Klare Ansage der Bundesnetzagentur: Darum gibt es vier Mobilfunknetze und nicht nur eins

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Deutschland hat mittlerweile vier Mobilfunknetze – und jedes hat seine eigenen Funklöcher. Wäre es nicht besser, die Netze zusammenzulegen und so ein perfektes Netz zu haben? Im inside digital-Podcast überMORGEN nimmt der Sprecher der Bundesnetzagentur Fiete Wulff dazu Stellung.
Ein Sendemast für Mobilfunknetze (Symbolbild)
Ein Sendemast für Mobilfunknetze (Symbolbild)Bildquelle: AhmadArdity / Pixabay

überMORGEN ist der neue Podcast von inside digital. In der aktuellen Ausgabe hat unsere Host Johanna den Sprecher der Bundesnetzagentur, Fiete Wulff, zu Gast gehabt. Sie wollte der Frage nachgehen, wieso es in Deutschland eigentlich so viele Funklöcher gibt und wie die Netze besser werden sollen. Doch wie schlecht sind die Netze aus der Sicht der Bundesnetzagentur wirklich? Zumindest im connect Netztest sind sie mit „überragend“ und „sehr gut“ davongekommen. „Für den einen ist das Glas halb leer, für den anderen halb voll“, schätzt Fiete Wulff das Thema ein. „Was wir feststellen können, ist, dass die Unternehmen intensiv damit beschäftigt sind, die Netze aufzubauen.“

„So ein Mobilfunknetz stellen Sie nicht hin und dann ist es fertig“

Er selbst sei „auch nicht so happy“, wenn die Verbindung auf seinem Smartphone mal nicht so gut sei. Aber die Netze werden von den Unternehmen gebaut, nicht von der Bundesnetzagentur. Diese habe die Aufgabe als Aufsichtsbehörde, die notwendigen Frequenzen zu vergeben und Ausbauauflagen zu machen.

„Aber so ein Mobilfunknetz stellen Sie nicht hin und dann ist es fertig“, sagte Wulff plakativ. Es sei eine Daueraufgabe. „Die Ansprüche an die Netze wachsen jedes Jahr und es werden mehr und mehr Daten über die Netze geschickt.“ Damit kein Stau entsteht, müssten die Netze weiter ausgebaut werden. „Gleichzeitig entwickelt sich die Technologie permanent weiter mit erst 3G, dann 4G, jetzt 5G und 6G winkt am Horizont – auch da sehen wir: Es geht weiter. Wir wollen, dass die Netze besser werden in Deutschland.“

Mit Blick auf die Ende 2025 auslaufenden Frequenznutzungsrechte von Telekom, Vodafone und O2 für den LTE-800-Bereich und andere Frequenzen sprach Wulff im überMORGEN-Podcast mit Johanna über die möglichen Optionen. „Wir verzichten nicht auf eine erneute Frequenzauktion, sondern wir tun es nicht jetzt. Was wir dann in fünf oder acht Jahren tun, bleibt einer späteren Entscheidung vorbehalten“, sagte Wulff mit Blick auf den Vorschlag, die Nutzungsrechte zu verlängern. „Klar ist, der Mobilfunk brauchte diese Frequenzen.“ Das betreffende Frequenzpaket werde aktuell von drei Unternehmen genutzt, mittlerweile gibt es aber vier Mobilfunkanbieter am Markt, die Netze aufbauen. „Ganz simpel gesprochen: Das Frequenzpaket, das frei wird, reicht nicht aus für vier Unternehmen“, so Wulff.  Deswegen habe der Regulierer den Vorschlag gemacht, die Neuvergabe zurückzustellen. „In einigen Jahren wird das Paket größer sein, weil weitere Frequenznutzungsrechte verfügbar werden, sodass wir dann über die Vergabe eines größeren Paketes nachdenken können.“

Frequenzverlängerung soll bessere Netze auf dem Land bringen

Für Verbraucher sei es wichtig, dass die Netze besser werden. „Deswegen würden wir eine solche Nutzungsverlängerung mit Auflagen versehen. Das wären Auflage, mit denen wir insbesondere eine Verbesserung der Netze im ländlichen Raum erreichen wollen.“ Zum Hintergrund: Aktuell gelten die Auflagen als erfüllt, wenn einer der Netzbetreiber einen Ort ausgebaut hat. Davon haben die Kunden anderer Netzbetreiber dann aber nichts. „Es sind etwa 0,3 Prozent der Fläche Deutschlands, wo überhaupt kein Netz ist“, erklärt Wulff. Doch genau die Lückenschlüsse seien es, auf die es nun ankomme.

„Teil des Vorschlags ist, dass alle Anbieter die Auflagen erfüllen müssen – auch und insbesondere an Verkehrswegen. Das wird auch noch einmal erheblich was bringen.“ Damit sind Straßen und Schienen gemeint. Diese Netzausbaumaßnahmen würden dann natürlich auch die umliegenden Häuser mit versorgen und für bessere Netze im Auto und in der Bahn sorgen. Der Sprecher der Bundesnetzagentur räumt aber auch ein, dass die dünn besiedelten Gebiete schwierigere Gebiete seien, weil die Netzbetreiber mehr Infrastruktur brauchen und weniger Kunden erreichen.

Braucht Deutschland vier Mobilfunknetze?

Doch warum gibt es eigentlich vier Netze? Johanna hat Wulff mit einem Vergleich zur Bahn konfrontiert. Es gibt auch hier nur ein Schienennetz auf dem die Züge verschiedener Anbieter fahren. Warum mache man das nicht auch beim Mobilfunk, lautete Johannas Frage. „Dahinter steht die Frage des Infrastrukturwettbewerbs. Wie kriegen wir die beste Infrastruktur hin?“

Wulff verwies auf die erwähnten Innovationszyklen in den Netzen und darauf, dass beim Schienennetz in den vergangenen Jahrzehnten offenbar nicht ausreichend investiert und auf Verschleiß gefahren wurde. „Infrastrukturwettbewerb wiederum führt dazu, dass der beste auch die beste Leistung anbieten kann und den Innovationsdruck erhöht“, so Wulff, der das Thema mit den Worten „wir brauchen ja kein Mobilfunknetz in der Qualität des deutschen Schienennetzes, sondern wir wollen ein besseres Netz“ beendete. Ein Entscheidungsentwurf, ob die Frequenzen nun verlängert oder doch versteigert werden, soll im Frühjahr 2024 vorliegen.

Das komplette Interview im Podcast überMORGEN

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Hier findest du dann auch die aktuelle Ausgabe und das komplette Interview mit dem Sprecher der Bundesnetzagentur Fiete Wulff.

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