Der TV-Empfang in Deutschland verändert sich grundlegend. Während der Satellit mit 16,02 Millionen Haushalten weiterhin der meistgenutzte Empfangsweg bleibt, verliert das Kabelfernsehen deutlich an Zuspruch. Laut dem aktuellen ASTRA TV-Monitor 2024 sehen nur noch 13,32 Millionen Haushalte über Kabel fern. Das sind rund 1,8 Millionen weniger als im Vorjahr. In Prozentzahlen bedeutet das einen Rückgang von 41,6 auf 37,3 Prozent der TV-Haushalte. Der Verlierer heißt also Kabel – aber wer gewinnt? Vor allem IPTV legt zu: 4,71 Millionen Haushalte nutzen inzwischen Internetfernsehen, ein Zuwachs von rund 1,2 Millionen im Vergleich zu 2023. Auch der terrestrische Empfang (DVB-T2 HD) konnte demnach überraschend leicht zulegen, bleibt mit 1,68 Millionen Haushalten aber eine Nische.
Darum wenden sich viele vom Kabel-TV ab
Ein Blick auf die Ursachen zeigt mehrere Faktoren. Zum einen ist der Kabelanschluss für viele Haushalte kostenpflichtig, während der Satellitenempfang keine laufenden Gebühren verursacht. Seit der Abschaffung des Nebenkostenprivilegs für das Kabelfernsehen im Sommer 2024 können die Verbraucher dem Kabelempfang nun den Rücken zudrehen, ohne trotzdem dafür zahlen zu müssen. Zum Hintergrund: Es war jahrzehntelang üblich, dass der Vermieter einen Rahmenvertrag für alle Wohnungen im Haus abschloss. Dieser wurde dann über die Mietnebenkosten allen Bewohnern in Rechnung gestellt – egal, ob er gebraucht wurde oder nicht.
Zum anderen fördern Internetanbieter gezielt die Nutzung von IPTV, indem sie entsprechende Boxen oder Apps direkt mitliefern. Für viele Nutzer ist es bequemer, TV und Internet aus einer Hand zu beziehen. Gleichzeitig setzen immer mehr Haushalte auf moderne UHD-Fernseher, die IPTV oder Satellitenempfang technisch besonders gut unterstützen. 93 Prozent aller TV-Haushalte in Deutschland empfangen Programme in HD-Qualität. Besonders stark ist der HD-Empfang über Satellit mit 15,17 Millionen Haushalten, gefolgt vom Kabel mit 11,65 Millionen, IPTV mit 4,71 Millionen und DVB-T2 mit 1,67 Millionen. Letzterer bietet gar keine SD-Verbreitung mehr an.
34 Millionen UHD‑Fernseher – aber kaum Programme
Die Marktdaten zeigen auch, dass mittlerweile über 34 Millionen UHD-Fernseher in deutschen Haushalten stehen – viele davon mit vorinstallierter HD+ App, die den HD-Empfang der Privatsender deutlich vereinfacht. Die Nutzung ist jedoch kostenpflichtig. Auch die UHD-Programme von RTL und ProSiebenSat.1 sind über diese App zu entschlüsseln. Insgesamt ist das lineare UHD-Programmangebot in Deutschland jenseits dieser beiden Angebote jedoch sehr überschaubar. Lediglich die Pay-TV-Plattform Sky überträgt einige Sportereignisse in 4K. Allerdings bieten zahlreiche Video-on-Demand-Dienste Inhalte in 4K an.
Für Zuschauer bedeutet der Wandel vor allem mehr Auswahl bei gleichzeitig steigender Bildqualität. Die Entscheidung, wie Fernsehen empfangen wird, hängt immer stärker von Komfort, Kosten und technischer Ausstattung ab. Kabel verliert in diesem Rennen an Boden – und das nicht nur in der Statistik, sondern ganz real im Alltag vieler Haushalte. Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass viele dem TV-Kabel wenig Innovation beimessen, wenngleich die Kabelnetzbetreiber inzwischen eigene smarte Empfangsboxen im Angebot haben.
