Apple Vision Pro: Bestellt, abgeholt und aufgesetzt – Das ganze Erlebnis

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Apples Vision Pro ist endlich erhältlich – zumindest in den USA. Was interessierte Kunden auf der anderen Seite des Großen Teichs erleben und welchen Aufwand der iPhone-Hersteller betreibt, um die Neuvorstellung zu verkaufen, erfährst du bei uns.
Auf der linken Seite befindet sich eine kleine Taste zur Aufnahme von Spatial Fotos und Videos mit Apple Vision Pro
Apple Vision Pro: Bestellt, abgeholt und aufgesetzt – Das ganze ErlebnisBildquelle: Holger Eilhard / inside digital

Viele Jahre gab es Gerüchte dazu, dass Apple an einem VR- und AR-Headset arbeitet. Das Unternehmen mag diese kryptischen Abkürzungen und Bezeichnungen nicht. Stattdessen spricht man lieber vom „spatial computing“, dem „räumlichen Computing“. Entsprechend bewirbt man mit diesem Begriff seit Juni 2023 die Apple Vision Pro, das Ergebnis der jahrelangen Entwicklung. Während auf der deutschen Seite abgesehen von der Erwähnung in einigen Pressemitteilungen noch nicht viel zu finden ist, sieht das in den USA ganz anders aus. Dort begann vor einigen Tagen der Verkauf in den Apple Stores und online. Damit haben wir bereits einen kleinen Ausblick, wie das Ganze in hoffentlich wenigen Monaten in Deutschland funktionieren wird – auch wenn einige Details vermutlich anders aussehen werden. Hier ist unser Kauferlebnis aus Kalifornien. Ein Test der Vision Pro folgt zu einem späteren Zeitpunkt.

Vision Pro: Die Vorbestellungen beginnen

Die Vorbestellungen für Apples Vision Pro begannen am 19. Januar 2024. Wie üblich legte der iPhone-Hersteller den Startschuss auf 5 Uhr an der US-Westküste. Nach kurzem Kampf mit der App-Store-App auf dem iPhone begann der bis dahin unbekannte Bestellprozess. Die Anforderungen an die persönlichen Gegebenheiten sind anders als bei einem iPhone oder iPad. Dies zeigt sich bereits im ersten Schritt, bei dem du deinen Kopf scannen musst. Wenn du die Bestellung auf einem Mac beginnst, wirst du darum gebeten, einen Code mit deinem iPhone oder iPad zu fotografieren, um dort deine Kopfvermessung durchzuführen. Angeleitet von der App bewegst du deinen Kopf nach rechts, links, oben und unten. Fast so wie bei der Einrichtung von Face ID. Benutzer ohne ein derartiges Apple-Gerät bleiben aber schon hier außen vor – zumindest bei einer Online-Bestellung.

Erst danach kann ich die Bestellung fortsetzen. Hier fragt Apple dann, ob ich eine Brille oder Kontaktlinsen trage. Ist das der Fall, muss in den USA im Laufe der Bestellung eine gültige Dokumentation der Augenwerte hochgeladen werden, um passende Linsen von Zeiss zu erhalten. Ich hatte ein PDF einer sogenannten Prescription, grob vergleichbar mit einem deutschen Rezept, das ich nach der Bestellung hochladen musste. Basierend darauf fertigt Zeiss dann die passenden Linsen. Diese werden unabhängig vom Apple Vision Pro direkt aus China an deine Adresse geschickt. Eine Abholung im Store ist nicht möglich. Der Preis: zwischen 99 und 149 US-Dollar.

Die Zeiss-Linsen für Apple Vision Pro
Die Zeiss Optical Inserts für Apple Vision Pro

Dieser ganze Prozess für die Korrekturgläser wird in Deutschland vermutlich anders aussehen. Wie genau? Das weiß derzeit wohl nur Apple. Nachdem dieser Schritt abgeschlossen ist, geht es im Konfigurator weiter mit dem Speicherplatz der Vision Pro. Hier stehen 256 GB, 512 GB und 1 TB zur Wahl. Die Preise beginnen bei 3.499 US-Dollar und enden bei 3.899 US-Dollar. Am Ende kommt noch AppleCare+ und die gewünschte Zahlungsart hinzu.

