Mobilfunk-Netze vor Richtungsfrage: Dieser Plan ist die beste Lösung für Telekom, Vodafone, O2 und 1&1

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Die Bundesnetzagentur hat ihre Pläne für die Zukunft der Mobilfunknetze in Deutschland vorgestellt. Das hat Folgen für Telekom, Vodafone und O2 – aber auch für 1&1 und dich als Kunden. Die Pläne sind das Beste, was die Bundesnetzagentur machen konnte. Ein Kommentar.
Eine Mobilfunkantenne auf einem Dach
Wie geht es mit dem Mobilfunk in Deutschland weiter?Bildquelle: Thorsten Neuhetzki / inside digital

Es wäre ein teures Stückwerk geworden, wäre es zu einer Versteigerung im kommenden Jahr gekommen: 2026 laufen nach aktuellem Stand gleich mehrere wichtige Mobilfunk-Frequenzen aus. Die Befürchtung aller Beteiligten: Der Staat wollte erneut Milliarden-Beträge aus einer Auktion erzielen. Das Geld hätte Telekom, Vodafone und O2 (sowie 1&1) beim weiteren Netzausbau gefehlt. Auch das vorzeitige Aus von 1&1 oder gar das Aus eines der etablierten Netzbetreiber schien nicht undenkbar. Denn die betroffenen Frequenzen um 800 und 1800 MHz sind so etwas wie das Rückgrat der LTE-Netze in Deutschland. Vor allem im Bereich um 800 MHz wäre es zu einem Hauen um Stechen um 30 MHz gekommen. Das Spektrum hätte für drei Anbieter gereicht, vier hätten geboten. Das Spektrum ist entscheidend für die Versorgung mit LTE auf dem Land.

Sorgten 1&1-Probleme für Änderung der Versteigerungspläne?

Doch jetzt kommt alles anders. Womöglich auch, weil 1&1 seinem Ausbauplan um Meilen hinterherhinkt. Denn statt wie eigentlich geplant schon mehrere tausend Sendemasten in den Städten Deutschlands stehen zu haben, verzeichnet der vierte deutsche Mobilfunk-Netzbetreiber nicht einmal eine niedrige dreistellige Zahl an Sendern. Die Folge: Der Ausbau aufs Land dürfte sich nicht nur um Monate, sondern um Jahre verzögern. Nicht umsonst hat 1&1 gerade erst einen Vertrag über National Roaming mit Vodafone geschlossen. Dort wo man kein eigenes Netz hat, setzt man auf Vodafone. Bedarf an Frequenzen für’s Land dürfte man also so schnell nicht haben, die Verantwortung dafür schiebt man an Vodafone ab. Der Netzausbau in den Städten dürfte für 1&1 auch fordernd genug sein. Standorte wollen gefunden werden, Sendemasten aufgestellt und Glasfaseranbindungen geschaltet werden. Und das zig-tausendfach. Teile des begehrten und teuren Spektrums für ländliche Regionen mit wenigen potentiellen Kunden hätten womöglich lange brach gelegen.

Die mögliche Verlängerung der Lizenzen wiederum gibt Telekom, Vodafone und O2 die Gewissheit, ihre Netze einige Jahre länger so betreiben zu können, wie sie nun ausgebaut sind. Es werden keine unkalkulierbaren Milliarden-Summen in einer Auktion, sondern festgelegte Gebühren fällig. Das gesparte Geld können die Anbieter in den Ausbau der Netze stecken. Genau das fordert auch die Bundesnetzagentur. Denn kommen ihre Pläne in die Umsetzung, will sie die Daumenschrauben beim Mindest-Netzausbau weiter anziehen. So soll jeder Netzbetreiber spätestens ab dem 1. Januar 2029 mindestens 98 Prozent der Haushalte mit 100 Mbit/s versorgen. Das gilt in Gebieten mit einer Bevölkerungsdichte von weniger als 100 Einwohner pro km². Außerdem sollen alle Bundesstraßen mit 100 Mbit/s und alle Landesstraßen mit mindesten 50 Mbit/s versorgt werden – und zwar ebenfalls von jedem Netzbetreiber einzeln. Das wäre ein echter Schub für den (verpflichtenden) Netzausbau und die Versorgung in den Regionen.  

2028 stehen 230 MHz gepaartes Mobilfunk-Spektrum zur Verfügung

Die geplante Verlängerung bestehender Frequenzlizenzen bis 2030 ermöglicht es, um das Jahr 2028 einen großen Aufschlag zu machen und weitaus mehr Frequenzen auf einen Schlag zu versteigern. Denn viele weitere Mobilfunkfrequenzen laufen 2033 aus. Neben den 2026 auslaufenden Bereichen um 800, 1800 und 2600 MHz sind es Frequenzen um 700 und 900 MHz sowie weitere Frequenzen um 1800 MHz und die heute kaum genutzten 1500-MHz-Bereiche. Versteigert man, wie nun angedacht, alle Frequenzen zusammen, gibt das allen Netzbetreibern die gleichen Möglichkeiten, sich komplett neu aufzustellen. Nicht neu vergeben werden Frequenzen um 2100 und 3600 MHz.

Mit diesem geschickten Schachzug hat der Regulierer einen Plan vorgelegt, mit dem alle vier Netzbetreiber zufrieden sein können und sollten. Wenngleich jetzt schon klar sein dürfte, dass man auch in fünf Jahren keine Frequenzauktion sehen und bezahlen will. Die Lage dürfte dann aber entspannter sein, da dann insgesamt 230 MHz gepaartes und 90 MHz ungepaartes Spektrum zur Neuvergabe stehen – allein 95 MHz gepaart für die ländlichen Räume. Bei einer Vergabe im nächsten Jahr wären es nur 30 MHz gepaart gewesen, bei denen vier Netzbetreiber die Preise hochgetrieben hätten.

Insofern kann man nur hoffen, dass der Plan für die Zukunft der Mobilfunk-Netze am Ende des Tages auch in weiten Teilen so zur Anwendung kommt. Zusammen mit ein paar weiteren Akzenten in den Plänen wie einem Gebot zur Verhandlung über National Roaming und einer Diensteanbieterverpflichtung könnte das den Mobilfunkmarkt in Deutschland aufbrechen und gleichzeitig den Netzausbau forcieren. Die Kommentierungsphase für das Konsultationspapier läuft.

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