Honor Magic4 Pro im Test: Endlich wieder ein Handy für Huawei-Fans

9 Minuten
Ohne Play Store und Google-Dienste kommen Smartphones von Huawei seit dem US-Embargo für die meisten Nutzer nicht mehr infrage. Honor präsentiert die Lösung und stellt sein erstes, echtes Flaggschiff-Smartphone vor. Dieses ist nicht nur für ehemalige Huawei-Fans interessant.
Honor Magic4 Pro von Vorne
Honor Magic4 Pro im TestBildquelle: Timo Brauer / inside digital

Um die Tochterfirma Honor vor dem geltenden US-Embargo zu schützen, hat Huawei die Marke verkauft. Seitdem arbeitet Honor eigenständig und kann wieder ganz normal Smartphones mit Play Store und sämtlichen Google-Diensten auf den Markt bringen. Bisher war Honor jedoch nur im unteren und mittleren Preisbereich unterwegs. Mit dem Honor Magic4 Pro ändert sich dies. Zum ersten Mal bringt Honor ein echtes Flaggschiff mit Top-Ausstattung auf den Markt. Wir haben das Smartphone getestet.

Honor Magic4 Pro ausgepackt

Wie eigenständig Honor von Huawei agiert, können wir von unserer Position aus nicht beurteilen. Doch die Entwicklung eines Smartphones dauert im Schnitt rund zwei Jahre. Dass in dem Honor Magic4 Pro noch viel Huawei-DNA steckt, ist daher nicht verwunderlich. Insbesondere in Honors Nutzeroberfläche „Magic UI“ fühlen sich ehemalige Huawei-Nutzer sofort zu Hause. Dazu später mehr.

Das Honor Magic4 Pro wird in einer Hand gehalten
Das Honor Magic4 Pro ist ein großes Smartphone

Mit seinem 6,81 Zoll großen Bildschirm ist das Honor Magic4 Pro ist ein ziemlich großes Smartphone. Die Verarbeitung ist erstklassig und das Gewicht von 209 Gramm angemessen. Beim Kauf kannst du zwischen zwei Farben wählen: Cyan und Schwarz. Beide Farben sind glänzend gehalten. Das helle Blau unseres Testgeräts versteckt Fingerabdrücke dennoch relativ zufriedenstellend. Anders dürfte es hingegen bei der schwarzen Variante aussehen. Dank der mittig angebrachten Kamera wackelt das Smartphone beim Bedienen auf einem Tisch nicht. Zudem ist das Gehäuse nach dem IP86-Standard wasserdicht. Dies ist ein Novum bei Honor.

Die Rückseite des Honor Magic4 Pro in Cyan
Die Rückseite des Honor Magic4 Pro in Cyan

Neben dem Smartphone findet sich ein 100 Watt starkes Netzteil mit passendem Kabel sowie eine Kunststoff-Hülle in der Box. Hierzulande ist das Smartphone nur in einer Variante mit 256 Gigabyte internem Speicher und 12 Gigabyte Arbeitsspeicher erhältlich. Eine Speichererweiterung per microSD-Karte ist nicht vorgesehen.

Display: Auf High-End-Niveau

Für den 6,81 Zoll großen Bildschirm setzt Honor auf OLED-Technik mit dynamischen 120 Hertz. Dadurch wirken Animationen flüssig, ohne bei starrer Anzeige den Akku unnötig zu belasten. Mit einer ebenfalls dynamischen 2K-Auflösung bewegt sich das Smartphone auf einem Niveau mit anderen Flaggschiff-Smartphones wie dem Galaxy S22 Ultra und verfügt über eine gestochen scharfe Darstellung.

Der Bildschirm des Honor Magic4 Pro
Farben & Schärfe können im Test überzeugen

Farben stellt das Smartphone angenehm neutral dar und auch an den Blickwinkeln gibt es nichts auszusetzen. Dank selbstleuchtenden OLED-Bildpunkten ist zudem echtes Schwarz darstellbar. Die Helligkeit des Bildschirms ist mit 1.000 Nits mehr als ausreichend. So bleibt der Bildschirm auch bei direktem Sonnenlicht gut ablesbar. Nur Samsung bietet hier noch etwas mehr.

Einziger Nachteil des ansonsten hervorragenden Displays sind in unseren Augen die gebogenen Bildschirmränder. Diese sehen zwar modern aus und sorgen für ein besseres Anschmiegen an die Hand – haben jedoch teils gravierende Nachteile. So kommt es an den Rändern zu verfälschten Farben und unschönen Reflexionen. Zudem liegen die äußersten Tasten der Bildschirmtastatur auf der Krümmung, was beim Tippen ungemein stört. Fehleingaben bei der sonstigen Bedienung sind uns jedoch nicht untergekommen.

