Passend zum Meilenstein, dass eine Million Balkonkraftwerke in Deutschland registriert worden sind, haben wir die Gelegenheit genutzt, um mit EcoFlow über Balkonkraftwerke und die Trends zu sprechen, die sich schon heute am Horizont abzeichnen. Arne Herkelmann, Produktmanager bei EcoFlow hat mit uns einen Blick auf die heutige Lage und zukünftige Aussichten rund um Balkonkraftwerke gewagt.
Was unterscheidet die STREAM-Serie von anderen Plug-and-Play-PV-Systemen auf dem Markt?
Auf den ersten Blick mag die STREAM-Serie von EcoFlow wie jedes andere Plug-and-Play-PV-System anmuten. Doch es gibt einen gravierenden Unterschied. „Die Magie steckt in der Verwendung von mehreren Einheiten. Ein wenig wie ein Lego-Set für Balkonkraftwerke, bei dem man sich sein System selbst zusammenstellen kann“, erklärt Herkelmann. Denn durch diese Besonderheit kann die STREAM-Serie die Begrenzung von Balkonkraftwerken auf 800 Watt Einspeiseleistung smart umgehen.
„Wenn alle Geräte abends gleichzeitig Strom wollen, ist das ein wenig wie Stau auf der Stromautobahn“, so Herkelmann. „Man kann nicht mehr als 800 Watt herausnehmen, die Straßen sind praktisch dicht.“ Doch da verschiedene Speichereinheiten der STREAM-Serie in unterschiedlichen Räumen stehen können und man Geräte direkt daran anschließen kann, umgeht das System den Stau. Auch wenn nur 800 Watt eingespeist werden können, erhalten so wesentlich mehr Geräte Strom. Insgesamt können bis zu sechs Speichereinheiten kombiniert werden, sodass wesentlich mehr Strom eingespeichert werden kann als bei klassischen Einzelspeichern. Mit sechs STREAM Ultra etwa wären bis zu 11,5 Kilowattstunden (kWh) Speicherkapazität möglich.

Zukünftig plant EcoFlow jedoch ein weiteres Gerät der Produktreihe anzubieten: den STREAM EX. Dieser fasst pro Einheit 3,84 kWh Speicherkapazität. Dennoch ließen sich bis zu sechs Einheiten kombinieren. In einem Haushalt könnte man dann über 23 kWh Speicherkapazität erzielen. „Unsere Speichereinheiten sind ein wenig wie Multiroom-Lautsprecher, nur für Energie“, ergänzt Herkelmann. Doch anstelle der Möglichkeit, dass man Musik in allen Räumen abspielen kann, liefern die Einheiten den Strom immer genau dort, wo man ihn benötigt. Eine besondere Ergänzung ist dabei die smarte Steuerung über die EcoFlow-App und die darin eingebaute künstliche Intelligenz.
Wie hilft KI Haushalten, sich auf Netzschwankungen, dynamische Strompreise oder Wetteränderungen vorzubereiten?
„Die künstliche Intelligenz arbeitet im Stromspeicher zweischichtig“, erklärt Herkelmann. „Zum einen werden Solarertragsdaten erfasst zum anderen Wetterdaten verwendet. Das System weiß also, morgen scheint die Sonne und was du historisch an einem solchen Tag erzeugt und verbraucht hast.“ Dadurch können auch dynamische Stromtarife besser mit den Speichersystemen genutzt werden. Ahnt das System etwa, dass du 2 kWh benötigst, aber lediglich 1,5 kWh erzeugen würdest, könnten die restlichen 500 Wh zu Zeiten mit günstigen Strompreisen in deinen Stromspeicher geladen werden. Dadurch profitierst du stetig davon, dass deine Stromkosten sinken, ohne dass du umständlich manuell einschätzen musst, wie viel Strom du zusätzlich benötigst.
Wie passt sich EcoFlow an die Trends der Energie-Dezentralisierung und Verbraucher-Emanzipation an?
„Die Marke EcoFlow steht dafür, Energie für alle zugänglich zu machen“, so Herkelmann. Darum lag der Fokus des Unternehmens schon immer verstärkt auf der Energie, insbesondere auf Powerstations, Notstrombatterien, Haushaltsstrom und nun auch bei Balkonkraftwerken. Die Energieversorgung als Option für Jedermann ist der rote Faden, der sich durch das gesamte Produktsortiment des Unternehmens zieht. Derzeit muss man diese Technologien jedoch für jedes Land individuell anpassen. Hier sieht Herkelmann ein großes Potenzial für „europäische Standards“. Sie könnten allein die Kosten für Balkonkraftwerke deutlich weiter senken, da nur noch ein Produkt für den kompletten europäischen Markt entwickelt werden müsste.
Wenn Sie fünf Jahre in die Zukunft blicken: Wie wird das typische energieintelligente Zuhause in Deutschland oder Europa aussehen?
