Skagen Signatur Connected im Test: Smart auf den zweiten Blick

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Wie viel Uhr ist es? In einer Zeit, in der noch nicht jeder ein Handy hatte das die Uhrzeit anzeigt, hörte man diese Frage von wildfremden Menschen des Öfteren. Man schaute auf seine Armbanduhr und teilte dem freundlichen Gesellen die aktuelle Zeit mit. Mehr konnte eine Uhr nicht - Jahrzehnte lang. Manche Modelle zeigten noch das Datum an. Heute können Uhren weitaus mehr als das, wofür sie geschaffen wurden. So wie die Hybrid-Smartwatch von Skagen.
Skagen Hybrid-Smartwatch Connected
Bildquelle: Blasius Kawalkowski / inside handy

Ob an der Bushaltestelle, in einem Meeting oder in der Kneipe: Ein Blick auf die Armbanduhr genügt und man weiß, wie lange man noch warten muss oder wann etwas beginnt oder endet. Doch immer öfter sieht man Menschen, die nicht nur einen flüchtigen Blick auf ihre Uhr werfen, sondern sich einem Gespräch komplett entziehen, auf ihrer Uhr herum wischen als würden sie ein Ceranfeld reinigen und anschließend aufstehen, um ein paar Schritte zu gehen. “Ich habe mein Tagesziel noch nicht erreicht.” Ja, seit einigen Jahren lassen sich Menschen von smarten Uhren und Fitness-Armbändern diktieren, wie viele Schritte sie am Tag gehen sollen. Um gesund zu bleiben oder weil es ihr schlechtes Gewissen beruhigt. In der Pause gibt es dann zum Ausgleich einen Kaffee mit Zuckersirup oder einen Burger vom Food Truck. Heute lenkt also nicht nur das Smartphone mit unzähligen Apps und Benachrichtigungen ab, sondern mittlerweile auch die Smartwatch – der Sklave des Smartphones. Denn was auf dem Handy erscheint, wird auf die Uhr weitergeleitet. Der paradoxe Vorteil: Man kann sein Smartphone in der Hosentasche behalten oder am Schreibtisch neben sich liegen lassen und sieht auf der Uhr, dass man angerufen wird.

Was ist eine Hybrid-Smartwatch?

Doch Smartwatch ist nicht gleich Smartwatch. Insbesondere traditionelle Uhrenhersteller gehen dazu über, ihre Uhren als Hybrid-Lösung anzubieten. Das bedeutet: Kein Touchdisplay aber trotzdem smart. So auch das 1989 in Dänemark gegründete und mittlerweile zu Fossil gehörende Unternehmen Skagen.

Eine Hybrid-Smartwatch ist ein Zwitter aus normaler Armbanduhr und einer Smartwatch. Statt Touchdisplay ist weiterhin ein analoges Ziffernblatt vorhanden. Statt die Uhr immer wieder ans Ladekabel zu hängen, muss hin und wieder die Knopfzellenbatterie getauscht werden. Somit sind einerseits die Funktionen gegenüber einer Smartwatch begrenzt. Andererseits lenkt der androgyne Zeitmesser aber nicht so sehr ab und sieht auf den ersten Blick wie eine normale Armbanduhr aus.

Skagen Hybrid-Smartwatch im Test

Die Verbindung von Smartwatch und Smartphone

Auch wenn kein Mensch je eine Smartwatch verlangt hat, will das dänisch-US-amerikanische Unternehmen unter anderem mit der “Skagen Signatur Connected Hybrid Smartwatch” am Puls der Zeit bleiben. Doch auch diese Hybrid-Lösung fürs Handgelenk bedarf eines Smartphones als Vorarbeiter. Ohne App und die Verbindung via Bluetooth wird der Nutzer nämlich niemals die Uhrzeit erfahren – außer er sieht auf seinem Handy nach. In drei Schritten – so ist es zumindest der beiliegenden Kurzanleitung zu entnehmen – soll der Käufer die Hybrid-Smartwatch einrichten können. Zunächst muss die Android- oder iOS-App auf das Handy heruntergeladen werden, in der der Nutzer ein Konto eröffnen muss. Anschließend wird die Uhr mit dem Smartphone per Luftschnittstelle gekoppelt. Im letzten Schritt leitet die App den Uhrenträger durch die Einstellungen. Im Test funktionierte dieser gesamte Prozess problemlos. Neben Bluetooth verlangt die Uhr auch, dass GPS eingeschaltet ist, um Daten zu synchronisieren. GPS, wofür? In den Einstellungen gibt es die Option “Mein Gerät finden”. Bei eingeschalteter Standortinformation lässt sich die Uhr in der Skagen-App auf einer Karte lokalisieren. Wer jetzt aber meint, seine verlorene Uhr so wiederfinden zu können, der irrt. Ein GPS-Modul besitzt die smarte Watch nämlich nicht. Und um sie lokalisieren zu können, muss sie per Bluetooth mit dem Handy verbunden sein, was bedeutet, dass sie sich im Umkreis von etwa 20 Metern befinden muss. Der Sinn hinter dieser Funktion bleibt schleierhaft.

