Der Automarkt liegt am Boden - nur ein Hersteller jubelt

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Vor allem zu Beginn des zweiten Quartals lag der Automobilmarkt in Deutschland am Boden. Die Folgen wirken bis heute nach: alle namhaften Automobilhersteller verkauften im Jahr 2020 weniger Fahrzeuge - mit einer überraschenden Ausnahme.
Tesla Model 3
In Deutschland das beliebteste Tesla-Modell: das Model 3.Bildquelle: Tesla

Dass der internationale Automarkt in einer großen Krise steckt, ist längst kein Geheimnis mehr. Das grassierende Coronavirus sorgt dafür, dass viele Menschen größere Anschaffungen überdenken. Zum Beispiel wegen Kurzarbeit oder allgemeiner Unsicherheit liegen deswegen unter anderem Autokäufe in vielen Familien und Unternehmen auf Eis. Die Folge: Die Zahl der KfZ-Neuzulassungen ist (auch) im Oktober im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Noch sehr viel deutlicher wird die bedrohliche Lage für die Automobilhersteller, wenn man die Zulassungen auf das ganze Jahr gesehen betrachtet.

KfZ-Neuzulassungen brechen ein

Laut aktuellen Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) wurden im Oktober 274.303 neue PKW auf die deutschen Straßen geschickt. Das waren 3,6 Prozent weniger als im Oktober 2019. Die Gesamtzahl der Neuzulassungen im Jahr 2020 lag zum Stichtag Ende Oktober bei rund 2,3 Millionen. Hier fiel das Minus verglichen mit dem gleichen Zeitraum des Vorjahres sehr viel größer aus. Denn zwischen Januar und Oktober vergangenen Jahres wurden noch 23,4 Prozent Neuzulassungen mehr gezählt.

Besonders große Verlierer waren in den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres Mazda (-43,4 Prozent auf 32.772 Neuzulassungen), Dacia (-42,3 Prozent / 38.381) und Opel (-40,6 Prozent / 112.320). Noch sehr viel schlechter lief es aber bei Smart. Hier ging die Zahl der Neuzulassungen um satte 74,2 Prozent zurück. Nur noch 9.955 KfZ-Neuzulassungen stehen bei der Daimler-Tochter für das Jahr 2020 in der aktuellen KBA-Auswertung.

Nur Tesla legt am Automarkt zu

Und wie steht es um die großen deutschen Automobilhersteller? Nicht viel besser! Volkswagen musste im bisherigen Jahresverlauf ebenso ein rückläufiges Kundeninteresse verzeichnen (-25,4 Prozent / 414.385 neu zugelassene Einheiten) wie Audi (-24,2 Prozent / 175.062), BMW (-16,3 Prozent / 189.752) und Mercedes-Benz (-14,9 Prozent / 239.712). Am geringsten fiel das Minus bei den vom KBA ausgewiesenen Automobilherstellern im laufenden Jahr bisher bei Subaru (-2,5 Prozent), Lexus (-6,2 Prozent) und Fiat (-6,6 Prozent) aus.

Und dann wäre da noch Tesla. Der amerikanische Automobilbauer, der nur E-Autos produziert, läuft bei den Neuzulassungen in Deutschland komplett gegen den Trend. Zwischen Januar und Oktober verkaufte Tesla hierzulande deutlich mehr Autos als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Um satte 23,3 Prozent legte der Absatz zu – auf 11,469 Einheiten. Vor allem das Model 3 von Tesla findet viele Käufer.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Schaut man sich nur den Monat Oktober an, gehört Tesla zu den großen Verlierern. Laut KBA wurden im vergangenen Monat gerade einmal 252 neue Wagen des US-Konzerns zugelassen, der gerade in Brandenburg eine neue Großfabrik baut. Das entsprach einem verschwindend geringen Marktanteil von 0,1 Prozent und einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozent.

Apropos Marktanteil: Die meisten PKW-Neuzulassungen in Deutschland konnte im Oktober Volkswagen für sich verbuchen (17,2 Prozent / 47.204 Einheiten). Vor Mercedes-Benz (11,9 Prozent / 32.698) und Audi (7,6 Prozent / 20.922). Das stärkste Wachstum im Oktober verzeichneten verglichen mit dem Vorjahr Lexus (+77,2 Prozent), Dacia (+58,1 Prozent) und Renault (+27,9 Prozent).

Elektroautos finden immer mehr Käufer

Und Renault ist auch der Hersteller, der am Automarkt momentan besonders vom gesteigerten Kaufinteresse an E-Autos profitiert. Denn mit dem Renault Zoe hat der französische Automobilhersteller einen Wagen mit Strom-Antrieb im Angebot, der vor allem wegen der aktuell hohen Kaufprämie für Elektroautos sehr erschwinglich ist. Im Oktober wurden erstmals mehr als 5.000 Einheiten dieses Autos in Deutschland neu zugelassen. Ein großer Erfolg für Renault.

Aber auch abseits von Renault entwickelt sich der Umweltbonus zu einem Erfolg. Bis zum 1. November sicherten sich schon fast 319.000 Käufer eines reinen E-Autos oder eines Fahrzeugs mit Plug-in-Hybrid-Technologie den Umweltbonus der Bundesregierung. „Der Umweltbonus ist ein voller Erfolg. Mit über 34.000 beantragten Elektroautos im Oktober hat der Umweltbonus den vierten Rekordmonat in Folge verzeichnet. Das zeigt, dass das Interesse der Bevölkerung an E-Autos immer weiter steigt und ist ein gutes Signal für den Klimaschutz“, sagte am Mittwoch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU).

Neu zugelassen wurden im Oktober 23.158 E-Autos, weiß das KBA zu berichten. Das entsprach einem Anteil von 8,4 Prozent des Neuwagen-Gesamtmarktes. Gegenüber Oktober vergangenen Jahren kletterte die Zahl der E-Auto-Neuzulassungen um mehr als 365 Prozent. Die Zahl der neu zugelassenen Plug-in-Hybride legte im vergangenen Monat im Jahresvergleich um knapp 258 Prozent auf knapp 25.000 zu. Das waren wiederum 9,1 Prozent aller PKW-Neuzulassungen am Automarkt in Deutschland.

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