Die an den Seiten gebogene Tastatur des Honor Magic4 Pro
Stört beim Tippen: Die gebogene Tastatur

Unter dem Bildschirm verbaut Honor einen Ultraschall-Fingerabdrucksensor. Dieser entsperrt das Smartphone schnell und im Vergleich zu den weit verbreiteten, optischen Sensoren deutlich zuverlässiger.

Hardware: Honor Magic4 Pro ist ein echtes Flaggschiff

Bei der Ausstattung des Honor Magic4 Pro setzt der chinesische Hersteller auf High-End-Technik. So verbaut man einen aktuellen Snapdragon 8 Gen 1 Prozessor mit 12 Gigabyte RAM. Im AnTuTu 9 Benchmark kommen wir so auf einen Top-Score von 931.002 Punkten. Im Alltag resultiert die vorhandene Leistung in einer ausgezeichneten Performance – egal ob beim einfachen Browsen im Web oder beim Zocken eines anspruchsvollen Spiels auf den höchsten Grafik-Einstellungen. Auch mit vielen gleichzeitig geöffneten Apps gerät das Honor Magic4 Pro nicht an seine Grenzen.

Die Funk-Ausstattung ist ebenfalls erstklassig. So bietet das Honor Magic4 Pro selbstverständlich 5G-Mobilfunk in allen hierzulande benötigten Frequenzen, aktuelles WLAN nach dem Wi-Fi 6 Standard, Bluetooth 5.2, NFC, einen Infrarot-Port und sogar USB 3.1 für schnelle Übertragungsraten per Kabel.

Software: Mit Google-Diensten und Huawei-Nostalgie

Schon als Honor noch fest zu Huawei gehörte, haben die beiden Unternehmen ihre Software-Entwicklung zumindest durch andere Namen voneinander getrennt. Während bei Huawei das bekannte EMUI zum Einsatz kommt, setzt man bei Honor auf MagicUI. Die Unterschiede der beiden Nutzeroberflächen fallen jedoch marginal aus.

Seit Honor eigenständig agiert, hat man sämtliche Huawei-Dienste entfernt und das Huawei-ID Konto durch eine Honor-ID ersetzt. Sämtliche Daten eines alten Huawei-Smartphones lassen sich problemlos mit der vorinstallierten „Device Clone“ App übertragen. Das funktioniert auch mit Smartphones anderer Hersteller problemlos. Lediglich beim Wechsel von einem iPhone gibt es Einschränkungen.

Beim Bedienen des Honor Magic4 Pro fühlen sich ehemalige Huawei-Nutzer wie zu Hause. Die Oberfläche selbst erinnert vom gesamten „look and feel“ noch stark an Huawei. Das ist nichts Negatives. So ist die Oberfläche ansprechend gestaltet, bietet viele Möglichkeiten zur Personalisierung und zusätzliche Funktionen. So kann man etwa Ordner auf dem Home-Bildschirm vergrößern, um Apps daraus zu starten, ohne den Ordner vorher zu öffnen.

Negativ sind uns hingegen die vielen vorinstallierten Apps von Drittanbietern aufgefallen. Während man bei preiswerteren Handys darüber hinwegsehen kann, ist dieses Vorgehen bei einem Premium-Smartphone über 1.000 Euro unangemessen. Mit drei Klicks pro App lassen sich diese jedoch entfernen.

Update: Honor äußert sich zur Update-Politik

Zum Marktstart war noch unklar, wie Honor mit zukünftigen Updates verfahren wird. Jetzt hat sich der chinesische Hersteller dazu geäußert. So soll es mindestens zwei große Android Updates geben. Android 13 und Android 14 sind dem Honor Magic4 Pro also sicher. Ebenso garantiert man die essenziellen Sicherheitsupdates für einen Zeitraum von vier Jahren. Ob diese jedoch monatlich, quartalsweise oder unregelmäßig erscheinen, verrät man nicht.

Markantes Kamera-Modul

In dem markanten, kreisrunden Kamera-Modul auf der Rückseite des Smartphones sind drei Sensoren untergebracht. Neben der 50 Megapixel Hauptkamera handelt es sich hierbei um ein Ultraweitwinkel-Objektiv mit identischer Auflösung sowie eine 64 Megapixel Telefoto-Kamera. Darüber hinaus verbaut Honor einen Tiefensensor und einen Laser-Autofokus.

