Im Tarifkonflikt bei mehreren TÜV-Konzernen ruft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di zu bundesweiten Warnstreiks auf. Betroffen sind rund 20.000 Beschäftigte der Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsbranche (TIC), insbesondere bei TÜV SÜD, TÜV NORD, TÜV Hessen und der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS). Anlass für die Eskalation sind die ergebnislosen Tarifverhandlungen, die trotz zweier Verhandlungsrunden bislang keine Annäherung zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaft brachten.
Streik beim TÜV: Autofahrer sind die Leidtragenden
Im Zentrum der Auseinandersetzung stehen die Forderungen der Gewerkschaft nach spürbaren Lohnerhöhungen. Für die Beschäftigten bei TÜV SÜD fordert ver.di eine Entgelterhöhung von acht Prozent, mindestens jedoch 300 Euro monatlich, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Für die Tarifgemeinschaft TÜV BUND – zu der TÜV NORD, TÜV Hessen und die GRS gehören – liegt die Forderung bei 7,5 Prozent, mindestens 330 Euro monatlich, ebenfalls bei einer Laufzeit von einem Jahr.
Die Gewerkschaft begründet ihre Forderungen mit der gestiegenen Arbeitsbelastung, wachsenden Unternehmensumsätzen und den fortlaufenden Preissteigerungen, die speziell für Beschäftigte mit mittleren und unteren Einkommen zunehmend zur Belastung werden.
Die Arbeitgeberseite hingegen legte aus Sicht von ver.di völlig unzureichende Angebote vor. So soll es beim TÜV SÜD erst ab dem Jahr 2026 eine Lohnerhöhung von zwei Prozent geben. Gefolgt von 2,6 Prozent im Jahr 2027. Für das Jahr 2025 ist keinerlei Entgeltanpassung vorgesehen. Ähnlich sieht es bei der Tarifgemeinschaft TÜV BUND aus. Hier wurden zwei Erhöhungen von jeweils 2,1 Prozent über zwei Jahre hinweg angeboten. Ver.di kritisiert diese Angebote scharf und spricht von einem drohenden Reallohnverlust.
Gezielte Warnstreiks sind schon beschlossen
Die Gewerkschaft kündigte für die kommenden Tage und Wochen gezielte Warnstreiks in verschiedenen Regionen an. Bereits vor der nächsten Verhandlungsrunde bei der Tarifgemeinschaft TÜV BUND, die für den 24. und 25. Juli angesetzt ist, sollen am 22. und 23. Juli Warnstreiks stattfinden. Auch beim SÜD-Ableger plant ver.di vor der nächsten Verhandlungsrunde am 1. August weitere Streikaktionen.
Für die Öffentlichkeit und insbesondere für Autofahrer und Unternehmen könnten die Arbeitskämpfe spürbare Auswirkungen haben. Da viele der betroffenen Beschäftigten in der Fahrzeugprüfung, etwa bei Hauptuntersuchungen (HU), tätig sind, kann es zu Verzögerungen bei Prüfterminen kommen. Auch Sicherheitsprüfungen an Industrieanlagen sowie Zertifizierungen könnten betroffen sein. Das wiederum kann Einfluss auf betriebliche Abläufe in der Industrie und bei Dienstleistern haben.