All dies war innerhalb weniger Minuten erledigt, sodass ich einen frühen Termin zur Abholung in meinem kleinen Apple Store ergattern konnte. 8 Uhr morgens am 2. Februar.

Fast forward: Zwei Wochen später im Apple Store

Fast genau zwei Wochen später war es dann also so weit. Um 8 Uhr öffnete der Apple Store und es war genauso wie in den vielen Videos, die wir online immer wieder sehen können. Die Türen öffnen sich und die Mitarbeiter begrüßen mit Applaus die ersten Vorbesteller, die ihre Vision Pro abholen wollen. Da es sich bei mir nur um einen kleinen Store in einer Mall handelt, gab es keine Schlangen, wie sie beispielsweise in New York zu sehen waren. Direkt hinter mir war zunächst nur eine weitere Person, die sich zur Anprobe und Abholung eingereiht hatte.

Nach kurzer Vorstellung fragte mich die Mitarbeiterin, ob ich meine Vision Pro einfach nur direkt abholen möchte, eine kurze Anprobe oder das volle Programm inklusive Demo wünsche. Ich wollte wissen, wie diese Präsentation für interessierte Kunden aussehen und entschied mich daher für die dritte Option. Eine gute Wahl, wie sich schnell herausstellen sollte.

Apple Vision Pro inklusive Akku
Apple Vision Pro mit Dual-Loop-Band und Akku

Der erste Schritt ist wieder ein Scan meines Kopfs, um das passende Zubehör festzustellen. Als Brillenträger bittet mich die Mitarbeiterin danach kurz um meine Gläser, damit sie diese mit einer speziellen Maschine scannen kann. Dies wird dazu genutzt, um für das Demo-Modell der Vision Pro die korrekten Linsen auszuwählen. Der Store hat eine Reihe von vorgefertigten Modellen, die sie für diese Demonstrationen einsetzen können. Danach nehmen wir Platz auf einem Barhocker an einem der Tische. In einigen Stores gibt es neue Sofaecken, die speziell für eine noch bequemere Demonstration der Neuvorstellung eingerichtet wurden.

Während wir auf die „Lieferung“ des Demo-Modells warten, werfen wir einen Blick auf das hauseigene Travel Case. Es sieht aus wie eine Entwicklung der NASA. Komplett in Weiß und einem Ripstop-Material, das manch einem vom Zeltplatz bekannt vorkommen könnte. Das Case ist relativ groß, aber weich – innen und außen – es kann also im Zweifel auch als Kopfkissen herhalten. Der Preis: weitere 199 US-Dollar – ich lehne dankend ab. Drittanbieter werden hier bestimmt noch preiswertere Lösungen anbieten.

Erster Blick auf Vision Pro

Nach einer kurzen Wartezeit erscheint aus dem Hinterzimmer des Stores ein weiterer Mitarbeiter. Er bringt das Apple Vision Pro auf einem kleinen Tablet – wie in einem Restaurant, allerdings ohne einen runden Deckel – an den Tisch. Die Zeiss-Linsen sind hier direkt vorinstalliert. Gleiches gilt auch für das attraktive „Solo Knit Band“, das sich weich um den Hinterkopf wickeln soll. Es ist in drei Größen verfügbar. Hinzukommen zwei weitere Teile, die individuell für jeden Träger angepasst werden müssen. Das Light Seal und das Light Seal Cushion. Letzteres ist ein kleines Kissen, erhältlich in vier Dimensionen, das auf dem Lichtschutz sitzt und in direktem Kontakt mit dem Kopf ist. Kompliziert wird es beim Light Seal selbst, da es in mehr als 20 Größen verfügbar ist.

Apple Vision Pro, Lightseal und Lightseal Cushion
Apple Vision Pro, Lightseal und Lightseal Cushion

Ebenfalls mit dabei aus dem Hinterzimmer: ein iPad mini für die Mitarbeiterin. Sie kann darauf nicht nur ihr Skript für die Demo sehen, sondern hat auch einen Blick darauf, was im Headset zu sehen. Damit kann sie dich im Zweifel bei der Navigation in der neuen Umgebung unterstützen.

