Junior-Flaggschiff mit Fokus aufs Wesentliche

13 Minuten

Getestet: Huawei P9 Lite
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Design und Verarbeitung

Das Huawei P9 Lite ist ein Smartphone, das aus drei verschiedenen Materialien gefertigt ist. Die Front besteht komplett aus Glas, die Rückseite komplett aus Kunststoff. Zusammengehalten wird das ganze durch einen Metallrahmen, der die Optik des Gerätes aufwertet.

Wer das Huawei P9 gesehen hat, hat auch dessen kleinen Bruder gesehen, der dabei gar nicht mal kleiner ist. Auf den ersten Blick gleichen sich die Smartphones wie ein Ei dem anderen. Bei näherer Betrachtung kommen jedoch einige Details zum Vorschein, die das Huawei P9 Lite wie einen billigen Abklatsch des Flaggschiffs wirken lassen. So wirkt die Plastikverkleidung der Lite-Version erwartungsgemäß nicht so hochwertig wie der metallene Unibody, mit dem das P9 sich umgibt. Auch ist das Displayglas anders als beim P9 nicht gewölbt, sondern flach. Dafür umgibt ein Kunststoffrahmen die Glasscheibe, was zusätzlichen Schutz vor Glasbruch bieten soll.

Die Anordnung der Bedienelemente ist gewöhnungsbedürftig; zumindest, wenn man Samsung, HTC oder Apple gewöhnt ist. Huawei verzichtet auf kapazitive Tasten auf der Vorderseite des Geräts zugunsten von On-Screen-Buttons. Dementsprechend haben die Chinesen den Fingerabdruck-Sensor auf der Rückseite platziert. Gerade für Nutzer mit kleinen Händen könnte dieser unkomfortabel zu erreichen sein.

Die Qualität der Verarbeitung hingegen ist sehr gut. Das Smartphone wirkt sehr stabil, auch Torsionskräfte können dem Huawei P9 Lite kein Knarzen entlocken. Auch der Klopftest bestätigt: Huawei hat hier keinen Platz verschenkt. Dementsprechend lässt sich auch die Kunststoffrückseite nicht eindrücken.

Die Familienähnlichkeit zum P9 lässt Innovationen vermissen und gerade im Vergleich mit dem Flaggschiff fallen die Schwachstellen am Design auf.

Wertung: 3,5 von 5 Sternen

Display

Huawei stattet das P9 Lite mit einem 5,2 Zoll großen IPS-Bildschirm aus. Dieser verfügt über eine Auflösung von 1.080 x 1.920 Pixel und entspricht somit dem Full-HD-Standard. Daraus ergibt sich eine hohe Pixeldichte von 424 ppi, zum Vergleich: das iPhone 6s verfügt „nur“ über eine Pixeldichte von 326 ppi, das HTC 10 bringt es hier auf 565 ppi. Somit platziert sich das Huawei P9 Lite im Mittelfeld.

Doch keine Sorge: Bereits auf dem Display des iPhone sind mit dem bloßen Auge keine Pixel zu erkennen. Die Darstellung des Interfaces auf dem Huawei P9 Lite ist demnach noch einmal schärfer.

Helligkeit und Farbkontrast geben ebenfalls keine Veranlassung zu Tadel, hier liefert das Display überzeugende Werte ab. Auch die Farbdarstellung ist fast perfekt, selbst wenn in der Farbmessung ein leichter Blaustich zu erkennen war. Im Alltag macht sich dieser jedoch nicht bemerkbar. Und falls doch bietet Huaweis Software die Möglichkeit, die Farbtemperatur an den eigenen Geschmack noch anzupassen.

Farbmessung des Huawei P9 Lite
Bildquelle: inside-digital.de

Auch bei der Blickwinkelstabilität liefert das P9 Lite ein zufriedenstellendes Ergebnis ab. Von der Seite sind Farben und Formen noch gut zu erkennen und Text ist lesbar.

Das Display des P9 Lite bietet zwar keine Besonderheiten, liefert aber ansonsten eine rundum gute Leistung ab.

