Mobilfunk in Deutschland: Überraschende Kundenströme

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Auch wenn wir uns schon mitten im vierten Quartal befinden, liegen erst jetzt von allen Mobilfunk-Netzbetreibern in Deutschland die Berichte zum dritten Quartal des laufenden Jahres vor. Wir fassen die jüngsten Entwicklungen mit Blick auf die aktuellen Kundenzahlen zusammen.
SIMs
Immer mehr SIM-Karten sind in Deutschland aktiv.Bildquelle: Hayo Lücke / inside digital

Nach Telefónica Deutschland und Deutscher Telekom hat in der laufenden Woche auch Vodafone seine finalen Zahlen zum dritten Quartal vorgelegt. Dadurch ist es möglich, einen vertiefenden Blick auf die jüngsten Kundenentwicklungen der drei Mobilfunk-Netzbetreiber auf dem deutschen Markt zu werfen. Mit der einen oder anderen Überraschung. Zum Beispiel bei Telefónica Deutschland.

Telefónica Deutschland gewinnt die meisten Vertragskunden

So konnte die Muttergesellschaft von O2 für den Zeitraum zwischen Juli und September das stärkste Kundenwachstum unter den drei hierzulande tätigen Wettbewerbern verzeichnen. Mit 469.000 Neukunden stellte Telefónica nicht nur Vodafone (+317.000), sondern auch die Deutsche Telekom (+449.000) in den Schatten. Ursache für das starke Wachstum war unter anderem ein deutliches Plus an Prepaid-Kunden (+208.000). In den Vorquartalen hatte Telefónica stets eine negative Kundenentwicklung im Prepaid-Segment ausweisen müssen. Die Telekom kam im abgeschlossenen Quartal auf 211.000 neue Prepaid-Nutzer, Vodafone nur auf ein Netto-Wachstum von 136.000 neu geschalteten Prepaidkarten. In Summe stehen bei Vodafone 11,6, bei Telefónica 19,5 und bei der Telekom 22,1 Millionen Prepaid-Kunden in den Bilanzen.

Viel interessanter ist aber ein Blick auf die Vertragskunden. Denn mit diesen generieren die Netzbetreiber über zum Teil hohe Grundgebühren deutlich bessere Umsätze. Und im werthaltigen Vertragskundensegment liegt mit Blick auf die Gesamtzahl ebenfalls die Deutsche Telekom vorn: mit 25,7 Millionen Kunden. Telefónica belegt mit 23,1 Millionen Vertragskunden die zweiten Platz, vor Vodafone mit 18,93 Millionen.

Am erfolgreichsten in der Neukundengewinnung im Vertragskundenbereich war im dritten Quartal allerdings Telefónica. Laut Quartalsbericht wuchs der Bestand zwischen Juli und September um 261.000, während es bei der Telekom nur 239.000 neue Vertragskunden waren. Vodafone weist gar nur 181.000 neue Vertragskunden aus. Und das auch nur wegen einer hohen Anzahl an migrierten Verträgen aus dem Bestand des von Unitymedia übernommenen Geschäfts. Nur deswegen war es für Vodafone das erfolgreichste Quartal im Vertragskundensegment seit einem Jahr. Auch Telefónica und Telekom generierten zwischen Juli und September ein so starkes Vertragskundenwachstum wie lange nicht mehr.

Und wie lief es bei United Internet und Freenet?

Neben den drei großen Netzbetreibern haben auch United Internet, Muttergesellschaft von Marken wie 1&1, GMX und Web.de, und Freenet, Konzernmutter zahlreicher Mobilfunk-Discounter und von mobilcom-debitel, neue Zahlen für das abgeschlossene dritte Quartal vorgelegt. Und bei beiden Firmen lief es im Mobilfunkgeschäft ebenfalls ordentlich.

So berichtet United Internet von 120.000 neuen Mobilfunkkunden im dritten Quartal. Durchaus solide, aber zur Wahrheit gehört auch, dass sich das Mobilfunk-Wachstum bei dem Provider aus dem Westerwald merklich abschwächt. Im Jahr 2018 und 2019 gab es jeweils nur ein Quartal, in dem weniger als 200.000 neu geschaltete SIM-Karten in den Bilanzen von United Internet standen. Im Jahr 2020 schaffte es das Unternehmen bisher in keinem Quartal, den Kundenbestand um mehr als 130.000 zu erhöhen. Insgesamt konnte United Internet zum Stichtag Ende September auf 10,36 Millionen Mobilfunkkunden blicken.

Ganz anders die Entwicklung bei Freenet. Bis zum zweiten Quartal 2019 war es dort eher die Regel, eine negative Kundenentwicklung bei werthaltigen Vertragskunden auszuweisen. Seit Sommer vergangenen Jahres läuft es aber deutlich besser. Und das jüngst beendete dritte Quartal des laufenden Jahres verlief sogar so erfolgreich wie seit Jahren nicht mehr. Mit mehr als 70.000 neuen Vertragskunden konnte Freenet die Zahl seiner werthaltigen Mobilfunkkunden abseits des No-Frills-Geschäfts auf 7,01 Millionen steigern. Darüber hinaus weist Freenet noch rund 50.000 Kunden aus, die einen der App-basierten Tarife Freenet Funk und Fleenet Flex registriert haben. Auch hier zog das Wachstum zuletzt wieder an.

Wie entwickelt sich der deutsche Mobilfunk mit 5G?

Spannend dürfte in den kommenden Monaten sein, wie sich die Kundenströme auf dem deutschen Mobilfunkmarkt entwickeln, wenn 5G mehr und mehr an Bedeutung gewinnt. Die Deutsche Telekom sieht sich hier nach eigenen Angaben klar im Vorteil gegenüber dem Wettbewerb, da sie in ihrem 5G-Netz unter anderem Frequenzen nutzen kann, die vor einem Jahr noch zum O2-Netz gehörten.

Noch völlig offen ist, wie sich die Kundenzahlen verschieben werden, wenn United Internet mit einem eigenen 5G-Netz an den Start geht. Die Frequenzen dafür hat das Unternehmen sich schon gesichert. Allerdings ziehen sich die Verhandlungen über ein National Roaming Abkommen mit den Wettbewerbern seit Monaten hin und verzögern so einen 5G-Markteintritt des vierten deutschen Netzbetreibers. Aktuell ist die Bundesnetzagentur angerufen, um als Schlichter in diesen festgefahrenen Verhandlungen zu vermitteln.

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