Samsung Galaxy Z Flip im Test: Dieses Smartphone kannst du knicken

11 Minuten
Samsung und das Falt-Desaster. Lange hat es gebraucht, ehe die klappbaren Smartphones des Herstellers für den Markt bereit waren. Das Galaxy Z Flip hat nun schon ein halbes Jahr auf dem Buckel – ohne Skandale. Die große Frage: Kann es über den Klappmechanismus hinaus mehr als seine Konkurrenz?
Samsung Galaxy Z Flip Hands-On
Samsung Galaxy Z Flip Hands-OnBildquelle:

Nach dem quadratischen Galaxy Fold kam das schmale Galaxy Z Flip, das dem Motorola Razr tatsächlich sehr ähnlich sieht. Das Design erinnert an frühere Klapphandys, zumindest der Länge nach zu urteilen. Doch anstelle einer Tastatur erstreckt sich im “Innenteil” ein fast randloses Display-Panel über die gesamte Größe des Highend-Smartphones. Geknickt wird es einmal in der Mitte. Das neue Smartphone-Format lässt auf ein gänzlich innovatives Smartphone hoffen. Deswegen die große Frage: Kann das Galaxy Z Flip noch mehr als andere Flaggschiffe, außer dass man es knicken kann? Das klärt der Test des Galaxy Z Flip.

Samsung Galaxy Z Flip: Das steckt im Klapphandy

Der Blick auf die reinen technischen Daten bestätigen es: es ist ein Oberklasse-Gerät. So gut, so bekannt. Die reinen Fakten deswegen im Schnelldurchlauf: Das Galaxy Z Flip bietet durch seine schmale Gestalt ein ebenso lang gezogenes Display im 21,9:9-Format, das 6,5 Zoll in der Diagonale misst (innerhalb der abgerundeten Ecken). Inhalte stellt das Panel in Full-HD+-Qualität dar. Die Besonderheit: Das Panel lässt sich um 180 Grad biegen. Außerdem sitzt auf der äußeren Seite, wenn das Galaxy Z Flip zusammengeklappt ist, fast unsichtbar ein weiterer Bildschirm. Dieser misst 1,1 Zoll und löst mit 112 x 300 Pixeln auf.

Neben dem innovativen Display wirkt die restliche Technik wie ein Kompromiss. Antrieb liefert der Qualcomm Snapdragon 855+ aus dem vergangenen Jahr, dessen acht Kerne auf eine maximale Taktrate von 2,96 GHz kommen. 5G wird dem Galaxy Z Flip dadurch jedoch nicht beschert. Der Prozessor stützt sich auf 8 GB Arbeitsspeicherplatz; intern steht ein 256 GB großes Datendepot für Fotos und Co. bereit – ohne Erweiterungsoption. Hinsichtlich der Verbindungen setzt Samsung beim Galaxy Z Flip auf die ältere Version 5.0 anstatt Bluetooth 5.1, Dual-Band-WLAN und einen USB-C-Anschluss. Ein Klinkenstecker ist nicht mit an Bord, dafür jedoch eine Dual-SIM-Option, bei der du allerdings eine eSIM benötigst. Der Fingerabrucksensor sitzt nicht unter dem Display, sondern an der Seite im Power-Button, wie man es zum Beispiel von Sony kennt.

Samsung Galaxy Z Flip
Samsung Galaxy Z Flip
Software Android 13
Prozessor Qualcomm Snapdragon 855+
Display 6,7 Zoll, 1.080 x 2.636 Pixel
Arbeitsspeicher 8 GB
interner Speicher 256 GB
Hauptkamera 4272x2848 (12,2 Megapixel)
Akku 3.300 mAh
induktives Laden
USB-Port 2.0 Typ C
IP-Zertifizierung (kein Schutz)
Gewicht 183 g
Farbe Schwarz, Violett
Einführungspreis 1.480 €
Marktstart Februar 2020

Zwei Akkus in einem

Auch wenn man es von Außen nicht sieht, besitzt der Akku des Galaxy Z Flip auch eine Besonderheit. Er lässt sich zwar nicht knicken, ist aber in zwei Teilen in das Gehäuse integriert. Einen Vorteil hat die Bauweise jedoch nicht. Mit 3.300 mAh ist der Akku recht schmal bemessen. Die theoretische Akkulaufzeit, die der Benchmark GFXBench ermittelt, liegt bei knapp 6 Stunden. Damit ist das Galaxy Z Flip in etwa auf Augenhöhe mit dem Honor 9X, aber weit entfernt vom Smartphone mit der besten Akkulaufzeit. Übrigens: Das Galaxy Fold 5G kommt mit aufklapptem Display auf circa 7 Stunden Akkulaufzeit.