Funktionen

In der App lassen sich allerhand Einstellungen vornehmen. Die Skagen Signatur Connected verfügt über drei Knöpfe, die sich jeweils mit Funktionen wie der Datumsanzeige, einem Wecker oder der Musiksteuerung individuell belegen lassen. Alle Funktionen im Überblick:

  • Benachrichtigungen: Die wohl umfangreichste Funktion der Skagen Signatur Connected. So informiert die Uhr auf Wunsch per Vibration über einen Anruf, E-Mail oder eine SMS eines bestimmten Kontakts. Die Zeiger wandern dann auf eine vorher definierte Zahl. Hier lassen sich alle vollen Stunden als Benachrichtigung definieren. Zudem kann der Uhrenträger Apps bestimmen, die bei einem Push auf dem Handy die Uhr in Vibration versetzen. Auch hier bewegen sich die Zeiger an eine bestimmte Position. Damit kann der Nutzer beim Blick auf die Uhr mit ein wenig Training feststellen, welche App gerade versucht, ihn abzulenken und ob die Herzallerliebste oder der Chef anruft.
  • Datum: Einer Taste zugewiesen wandern beim Drücken dieser der Stunden- und Minutenzeiger auf eine der 31 Ziffern am äußeren Rand.
  • Alarm einrichten: Wurde eine Weckzeit definiert, begeben sich die Zeiger auf die jeweilige Position, wenn man den Knopf mit der zugewiesenen Funktion drückt.
  • Zielverfolgung: Hier lassen sich Ziele wie “Wasser trinken” einstellen und wie oft am Tag oder pro Woche eine Aktivität erfasst werden soll. Wer nun denkt, dass die Uhr den Nutzer soundso oft daran erinnert, etwas zu trinken – was eine durchaus sinnvolle Funktion gewesen wäre – der täuscht sich. Beim Drücken der zugewiesenen Taste vibriert die Uhr kurz. In der App sieht man nach einer Synchronisierung dann, wie oft man die Taste gedrückt hat.
  • Klingelton aktivieren: Ist diese Funktion eingeschaltet, wird das Handy klingeln, wenn man die entsprechende Taste der Smartwatch drückt. So lässt sich das Handy schnell wiederfinden. Zumindest wenn die Uhr sich so nah am Smartphone befindet, dass noch eine Bluetooth-Verbindung besteht.
  • Zweite Zeitzone: Auf Knopfdruck wird nach der Definition einer bestimmten Stadt die dortige Uhrzeit angezeigt.
  • Foto machen: Ist die Kamera des Smartphones aktiviert, lässt sich die Uhr bei dieser Belegung als Fernauslöser nutzen.
  • Musiksteuerung: In Verbindung mit dem Smartphone kann der Nutzer über eine Taste der Uhr die Musik Abspielen respektive pausieren und Lieder vor- oder zurückspulen.
  • Musiklautstärke erhöhen: Durch Drücken der mit dieser Funktion belegten Taste wird, wie der Name bereits verrät, die Musik lauter gedreht.
  • Musiklautstärke senken: Wie die Funktion davor, nur anders herum.

Skagen Hybrid-Smartwatch im Test: Die App

Design

Während innen also einige smarte Funktionen schlummern, sieht die Skagen Signatur Connected Hybrid Smartwatch von Außen aus wie eine normale Uhr. Ihre Smartheit macht sie aber ungewöhnlich dick. Mit zwölf Millimetern in der Tiefe ist sie ein wahrer Brocken. Von oben betrachtet sieht man ihr die Fülle jedoch nicht an. Hier wirkt sie eher filigran und mit 43 Millimetern im Durchmesser fast schon etwas zu klein für große Männerhände. Das Gehäuse besteht aus gebürstetem Metall, das Armband in der Milanaise-Version ebenfalls. Letzteres lässt sich dank Schnellverschluss leicht durch andere Armbänder aus Leder oder Kunststoff ersetzen. Auf der Uhrenrückseite ist ein breiter Schlitz eingelassen. Mit einem Fünf-Cent-Stück kann der Nutzer das Gehäuse öffnen und so ganz leicht die Batterie wechseln.

