Kompakt-SUVs sind in Deutschland eine äußerst beliebte Fahrzeugkategorie. Da verwundert es wenig, dass es auch auf dem Markt der Elektroautos immer mehr Fahrzeuge dieser Art zu kaufen gibt. Schon seit rund einem Jahr ist in Deutschland der Peugeot e-2008 erhältlich. Wir hatten nun die Möglichkeit, uns einen Eindruck von der GT-Ausführung zu machen. Schon auf den ersten Blick wirkt das E-Auto mit seinem wuchtigen Grill ziemlich kraftvoll. Laut Angaben des Kraftfahrtbundesamtes wurden bis Ende April 2021 rund 2.400 Einheiten dieses Elektroautos in Deutschland neu zugelassen. Dürfen wir bitten: Das City-SUV mit Raumschiff-Flair erwartet uns.
Peugeot e-2008 GT: Kompakt-SUV mit 136 PS
Bevor wir uns den eigentlichen Fahrbericht zuwenden ein kurzer Blick auf die allgemeinen technischen Details. Der bis zu 150 km/h schnelle Kompakt-SUV kommt mit einem 100 kW / 136PS starken 1-Gang-Automatikgetriebe (max. 260 Newtonmeter Drehmoment) zum Kunden. Die verbaute Batterie (acht Jahre Garantie bis 160.000 Kilometer Fahrleistung) hat eine Kapazität von 50 kWh und lässt sich an AC-Ladesäulen mit bis zu 11 kW laden. An DC-Schnellladesäulen sind laut Datenblatt bis zu 100 kW drin. Das verspricht ein Aufladen von 0 auf 80 Prozent in 25 Minuten. Wir haben an Schnellladesäulen für rund 20 kWh knapp 30 Minuten gebraucht. Rund 30 kWh waren in 55 Minuten geladen, weil die Ladegeschwindigkeit wie bei allen E-Autos mit zunehmender Ladedauer spürbar abnimmt.
Wer im Peugeot e-2008 Platz nimmt, wird sich zunächst verwundert die Augen reiben. Denn das Cockpit erinnert an vielen Stellen nicht an ein klassisches Interieur, sondern vermittelt einen überaus futuristischen Charakter. Viele Ecken und Kanten kennzeichnen das Gesamterscheinungsbild. Übrigens, nicht nur innen, sondern auch außen an der Karosserie. Dazu gesellt sich ein vergleichsweise kleines, recht tief angeordnetes Lenkrad und dahinter ein rechteckiges, zuweilen ungewohnt schmales Display. Es bietet im sogenannten i-Cockpit eine abgefahrene dreidimensionale Darstellung mit den wichtigsten Fahrdaten. Das wirkt ungemein modern, trifft aber vermutlich nicht den Geschmack von allen Fahrerinnen und Fahrern. Auf Wunsch sind aber auch klassischere Darstellungsarten auswählbar.
Drucktasten hier, Sensortasten da, Drehschalter dort
Ebenfalls gewöhnungsbedürftig sind die zahlreichen Druck- und Sensor-Tasten unterhalb des Multimediabildschirms. Ein wenig hat man hier nicht mehr das Gefühl in einem Auto-Cockpit zu sitzen, sondern in einem Raumschiff irgendwo in eine andere Galaxie zu reisen. Es dauert seine Zeit, bis man sich die einzelnen Funktionen der jeweils sieben Sensor- und Druck-Tasten verinnerlicht hat. Und eine Bedienung ist auch nicht immer intuitiv. Das lenkt zuweilen zu sehr vom Fahren ab, weil der Blick zu lange nach rechts unten wandert.
Zu gefallen wissen in jedem Fall die Ziernähte in Zitronengelb, die zum Beispiel an den Türgriffen und auf den Sitzen für einen erfrischenden Kontrast im sonst recht dunklen Innenraum sorgen. Nachts kommen noch die im gleichen Farbton erstrahlende Ambientebeleuchtung oberhalb des (überraschend tiefen) Handschuhfachs und an den Türen zur Geltung.
