Verarbeitung und Design
Mittlerweile erlebt man nur sehr selten einen WOW!-Moment, wenn man ein neues Smartphone in die Hand nimmt. Metall und Glas dominieren inzwischen die Oberklasse und vermitteln meist einen soliden und hochwertigen Eindruck. Hersteller wie Samsung haben Kunststoff im Überdruss verwendet und dieses mit einem Billig-Image behaftet. Zuletzt hat man selbst das Galaxy S6 mit Elementen aus Metall und Glas vorgestellt.
Dass Plastik im Smartphone-Bereich aber auch anders sein kann, zeigt Wiko mit dem Ridge 4G. Auch wenn der schmale, wahlweise türkise oder orangene Rahmen aus Metall besteht, wirkt die Kunststoff-Rückseite weder billig noch hat man das Gefühl, ein Allerwelts-Handy in der Tasche zu haben. Der Grund dafür ist vor allem die Oberflächenbeschaffenheit des Gehäuses: Wiko beflockt dafür den glatten Kunststoff auf Vorder- und Rückseite mit einer samtigen Schicht, die über die Nervenenden in der Hand ein Gefühl an das Gehirn transportiert, das dem eines Reibens mit dem Finger über die aus Glaspulver und rotem Phosphor bestehende Reibfläche einer Streichholzschachtel erinnert. Wer schon einmal an der Algarve-Küste war, könnte auch den portugiesischen Sandstein als Vergleich hinzuziehen.
Allerdings liegt das Wiko Ridge 4G nicht nur aus diesem Grund sehr angenehm in der Hand. Auch das geringe Gewicht von 125 Gramm und das 7,5 Millimeter flache Gehäuse tragen zum sehr guten Gesamteindruck bei.
Wiko Ridge 4G: Hands-On-Fotos zum Test
Bei der Verarbeitung lässt das Ridge 4G nur einige Hundertstel auf der Strecke. Einziges Manko sind die feinen Luftspalte zwischen dem Akkudeckel und dem Rahmen. Hierbei klagt man aber schon auf sehr hohem Niveau. Eine Frage bleibt offen und dürfte erst im Laufe der Zeit beantwortet werden: Behält die samtige Beschichtung auch nach längerer Nutzungsdauer und den damit verbundenen Hosentaschenaufenthalten ihre angenehme Haptik? Nach einer Woche zeigten sich keinerlei Abnutzungserscheinungen. Aber was sagt schon eine Woche im Vergleich zu einer durchschnittlichen Nutzungszeit von zwei Jahren aus?
Beim Lieferumfang geizt Wiko nicht. Neben einem USB-Kabel und einem Steckdosenadapter – manch anderer Hersteller legt in dieser Preisklasse nur ein Ladekabel bei – gibt es ein In-Ear-Headset und drei SIM-Karten-Adapter, die eine Nano- in eine Mini-SIM-Karte vergrößern können.
Beim Wiko Ridge 4G passt alles: Das Gewicht ist angenehm gering und die Größe optimal. Das Gehäuse im Sandstein-Stil und die damit verbundene Haptik bescheren dem Smartphone die volle Punktzahl. Auch nicht unbeteiligt daran war der Lieferumfang.
Wertung: 5/5
Display
Mittlerweile lässt sich ausmachen, dass 5 Zoll sich als Standard-Diagonale für Smartphone-Displays durchsetzen. Auch das Ridge 4G ist mit einem 5-Zoll-Panel bestückt, das in HD-Qualität mit 720 x 1.280 Bildpunkten auflöst. Das entspricht einer Pixeldichte von 294 ppi. Gorilla Glass 3 bedeckt den Bildschirm und schützt ihn vor Kratzern.
Wiko beweist damit eindrucksvoll, dass HD-Auflösung bei einem 5-Zoll-Display völlig ausreichend ist. Alles darüber hinaus geht zu Lasten der Akkulaufzeit.
Der Farbraum des Wiko Ridge 4G entspricht dem RGB-Farbraum
Die Blickwinkel sind stabil, die Farben detailgetreu und auch der Schwarzwert geht trotz LCD-Display und Hintergrundbeleuchtung in Ordnung. An der Schärfe gibt es nichts zu meckern. Die automatische Helligkeitsregelung spricht recht schnell an und dimmt die Helligkeit nahezu stufenlos.
