Mobilfunk-Chef verrät Interna: So viel kostet ein Handy-Sendemast wirklich

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Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht oder übers Land fährt, kann sie nicht übersehen: Die Mobilfunkmasten von Telekom, Vodafone & Co. Doch was kostet ein einiger Sendemast eigentlich und was ist das Teuerste dabei?
Wie viel kostet ein Sendemast?
Wie viel kostet ein Sendemast?Bildquelle: Thorsten Neuhetzki / inside digital

Wenn es um Kosten und Erlöse geht, sind Unternehmen eigentlich immer sehr zugeknöpft. Infos gibt es so gut wie gar nicht und wenn, dann nur unter vorgehaltener Hand. Doch jetzt hat der Chef eines Mobilfunkunternehmens geplaudert. 1&1 baut seit einiger Zeit an einem eigenen Mobilfunknetz und braucht dafür vor allem eines: Standorte. Der Chef und Gründer des Unternehmens Ralph Dommermuth dürfte sich daher besonders gut mit den Kosten auskennen und verriet sie im Interview mit tagesschau.de.

Neuer Sendemast kostet zwischen 100.000 und 500.000 Euro

Demnach geht man bei 1&1 davon aus, dass der Neubau eines Mobilfunkmasts auf einem Hausdach „Pi mal Daumen 100.000 Euro“ kostet. Ein Sendemast auf dem Land sei aber ungleich teurer. „Wenn Sie einen Turm bauen, sind es schnell mal 500.000 Euro“, so Dommermuth. Dabei komme es auf dessen Höhe an. Doch damit hat man nur den Mast – wahlweise aus Stahl oder Beton stehen. Hinzu kommen noch die Antennen, die im Fall von 1&1 offenbar etwa 100.000 Euro kosten. Ferner braucht 1&1 aufgrund der Architektur seines Netzes für jeden Sendemast eine Glasfaseranbindung. Hier koste jeder Meter, der neu verlegt werden muss, Geld. Die tatsächlichen Kosten seien daher individuell abhängig davon, wie viel Glasfaserstrecke verlegt werden muss.

Klar ist: Diese Kosten gelten in dieser Form nur für 1&1. Denn die drei etablierten Netzbetreiber greifen gerade auf dem Land auch zum günstigeren Richtfunk statt einer Glasfaserstrecke. Zudem hat 1&1 andere Antennen im Einsatz als die drei etablierten Netzbetreiber. Allerdings war auch bei anderen Netzbetreibern in der Vergangenheit schon die Rede davon, dass Sendemast auf dem Land nicht für unter 300.000 Euro gebaut werden könne. Die anderen Netzbetreiber brauchen zudem zum Betrieb deutlich mehr aktive Technik vor Ort, die 1&1 in ins von 500 Rechenzentren ausgelagert hat.

Weitere Kosten für die eigentliche Antenne, Strom und Standortmiete

Doch die von Dommermuth genannten Kosten sind nur jene, die zur Errichtung eines Mastes anfallen. Hinzu kommen bei jedem Mast eine nicht unerhebliche Standortmiete sowie Strom und weiterer Unterhalt. Für die Miete eines Dachstandortes kann in Innenstadtlagen eine monatliche Miete zwischen 500 und 1.000 Euro veranschlagt werden.

Ohnehin ist es heute so, dass die meisten Sendemasten nicht mehr den Netzbetreibern selbst gehören, sondern sogenannten Tower-Companies („TowerCo). Das sind ausgegliederte Firmen, teils in der Hand von Investmentfirmen, die mit die Standorte an die Netzbetreiber vermieten. Dabei hat jeder der drei etablierten Netzbetreiber aufgrund der Historie besonders enge Beziehungen zu „seiner“ TowerCo, mietet sich mitunter mit seiner Antenne aber auch auf einem Mast der Konkurrenz ein. Auch 1&1 hat nach Informationen von inside digital inzwischen seine eigene TowerCo gegründet, die eigene Standorte für 1&1 bauen will. Noch freie Dachstandorte zu finden, bei denen die Eigentümer eine Antenne genehmigen und die dann noch perfekt in die Funknetzplanung passt, ist allerdings schwer.

Nach eigenen Angaben hatte 1&1 Ende vergangenen Jahres 1.063 Masten im Bestand. Nicht alle sind selbst gebaut, bei vielen ist man ach Untermieter. Allerdings waren nur etwa 100 Masten bereits aktiv. Bei den übrigen fehlen wahlweise noch die Antenne, die Glasfaseranbindung und der Strom. Das Netz war im Dezember 2023 an den Start gegangen. Zum Vergleich: Die Telekom zählt 36.500 Standorte, Vodafone mehr als 26.000 Standorte und O2 mehr als 28.000 Standorte. Dort, wo 1&1 noch keine eigenen Antennen betreibt, nutzt man aktuell das Netz von O2. Ab Sommer soll es Vodafone sein. 1&1 plant, dass neue Netz schon bald mehr als zwölf Millionen Kunden nutzen werden.

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