Nachdem BYD seinen Absatz im vergangenen Jahr auf 4,3 Millionen Fahrzeuge steigerte und damit sogar Tesla überholte, peilt das Unternehmen für 2025 ein Wachstum auf 5,5 Millionen Einheiten (+30 Prozent) an. Doch die realen Zahlen zeigen Schwächen: Im ersten Quartal legte der chinesische Markt laut eines Berichts der WirtschaftsWoche insgesamt zwar um rund 45 Prozent zu, während BYD allein nur ein dürftiges Absatzplus von 5 Prozent erreichte.
BYD drückt die Preise für E-Autos unaufhörlich in den Keller
Zum Abbau der aufgelaufenen Lagerbestände fährt BYD neben einer Drosselung der Produktion und einem Schichtabbau auch ein massives Rabattprogramm. Die günstigsten Modelle sind in China bereits für umgerechnet unter 7.000 Euro erhältlich. Dieses Preisdumping treibt einen ruinösen Markt-Wettbewerb, mit dem Ziel, Absatzrekorde zu sichern – koste es, was es wolle. Teilweise erfolgen Verkäufe als sogenannte „Null-Kilometer“-Wagen über Gebrauchtwagenhändler, um Zahlen zu schönen – was sogar die chinesische Regierung auf den Plan rief.
Analysten vergleichen die Lage bei BYD bereits mit dem Kollaps des chinesischen Immobilienriesen Evergrande. Great Wall Motor-Chef Wei Jianjun bezeichnet BYD als das mögliche „Evergrande der Autoindustrie“, da sich Verschuldung und offene Forderungen längst in Milliardenhöhe ansammeln könnten. Die sichtbare Krise zeigt sich vorwiegend in einer extrem niedrigen Auslastung der Werke – sie soll bei unter 50 Prozent liegen. Trotzdem wird der Wettbewerb durch den Eintritt zahlreicher neuer Anbieter in den Markt laufend befeuert. Eine Marktbereinigung scheint nur eine Frage der Zeit zu sein. Und selbst BYD als Marktführer könnte in Bedrängnis geraten. Offiziell ist BYD zwar ohne Schulden, Analysten vermuten aber inzwischen, dass die Bilanzen aufgehübscht sein könnten.
VW schließt Werk in China
Die Überkapazitäten in China bieten unter anderem auch europäischen Herstellern eine willkommene Atempause. EU-Zölle auf in China produzierte Autos könnten helfen, dass auf dem europäischen Markt ein ruinöser Preiskampf ausbleibt. Folgelos bleibt die aktuelle Situation in Fernost aber auch für hiesige Hersteller nicht. So hat jüngst etwa Volkswagen beschlossen, erstmals ein chinesisches Werk zu schließen. Die Produktion in Nanjing steht bereits stilll. „Der chinesische Automarkt hat jede Rationalität verloren“, sagte VWs China-Chef Ralf Brandstätter dem Handelsblatt.