Blickwinkelstabilität des Ridge-4G-Displays
In den Displayeinstellungen hat man nicht nur die Möglichkeit, einzustellen, wie hell das Display leuchten soll. Wiko lässt den Nutzer auch über die Bildschirm-Farbe entscheiden. So lässt sich zwischen „Standard“ und „Lebhaft“ die Farbe auch manuell regeln. Dazu stehen vier Schieberegler zur Verfügung: Farbton, Sättigung, Kontrast und Intensität. Mit diesen Einstellungen lassen sich sogar die Farben herausfiltern und alle Displayinhalte in Graustufen anzeigen.
Display-Einstellungen des Wiko Ridge 4G
Das Display des Wiko Ridge 4G zählt – auch wenn es keine Full-HD-Auflösung besitzt – zu den Besseren. Die Display-Einstellungen bereiten Freude, da man Farben, Intensität und Co. so einstellen kann, wie man es gerne hat.
Wertung 4,5/5
Ausstattung und Leistung
Erstmals kommt in einem Smartphone von Wiko ein Qualcomm-Prozessor zum Einsatz. In vorangegangenen Modellen setzten die Franzosen auf CPUs aus dem Hause MediaTek. Dem Ridge 4G steht ein Snapdragon 410 zur Verfügung. Der Quad-Core-Prozessor taktet mit 1,2 GHz und lagert laufende Prozesse in einen 2 GB großen Arbeitsspeicher aus. In der Praxis bedeutet das: kaum Ruckler und selten längere Ladezeiten.
Die Zeiten von mickrigen Flash-Speichern haben anscheinend auch in der unteren und mittleren Preiskategorie ein Ende. Statt 8 oder gar nur 4 GB kommt das Ridge 4G mit 16 GB internem Speicher (12 GB nach Abzug des Betriebssystems und vorinstallierte Software), der sich per Micro-SD-Karte aufstocken lässt.
Im Testbetrieb liefen Spiele wie „Real Racing 3“ flüssig und brachten die CPU samt Arbeitsspeicher nicht aus der Ruhe. Auch die Wärmeentwicklung hielt sich – trotzt der sehr flachen Bauweise – in Grenzen. Im AnTuTu-Benchmarktest erreicht das Ridge 4G einen soliden Wert von 21.000 Punkten. Damit liegt es auf einem Niveau mit dem Samsung Galaxy A5 oder dem Honor Holly.
Wiko Ridge 4G im Benchmarktest
Bei den Verbindungsmöglichkeiten muss der Nutzer auf NFC und die Möglichkeit des kabellosen Aufladens verzichten. Dafür aber lassen sich zwei SIM-Karten parallel nutzen – auch wenn die zweite den Slot der SD-Karte nutzt und diese beim Gebrauch verdrängt.
Die Sprachqualität bewegt sich bei einem Telefonat auf einem sehr guten Niveau. Der Lautsprecher ist zwar nicht der lauteste, dennoch versteht man den Gesprächspartner auch beim Freisprechen klar und deutlich.
Verbindungsmöglichkeiten
Feature |
Ja | Nein | Funktion |
HSPA |
X | Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s | |
HSPA+ | X | Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s | |
LTE | X | Mobilfunkstandard, Down-max 150 Mbit/s | |
USB-OTG | X | Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen | |
DLNA | X | Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher | |
NFC | X | Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren | |
Miracast | X | Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät | |
MHL | X | Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port | |
Infrarot-Fernbedienung | X | Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung | |
Bluetooth-Version | X | 4.0 | |
WLAN-Standards | X | 802.11 b/g/n | |
Qi | X | Ermöglicht das kabellose Laden des Smartphones | |
Dual-SIM | X | Ermöglicht den Betrieb von zwei SIM-Karten parallel |
Der Prozessor ist zwar nicht der schnellste, liefert aber in der Android-Umgebung eine gute Leistung ab. Erfreulich ist auch, dass Wiko einem 220-Euro-Smartphone einen 2-GB-Arbeitsspeicher und 16 GB Datendepot implantiert, was eher eine Ausnahme darstellt.
Wertung 4/5
Kamera
Die Hauptkamera des Wiko Ridge 4G hat zwei Gesichter: Zum einen sitzt hinter der Optik mit Blende f/2.2 ein 13-Megapixel-Senor von Sony, der eine fantastische Bildqualität liefert. Zudem gibt es eine LED für Nachtaufnahmen und viele Einstellungsmöglichkeiten in der Kamera-App. Zum anderen ärgert man sich hin und wieder über die Zeit, die die Kamera benötigt um zu fokussieren oder das geschossene Bild abzuspeichern und für das nächste bereit zu sein. So entgeht einem beim Fotografieren der eine oder andere Moment, den man gerne fotografisch festgehalten hätte.