Drei Fahr-Modi: Von gelassen bis sportlich
Das eigentliche Fahren ist im Peugeot e-2008 in drei Fahrmodi möglich. Sie lassen sich über einen kleinen Wippschalter an der Mittelkonsole auswählen. Los geht es nach dem Motorstart immer im Modus „Normal“. Wer ein wenig Energie sparen möchte, kann in den Modus „Eco“ wechseln. Das hat aber auch zur Folge, dass die Spritzigkeit beim Anfahren etwas verloren geht und insgesamt weniger Leistung zur Verfügung steht. Der Wagen ist dann eher als gemütlicher Cruiser zu nutzen. Genau das Richtige für den Stadtbetrieb.
Das komplette Gegenteil ist im Modus „Sport“ der Fall. Wer sich für diesen Fahrmodus entscheidet, erlebt den E-SUV von Peugeot von einer ganz anderen Seite. Dann sind nämlich über ein deutlich direkteres Ansprechverhalten auch flotte Beschleunigungen über den Frontantrieb möglich. Und die sorgen für eine Menge Fahrspaß. Gleichzeitig erhöht sich aber auch unmittelbar die Gefahr, die zulässige Höchstgeschwindigkeit zu überschreiten. Und auch die Reichweite fällt im Sportmodus geringer aus.
Bequeme Sitze auch auf langen Fahrten
Erfreulich ist, dass sich Peugeot bei der von uns getesteten GT-Version für komfortable graue Sportsitze entschieden hat. Sie bieten auch bei flotter Fahrweise ordentlichen Halt und sind nicht nur auf der Kurzstrecke, sondern auch bei längeren Fahrten komfortabel gepolstert. Zudem sind sie mit einer Sitzheizung ausgestattet. Die Lenkung ist etwas schwammig, die Federung hingegen gut abgestimmt. Unebenheiten auf der Fahrbahn gleicht sie angenehm aus. Auch in diesem Punkt wirkt der Peugeot e-2008 mehr wie ein lässiger Raumgleiter. Zwei Rekuperationsstufen lassen sich über den Gangschalthebel auswählen: D (normal) und B (stärker). Wer aber beispielsweise schon einmal in einem Kia e-Niro fahren durfte, weiß, dass in Sachen Energierückgewinnung noch weit mehr möglich ist.
Zuweilen etwas störend: Während der Fahrt könnte es dem einen oder anderen Fahrer passieren, mit dem Unterschenkel gegen die Mittelkonsole zu stoßen. Sie verläuft nämlich in einem seichten Bogen in Richtung des Gaspedals.
Entspannt reisen dank automatischer Distanzregelung
Das ist aber für all diejenigen weniger ein Problem, die sich mit der adaptiven Geschwindigkeitsregelanlage anfreunden. Etwa auf der Landstraße oder auf der Autobahn hält der Tempomat stets die eingestellte Geschwindigkeit und sorgt darüber hinaus noch für die notwendige Sicherheit, indem ein ausreichender Abstand zum Vordermann gehalten wird. Und: Die an der Front verbaute Sensorik hält den Wagen zudem in der Mitte der Fahrbahn. All das sorgt im Zusammenspiel vor allem bei längeren Fahrten für einen gewissen Grad der Entspannung. Als Fahrer sollte man sich aber natürlich nie allein auf die nutzbaren Assistenten verlassen, sondern während der Fahrt stets aufmerksam bleiben.