Qi kann das Galaxy Z Flip indes nicht. Im Lieferumfang ist zudem lediglich ein 15-Watt-Ladegerät. Damit braucht das Falt-Smartphone vergleichsweise recht lang – knapp zwei Stunden -, um wieder vollständig aufzuladen.

Die reine Hardware-Bewertung im Einzelnen:

  • Gehäuse: 3 von 5 Sternen
  • Display: 3,5 von 5 Sternen
  • Ausstattung: 3,5 von 5 Sternen
  • Kamera: 4 von 5 Sternen
  • Software: 4,5 von 5 Sternen
  • Akku: 3,5 von 5 Sternen

Gesamtwertung: 3,5 von 5 Sternen 

Praxistest: Das sind die Tops und Flops des Samsung Galaxy Z Flip im Test

Das Galaxy Z Flip besteht aus einer Glas-Metall-Konstruktion, wobei das stabile Gorilla Glass 6 zum Einsatz kommt. Trotzdem kann Samsungs zweites Falt-Smartphone zu einem winzigen Paket zusammengefaltet werden. Ein Traum für ausgebeulte Männerhosen und überforderte Frauenhandtaschen. Zumindest bei der Größe ist das Falten beim Galaxy Z Flip ein echter Gewinn. Beim Gewicht freilich nicht. Hier hast du mit 183 Gramm einen ebenso schweren Klotz in der Hand wie bei allen Flaggschiffen.

So fühlt sich das Klapphandy an

Doch zum Wichtigsten: Wie fühlt sich das Galaxy Z Flip beim Falten an? Und kannst du es so lässig aufklappen, wie man es früher mit Falthandys gemacht hat? Dazu muss es auch am besten ebenso schnell zugeklappt werden, wie es mit den traditionellen Handys möglich war. Das alles muss mit einer Hand funktionieren und sollte nicht zu schwer gehen.

Das kann das Samsung Galaxy Z Flip im Test zumindest leidlich. Die Finger müssen sich anstrengen um den oberen Teil des Smartphones aus der Ruhelage zubewegen. Dabei ist es egal, aus welcher Ruhelage. Das Galaxy Z Flip braucht Überzeugungsarbeit aus den Fingern. Daran kann man sich aber gewöhnen. Beim zuklappen dauert es lange, bis die beiden Display-Hälften von allein aufeinander zustreben. Hier wäre es toll, wenn das Handy schon bei geringer zugeklappten Zustand von allein einklappen würde. Trotzdem funktioniert das Klappen solide, satt und mit genug Gegenkraft. Zu Beginn bleibt nur die Sorge, dass beim zu schnellen Zuklappen das Display oder Ähnliches beschädigt wird. Doch auch hier: Gewöhnungssache.

Das Display und seine Tücken

Das Display des Galaxy Z Flip kommt im 21,9:9-Format, das sich innerhalb der abgerundeten Ecken auf 6,5 Zoll Diagonale erstreckt. Die Auflösung liegt bei 1.080 x 2.363 Pixeln. Damit kommt das Smartphone zwar auf eine Pixeldichte von 400 ppi – im Vergleich mit anderen Flaggschiffen ist die Auflösung damit aber eher gering. Im Alltag reicht diese sowie auch die maximale Helligkeit jedoch aus.

Nicht anders als beim Galaxy S20 und Co. ist die zum Einsatz kommende Display-Technologie AMOLED. Die ist mittlerweile bei Samsung zum Standard geworden. Die Besonderheit: Das Panel ist weich und lässt sich um 180 Grad biegen. Außerdem sitzt auf der äußeren Seite, wenn das Galaxy Z Flip zusammengeklappt ist, fast unsichtbar ein weiterer Bildschirm. Dieser misst 1,1 Zoll, löst mit 112 x 300 Pixeln und zeigt Nachrichten oder auch Selfies an – ersetzt also in geklappten Zustand das Always-On-Display.