Das Kamera-Modul des Honor Magic4 Pro
Das Kamera-Modul des Honor Magic4 Pro

Die Kamera-Ausstattung des Honor Magic4 Pro im Detail

  • 50 Megapixel Hauptkamera (f/1,8) mit OIS
  • 64 Megapixel Telezoom-Kamera (f/3,5) mit OIS und 3,5-fach-Zoom
  • 13 Megapixel Ultraweitwinkel-Kamera (f/2,2)
  • 40 Megapixel Schwarz-Weiß-Kamera (f/1,6)
  • 13 Megapixel Frontkamera (f/2,4)

Auch wenn das Design der Kamera nicht jedermanns Sache ist, kann uns die Qualität im Test überzeugen. Mit allen drei Linsen sind tolle Fotos möglich, wie unsere Bilderstrecke zeigt. Die Hauptkamera überzeugt dabei bei allen Lichtbedingungen. Nur bei der Belichtung benötigt das Smartphone manchmal ein wenig manuelle Nachjustierung. Auch bei Dunkelheit gelingen Fotos mit hohem Detailgrad, welche die Lichtsituation realistisch wiedergeben.

Die Ultraweitwinkel-Kamera kann ebenfalls durchweg überzeugen. Die Farben stimmen und die typische Unschärfe bei dieser Linse tritt nur am Rand des Motivs auf. Von der Zoom-Kamera hätten wir uns hingegen ein wenig mehr erhofft. Trotz der hohen Auflösung lassen die Fotos hier ein wenig Details vermissen und auch die Farben sind etwas blasser, als bei den anderen beiden Kameras. Zudem ist nur ein 3,5-facher Optischer-Zoom vorhanden. Andere Smartphones in dieser Preisklasse, wie etwa das Samsung Galaxy S22 Ultra bieten hier mehr. Digital sind bis zu 100-fach-Zoom möglich. Doch bereits bei 50-facher Vergrößerung verwischt das Motiv zu einem Pixel-Matsch.

Schnell geladen – Mit und ohne Kabel

Das Honor Magic4 Pro kann mit bis zu 100 Watt geladen werden. Entweder per mitgeliefertem Kabel und Netzteil oder – erstmals bei Honor – auch kabellos. Um auch beim kabellosen Laden die vollen 100 Watt zu erreichen, ist der separat erhältliche „Honor SuperCharge Wireless Charger“ für 99 Euro Pflicht. Mit langsamerem Ladetempo werden selbstverständlich auch normale QI-Ladepads unterstützt.

Auch wenn kabelgebunden und kabellos theoretisch dieselbe Leistung bereitsteht, geht es per Kabel deutlich schneller. Grund dafür ist ein größerer Energieverlust und eine höhere Wärmeentwicklung beim kabellosen Laden. So verfügt das kabellose Honor-Ladegerät sogar über einen integrierten Lüfter. Dieser ist jedoch nur zu hören, wenn man sein Ohr direkt an das Gerät hält.

Um einen komplett leeren Akku wieder vollständig aufzuladen, braucht es am Kabel rund 33 Minuten. Kabellos wartest du hingegen rund zwei Stunden. Beides sind für die jeweilige Ladetechnologie schnelle Werte.

Mit einer Kapazität von 4.600 mAh ist der Akku des Honor Magic4 Pro ein wenig kleiner als bei der Konkurrenz. Die Akkulaufzeit im Benchmark fällt mit 9 Stunden und 48 Minuten eher gering aus. Das Pixel 6 Pro erreicht eine ähnliche Laufzeit. Eigentlich alle anderen aktuellen Flaggschiff-Smartphones bieten eine längere Laufzeit. Im Alltag kamen wir mit dem Honor Magic4 Pro dennoch ohne Probleme durch den Tag. Zwei Tage sind jedoch nicht drin. Zum Energie-Sparen kann auch noch die Bildschirmauflösung oder Aktualisierungsrate heruntergestellt werden.

Fazit: Ist das Honor Magic4 Pro ein echtes Flaggschiff?

Das Honor Magic4 Pro ist Honors erster Versuch auf dem High End Markt durchzustarten. Und dieser ist ziemlich gut gelungen. Der Bildschirm bietet eine hohe Auflösung sowie OLED-Technik mit schönen Farben. Nur die stark gebogenen Ränder hätten in unseren Augen dezenter ausfallen können. Zudem ist die Verarbeitung erstklassig und es gibt Premium-Funktionen wie ein wasserdichtes Gehäuse, einen Ultraschall-Fingerabdrucksensor sowie kabelloses Laden.