Bevor wir Hand anlegen, erklärt die Mitarbeiterin kurz aber deutlich, dass wir die Vision Pro nur am Gehäuse anfassen sollten. Der Grund ist klar: Das Lightseal ist magnetisch mit dem Gerät verbunden. Versuchst du es nur daran hochzuheben, löst sich dies also leicht und hat somit das Potenzial katastrophal zu enden. Spätestens hier ist klar, dass der Verkauf der neuen Hardware nur wenig mit einem einfachen iPhone, iPad oder Mac zu tun hat. Es ist, zumindest in der ersten Generation, ein deutlich persönlicheres Kauferlebnis.

Ein Teil der Demo ist heraus zu finden, ob das bestellte Zubehör wirklich mit dem eigenen Kopf kompatibel ist. Hier stellt sich in meinem Fall bei der Demonstration der Spatial-Fotos und -Videos schnell heraus, dass dies bei mir nicht der Fall war. Insbesondere die Videos flickern in meinen Augen, da die Vision Pro nicht korrekt sitzt. Die Mitarbeiterin war darauf vorbereitet und hat einen Multiple-Choice-Quiz auf ihrem Gerät, um andere Lightseals und Lightseal-Kissen aus dem Hinterzimmer zu ordern. Hier wird beispielsweise gefragt, ob und wo es im Gesicht beim Tragen drückt. Basierend auf den Antworten werden neue Varianten des Zubehörs vorgeschlagen.

Auf jeden Kunden persönlich zugeschnitten

Im Laufe des Prozesses wird schnell klar, dass Apple mindestens einen der anwesenden Mitarbeiter speziell für derartige Situationen geschult hat. Dieser greift helfend ein und rät – unabhängig von Apples App – zu weiteren Schritten. Wir finden nach einigem Hin und Her ein passendes Lightseal, Lightseal-Kissen und wechseln auch zum Dual-Loop-Band. Dies sieht zwar nicht so futuristisch aus wie das Solo-Knit-Band, ist aber deutlich bequemer. Ich kann die Demo danach erfolgreich und beeindruckt beenden.

Dies zeigt, dass die Daten meiner Vorbestellung nicht mit der Realität übereinstimmen und ich eine andere Kombination des oben genannten Zubehörs benötige. Apple ist auch dieses Mal vorbereitet. Bei einer Abholung im Store wird deine Vision Pro erst im Hintergrund für dich persönlich zusammengestellt und danach versiegelt. Das erlaubt die genaue Anpassung an jede Person – selbst nachdem du die Bestellung abgeschickt hast.

Apple Vision Pro ohne Lightseal und Lightseal-Cushion
Apple Vision Pro ohne Lightseal und Lightseal-Cushion

Gleichzeitig bedeutet dies aber auch einen deutlich größeren Aufwand für die Mitarbeiter. In meinem Fall hat es rund 1,5 Stunden vom ersten Fuß im Store bis zum Verlassen gedauert. Niemals hatte ich den Eindruck, dass man mich schnellstmöglich abfertigen wollte. Alle Mitarbeiter waren stets hilfreich und gut vorbereitet auf alle meine Fragen oder Probleme. Der ganze Prozess dürfte mittlerweile deutlich flüssiger sein, ich war nur der Erste von vielen Vision-Pro-Kunden in meinem Store. Am Ende kann auch Apple noch viele Dinge lernen, um die Verkäufe und Demos zu optimieren.

Demo-Eindrücke für alle Interessenten

Selbst wenn du keine Pläne hast, eine Vision Pro zu kaufen, solltest du nach der Verfügbarkeit in Deutschland einen Besuch in einem hoffentlich nicht zu weit entferntem Apple Store einplanen. Die Demo zeigt eindrucksvoll, was heute möglich ist. Insbesondere die vom iPhone-Hersteller produzierten beziehungsweise in Auftrag gegebenen Videos am Ende der Demonstration sind ein Erlebnis und machen Geschmack sowie Hoffnung auf mehr. Apple wird es sich als Milliardenkonzern entsprechend hoffentlich leisten, noch viel Geld in zukünftige derartige Produktionen zu stecken. Die Demo sollte, sobald das Headset auf dich angepasst ist, nicht länger als rund 30 Minuten in Anspruch nehmen.

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