1&1: Diesen Schritt schließt der Netzbetreiber komplett aus

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Das vierte deutsche Handynetz ist seit nunmehr vier Monaten aktiv. Doch noch immer sind die Sendemasten rar gesät. Gerade einmal rund 100 nutzbare Antennen in ganz Deutschland waren es zuletzt. Wie geht es jetzt weiter? Darauf hat 1&1-Chef und -Gründer Ralph Dommermuth klare Antworten.
Das 1&1 Logo
Das 1&1 LogoBildquelle: David Gillengerten / inside digital

Dass zum Mobilfunk-Netzstart gerade einmal etwa 100 Sendemasten in Deutschland nutzbar waren, brachte dem neuen Netzbetreiber viel Hohn und Spott ein. Umso mehr, als dass man ohnehin schon Jahre hinter den Ausbauplanungen hinterher war. Denn eigentlich hätte 1&1 bereits Ende 2022 1.000 aktive Sendemasten in seinem Netz zählen müssen. Von diesen ist man auch heute noch weit entfernt und führt stattdessen eine weitere Zählgröße ein, die deutlich machen soll, wo es beim Ausbau hakt.

So viele Sendemasten hat 1&1 nun aktiv

1&1-Chef Dommermuth hat ein klares Ziel: „Wir wollen auf jeden Fall die Verpflichtung der Bundesnetzagentur, die wir ja 2022 gerissen haben, bis Ende des Jahres schaffen.“ Das sagte Dommermuth jetzt im Rahmen einer Pressekonferenz zu den aktuellen Geschäftszahlen der 1&1-Muttergesellschaft United Internet. Doch der Weg dahin ist steinig. Um gegenüber Medien, Investoren und Kunden Transparenz zu schaffen, hat man sich verschiedene Zählgrößen einfallen lassen, die es bis dato in der Kommunikation der drei etablierten Netzbetreiber nicht gab oder gibt.

So zählt 1&1 die Zahl der Standorte, über die es Verträge und Vereinbarungen über die Nutzung gibt. Möglicherweise stehen hier durch Vorarbeit der Ausbaupartner auch bereits Masten – was dort aber nicht steht, sind Antennen. Es handelt sich um eine rein passive Infrastruktur. Hier zählte 1&1 zuletzt Ende 2023 insgesamt 1.062 Standorte. Bis Ostern geht man davon aus, dass die vertraglichen Vorarbeiten für etwa 1.350 Standorte abgeschlossen sind. Bis Ende 2024 geht Dommermuth von 3.000 Standorten aus.

Die nächste Zählgröße sind Antennenstandorte mit Basisstationen, also Technik. Hier will man bis Ostern, also Quartalsende, etwa 600 Standorte haben, an denen auch schon Antennentechnik von 1&1 hängt. Das heißt aber nicht, dass diese 600 Standorte bereits nutzbar sind. Denn dafür ist eine Glasfaseranbindung notwendig. Dazu müsste einerseits das konzerneigene Glasfaserunternehmen 1&1 Versatel die Glasfaserleitung bis zum betreffenden Standort bringen, es müsste aber auch bei einem Dachstandort im Haus die Glasfaserleitung bis aufs Dach gebracht werden. „Unsere Netzarchitektur erlaubt nicht, dass wir Sendemasten mit Richtfunk anbinden, wie es die anderen Netzbetreiber machen können“, erklärt Dommermuth. Dafür sei man aber in der Lage, Echtzeit-Anwendungen zu realisieren.

Von den genannten 600 Standorten werden bis Ostern wohl rund 200 Standorte über die Glasfaseranbindung verfügen und einige Tage später auch aktiviert werden. Sie sind dann nutzbar. Damit hätte 1&1 die Zahl seiner tatsächlich nutzbaren Sendemasten binnen eines Quartals verdoppelt. Auch beim Ausbau vor Ort hat man die Schlagzahl erhöht: Von 243 mit Technik bestückten Standorten Ende 2023 ist man jetzt bei etwa 600 angekommen – wenngleich 400 von ihnen bis jetzt nicht nutzbar sind.

50.000 Kunden am Tag sollen auf neues Netz umgestellt werden

1&1 habe bereits begonnen, die bisherigen Providerkunden auf das eigene Netz umzustellen. Bei vielen Kunden geht das aus der Ferne per Update der SIM-Karte, in anderen Fällen muss die SIM-Karte getauscht werden. Bis zu 50.000 Kunden pro Tag wolle man umstellen, wenn man den Prozess voll hochgefahren hat. Jeder Kunde bekommt nach Angaben des Anbieters rechtzeitig ein Schreiben und möglicherweise eine neue SIM-Karte. Einen Einfluss darauf, wann die Umstellung erfolgt, hat der Kunde nicht. Der Prozess wird sich bis Ende 2025 erstrecken, da nahezu zwölf Millionen Kunden umgestellt werden müssen.

Mit der Umstellung nutzt du dann die aktivierten Sendemasten von 1&1. Dort, wo es sie nicht gibt, ist aktuell das National Roaming mit O2 aktiv. Jeder umgestellte Kunde ist für das Unternehmen ein guter Kunde, da er das eigene Netz von 1&1 nutzt – selbst wenn er sich im National Roaming befindet. Mit jedem aktivierten Sendemast erhöhe sich die Wertschöpfung.

Das National Roaming soll ab Sommer durch Vodafone ersetzt werden. Auch diese Umstellung wird nicht an einem Tag, sondern schrittweise erfolgen, wie Dommermuth am Donnerstag erklärte. Ziel ist, bis Ende 2025 das O2-Netz nicht mehr mitnutzen zu müssen. Die Möglichkeit, das National Roaming mit O2 zu verlängern oder gar zweigleisig zu fahren und die Kunden fallweise im Netz von O2 oder Vodafone roamen zu lassen, erteilte er auf Nachfrage eine eindeutige Absage. Das Tischtuch zwischen O2 und 1&1 scheint zerschnitten.

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