Wertung: 4 von 5 Sternen

Ausstattung und Leistung

Statt auf Technik aus dem Hause Qualcomm oder MediaTek setzt Huawei bei den P-Modellen lieber auf Technik der hauseigenen Halbleitersparte HiSilicon. So kommt beim Huawei P9 Lite der Kirin-650-Chip zum Einsatz. Dieser verfügt über insgesamt acht CPU-Kerne, von denen vier mit einer Maximalgeschwindigkeit von 2 GHz unterwegs sind, weitere vier Kerne leisten immerhin noch bis zu 1,7 GHz. Dabei arbeitet der Prozessor mit einer Busbreite von 64-Bit.

Ebenfalls enthalten ist die Mali-T830 Grafikrecheneinheit, die für die nötige 3D-Leistung sorgen soll. Im 3D-lastigen AnTuTu-6-Benchmark stieß diese dann auch prompt an ihre Grenzen, hier war ein deutliches Ruckeln wahrzunehmen. Doch ein Benchmark soll Hardware schließlich an ihre Grenzen bringen. Das Spielen einer Partie Asphalt 8 war schließlich sehr flüssig möglich.

3 GB Arbeitsspeicher packt Huawei in das Gerät. Damit konnte das P9 Lite im AnTuTu-6-Benchmark eine Wertung von 52.781 Punkten erreichen. Damit platziert sich das Gerät im Umfeld des Huawei Mate S (51.889 Punkte) oder dem BlackBerry Priv (51.995 Punkte), jedoch weit abgeschlagen von seinem großen Vorbild, dem Huawei P9, das im AnTuTu-Benchmark 99.276 Punkte erreichen konnte.

Intern stehen im Huawei P9 Lite 16 GB an Speicher zur Verfügung, von dem nach Abzug des installierten Android-Systems und der vorinstallierten Apps noch rund 10,4 GB für eigene Inhalte übrig bleiben. Mit einer Speicherkarte – das Smartphone akzeptiert hier Micro-SD sowohl in der herkömmlichen, als auch in der XC- oder HC-Variante – lässt sich dieser Speicher um weitere 128 GB aufstocken.

Verbindungsmöglichkeiten des Huawei P9 Lite

Feature Vorhanden Funktion

HSPA

▲  Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s
HSPA+ ▲  Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s
LTE ▲  Mobilfunkstandard, Down-max 150 Mbit/s
USBOTG ▼  Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen
DLNA ▲  Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher
NFC ▲  Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren
Miracast ▼  Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät (Smart TV)
AirPlay ▼  Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät (Apple TV)
MHL ▼  Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port
Infrarot-Fernbedienung ▼  Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung
Bluetooth-Version ▲  4.1
WLAN-Standards ▲  802.11 b/g/n
Qi ▼  Ermöglicht das kabellose Laden des Smartphones
Dual-SIM ▲  Ermöglicht den Betrieb von zwei SIM-Karten parallel

Das hier getestete Dual-SIM-Modell verfügt über ein hybrides Schubfach. Das bedeutet, dass man entweder die Möglichkeit hat, den Speicher des Telefons zu erweitern, oder aber in einem zweiten Mobilfunknetz zu funken. Dabei kommt als SIM-Kartenformat die Nano-SIM zum Zuge. Das Handy unterstützt dabei natürlich den schnellen Mobilfunkstandard LTE.

Der Fingerabdruck-Sensor auf der Rückseite des Geräts arbeitet schnell und zuverlässig, falls man ihn denn beim ersten Versuch trifft.

Mit einer überragenden Leistung kann das Huawei P9 Lite zweifelsohne nicht aufwarten, doch das Mittelklasse-Modell von Huawei lässt dennoch kaum einen Wunsch offen. Ein bisschen mehr Großzügigkeit mit dem Speicher hätte dem P9 Lite freilich gut zu Gesicht gestanden.

Wertung: 3,5 von 5 Sternen

Kamera

Die Kamera ist das große Differenzierungsmerkmal des Huawei P9. Zwar kommt das Lite-Smartphone der P-Serie von Huawei ohne die Dual-Kamera mit Leica-Optik aus, doch der Hersteller hat dem Junior-Flaggschiff immerhin eine 13-Megapixel-Kamera spendiert. Das Objektiv verfügt über eine Blende von f/2.0 und eine Brennweite von 3,8 mm und liefert damit in den meisten Situationen gute Ergebnisse. Die Aufnahmen sind scharf, ein Rauschen, wie es sonst häufig bei Handykameras gerade in preiswerteren Modellen zu finden ist, ist nicht auszumachen.

