Mit dem neuen Volvo EX90 wollte der schwedische Hersteller eigentlich ein starkes Statement im E-Auto-Segment setzen. Stattdessen erntet das Elektro-Flaggschiff aber vor allem Kritik – und das nicht zu knapp. Das SUV, das mit rund 80.000 Euro zu den teureren seiner Klasse gehört, fällt im ersten Praxistest gnadenlos durch. Die renommierte US-Verbraucherschutzorganisation Consumer Reports berichtet von massiven Problemen, die bereits bei der ersten Inbetriebnahme auftraten. Die zentrale Steuerung des Fahrzeugs brach mehrfach zusammen – Klimaanlage, Audiosystem, selbst grundlegende Bedienfunktionen fielen aus. Besonders bitter: Teilweise dauerte es mehrere Minuten, bis der EX90 überhaupt fahrbereit war.
Volvo EX90: Fehler über Fehler
Dabei bleibt es nicht bei Komfortproblemen. Auch sicherheitsrelevante Funktionen machten Ärger. Ein dauerhaft aufleuchtendes Airbag-Warnsignal, nicht reagierende elektrisch verstellbare Sitze oder ein Totalausfall des gesamten Infotainmentsystems werfen Fragen auf – vor allem in einem Fahrzeug, das mit technischer Innovationskraft wirbt. Erst ein Software-Update konnte einige dieser Fehler beheben. Doch das Vertrauen in die Zuverlässigkeit ist bei vielen Testern längst erschüttert. Hinzu kommt: Das integrierte Lidar-System, eigentlich ein Sicherheitsmerkmal, soll in bestimmten Fällen sogar Smartphone-Kameras beschädigen – ein Skandal, der in Technikforen bereits seit einigen Wochen heiß diskutiert wird.

Jahr | 2024 |
Verfügbarkeit | ja |
UVP | 96.800,00 € |
Systemleistung in kW | 380 kW |
Systemleistung in PS | 517 PS |
Reichweite nach WLTP | 590 km |
Ladeleistung (DC/HPC) | 250 kW |
Ladeleistung (AC) |
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Besonders unangenehm für Volvo ist, dass sich die Probleme des EX90 in einen größeren Kontext einfügen. Schon seit Monaten kämpft der Hersteller mit technischen Herausforderungen, Softwarefehlern und Verzögerungen in der Lieferkette. Der Marktstart in den USA verlief schleppend: Von Januar bis Sommer 2025 wurden dort weniger als 2.000 Exemplare verkauft. Dabei hatte das Werk in South Carolina auf eine Produktion von bis zu 150.000 Einheiten vorbereitet. Die Gründe für die Kaufzurückhaltung sind vielfältig: Unsichere Technik, hohe Preise und zunehmende Zollhürden auf dem US-Markt lassen Kunden zögern.
Der EX60 soll das Ruder rumreißen
Volvo zieht nun erste Konsequenzen. Die Produktion des EX90 wird überdacht, stattdessen will man sich künftig stärker auf Plug-in-Hybride konzentrieren – insbesondere auf den erfolgreichen XC60 Recharge. Bis 2026 soll die US-Produktion entsprechend umgebaut werden. Gleichzeitig plant Volvo bereits das nächste Elektro-SUV: Der kleinere EX60 soll deutlich günstiger werden und das bieten, was viele Kunden suchen – solide Technik zum fairen Preis. Damit will man vordergründig gegen Konkurrenten wie das Tesla Model Y oder den Mercedes EQB bestehen.
Doch bevor neue Modelle das Ruder herumreißen können, muss Volvo erst einmal das Vertrauen zurückgewinnen. Denn im Premium-Segment gelten andere Maßstäbe – hier erwarten Käufer nicht nur innovative Technik, sondern auch absolute Zuverlässigkeit. Der EX90 hat eindrucksvoll gezeigt, dass glänzende Technik auf dem Papier nichts bringt, wenn sie in der Praxis versagt. Es bleibt zu hoffen, dass Volvo diese Lektion ernst nimmt und mit dem EX60 wieder Boden gutmacht. Auch vor dem Hintergrund, dass sich EX90 und ES90 schlechter verkaufen als erwartet.