Lässt man letzteres außer Acht, wird man Fotos schießen, denen es an Dynamik, Farben und Kontrasten nicht mangelt. Selbst auf einem 24-Zoll-Bildschirm sind Details erkennbar und Bilder zeugen von hoher Qualität – zumindest wenn man diese bei auseichenden Lichtbedingungen geschossen hat. Zwar liefert die Kamera auch bei Nacht brauchbare Bilder, allerdings muss man das Smartphone aufgrund der längeren Belichtungszeit sehr ruhig halten, damit das Bild halbwegs scharf wird. Ein hoher ISO-Wert überzieht aber in den meisten Fällen das Foto mit einem sichtbaren Rauschen.
Wiko Ridge 4G: Kamera-Testfotos
- Außenaufnahme bei Sonnenlicht. Der Dynamikbereich liegt auf einem guten Niveau..
- … Sowohl helle als auch dunkle Bildbereiche sind gut zu erkennen und auch…
- … die Farben besitzen eine natürliche Leuchtkraft…
- ..was auch dieses Bild beweist..Bei Nahaufnahmen…
- ..schwächelt die Kamera hinsichtlich der Schärfe allerdings ein wenig…
- Auch dieses Foto besitzt natürliche Farben, aber die Schärfe lässt etwas zu wünschen übrig.
- Der Redaktionhund Spikey konnte im Innenraum über den Autofokus gut abgelichtet werden..Allerdings..
- besitzen die Fotos in Inneräumen ein deutliches Farbrauschen…
Beim Einsatz als Videokamera werden aber Schwächen deutlich. Vor allem Schwenks von hellen in dunkle Bereiche bereiten der Kamera Kopfschmerzen und die Software kämpft mit der richtigen Belichtung.
Während die Frontkamera bei vielen Smartphones nur als Häckchen auf dem Datenblatt vorhanden ist, liefert der 5-Megapixel-Sensor des Ridge 4G beeindruckende Selfies – auch bei schlechten Lichtverhältnissen.
Beide Kameras liefern – zumindest was die Fotoqualität angeht – eine sehr gute Leistung ab. Die Geschwindigkeit beim Fokussieren, Auslösen und Speichern könnte vor allem bei der Hauptkamera höher sein. Zudem hätte eine geringere Naheinstellgrenze für schönere Makro-Aufnahmen sorgen können.
Wertung 4/5
Software und Multimedia
Wiko setzt bei all seinen Smartphones auf Android als Betriebssystem. Beim Ridge 4G kommt das Google-OS in der Version 4.4.4 zum Einsatz. Wiko reduziert es aber und verzichtet beispielsweise auf einen App-Drawer. Neue Apps werden also zum Homescreen hinzugefügt und bilden nach einer Weile – sofern man keine Ordner benutzt – eine Reihe von Homescreens. Vergleichbar ist das mit der Nutzeroberfläche von Huawei oder Apples iOS.
Neben einer Anpassung des Icon-Designs sind auch einige Apps vorinstalliert, die sich nicht entfernen lassen. Dazu zählt unter anderem das Reinigungstool „Clean Master“ und die alternative Tastatur „TouchPal“. Das Einstellungs-Menü erinnert an das der reinen Android-UI. Bis auf die Icons und die bereits beschriebenen Display-Einstellungen wird man nichts Anderes finden.
Der Musikplayer des Wiko Ridge 4G verbirgt sich hinter der minimalistischen App „Musik“. Neben der Wiedergabe von Musik und dem Sortieren nach Interpret, Album, Titel und Playlist gibt es auch einen Equalizer.
Über den Handylautsprecher wird Musik zwar sehr laut wiedergegeben, neigt aber bei voller Lautstärke zum Übersteuern. Es empfiehlt sich, den Lautstärkeregler auf 50 Prozent zu ziehen. Allerdings kommen auch dann Bässe kaum zur Geltung. Wer das Gerät aber als Hauptkomponente in seiner HiFi-Anlage nutzen will, kommt mit dem Klinkenanschluss und der Bassverstärkung im Equalizer voll auf seine Kosten. Auch über hochwertige Kopfhörer ist der Sound sehr gut. Apropos Kopfhörer: Wiko legt dem Ridge 4G ein In-Ear-Headset bei, das nicht von schlechten Eltern ist. Tiefen lassen sich über den Equalizer addieren, weshalb die Anschaffung von ein paar teureren In-Ear-Kopfhörern beinahe entfällt.