Auch die Kamerasoftware lässt kaum zu wünschen übrig. Viele vorgefertigte Aufnahmemodi sollen für gelingsichere Aufnahmen sorgen, so gibt es beispielsweise einen Modus mit dem Namen „Lebensmittel„, der leckeres Essen auch im rechten Licht festhalten soll. Auch einen Nachtmodus für Aufnahmen bei schwachem Licht bietet die Software. Selfie-Freunde können sich von Huaweis Kamera-Software direkt „verschönern“ lassen. Dabei beherrscht die Software auch perfekt den Manga-Look, indem sich die Augen größer und die Gesichtskonturen schmaler machen lassen.

Huawei P9 Lite: Kamerabilder

Selfies nimmt die Frontkamera des Geräts mit bis zu 8 Megapixel auf. Die Bildqualität und die Lichtstärke sind auch hier ansprechend und liefern auch ohne softwareseitige „Verschönerung“ ansprechende Bilder.

Auch die Aufnahme von Videos ist selbstverständlich möglich. Beide Kamerasensoren ermöglichen hier maximal das Full-HD-Format, also eine Videoauflösung von 1.920 x 1.080 Pixeln. Übrigens: Auch hier steht auf Wunsch die Verschönerungsfunktion zur Verfügung. Aber auch andere Effekte wie ein Zeitraffer sind möglich.

Die Kamera ist wider Erwarten eine der größten Stärken des Huawei P9 Lite. Für gute Fotos braucht es keine Leica-Optik oder eine Dual-Linse – auf die ausgefeilten Effekte des P9 muss natürlich verzichtet werden. Der eine oder andere Schnappschuss wird mit dem P9 Lite aber in guter Qualität gelingen.

Wertung: 4,5 von 5 Sternen

Software und Multimedia

Huawei stattet das P9 Lite mit Android in der aktuellen 6er-Version mit dem Namen Marshmallow aus. Doch wie die meisten Hersteller verlässt sich auch Huawei nicht auf das pure Android, das von Google kommt und legt seine eigene Benutzeroberfläche EMUI darüber. Diese kommt in der ebenfalls aktuellen Version 4.1 daher und weiß durch Details wie die Zeitleistenansicht für Benachrichtigungen zu gefallen. Auch die Einstellungen hat Huawei umorganisiert.

Wie schon bei anderen EMUI-Versionen lässt sich über „Designs“ das Aussehen des Systems an die eigenen Vorlieben anpassen. Dabei steht neben sechs mitgelieferten Themen auch ein Theme-Store zur Verfügung. Über diesen können – nachdem eine Anmeldung am Huawei-ID-Dienst erfolgt ist – weitere Themes auf das Gerät geholt werden. Diese umfassen zum Teil neben einem Wallpaper auch ein Iconset und weitere Gestaltungselemente.

Huawei P9 Lite: Screenshots

Die Auswahl der von Huawei gebotenen Apps ist üppig. So sind auch eine Memo-App, ein Soundrekorder und eine Spiegel-App im EMUI-Stil vorinstalliert. Um das System in Schuss zu halten packt Huawei den Telefonmanager auf die Speicherkarte. Auch der Huawei-Kundenservice ist mit HiCare mit einer eigenen App vertreten. Daneben liefert Huawei natürlich ein Standardrepertoire an Apps für Kalender, E-Mail, SMS und Anrufe mit.

Der Musikplayer von Huawei ist sehr übersichtlich und gerade Nutzer mit einer gut gepflegten MP3-Kollektion werden ihre Freude an den Sortiermöglichkeiten haben, welche die App bietet. Auch eigene Playlisten lassen sich hier verwalten. Was die App und auch das System nicht anbieten, ist eine Equalizer-App, mit der sich der Klang an die eigenen Vorlieben anpassen lässt. Das mitgelieferte Headset bietet einen angenehmen Tragekomfort und einen durchschnittlichen Sound, der mit In-Ear-Lösungen allerdings nicht mithalten kann, doch vor allem zum Telefonieren ausreicht.

Das P9 Lite punktet mit einer aktuellen Android-Version und einer soliden Software-Ausstattung. Für vieles hat Huawei eine App in petto, für alles andere gibt es mit dem Google Play Store ein wahres Füllhorn an Möglichkeiten.

Wertung: 4 von 5 Sternen

Akku

Trotz seines recht flachen Designs findet ein 3.000 mAh starker Energiespeicher im Huawei P9 Lite Platz. Mit dieser recht ordentlichen Kapazität sieht sich das Junior-Flaggschiff gut für den Alltag gerüstet – und behält recht dabei.

