Telekom-Ausbau: „Wir picken uns keine Rosinen raus“

4 Minuten
Die Telekom hat heute einen Ausblick auf das Jahr 2023, aber auch darüber hinaus gegeben. Denn nicht nur, dass ein neuer Technik-Chef an Bord kommt, auch der Ausbau der Mobilfunk- und Glasfasernetze soll weitergehen. Doch nicht alles läuft problemlos.
Das neue Telekom-Logo
Das neue Telekom-LogoBildquelle: Telekom

Im kommenden Jahr will die Telekom 2,5 bis 3 Millionen Anschlüsse im Bereich der Glasfaser-Netze bauen. Das sind mehr als die 2 Millionen Haushalte, die sie Ende dieses Jahres erstmals mit Glasfaser versorgt haben wird. Man liege „voll auf Kurs“, sagte Telekom Deutschlandchef Srini Gopalan heute im Rahmen des Netzetages des Konzerns in Bonn. Ende des Jahres werde man damit insgesamt 5,2 Millionen Anschlüsse im Glasfasernetz bereitstellen können. In zwei Jahren will man diese Zahl auf mehr als zehn Millionen nahezu verdoppeln.

Glasfaser-Ausbau scheitert oft auf den letzten Metern

Beim Ausbau sind auch weiterhin Kooperationen mit anderen Anbietern wichtig – vom lokalen Stadtnetzbetreiber bis zum Wettbewerber. So sollen zum Beispiel in Zusammenarbeit mit der Glasfaser Ruhr 134.000 FTTH Anschlüsse in Bochum entstehen. Bei der Kooperation mit den Stadtwerken Münster sind seit diesem Sommer erste Kunden am Netz. Und auch in der Gigabitregion Stuttgart gibt es Glasfaser in über 260.000 Haushalten, die über die Telekom gebucht werden können.

„Wir picken uns keine Rosinen raus“, so Gopalan. Die Telekom habe für den angelaufenen Glasfaser-Ausbau die eigene Organisation komplett umgestellt. Man könne nicht aus Bonn heraus jeden einzelnen Straßenzug in ganz Deutschland planen und festlegen, wo man als nächstes den Glasfaserausbau starte. Die Entscheidungen treffe man regional. „Wir haben einen klaren Plan, den wir mit unserem starken Team umsetzen“, so Gopalan.

Er machte aber auch deutlich, dass der Weg zu einer kompletten Versorgung Deutschlands mit Glasfaser noch weit wäre und es auch mitunter Probleme gebe. Das beginnt bei der derzeitigen Inflation, die auch für den Tiefbau der Telekom eine Kostensteigerung von 15 bis 20 Prozent bedeutet. Dabei habe man bei der Telekom das Glück, sich langfristig Kapazitäten beim Tiefbau gesichert zu haben.

Doch auch andere Themen wie die bisher oft geforderten teuren Ausbauverfahren und die Genehmigungsprozesse sind für die Telekom schwierig. Es könne nicht sein, dass man mehr als 20 Genehmigungen für ein Ausbauvorhaben brauche. Ein neues Problem kristallisiert sich aber auf den allerletzten Metern zum Kunden heraus. Oft würden Mieter in den Ausbaugebieten einen Glasfaseranschluss bestellen, die Eigentümer aber dann den Ausbau verwehren. Oder aber es sei schwer, den Gebäudeeigentümer herauszufinden. Die meisten Herausforderungen gäbe es mit den großen Firmen innerhalb der Wohnungswirtschaft. Hier müsse es dringend ein Umdenken geben. Aus Branchenkreisen war dazu zu hören, dass ein Mieter gemäß Telekommunikationsgesetz das Recht auf einen Glasfaseranschluss hat – er dazu aber notfalls seinen Vermieter verklagen müsse, wenn dieser die Genehmigung verwehrt. Kein wirklich praktikabler Weg.

Telekom-Mobilfunk-Ausbau: 94 Prozent 5G Abdeckung

Beim Ausbau des Mobilfunknetzes hat die Telekom ihre Ziele für 2022 nach eigenem Bekunden übertroffen. 94 Prozent der Menschen in Deutschland können bereits 5G nutzen – oft allerdings nur über das langsamere DSS-Verfahren auf Frequenzen mit weniger Kapazität. Von den über 80.000 5G-Antennen funken zum Jahresende nur rund 8.000 Antennen im 3,6 Gigahertz-Band. Ziel beim 5G Ausbau ist die Versorgung von 99 Prozent der Bevölkerung bis 2025. In der Fläche sollen dann 90 Prozent versorgt sein.

Der scheidende Telekom-Technik-Chef Walter Goldenits kündigte aber auch an, dass mehr und mehr Antennen künftig eine Kapazität von 1 Gbit/s haben werde – auch ohne die speziellen 5G-Frequenzen. Denn die Telekom werde zunehmend alle Frequenzen, über die sie verfügt, aber den Sendemasten freischalten. Das bietet nicht nur höhere Datenraten für einzelne Nutzer bei Speedtests, sondern vor allem mehr Gesamtkapazität. Diese ist dann relevant, wenn viele Nutzer in einer Mobilfunkzelle ihre Handys nutzen.

Probleme bereiten der Telekom nach wie vor die Zugstrecken. Der jüngste Rückschlag: Die dringend benötigten Frequenzen um 900 MHz dürfen weiterhin nicht in der Nähe von Bahnstrecken zum Einsatz kommen. Nach eigenen Angaben hat die Bahn zuletzt 500 neue Standorte zur Versorgung der Bahnstrecken aufgebaut und 100 Tunnel versorgt.

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5 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Jan

    Keine Rosinen? Wie witzig. 6 von 8 Stadtteilen werden ausgebaut und die zwei sind die dünn besiedelsten. Schon komisch

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  2. Nutzerbild Telekom Mitarbeiter

    einen nach dem anderen. Die ersten Stadtteile finanzieren den Ausbau der restlichen.

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  3. Nutzerbild Ulrike

    Und ob sich die Telekom die Rosinen rauspickt. In unserem ländlich geprägten Landkreis sollen durchweg nur die Hauptorte von der Telekom erschlossen werden. Die kleineren Ortschaften bleiben außen vor. Besonders ärgerlich wird es, wenn dadurch der eigenwirtschaftliche Glasfaserausbau aller Orte für andere Anbieter unwirtschaftlich wird.

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    • Nutzerbild Thomas Eberhard

      Hallo Ulrike,
      das ist nicht ganz richtig, da Fördergebiete ausgeschrieben werden. Den Zuschlag erhält nicht immer die Telekom. An Ausschreibungen beteiligen sich auch örtliche Anbieter oder regionale Stromversorger. Was jeden in der Branche ärgert ist, wenn in einem Fördergebiet (staatlich gefördert) die Telekom einen sogenannten (eigenwirtschaftlichen) Überbau macht. So sollte es nicht sein, da sind sich wohl alle einig. Macht ja auch keinen Sinn, wenn in einer ländlichen Gegend zwei Glasfasernetze liegen.

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  4. Nutzerbild Janusz Jäger

    Kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Die größeren Ort können (merkwürdiger Weise) nach dem ein kleiner Anbieter (Goetel) alle Ortsteile anschließen möchte auf einmal einen GF Tarif buchen/beauftragen. Die 2 kleinen können weiterhin (wie seit Jahren) Interesse bekunden, obwohl Glasfaser bereits in jedem Ort liegt. Der andere Anbieter muss mit komplett neuen Leitungen in alle Ortsteile. Das ist der größte Schwachsinn. Hier muss unbedingt eine Öffnung der Netze von der Bundesregierung angeordnet werden.

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