Musik-App des Wiko Ridge 4G
Das Design der Nutzeroberfläche wirkt nicht aufdringlich und sehr aufgeräumt. Die Bloatware hält sich in Grenzen und bringt mit der TouchPal-App sogar einen deutlich Mehrwert. Das eingebaute FM-Radio und eine Benachrichtigungs-LED runden das Datenblatt des Wiko Ridge 4G ab.
Wertung 4,5/5
Akku
Der Akku des Wiko Ridge 4G besitzt eine Kapazität von 2.400 mAh. Der Hersteller verspricht eine Akkulaufzeit von bis zu 17 Stunden im Telefoniemodus und über 10 Tage im Standby. Im Test musste sich der Energiespeicher bei dauerhaft aktiviertem Bluetooth, WLAN und GPS sowie E-Mail-Push bei automatischer Helligkeitsregelung einem 30-minütigen Gespräch, 30 Minuten Musikhören per Webstream sowie 30 Minuten Spielen und einer 30-minütigen Video-Wiedergabe über YouTube stellen. Hinzu kam die Aufnahme mehrerer Fotos und Videos, das Surfen auf verschiedenen Webseiten und ein Benchmarktest.
Am Ende dieses anspruchsvollen 8-stündigen Arbeitstages blieben dem Ridge 4G noch üppige 66 Prozent. In einer 16-stündigen Standby-Phase verlor der Akku lediglich 5 Prozentpunkte. Nach einem 24-Stunden-Tag blieben somit noch 61 Prozent übrig – ein Spitzenwert, der dafür sorgt, dass man über den nicht wechselbaren Akku hinwegsieht.
Bestleistung. Die Akkulaufzeit holt überdurchschnittlich viele Punkte. Da kann auch der nicht wechselbare Akku die volle Punktzahl nicht verhindern.
Wertung 5/5
Fazit
Es muss nicht immer gleich ein Monatsgehalt sein, das beim Kauf eines Smartphones dem Verkäufer entgegen geworfen wird. Wiko zeigt mit dem Ridge 4G auf beeindruckende Weise, dass man ein Top-Modell auch für 220 Euro anbieten kann.
Dabei dürften vor allem die schlanke Bauweise und die angenehme Haptik bei vielen für Liebe auf den ersten Blick sorgen. Aber auch die Technik kann sich sehen lassen: 16 GB erweiterbarer Speicher, ein 13-Megapixekl-Kamerasensor von Sony, ein HD-Display und eine überragende Akkulaufzeit lassen das Ridge 4G zum Kauftipp mutieren.
Am Ende waren es die Geschwindigkeit der Kamera, der Lautsprecher, der kaum Tiefen übermittelt und fehlende Verbindungsmöglichkeiten wie NFC, die dem Ridge 4G die volle Sternebewertung verwehrten. Dennoch kann es das Wiko Ridge 4G mit hochpreisigen Konkurrenten wie dem Galaxy S5 oder dem LG G3 aufnehmen – auch wenn es keinen Quad-HD-Bildschirm, Laser-Autofocus oder Pulsmesser besitzt.
Preis/Leistung
Ein derart hochwertiges und schnelles Smartphone für gut 200 Euro findet man selten. Wiko hat hier ganze Arbeit geleistet und zeigt neben Motorola, dass ein gutes Smartphone nicht teuer sein muss.
Pro
- Samtig weiches Gehäuse
- Sehr gute Akkulaufzeit
- Dual-SIM-fähig
- Top Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
- Langsamer Autofokus
- Nicht wechselbarer Akku
- NFC, Qi und USB-OTG fehlen
Alternativen
Das Motorola Moto G (2. Generation) besitzt ebenfalls ein 5 Zoll großes HD-Display und einen Quad-Core-Prozessor von Qualcomm. Dafür aber gibt es nur jeweils den halben internen und Arbeitsspeicher. Gegenüber dem Ridge 4G spart man jedoch 40 Euro. Im Test von inside-digital.de brachte es auch das Moto G auf 4,5 von 5 Sternen.
Für unter 200 Euro gibt es auch das Alcatel OneTouch Idol X und das Acer Liquid Jade Plus (hier im Test). Beide Android-Smartphones haben 2 GB RAM und ein 5-Zoll-Display. Der Bildschirm des Idol X löst dabei sogar in Full-HD-Qualität auf.