Pixel 6 Pro im Test: Ein echtes Flaggschiff von Google?

9 Minuten
Nach einem Jahr Pause meldet sich Google mit einem Flaggschiff-Smartphone zurück. Das Pixel 6 Pro will mit einem selbst entwickelten Prozessor, KI-Features und einem extrem langen Update-Support überzeugen. Doch das Design ist mehr als umstritten. Wir haben das Smartphone im Alltag getestet.
Die Rückseite des Pixel 6 Pro im Test
Pixel 6 Pro im Test: Ein echtes Flaggschiff von Google?Bildquelle: Timo Brauer / inside digital

Der Lieferumfang des neuen Google Pixel 6 Pro ist minimalistisch. In der flachen Box findet sich neben dem Smartphone selbst lediglich ein Ladekabel mit USB-C an beiden Seiten sowie ein USB-C auf USB-A-Adapter.

Das Design des Smartphones ist mehr als umstritten. Am ersten Tag mit dem Pixel 6 Pro wurde ich von mehreren Personen unabhängig voneinander darauf angesprochen, welch ein hässliches Smartphone ich da aktuell teste.

Dabei hat das Design mit der breiten Kamera-Bar seine Vorteile und gehört nicht zu meinen Kritikpunkten. So wackelt das Handy durch die breite Kamera nicht auf dem Tisch und man kann den Zeigefinger beim Benutzen ideal darunterlegen.

Die Kamera-Bar des Pixel 6 Pro
Haptisch hat die markante Kamera-Bar gleich mehrere Vorteile

Jedoch besteht die Kamera-Bar aus mehreren Bauteilen in unterschiedlichen Schwarz-Tönen und ist zudem schlecht verarbeitet. So finden sich zwischen Smartphone-Rücken und Kamera-Bar breite Spaltmaße, wie man sie von Smartphones jenseits der 150 Euro nicht gewohnt ist.

Über Farben kann man sich bekanntlich streiten, doch selbst als Fan goldener Smartphones kann ich unserem Testgerät in „Sorta Sunny“ nur wenig abgewinnen. Die Kombination aus cremefarbener Rückseite mit Fingernagel-Pinkem Akzent zusammen mit einem rosé-goldenen Rand trifft meinen Geschmack absolut nicht. Zudem befindet sich oben eine große, pinke Kunststoff-Aussparung im Rahmen für den Mobilfunkempfang. Deren Farbton passt wiederum überhaupt nicht zum Fingernagel-Pink der Rückseite. Das weiße und das schwarze Modell sind jedoch farbmäßig dezenter unterwegs. Mit den edleren, matten Rückseiten anderer Flaggschiffe kann Google jedoch nicht mithalten.

Mit unserem Testgerät liefert Google noch eine Schutzhülle mit. Die kostet regulär 29 Euro. Das Case hilft zwar dabei, die Farben des Smartphones zu verstecken, ist aber klobig und für ein Stück Kunststoff teuer. Hier gefallen die früheren Nylon-Cases von Pixel 5 und 4a deutlich besser. Diese waren origineller und lagen angenehmer in der Hand.

Großartiges Display

Der Bildschirm des Pixel 6 Pro wird dem neuen Flaggschiff-Anspruch gerecht. So spendiert Google dem Smartphone einen AMOLED-Bildschirm mit 120 Hertz Bildwiederholrate und einer 2K-Auflösung. Die höhere Bildwiederholrate ist automatisch aktiv und kann dynamisch von 120 auf 60 Hertz heruntergeregelt werden. So ermöglicht eine reibungslose Bedienung, ohne den Akku unnötig zu belasten. HDR10+ und eine Widevine L1 Zertifizierung sind ebenfalls vorhanden, sodass der Full-HD-Wiedergabe von Netflix und Co. nichts im Wege steht.

Der Bildschirm des Pixel 6 Pro
Der Bildschirm des Pixel 6 Pro macht wirklich Freude

Das AMOLED-Panel bietet eine kräftige, aber nicht überzogene Farbdarstellung und echtes Schwarz. Mit einer Größe von 6,7 Zoll befindet sich das Pixel 6 Pro auf Augenhöhe mit anderen Flaggschiff-Smartphones. Die Kamera ist in einem kleinen Loch in der oberen Bildschirmmitte eingelassen und fällt bei der Benutzung kaum auf. Die Ränder sind sehr dünn gehalten – nur unten ist ein etwas breiterer Balken. Schade: Beim Pixel 5 hatte man es noch geschafft, alle Ränder symmetrisch zu gestalten.

Im Gegensatz zum normalen Pixel 6, setzt man beim Pro-Modell auf gebogene Bildschirmränder. Persönlich gefällt mir dieser Trend nicht, jedoch sind die Ränder beim Pixel 6 Pro nicht zu stark gewölbt. So liegen die Tasten der Bildschirmtastatur alle auf dem geraden Bereich des Bildschirms und mir sind im Laufe des Tests keine Nachteile bei der Bedienung aufgefallen.