Solltest du bei der Bedienung der Geschwindigkeitsregelanlage im Display übrigens den Hinweis „Aktivierung abgelehnt, ungeeignete Bedingungen“ sehen, hast du vielleicht die falsche Taste am dafür vorgesehenen Hebel gedrückt. Eine Aktivierung ist nämlich nicht über die Tasten am Kopfende des dafür vorgesehenen Schalters möglich, sondern auf den „Rücken-Tasten“. Auf der Rückseite des Schalters sind nämlich zwei weitere Tasten zu finden, die man dort intuitiv gar nicht vermuten würde. Über sie lässt sich auch die eingestellte Reisegeschwindigkeit in 1-km/h-Schritten erhöhen beziehungsweise reduzieren. Langes Drücken lässt das Erhöhen beziehungsweise Reduzieren in 5-km/h-Schritten zu.
Vor allem beim Einparken in engen Parklücken weiß die 180-Grad-Kamera zu gefallen. Sie gestattet im Zusammenspiel mit der Rückfahrkamera einen virtuellen Rundumblick, um ja nirgendwo anzuecken und in dessen Folge für Schäden am Auto zu sorgen.
Fazit Peugeot e-2008 GT: Viel Fahrspaß im City-SUV
Unter dem Strich ist der 4,30 Meter lange und knapp 1,8 Meter breite Peugeot e-2008 vor allem eines: ein kompakter City-SUV, der viel Fahrspaß vermitteln kann. Nicht nur in der Innenstadt, sondern auch auf Pendel-Fahrten über Land und auf der Autobahn. Die verbauten Assistenzsysteme sorgen für viel Komfort während der Fahrt, eine Berganfahrhilfe für Sicherheit an Steigungen.
Für die Langstrecke ist der Kompakt-SUV hingegen weniger geeignet. Die elektrische Reichweite von dann nur rund 200 bis 250 Kilometern bei einer Reisegeschwindigkeit von 120 km/h macht in diesem Punkt einen Strich durch die Rechnung. Allerdings ist an DC-Ladesäulen recht flott neue Energie nachgeladen – auf dem Papier mit bis zu 100 kW Ladeleistung. Die passende (freie) Ladesäule und etwas mehr vorhandene Reisezeit vorausgesetzt, steht also auch entfernteren Wochenendausflugszielen nichts im Wege.
Hoher Verbrauch auf der Autobahn
Der Verbrauch lag im Rahmen unseres Tests laut Bordcomputer übrigens bei knapp 20 kWh auf 100 Kilometer. Vor allem auf der Autobahn, jenseits der 100-km/h-Grenze, wird es aber teuer. Dann liegt der Verbrauch schnell bei 30 kWh und mehr und man kann fast in 30-Sekunden-Schritten sehen, wie die Reichweitenanzeige Kilometer für Kilometer dahinschmilzt. Im Innenstadtverkehr weiß der Peugeot e-2008 GT hingegen mit seiner Energierückgewinnung zu punkten. Dann sind bei defensiver Fahrweise auch mehr als 300 Kilometer Reichweite drin.
Das kantige Interieur ist sicherlich Geschmacksache. Erschwerend kommt hinzu, dass der Mix aus leicht zum Fahrer geneigten Touchscreen (10 Zoll), Sensortasten und Tipp-Schaltern einer gewissen Eingewöhnungszeit bedarf. Vor allem älteren Menschen dürfte es hier und da an Übersichtlichkeit fehlen. Gleiches gilt für die nicht gerade intuitive Steuerung des Multimediasystems. Apropos Multimedia: Insgesamt vier USB-Anschlüsse stehen zur Verfügung. Zwei vorne (einer in USB-C-Ausführung) inklusive Unterstützung für Apple Carplay und Android Auto und zwei für die Passagiere in der hinteren Sitzreihe.
Viel Raumgefühl vorne, weit weniger hinten
Als überaus angenehm erweist sich das luftige Raumgefühl. Beengt geht es im Peugeot e-2008 zumindest vorner nicht zu. In der zweiten Sitzreihe sieht es schon anders aus. Vor allem im Bereich des Kopfes werden dies auch normalgroße Menschen (ca. 1,70 Meter) merken. Vor allem die recht breiten Dachschrägen und die nach hinten schmaler werdenden Fenster sorgen hier für Einschränkungen. Schade: Weder Fahrer- noch Beifahrersitz sind elektrisch einstellbar. Auch der Kofferraum ist nur manuell zu schließen. Wiederum praktisch ist der doppelte Ladeboden, der zum Beispiel Platz für die Ladekabel unterhalb der eigentlichen Ladefläche bietet.