  • Übrigens: Auf das Display darf keine Schutzfolie aufgetragen werden. Klebst du beispielsweise eine Panzerglasfolie darauf und ziehst sie wieder ab, kann das zu schweren Schäden am flexiblen Panel führen.
Samsung Galaxy Z Flip Faltstelle

Insgesamt gefällt das klappbare Display und die Optik von Außen. Nicht auf der Höhe der Zeit sind jedoch der Blaustich im Panel und der Rand um das Display herum. Der ist nämlich nicht winzig wie bei anderen (Samsung-)Flaggschiffen zurzeit, sondern mehrere Millimeter breit. Dazu steht er etwas über das Display hinaus. Aber: Der Rand ist hier beispielsweise dünner als beim Motorola Razr. Der Blaustich legt sich indes über den Bildschirm, sobald man schräg auf das Panel schaut.

Unschön ist darüber hinaus die sicht- sowie fühlbare Knickfalte im weichen Bildschirm. Durch das flexible „Display-Glas“ – sofern es sich tatsächlich um Glas handelt – birgt außerdem ein hohes Risiko, schnell zu zerkratzen. Die Klapp-Idee ist letztlich zwar klug und die Umsetzung solide gemacht. Gesamt betrachtet ist das faltbare Display des Galaxy Z Flip jedoch kein Grund zum jubilieren.

Kamera-Setup mit alten Bekannten

Da das Wunder bereits im Display- und Faltmechanismus steckt, darf man das von der Kamera nicht mehr erwarten. Wollte Samsung mit dem Galax S20 Ultra und dessen Space Zoom noch auftrumpfen und überraschen, wirkt das Equipment des Galaxy Z Flip fast langweilig. Verbaut sind folgende Kameras, die vor allem alltagstauglich sein sollen:

  • Hauptkamera: 12 Megapixeln, f/1.8-Blende, OIS und Autofokus
  • Ultraweitwinkelobjektiv: 12 Megapixel und f/2:2-Blende
  • Frontkamera: 10 Megapixel und f/2.4-Blende

Auf ein Tele- sowie Makroobjektiv müssen Klapp-Fans allerdings verzichten. Jedoch arbeitet die Hauptkamera mit einem optischen Bildstabilisator und einem Autofokus. Beide Feature bleiben der Frontkamera allerdings verwehrt. Videos nimmt das Galaxy Z Flip auf Wunsch in 4K-Qualität mit 60 fps auf. Slow-Motion-Videos sind in maximal Full-HD-Qualität und 240 fps möglich. Softwareseitig bietet Samsungs Klapphandy eine klassische Ausstattung: Neben einem Automatikmodus ist auch der Profi-Modus mit von der Partie, mittels dem man beispielsweise den Weißabgleich manuell einstellen kann. Panorama-Aufnahmen, ein Essens-Filter und ein Live-Fokus finden sich ebenfalls in den Kamera-Einstellungen. Punkten will das Galaxy Z Flip mit einem Nacht- und dem Single-Take-Modus. Letzterer bedeutet, dass Serienbildaufnahmen gemacht werden, aus denen die integrierte AI die schönsten Aufnahmen auswählt.

So steht es um die Fotoqualität

Die Fotoqualität ist gut, aber nicht überragend. Überzeugende Aufnahmen macht das Galaxy Z Flip vor allem bei guten Lichtverhältnissen. Die Farben leuchten, Details bleiben erhalten. Doch je dämmriger es wird, desto schwächer wird auch die Kameraleistung. Zwar bleiben die Ergebnisse ansehnlich, aber werden im Detail recht grobkörnig. Möchtest du Fotos bei Nacht machen, kannst du auch auf den Nachtmodus zurückgreifen. Allerdings sind zwischen “normalen” Fotos und jenen mit Nachtmodus keine großen Unterschiede zu erkennen.

Samsung Galaxy Z Flip Fotos bei Nacht
Rechts: Normalmodus; links: Mit Nachtmodus

Der Zoom ist, anders als beim Galaxy S20 Ultra, wenig zu gebrauchen. Holt man ein Motiv achtfach heran (das Maximum), bleiben davon hauptsächlich Pixel zurück.

Samsung Galaxy Z Flip Zoom

Die Frontkamera eignet sich ebenfalls bei gutem Licht für die gepflegte Selfie-Fotografie. Auch hier wird das Foto immer grobkörniger, je dunkler die Umgebung ist. Ein Trick: Du kannst mit der Hauptkamera ebenfalls einfach Selfies aufnehmen. Dazu kannst du das zweite, kleine Display neben der Hauptkamera nutzen. Klappst du das Galaxy Z Flip zusammen und drückst zwei Mal hintereinander auf den Powerbutton, wird die Kamera aktiviert und du kannst dich in dem Vorschau-Bildschirm sehen. Per Lautstärkewippe nimmst du dann deine Selfies auf. Wer darüber hinaus zu zittrigen Händen neigt, kann das Galaxy Z Flip kurzerhand zum Stativ umbauen. Knickst du es um 90 Grad und stellst es ab, kannst du mit der Hauptkamera nach wie vor Fotos schießen.