„Erneuerbare Energien nehmen weiterhin zu, auch wenn sich der Fokus womöglich mehr in Richtung Großspeicher verlagern wird“, sagt Arne Herkelmann. Der Bedarf an Energie wird auch weiterhin zunehmen. Ob sich die Verschiebung diesbezüglich indessen stärker auf große Solarfelder konzentriert oder die Haushalte stärker zu eigenen Stromspeichersystemen greifen, kann man heute bisher nicht gänzlich vorhersagen. Es spricht jedoch einiges dafür, dass Großstromspeicher auch zukünftig vermehrt eine Rolle spielen werden. „In Holland muss jede größere Firma Solar auf ihren Dächern installieren. In UK möchte man etwas Ähnliches umsetzen“, so Herkelmann. Allein durch die Verpflichtung von Firmen könnte somit einiges in Bewegung geraten. In Deutschland gibt es bereits ähnliche Maßnahmen. So müssen heutzutage schon bei Dachsanierungen in einigen Bundesländern zugleich PV-Anlagen installiert werden.
Was ist aus Ihrer Sicht die größte Hürde für eine breite Akzeptanz smarter Solarsysteme – Technik, Regulierung oder das Mindset der Verbraucher?
„In der Regulierung könnten mehr Vereinfachungen geschaffen werden“, so Herkelmann. Das Solarpaket I sieht er bereits als einen wichtigen und ersten Schritt in die gewünschte Richtung. Dennoch sollte man an dieser Stelle nicht stoppen. Auch sieht er ein großes Potenzial darin, die Menschen mehr über die Technologie aufzuklären und die Bedienung weiter zu vereinfachen. „Schon heute haben mehr Haushalte ein Balkonkraftwerk in Deutschland als ein Netflix-Abonnement“, sagt Herkelmann. Das Interesse der Bevölkerung an der Technologie ist somit bereits riesig. Doch gerade die Vielfalt an Produkten auf dem Markt kann überfordernd auf Verbraucher wirken.
Trotz aller positiven Entwicklungen stehen Mini-PV-Anlagen auch Problemen gegenüber
Innerhalb der letzten Wochen kam es zu einigen Entwicklungen, die Besitzer und Interessenten von Steckersolargeräten aufhorchen ließen. Zum einen zeichnete sich mit einer neuen internationalen Norm ein mögliches Problem ab, das genau in die gegenteilige Richtung zum Solarpaket I steuert. Die IEC 60364‑7‑751 sähe vor, dass Balkonkraftwerke nur noch über eine separate Zuleitung angeschlossen werden dürften. Das wäre für Interessenten mit wesentlich mehr Kosten und Aufwand verbunden. Ganz zu schweigen von einem nötigen Eingriff in die Bausubstanz. Zahlreiche Unternehmen und Vereine haben sich darum in einer Stellungnahme bereits klar positioniert.
Drohende Stromsteuer sorgt für Sorge bei Balkonkraftwerk-Besitzern
Neben einer möglichen neuen Norm steht auch die Netzentgelt-Reform weiterhin im Fokus. Viele Besitzer von Balkonkraftwerken befürchten, dass auch sie dadurch zu zusätzlichen Kosten verpflichtet sein könnten. Das bisherige Statement der Bundesnetzagentur liefert bisher wenig Entwarnung diesbezüglich. Insbesondere, da die genaue Ausfertigung der Netzentgelt-Reform erst voraussichtlich im ersten Quartal 2026 geplant ist. Da das Thema einer möglichen Sonnensteuer für einigen Aufruhr gesorgt hat, haben wir im Nachgang zu unserem Interview auch bei EcoFlow nachgefragt, wie das Unternehmen sich dazu positioniert. An dieser Stelle möchten wir daher auch diese Stellungnahme mit euch teilen:
Offizielles Statement von EcoFlow Deutschland zur Reform der Netzentgelte und deren Auswirkungen auf Balkonkraftwerke:
Bei EcoFlow ist es unsere Mission, nachhaltige, erschwingliche Energie für alle zugänglich zu machen. Unsere Balkonkraftwerk-Systeme leisten hierzu einen wichtigen Beitrag, indem sie Haushalten helfen, ihre Energiekosten zu senken und gleichzeitig aktiv zur Energiewende beizutragen.
Wir erkennen die Notwendigkeit an, das derzeitige Netzentgeltsystem zu reformieren, um den sich wandelnden Anforderungen des Energiemarktes gerecht zu werden. Mit über einer Million registrierter Balkonkraftwerke in Deutschland ist deutlich erkennbar, dass immer mehr Bürgerinnen und Bürger nicht nur Konsumenten, sondern aktive Teilnehmer sind.
Wir begrüßen die Absicht der Bundesregierung, diesen Reformprozess in einem offenen Dialog und mit sorgfältiger Abwägung aller Aspekte anzugehen. Aus unserer Sicht stellen Haushalte mit Balkonkraftwerken eine bedeutende Stakeholder-Gruppe dar und sollten in diesen Dialog einbezogen werden.
Wir bei EcoFlow sind bereit, diesen Prozess konstruktiv zu begleiten, und bieten unsere Expertise dort an, wo sie gebraucht wird. Wir sind überzeugt, dass künftige Regelungen die Interessen aller Beteiligten fair berücksichtigen und gleichzeitig den individuellen Beitrag zur Energiewende weiterhin ermöglichen sollten.
