geschützt?
0Kein Schutz
1Schutz gegen Tropfwasser
2Schutz gegen fallendes Tropfwasser (bei bis zu 15° Neigung)
3Schutz gegen fallendes Sprühwasser (bis 60° gegen die Senkrechte)
4Schutz gegen allseitiges Spritzwasser
5Schutz gegen allseitiges Strahlwasser
6Schutz gegen allseitiges starkes Strahlwasser
7Schutz gegen zeitweiliges Untertauchen (30 Minuten lang in bis zu einem Meter tiefes Wasser)
8Schutz gegen dauerndes Untertauchen in 1,5 Meter Tiefe
9Schutz gegen Wasser bei Hochdruck- oder Dampfreinigung

Handys mit mehreren Schutzklassen: was bedeutet IP65/68?

Handys werden in verschiedenen Labortests auf ihre IP Schutzklassen untersucht. Die Angabe IP68 bedeutet, dass das Smartphone zwar gegen dauerhaftes Untertauchen (bei Apple teilweise zeitweiliges Untertauchen) geschützt ist. Jedoch ist es nicht automatisch gegen Strahlwasser geschützt, was die Zertifizierung IP65 aussagt. Gibt ein Hersteller wie Sony bei einem Handy wie dem Xperia 1 III also die Schutzklassen IP65/68 an, hat man das Gerät auf beide Verfahren hin überprüft.

Wasserdichte Smartphones und Lautsprecher: Vorsicht bei anderen Flüssigkeiten

Das Samsung Galaxy S22 oder das Apple iPhone 13 Pro etwa sind nach der Schutzart IP68 zertifiziert. Das heißt, dass die Smartphones komplett staubgeschützt und wasserdicht sind. Die Voraussetzung ist, dass alle Abdeckungen sowie das Gehäuse richtig verschlossen sind.

Handys mit einer IP-Klasse, die als zweite Kennziffer eine 7 am Ende haben, sind gegen ein kurzzeitiges Wasserbad geschützt und überstehen auch einen heftigen Regenschauer unbeschadet. Während gewöhnliche Handys ohne Schutz wahrscheinlich direkt einen Defekt erleiden würden, halten wasserdichte Handys es zudem schon mal aus, wenn du über ihnen ein Getränk verschüttest. Doch, Vorsicht! Im Labor wird auf das Eindringen von Wasser getestet, nicht wie sich das Android-Smartphone oder iPhone gegenüber einer Maß Bier verhält.

Übrigens: Wenn du wissen möchtest, ob auch dein Smartphone gegen schädigende Einflüsse von außen geschützt ist, findest du auf inside digital die passende Geräteliste zu wasserdichten Handys.

Outdoor-Smartphones: mehr als nur wasserdichte Handys

Die größte Zielgruppe für staubdichte Smartphones findet sich also eher auf der Baustelle oder beim Extremsport. Hier sind Outdoor-Smartphones gute Begleiter. Und keine Sorge: Hinkten diese Panzerhandys früher dem normalen Smartphone weit hinterher, sind sie heute auf einem vergleichbar hohen technischen Niveau, wie unser Outdoor Handy Ratgeber zeigt. Sie haben sogar viele weitere Eigenschaften, die sie nahezu unzerstörbar machen.

Outdoor-Smartphones zeigen sich besonders widerstandsfähig und robust, trotzen mit Leichtigkeit Stößen, Vibrationen, Stürzen und extremen Temperaturen. Damit sind sie, oft mit einer Gummiummantelung überzogenen, schwerer und klobiger.

Darauf musst du trotz IP-Zertifizierung trotzdem achten

Wasser ist nicht gleich Wasser. Auch wenn ein Handy ein IP68-Zertifikat besitzt und komplett wasserdicht ist. Die Tests, bei denen Prüfer einem Handy, einem Lautsprecher oder Kopfhörern bescheinigen, dass sie wasserdicht sind, erfolgen in ganz normalem Wasser. Anders verhält es sich mit gechlortem Wasser in einem Schwimmbecken oder dem Swimming Pool im Urlaub. Und auch im Meer kann das Salzwasser dem wasserdichten Handy den Garaus machen.

Wenn durch Selbstverschulden das Gerät durch Salzwasser beschädigt wird, kommen die Hersteller für eine Reparatur oder ein Ersatzgerät nicht auf. Auch sonst greift die Garantie der Hersteller nur, wenn du bestimmte Anweisungen, die im Kleingedruckten in den allgemeinen Bestimmungen nachzulesen sind, befolgst. Es ist beispielsweise immer darauf zu achten, dass alle Anschlüsse und Abdeckungen fest verschlossen sind.

Mit dem Handy fotografieren: 10 geniale Tipps für das perfekte Foto

Stets im Hinterkopf solltest du behalten, dass die Tests zur Einstufung in den IP-Code unter idealen Laborbedingungen und mit fabrikneuen Geräten stattfinden. Mit anderen Worten: Statt Cola verwenden die Tester Wasser. Die Geräte wurden nicht in fünf Metern Tiefe, sondern nur in einem Meter tiefem Wasser getestet. Hinzu kommt: Gebrauchte Geräte verlieren mit der Zeit ihren Schutz, da sich Dichtungen abnutzen und Haarrisse entstehen können, die mit dem bloßen Auge nicht sichtbar, aber vorhanden sind. Mit einem zwei Jahre alten Handy oder Bluetooth-Lautsprecher solltest du also – trotz IP-Zertifizierung – nicht mehr ganz so sorglos umgehen.

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4 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Eva Rettenmeier

    Ich habe zur Zeit ein Samsung S8. leider kann ich der obigen Zertifizierung gar nicht zustimmen. Bei kürzester Zeit (einige Sekunden) unter Wasser Warnmeldungen am Handy. Davor hatte ich ein Xperia Z5 premium – hier stimmt die Zertifizierung – konnte sogar unter Wasser fotografieren – werde wieder umsteigen

    Antwort
  2. Nutzerbild Muvimaker

    Und auch im Meer kann das Salzwasser dem wasserdichten Handy den Gar ausmachen.
    Es heißt korrekt „den Garaus machen“…

    Antwort
  3. Nutzerbild Christian Weiss

    Kleiner Link Fehler im Text: Bei „IP-Zertikat“ wird bei „IP“ auf „Wie bekomme ich meine (Internet) IP heraus“ gelinkt, dass ist was ganz anderes. Hier wäre eventuell der Link zur (deutschen) Wikipedia-Seite besser. Leider kann DIN-Norm in den (bei mir) leicht hell-blauen Titelbalken der Tabellen nur sehr schlecht zu sehen. Hier wäre ein Link dazu auch schön.
    Die Erklärung gefällt mir. Auch der Letzte Absatz „Darauf muß man trotzdem achten…“.

    Antwort
    • Danke für deinen Hinweis, Christian.

      Ich habe „IP“ als Verlinkung an der von dir genannten Stelle entfern.

      Was stört dich am letzten Absatz?

      Antwort

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