Auf der Anga Com in Köln schilderte Andre Prahl von RTL seine Sichtweise auf das lineare Fernsehen der Zukunft. Prahl ist Chief Distribution Officer bei RTL Deutschland und als solcher zuständig für die technische Verbreitung von RTL. Ein wesentliches Thema für ihn war im vergangenen Jahr die Abschaltung des Kabelfernsehens im Rahmen der Mietnebenkosten. Während er im vergangenen Jahr noch befürchtete, dass die Reichweite seines Senders massiv einbrechen würde, wenn die Kabelnetzbetreiber nicht zahlende Kunden abschalten, gab er sich in diesem Jahr deutlich entspannter. „Wir haben den Eindruck, dass die Maßnahme nicht dazu geführt hat, dass Menschen, die Fernsehen schauen wollen, das jetzt nicht mehr können.“ Man sei mit einem „ganz hellblauen Auge davongekommen“.
IP-Verbreitung von RTL: Klare HD-Strategie
Doch wie geht es weiter mit der Verbreitung von RTL. Während ARD und ZDF inzwischen ihre SD-Sender abgeschaltet haben oder abschalten werden und ausschließlich in HD senden, gibt es RTL bis heute nur in der schlechten SD-Auflösung – außer der Zuschauer zahlt für HD. Das sei eine klare Strategie von RTL, so Prahl. Man sei überzeugt, dass die Zukunft der Bewegtbildverbreitung im IP-Bereich liegt. „Im IP-Sektor verfolgen wir bei RTL eine klare HD-only-Strategie.“ Und IP werde immer wichtiger. Die eigene Plattform RTL+ vermarktet man auch mit Hilfe der Telekom, wo der Streamingdienst kostenlos enthalten ist. Und das bis mindestens 2030.
Gleichzeitig sieht er keine Abschaltung der SD-Kanäle im klassischen Broadcast-Segment, also per Kabel und Satellit. „Ich bin ehrlich gesagt nicht sehr optimistisch, dass das kurzfristig gelingen wird.“ SD werde im klassischen Broadcast so lange erhalten bleiben, „wie es für die nötige Reichweite unseres Kerngeschäfts gebraucht wird“. Im Klartext: Die Reichweite der unverschlüsselten SD-Sender ist notwendig, um das Überleben des Senders zu sichern. Das gelte nicht nur für RTL, sondern auch für Netzbetreiber und letztlich für alle Anbieter, die über Satellit und Kabel eine Grundversorgung sicherstellen. RTL hatte seine Satelliten-Verträge erst im vergangenen Jahr verlängert.
HD-Signal ist keine Entscheidung für oder gegen RTL
„Dass wir im Vergleich zu ARD und ZDF kein frei empfangbares HD-Programm bieten, ist kein entscheidender Nachteil“, so Prahl. Studien würden zeigen, dass nur sehr wenige Menschen RTL nicht schauen, weil es nicht in HD frei verfügbar ist. „Die entscheidende Frage ist nicht die Bildqualität, sondern ob die Inhalte überzeugen.“ Gleichzeitig würden jene Zuschauer, die RTL in HD sehen möchten diese Entscheidung bewusst treffen. „Unser Ziel ist es nicht, im alten System Reichweite zu sichern, sondern im digitalen Wettbewerb zu bestehen“, spielte er auf Plattformen wie Netflix an, die dem linearen Fernsehen das Wasser abgraben.

Für die meisten TV Sendungen reicht SD Auflösung absolut aus. Die wenigen Sendungen, die durch HD wirklich besser werden, lohnen kein kostenpflichtiges Abo.
Auch ARD und ZDF hätten die SD Ausstrahlung beibehalten sollen, die geringere Datenrate wäre auf jeden Fall ökologisch sinnvoller.
Ich möchte kurz anmerken, dass die Qualität bei RTL+ bescheiden ist und nicht in HD, wenn man das in HD sehe möchte, dann über Magenta TV in HD und linear, sonst nicht. Die App von RTL+ ist sehr schlecht und stürzt auch oft ab. Wenn man diese Strategie weiter verfolgen möchte, dann muss hier noch deutlich mehr liebe investiert werden.