Beim futuristischen i-Cockpit scheiden sich wahrscheinlich die Geister. Die einen werden die 3D-Darstellung lieben, andere vermutlich schnell auf die ebenfalls verfügbare 2D-Ansicht wechseln. Uns hat vor allem im Navigationsmodus gefallen, dass die wichtigsten Navigationsbefehle auch direkt hinter dem Lenkrad abzulesen waren. Eher störend: Das Umschalten zwischen den verschiedenen Anzeigemöglichkeiten dauert zuweilen sehr lange. Möglicherweise ein Indiz dafür, dass der verbaute Chipsatz bei seinen Rechenaufgaben an seine Grenzen stößt.
Vorteile
- viel Fahrspaß mit drei auswählbaren Fahrmodi und Eingang-Getriebe
- Wärmepumpe ist Teil der Serienausstattung
- bequeme Sportsitze
- hochwertige Verarbeitung im Innenraum
- doppelter Boden im Kofferraum für Ladekabel
- TomTom-Navigationssystem mit Echzeit-Verkehrsinformationen
- Klimaautomatik bereits in der Basisversion Serie
- umfangreiche Assistenzsysteme (u.a. Notbremsassistent und Verkehrszeichenerkennung)
Nachteile
- maximale Reichweite von knapp 300 Kilometern
- beengtes Raumgefühl für Erwachsene in der zweiten Sitzreihe
- zuweilen unübersichtliche Bedienung
- Audio-System ohne CD-Laufwerk recht basslastig
- recht laute Windgeräusche bei schnelleren Fahrten
Was kostet der Peugeot e-2008?
Das von uns getestete Modell, der Peugeot e-2008 136 GT, steht zu einem Basispreis von 39.700 beim Peugeot-Händler. Als Sonderausstattung ist ein Panorama-Schiebedach (+990 Euro), ein Park Assistent mit Rückfahrkamera (+250 Euro) und eine Qi-Ladestation für das Smartphone (+150 Euro) erhältlich. Das ergibt in Summe einen Gesamtpreis in Höhe von 41.790 Euro. Interessenten können davon aber noch 9.000 Euro Umweltbonus abziehen. Erhältlich ist der Peugeot e-2008 demnach zu Preisen ab rund 30.000 Euro. Alternativ steht der Peugeot 2008 natürlich auch als Diesel oder Benziner zur Verfügung.
Auch wenn der Peugeot e-2008 auf der CMP Plattform von Stellantis basiert, die auch Grundlage für den Peugeot e-208 und den Opel Corsa-e ist, vermittelt der City-SUV alles andere als Kleinwagen-Flair. Nur in der zweiten Sitzreihe wird es für Menschen mit einer Körpergröße jenseits von 1,90 Metern (zu) eng. Als Fahrer fühlt man sich im Interieur aber auch als Fast-2-Meter-Mann wie ich rundum wohl. Mit einer Ausnahme: Weil ich das Lenkrad aufgrund meiner langen Beine in der höchsten Stellung positionieren musste, war eine freie Sicht auf den unteren Teil des Kombiinstrumenten-Displays nur eingeschränkt möglich. Über allem steht aber der Fahrspaß, den der Peugeot e-2008 im Sportmodus auf die Straße zaubern kann.
Die E-Autos von Peugeot sind für mich die hübschesten und coolsten Autos derzeit auf dem Markt. Auch wenn ich bisher noch in keinem saß. Diese horizontalen Tagfahr-Leisten vorne sind optisch der absolute Hinkucker.