Die Ränder sind nur ein wenig gebogen
Die Ränder sind nur ein wenig gebogen

Google Tensor: Kann Googles neuer Chip überzeugen?

Der Prozessor ist wohl die spannendste Neuerung beim neuen Pixel 6 Pro. Statt wie bisher auf Snapdragon-Prozessoren zu setzen, steigt Google erstmals selbst in das Prozessorgeschäft ein. Der eigens entwickelte Chip nennt sich Google Tensor und wurde in den vergangenen vier Jahren von Google entwickelt. Gebaut wird der neue Prozessor von Samsung. So steckt im Google Tensor auch das identische 5G-Modem wie im aktuellen Exynos 2100 Prozessor.

Doch wie leistungsstark ist der neue Google-Prozessor nun? Nun ja, im Geekbench-Test erreicht er einen Multicore-Score von 2.850 Punkten und liegt damit eher auf dem Niveau von einem Snapdragon-Prozessor von vor ein oder zwei Jahren. Doch neben dem Gewinnen von Benchmarks wird die Top-Performance aktueller Flaggschiff-Smartphones ohnehin fast nie abgerufen. Im Alltag verhält sich das Pixel 6 Pro wie jedes andere Top-Smartphone und kann jede aufwendige App und jedes aufwendige Spiel in höchster Auflösung wiedergeben.

Wo der neue Google Tensor Chip die Konkurrenz jedoch im Regen stehen lässt, ist beim Thema maschinelles Lernen und KI-Anwendungen. So hat Google einige Anwendungen geschaffen, die so nur auf dem neuen Pixel 6 und Pixel 6 Pro möglich sind. Ein Beispiel dafür ist die Text-zu-Sprache Integration. So kann das Pixel 6 Pro Sprache in Echtzeit transkribieren und in andere Sprachen übersetzen. Und das alles direkt auf dem Gerät ohne Internetverbindung. Auch das automatische Nachbearbeiten von Fotos oder das nachträgliche Scharfstellen alter Fotos beherrscht Googles Tensor deutlich schneller als die Konkurrenz.

5G und eSIM im Pixel 6 Pro

Mit dem integrierten Exynos Modem im Tensor Chip bietet das Pixel 6 Pro die aktuellste Funk-Ausstattung. Alle hierzulande relevanten 5G-, LTE- und GSM-Frequenzen sind vorhanden und auch das WLAN ist mit Wi-Fi 6e auf dem aktuellsten Stand. Dazu kommt Bluetooth 5.2 und NFC für Google Pay und Co. Sogar eSIM-Support ist gegeben. Das ist bei Android-Smartphones leider weiterhin eine Besonderheit. So brauchst du nicht auf eine physische SIM-Karte warten und hast den Nano-SIM-Slot frei für eine lokale SIM-Karte auf deiner nächsten Reise.

Beim Speicherplatz hast du die Wahl zwischen einem Modell mit 128 oder mit 256 Gigabyte Speicher. Der Aufpreis für die größere Variante ist mit 100 Euro ziemlich hoch. Nur Apple langt hier noch kräftiger zu. Eine Speichererweiterung per microSD-Karte bieten Pixel-Smartphones generell nicht.

Schärfere Hauptkamera und Periskop-Zoom

Vom Pixel 2 bis zum Pixel 5 hat sich die 12,2 Megapixel Hauptkamera hardwaretechnisch nicht verändert. Eine bessere Bildqualität wurde lediglich durch Softwareoptimierung erreicht. In diesem Feld ist Google mit den Pixel-Smartphones Marktführer. Mit dem Pixel 6 Pro spendiert Google seinem Smartphone hingegen einen komplett neuen Sensor mit 50 Megapixeln. Dank der höheren Auflösung sind mit dem Pixel 6 Pro detailreichere Fotos möglich. Die Farben sind weiterhin realistisch und auch die Performance bei Nacht kann überzeugen. Gut gefallen hat uns auch die Ultraweitwinkel-Kamera. Mit dieser sind nicht nur ungewöhnlich scharfe Fotos möglich, sondern das Farbprofil ist zudem optimal auf die Hauptkamera abgestimmt.

Als einzigen Unterschied zur normalen Version bietet das Pixel 6 Pro eine Telefoto-Kamera mit Periskop-Objektiv. So ist ein vierfacher optischer Zoom möglich. Die deutlich bessere Bildqualität bei herangezoomten Motiven wird auch in unserer Bilderstrecke sichtbar.

Fotos in voller Auflösung herunterladen (Google Drive Link)

Software: Pures Android mit „Material You“

Googles Pixel-Smartphones kommen traditionell im puren Android-Look daher. Viele Nutzer sehen dies als großen Vorteil der Pixel-Reihe. Mit Android 12 spendiert Google der Software einen komplett neuen Look. Das neue „Material You“ genannte Design passt sich der Farbe des Hintergrunds an und bietet diverse Möglichkeiten, die System-Farbe anzupassen.