Samsung Galaxy Z Flip Kameratricks

Galaxy Z Flip im Test: Software und Performance

Auch wenn Samsung auf einen Prozessor von 2019 zurückgreift, merkt man das der Performance nicht an. Das Galaxy Z Flip läuft flüssig – und das in jeglicher Situation. Auch der Fingerabdrucksensor und die Gesichtserkennung erkennen die biometrischen Daten zügig.

Die Software kommt zum großen Teil in der klassischen Ausstattung daher. Das Galaxy Z Flip bietet alle Vorzüge von Android 10, wie beispielsweise die konfigurierbare Version von „Digital Wellbeing“. Auch ein Gaming-Modus und der Dark Mode sind in den Einstellungen zu finden. Lobend zu erwähnen ist, dass sowohl das Betriebssystem als auch der Sicherheitspatch auf dem aktuellsten Stand sind. Drei vorinstallierte Drittanbieter-Apps sind ebenfalls zu verschmerzen.

Hinsichtlich des klappbaren Displays hätte man allerdings auch auf Software-Ebene mehr erwartet. Möglich ist hauptsächlich eine Multi-Window-Funktion bei Videotelefonie oder Fotoaufnahmen. Ist das Galaxy Z Flip im 90-Grad-Winkel geknickt, rutscht die Ansicht in den oberen Teil. Im unteren Part sind dann sämtliche Steuerelemente – wie der Kameraauslöser – und Einstellungsmöglichkeiten zu finden. Weiter geht Samsung jedoch nicht und passt die Software nicht konsequent an das Haupt-Feature des Galaxy Z Flip an. Dadurch wirkt das Falt-Display mehr wie eine nette Spielerei ohne weiteren Sinn.

Fazit zum Samsung Galaxy Z Flip im Test

Samsung versucht mit dem Galaxy Z Flip einen Spagat zwischen dem Galaxy Fold und den typischen Flaggschiffen à la Galaxy S20 zu schaffen. Die Ausstattung des klappbaren Smartphones ist wenig überraschend auf hohem Niveau. Dazu zählt nicht nur der Prozessorleistung, sondern auch das innovative und technisch hochwertige Display. Die Kamera produziert ebenfalls taugliche Fotos, ist aber nicht auf der Höhe der Zeit. Ganz Highend-mäßig kommt das Galaxy Z Flip auch ohne Klinkenbuchse. Die mitgelieferten, kabelgebundenen Kopfhörer müssen also über den Adapter (ebenfalls im Lieferumfang) eingestöpselt werden.

Doch was macht das Galaxy Z Flip besser, abgesehen von seiner klappbaren Natur? Man gewinnt den Eindruck, dass Samsung an allen anderen Enden gespart hat. Eine IP-Zertifizierung zum Schutz vor geringen Mengen Staub und Wasser ist nicht gegeben; ebenso wenig die Möglichkeit, den internen Speicher zu erweitern. 5G wird Gerüchten zufolge erst in einer nachfolgenden Version geliefert. Und das alles für einen regulären Preis von knapp 1.500 Euro. Betrachtet man das Galaxy Z Flip in seiner Gesamtheit und im Kontext mit Geschwister- beziehungsweise Konkurrenzmodellen, bleibt ein eher geknickter Eindruck und ein schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis. Wer auf das neuartige Klapp-Design verzichten kann, ist hier beispielsweise mit dem Galaxy S20 Ultra zum ähnlichen Preis besser bedient.

Pros des Samsung Galaxy Z Flip

Testsiegel Samsung Galaxy Z Flip
  • Falttechnik gut umgesetzt
  • Großes Display auch im Kleinformat nutzbar
  • Flüssige Performance
  • Schickes und innovatives Design
  • Aktuelle Software

Kontras des Samsung Galaxy Z Flip

  • Schlechtes Preis-Leistungsverhältnis
  • Durchschnittliche Kamera
  • Software nicht innovativ an das Klapp-Feature angepasst
  • Kein erweiterbarer Speicher
  • Teils altbackene Ausstattung

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