Eine Besonderheit ist das Ziffernblatt, das beim ersten Hinsehen sehr verwirrend und interessant zugleich wirkt. Ganz außen sind Ziffern zwischen 1 und 31 zu finden. Hier lässt sich, bei entsprechend aktivierter Funktion, das Datum ablesen. Der innere Ring gehört der Uhrzeit. Der kleine Zeiger an der linken Seite hingegen zeigt in Prozent die zurückgelegte Schrittanzahl an. Auffällig dabei ist: Erreicht der Träger 100 Prozent, dreht sich der Zeiger im Kreis und die Uhr vibriert. Geht man aber mehr Schritte als in den Einstellungen angegeben, bleibt der Zeiger bei 100 Prozent stehen. Man könnte jedoch vermuten, dass dieser weiterläuft, da danach noch vier Felder in unterschiedlichen Farben folgen. Im Laufe des Tests wurde nicht klar, welche Funktion diese vier Kreissegmente haben.

Skagen Hybrid-Smartwatch Connected
Bildquelle: Blasius Kawalkowski / inside handy

Tragekomfort

Das Metall-Armband lässt sich dem Handgelenkumfang stufenlos anpassen, was einen Vorteil gegenüber Armbändern mit einzelnen Gliedern bietet. Zudem ist die Hybrid-Smartwatch nicht schwerer als andere Uhren. Dank ihrer abgeflachten Knöpfe drücken diese beim Beugen der Hand nicht spitz in die Haut, was einen Vorteil gegenüber einer Krone manch anderer Uhr darstellt. Da der smarte Zeitmesser auch die nächtlichen Ruhephasen misst, dürfte der eine oder andere Träger sie auch nachts anbehalten. Hat man das bislang aber nicht gemacht und seine Uhr vor dem Einschlafen stets neben sich auf den Nachttisch gelegt, wirkt die Uhr in der Nacht eher störend. Wie verlässlich die Zahlen des Schlaf-Trackings sind, müsste darüber hinaus in einem Schlaflabor getestet werden. Was Einschlaf- und Aufstehzeitpunkt angeht, liefert die Skagen-Uhr aber relativ genaue Daten. Auf die Vibration des Weckmodus’ sollte man sich aber nicht verlassen. Auch wenn die Vibrationsstärke auf “Hoch” eingestellt ist, wird ein tief schlafender und schnarchender Mann nicht unbedingt wach.

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Fazit

Eine schlaue Männeruhr – das ist Skagens Hybrid-Smartwatch mit dem langen Namen. Doch was daran ist eigentlich so smart? Die Zählung der Schritte? Eher nicht. Das nahezu lautlose Wecken? Eventuell. Die Steuerung der Musik auf dem Smartphone? Schon eher. Die Benachrichtigungen über ankommende WhatsApp-Nachrichten und Anrufe? Auf jeden Fall. Doch letztgenannte Funktion trägt dazu bei, dass man noch häufiger vom Push-Wahnsinn abgelenkt wird als zuvor. Für einige könnte das aber ein Vorteil sein. So genügt beim Vibrieren der Uhr nur ein flüchtiger Blick auf das Ziffernblatt und man weiß, dass es nur eine E-Mail oder eine Benachrichtigung bei Instagram ist. Ein Griff zum Smartphone kann man sich dann sparen.

Was der Uhr fehlt: Eine detaillierte Batteriestandsanzeige. In der App wird nur ein ungefährer Wert in einem Akku-Icon angezeigt. Und ein Sekundenzeiger, um die Smartwatch als Stoppuhr nutzen zu können. Für Sportler scheidet die Uhr allein schon aus diesem Grund also aus. Zudem weisen die gezählten Schritte eine hohe Diskrepanz zum Zähler eines Smartphones in der Hosentasche auf und die Uhr ist nur gegen Spritzwasser geschützt. Zu einem Casual-Outfit passt Skagens Hybrid-Smartwatch ganz gut. Bei der Business-Garderobe oder dem Cocktail-Dress wird es kritisch.

Und sonst? Der Preis von rund 150 Euro ist für eine hybride Smartwatch akzeptabel. Der aufgeflogene GPS-Betrug und die fragwürdige Zielverfolgung, die nicht mehr als eine digitale Strichliste ist, werten die Uhr aber etwas ab.

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