Im Gegensatz zu den Oberflächen der anderen Hersteller wie Samsung oder Xiaomi fehlen mir jedoch weitreichendere Möglichkeiten zur Personalisierung wie etwa die Gelegenheit den App-Drawer ein- oder auszuschalten. Außerdem sind einige häufig genutzte Funktionen wie eine Schaltfläche für WLAN oder zum Schließen aller Apps nur versteckt aufrufbar. Welche Android-Oberfläche einem am besten gefällt, ist jedoch natürlich Geschmackssache.

Ein großes Plus bei Googles Software ist hingegen die lange Update-Versorgung. So erhalten die Pixel-Smartphones drei Jahre lang Android-Updates und für ganze fünf Jahre Sicherheitsupdates. Drei Jahre neue Android-Versionen bekommt man auch bei anderen Herstellern wie beispielsweise Samsung. Hier muss man jedoch länger auf die Updates warten, da von einigen Modellen abgesehen nur die Pixel-Smartphones direkt am ersten Tag versorgt werden. Die wichtigen Sicherheits-Updates liefert hingegen kein anderer Hersteller so lange und so regelmäßig aus wie Google selbst.

Pixel 6 Pro braucht lange zum Aufladen

Der Akku des Pixel 6 Pro ist mit einer Kapazität von 5.003 mAh relativ groß. Dennoch erreicht das Smartphone im Akku-Benchmark nur ein eher unterdurchschnittliches Ergebnis von 9:45 Stunden. Schuld daran ist neben der schnellen Bildwiederholrate vor allem die hohe Auflösung. Eine Möglichkeit, die Auflösung auf Full-HD zu begrenzen – was im Alltag für die meisten Nutzer vollkommen ausreichen würde – gibt es leider nicht. Im Test hat mich das Pixel 6 Pro dennoch stets durch den Tag gebracht. Für einen langen Messetag würde ich mir jedoch eine Powerbank einpacken.

Der USB-C Port auf der Unterseite des Pixel 6 Pro
Der USB-C Port auf der Unterseite des Smartphones

Eine schnelle Ladedauer ist nicht Googles Stärke und so genehmigt sich auch das Pixel 6 Pro gemütliche zwei Stunden und acht Minuten, bis der Akku komplett voll ist. Getestet haben wir mit einem kompatiblen Anker-Netzteil mit einer Leistung von 65 Watt. Ein eigenes Netzteil fehlt nämlich im Lieferumfang des Pixel 6 Pro. Optional ist ein 18 Watt Stecker von Google erhältlich.

Praktisch ist die Möglichkeit, mit dem Pixel 6 Pro andere Geräte mit Strom zu versorgen. Denn neben kabellosem Laden unterstützt das Smartphone auch die Reverse-Technologie. So kann die Rückseite des Pixel 6 Pro als Ladepad für Kopfhörer, eine Smartwatch oder sogar andere Smartphones genutzt werden.

Fazit: Ist das Pixel 6 Pro ein echtes Flaggschiff?

Auch wenn Googles Tensor-Chip in Benchmarks nicht mit dem Snapdragon 888 mithalten kann, konnte uns die Leistung des Smartphones im Test überzeugen. Features wie eine Echtzeitübersetzung oder die blitzschnelle Fotobearbeitung bietet nur das Pixel und sind im Alltag deutlich sinnvoller als ein höherer Benchmark-Score. Zusammen mit Premium-Features wie kabellosem (Reverse)-Laden und einem staub- und wasserdichten Gehäuse ist das Pixel 6 Pro ein echtes Flaggschiff.

Streiten kann man sich hingegen über das Äußere des Smartphones. Die Farbauswahl ist gewagt und die Verarbeitung nicht ganz auf dem Niveau, wie man es von einem 900 Euro teuren Smartphone erwarten würde.

Wirklich gut ist hingegen die verbaute Kamera. Mit 50 Megapixeln und der Power des Tensor-Chips sind hier bei jedem Lichtverhältnis tolle Fotos möglich. Auch die Ultraweitwinkel- und Telefoto-Kamera konnten uns im Test überzeugen.

Mit der gebotenen Ausstattung und purem Android mit Material You Oberfläche eignet sich das Pixel 6 Pro für Tech-Enthusiasten, welche die inneren Werte des Smartphones zu schätzten wissen und immer mit den neusten Software-Features von Google ausgestattet sein wollen. Auch für Fotografie-Fans ist das Pixel 6 Pro eine gute Wahl. Diese Nutzer haben mit dem Samsung Galaxy S21 Ultra oder Oppo Find X3 Pro jedoch auch noch andere Smartphones für die engere Auswahl.

Pixel 6 Pro Testsiegel mit 4 von 5 Sternen

Hardware-Wertung im Detail

  • Gehäuse: 4,5 von 5 Sternen
  • Display: 4,5 von 5 Sternen
  • Ausstattung: 4 von 5 Sternen
  • Kamera: 4 von 5 Sternen
  • Software: 5 von 5 Sternen
  • Akku: 3 von 5 Sternen

Pros des Pixel 6 Pro

  • ausgezeichnete Kamera
  • 5 Jahre Update-Support
  • Staub- und Wasserdicht
  • kabelloses Laden

Contras des Pixel 6 Pro

  • umstrittenes Design

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