Die intelligente Software von Huawei hilft dabei, den Akku zu schonen, wo es nur geht. So wird beispielsweise die Bildwiederholrate des Bildschirms reduziert, wenn gerade keine Animationen stattfinden. Auch achtet das System darauf, dass keine energieintensiven Apps im Hintergrund laufen und macht es entsprechend leicht, dies zu verhindern. Huawei hat außerdem eine Technologie namens „SmartPower 4.0“ integriert, die vor allem im Standby-Betrieb den Energieverbrauch effizient gestalten soll.

Akkuverlauf des Huawei P9 Lite
Bildquelle: inside-digital.de

Wie gut all das funktioniert, zeigt der Akkutest von inside-digital.de: Nach acht Stunden im „Arbeitsmodus“ folgt eine 16-stündige Standby-Periode, sodass am Ende ein voller Tag in der Bilanz steht. Während der Arbeitsphase wird eine halbe Stunde Audio und eine weitere halbe Stunde Video gestreamt. Außerdem wird eine weitere halbe Stunde ein 3D-Spiel gespielt, bei diesem Test Asphalt 8. Eine weitere halbe Stunde muss telefoniert werden. Außerdem werden Fotos und Videos aufgenommen und der AnTuTu-6-Benchmarktest wird durchgeführt. Nach diesen Strapazen standen beim Huawei P9 Lite noch 65 Prozent verbleibende Akkuladung auf dem Tacho, in 16 Stunden Standby – während dieser Zeit steht dem Handy eine WLAN-Verbindung zur Verfügung – verbrauchte das P9 Lite weitere 17 Prozent seiner Ladung und landete somit bei 48 Prozent.

Knapp die Hälfte an verbleibender Akkuladung nach 24 Stunden – das verdient Respekt. Gerade Handys jenseits der Flaggschiffklasse haben in dieser Disziplin regelmäßig ihre Schwierigkeiten. Der Standby-Verbrauch ist allerdings recht hoch, was der ansonsten guten Akkubewertung des P9 Lite einen faden Beigeschmack verleiht.

Wertung: 4 von 5 Sternen

Fazit

Testsiegel des Huawei P9 Lite

Wer auf der Suche nach einem zuverlässigen und zügigen Smartphone ist, aber nicht 500 bis 700 Euro für ein Flaggschiff investieren möchte, ist mit dem Huawei P9 Lite gut beraten. Zwar befindet sich dies von der Leistung her etwa auf dem Niveau eines Flaggschiffs aus dem letzten Jahr, doch für die meisten aktuellen Apps ist dies auch völlig ausreichend.

Positiv überrascht hat auch die Kamera des P9 Lite. Huawei ist hier der Spagat gelungen, sein Flaggschiff P9 eindeutig abzugrenzen ohne der Lite-Version zu viel zu nehmen. Das P9 Lite liefert hier eine gute Leistung ab, die andere Geräte dieser Preisklasse erstmal überbieten müssen.

Auch der Akku beziehungsweise die Energieverwaltung des Huawei P9 Lite überzeugt mit Langlebigkeit und Ausdauer.

Gesamtwertung: 4 von 5 Sternen

Pros des Huawei P9 Lite

  • Gute Kamera
  • Langlebiger Akku
  • Solide Verarbeitung

Contras des Huawei P9 Lite

  • Akku nicht austauschbar
  • Dual-SIM und Speichererweiterung nicht zusammen nutzbar

Preis-Leistung

Mit einem Preis von 299 Euro platziert Huawei das P9 Lite in der Mittelklasse, was sich auch in der Leistung des Geräts wiederspiegelt. Und so erzielt das Smartphone ein erfreulich gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Leichte Schwächen bei Design und Leistung sind hier leicht zu verschmerzen, denn andere Geräte in dieser Preisklasse weisen häufig deutlich stärkere Defizite auf.

Alternativen

Kein Handy ist alternativlos, so auch nicht das Huawei P9 Lite. Auch in der Preisklasse um 300 Euro findet sich der eine oder andere Geheimtipp, der vielleicht einen Blick wert sein könnte, so zum Beispiel das spanische BQ Aquaris X5, das im Test von inside-digital.de ähnlich gut abgeschnitten hat, wie Huaweis Junior-Flaggschiff:

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