Huawei: Jetzt geht es ums nackte Überleben

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Bei Huawei laufen die Drähte heiß. Bereits beschlossen: Die beiden bisher existierenden Europagesellschaften werden zu einer zusammengelegt. Trotzdem liegt der Fokus laut eines neuen Berichts in Zukunft auf Geschäften in China. Der Anfang vom Ende in Europa?
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Huawei stemmt sich gegen ein mögliches Aus in Europa.Bildquelle: Yingna Cai / ShutterStock.com

Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass der deutsche (und europäische) Mobilfunkmarkt schnell zu einem Haifischbecken werden kann. Deutlich zu sehen ist das aktuell unter anderem daran, dass Nokia gegen Oppo und OnePlus ein Verkaufsverbot erwirkt hat. Restbestände an Smartphones werden im Fachhandel zwar noch abverkauft, Nachschub gibt es aber keinen mehr. Auch Marketing-Aktivitäten haben die beiden Marken eingestellt. Auf den deutschen Webseiten von OnePlus und Oppo ist derzeit von Smartphones überhaupt nichts mehr zu sehen. Ganz so hart hat es Huawei nicht getroffen. Und trotzdem kämpft der Hersteller streng genommen ums Überleben.

Huawei: Am Rande der Bedeutungslosigkeit am Smartphone-Markt

Denn aufgrund eines Handelsstreits zwischen China und den USA ist es Huawei weiterhin nicht möglich, 5G-Prozessoren in die eigenen Smartphones zu verbauen; ein waschechter Wettbewerbsnachteil. Hinzu kommt, dass es weiterhin nicht oder nur über komplizierte Umwege möglich ist, Google-Dienste wie Google Maps oder Gmail auf neuen Huawei-Smartphones zu nutzen. Zwar betont der Hersteller gebetsmühlenartig, über die in den vergangenen Jahren konsequent erweiterten Huawei App Gallery faktisch alle wichtigen Apps anbieten zu können. Teil der Wahrheit ist aber auch, dass es trotzdem nach wie vor an diversen beliebten Apps (und Spielen!) mangelt.

Gute Kamera-Technologie, enorme Prozessorleistung und eine tolle Verarbeitung – all das liefert Huawei bei neuen Smartphones auch weiterhin. Das Fehlen von 5G und Google-Diensten hat die Nachfrage aber dramatisch einbrechen lassen. Von den Top-Werten der Jahre 2019 und 2020, als innerhalb eines Quartals teilweise mehr als 60 Millionen Endgeräte abgesetzt wurden, ist Huawei inzwischen meilenweit entfernt. Im dritten Quartal des laufenden Jahres waren es laut Analysen der Marktforscher von Omdia nur 8,6 Millionen verkaufte Mobiltelefone; gleichzusetzen mit einem Marktanteil von mageren 3 Prozent am weltweiten Smartphonemarkt.

Immerhin: Gegenüber dem dritten Quartal 2021 ist das Volumen an ausgelieferten Smartphones bei Huawei laut der Erhebung von Omdia um fast 50 Prozent gestiegen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Marken wie Realme (13,6 Millionen), Lenovo (11,4 Millionen) und sogar die ehemalige Tochtergesellschaft Honor (14,2 Millionen) gegenwärtig mehr Smartphones verkaufen können als Huawei.

Europageschäft vor dem Aus?

Wo geht die Reise also hin? In den USA ist der Verkauf von Huawei-Smartphones ab sofort verboten. Eine nächste Stufe auf der Eskalations-Schiene zwischen den beiden Großmächten. Das gleiche Schicksal hat ZTE getroffen. Ob Huawei ein ähnliches Ungemach Europa drohen könnte, ist Gegenstand von Spekulationen. Ein Bericht des Magazins „Politico“ legt zumindest nahe, dass die Stimmung bei Huawei momentan schlechter kaum sein könnte. Nur noch in wenigen Ländern, unter anderem in Deutschland, Spanien und Ungarn, soll das Geschäft in Europa nach aktuellem Stand der Dinge im gewohnten Umfang erhalten bleiben. Abseits dessen wolle sich Huawei auf den Vertrieb in China konzentrieren.

Einen Huawei-Manager, der anonym bleiben möchte, zitiert „Politico“ mit den Worten: „Huawei ist kein Unternehmen mehr, das auf der Welle der Globalisierung schwimmt.“ Vielmehr sei der Konzern darum bemüht, sich auf dem heimischen Markt „den Arsch zu retten.“ Auch Huawei-Gründer Ren Zhengfei soll in einer internen Rede vor Führungskräften schon vor einigen Monaten davor gewarnt haben, dass sich das Geschäft des Konzerns abseits der heimischen Landesgrenzen zeitnah kaum verbessern werde. Früher habe man nach Wachstum allerorten gestrebt, inzwischen gehe es nur noch ums Überleben.

Düsseldorf: Europa-Zentrale von Huawei bekommt Zuwachs

Dazu passt: Ein Büro von Huawei in Brüssel, wichtiger Knotenpunkt für Lobbyarbeit mit der örtlichen EU-Politik, wurde laut „Politico“ bereits geschlossen. Es ist in die europäische Zentrale in Düsseldorf integriert worden. Dort ist künftig auch die gesamteuropäische Zentrale zu finden. Nachdem nämlich beschlossen wurde, die für Nord– und Osteuropa zuständige Regionalgesellschaft in Warschau in die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt umzuziehen. Aus Düsseldorf wird in Zukunft also das gesamte Europageschäft des Unternehmens geleitet und koordiniert.

Dass in Europa ein komplettes Aus drohen könnte, verneinte ein Sprecher des Konzerns auf Anfrage von inside digital. Das sei „für Deutschland erfreulich“. Abzuwarten bleibt trotzdem, wie sich die geopolitischen Spannungen zumindest mittelfristig auf den erfolgsverwöhnten, inzwischen aber doch angeschlagenen Huawei-Konzern auswirken werden. Vorstellbar ist alles.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Andrej

    Ja Sollen die auch machen, die haben Einige von den Besten Smartphons Produziert, und jetzt USA will das der Komplett verschwindet. Ein Konkurent weniger für apple. Aber Ich hoffe Irgendwann kommt der Punkt wo Huawei wieder da kommt mit noch mehr Kraft wie vorhin. Ich wünsche das Huawei nicht so viel verliert.

    Antwort

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