Auch die Kamera spielt zweifelsfrei in der Oberklasse. Bis auf den Telefoto-Sensor liefert diese ausgesprochen gute Fotos im etwas übersättigten Huawei-Look.

Wer sollte das Honor Magic4 Pro kaufen?

Mit dem gebotenen Gesamtpaket ist das Honor Magic4 Pro das perfekte Nachfolge-Smartphone für alle Huawei-Fans. Wer noch mit einem Huawei P20 Pro oder Huawei P30 Pro unterwegs ist, und aufgrund der fehlenden Google-Dienste bisher nicht auf ein neueres Huawei-Modell umgestiegen ist, für den ist das erste Honor-Flaggschiff wie gemacht.

Doch auch andere Käufer könnten das Smartphone in ihre engere Auswahl nehmen, wenn sie etwas abseits vom Mainstream von Samsung oder Xiaomi haben wollen. Leider ist das Smartphone mit einem Preis von 1100 Euro zum Start sehr kostspielig. Für dieses Geld bietet Samsung mit seinen Flaggschiff-Modellen einfach noch ein wenig mehr. Doch waren diese zum Start noch teurer. Bleibt abzuwarten, wie sich der Preis in den kommenden Wochen und Monaten entwickelt.

Honor Magic4 Pro Testsiegel mit 4,5 von 5 Sternen

Test-Wertung im Detail

  • Gehäuse: 4,5 von 5 Sternen
  • Display: 4,5 von 5 Sternen
  • Ausstattung: 4 von 5 Sternen
  • Kamera: 4 von 5 Sternen
  • Software: 4,5 von 5 Sternen
  • Akku: 4 von 5 Sternen

Pros des Honor Magic4 Pro im Test

  • hochauflösendes 120 Hertz OLED-Display
  • erstklassige Verarbeitung
  • wasserdicht
  • mit Play Store und Google-Diensten
  • kabelloses Laden
  • kurze Ladedauer

Contras des Honor Magic4 Pro im Test

  • unterdurchschnittliche Akkulaufzeit
  • relativ teuer

Deine Technik. Deine Meinung.

4 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Poolboy II

    Einziger Nachteil des ansonsten hervorragenden Displays sind in unseren Augen die gebogenen Bildschirmränder.
    Bei diesem Satz habe ich aufgehört zu lesen. Ich hatte zwei Wochen ein Smartphone mit curved Display. Dank Ebay war ich es schnell wieder los.

    Antwort
  2. Nutzerbild Vicky

    12GB RAM stimmt aber nicht, meins hat nur 8GB.
    Dennoch ein tolles Gerät, das erste mal hab ich den Umstieg vom geliebten Huawei Mate 20X geschafft.

    Antwort
  3. Nutzerbild Primo Klabauter

    Eigentlich ein guter Ansatz, aber ein paar Sachen gehen gar nicht. Diese grauenvolle Unsitte mit den gebogenen Rändern. Zum Tippen der letzte Mist, zum Ansehen auch nicht besonders. Wann lassen die Hersteller diesen Blödsinn endlich weg? Glänzende Rückseite ist auch von vorgestern. Immer mehr Hersteller begreifen, daß eine matte Rückseite nicht nur besser aussieht, sondern auch nicht so fingerpatschig-schmierig. Aber das absolute No-Go ist die Nicht-Angabe der Updatedauer. Mit zwei Systemupdates bei einem Smartphone von über tausend Euro ist es heute nicht mehr getan. Samsung und Google zeigen, wohin der Weg geht. Selbst ein heute preiswertes Oneplus 9 Pro bekommt drei Jahre neues Android und vier Jahre Sicherheitsupdates.

    So bleibt das Honor Magic4 Pro ein netter Versuch, aber um oben mitspielen zu können, muß es schon etwas mehr sein.

    Antwort
  4. Nutzerbild JoJo

    Liebes Inside-Digital Team,
    seid die ersten und fangt an die benutzbare Displayfläche genau auszurechnen, anzugeben und zu vergleichen. Damit hört die Verarsche mit der Diagonale auf. Dabei die runden Displayränder, die draußen immer zu Spiegelungen führen und bei einem Galaxy-Note-Display nicht zum Schreiben geeignet sind, abziehen. Und bitte bei in Display Kameras die nicht nutzbare Fläche errechnen, angeben und im Ergebnis der benutzbaren Fläche ebenfalls abziehen.
    Ich hoffe ihr handelt zukünftig Verbraucherfreundlich.
    Grüße

    Antwort

Und was sagst du?

Bitte gib Dein Kommentar ein!
Bitte gibt deinen Namen hier ein