O2 befinde sich auf Augenhöhe mit den Wettbewerbern, sagte O2-Chef Markus Haas in dieser Woche. Anlass: O2 hat – mit einem Jahr Verspätung – die Lizenzauflagen für die LTE-Handynetze erfüllt und versorgt 98 Prozent der Bevölkerung mit LTE. Außerdem erreichte das Netz im Connect-Netztest ein „sehr gut“. Gibt es also wirklich kaum noch Unterschiede?
Doch. Das zeigt sich auch, wenn man den Netztest der Connect nicht nur auf das „sehr gut“ reduziert und wenn man sich die Auflagen der Handynetze der Bundesnetzagentur genauer anschaut. Denn diese besagen lediglich, dass pro Antennenelement 50 Mbit/s Datenrate zur Verfügung stehen und mindestens 98 Prozent der Bevölkerung erreicht werden muss.
Die Details der Handynetze machen den Unterschied
Das ist der Mindeststandard. In der Praxis sind Vodafone und Telekom längst weiter. Das betrifft zum einen den reinen Flächenausbau. Zwar fehlen nur zwei Prozentpunkte, um jeden Haushalt zu erreichen, doch diese zwei Prozentpunkte machen viel Fläche aus. Der Grund: Diese Haushalte sind in der Regel dort „wo es weh tut“ für die Netzbetreiber. Oft stehen die Sendemasten hier für nur ganz wenige Bewohner. Doch gleichzeitig decken sie auch die Wege in den Wäldern und den Überlandstraßen ab – sofern sie denn gebaut sind.
Der Mindeststandard sagt auch nichts darüber aus, wie oft man beispielsweise in einer Shoppingmall Netz oder Netzsuche hat und ob und wie gut die Indoor-Versorgung der Anbieter ist. Genau das ist es aber am Ende, was das Nutzungserlebnis der Kunden ausmacht. Und es sind genau die Hausaufgaben, die die Netzbetreiber machen müssen, um ein verdientes „sehr gut“ zu bekommen und sich von den Wettbewerbern zu differenzieren.
Was die Auflagen der Bundesnetzagentur auch nicht aussagen, ist die tatsächliche Datenrate mit der Kunden surfen können. Denn auch wenn 50 Mbit/s pro Antennensegment als Mindestmaß vorgegeben sind – diese Auflagen sind von 2015 und berücksichtigen nicht, wie viele Kunden ein Mast versorgen muss. Denn im Mobilfunk gilt: Je mehr Kunden das Netz nutzen, desto langsamer wird es für alle. Auch hier können die Netzbetreiber aufgrund ihrer unterschiedlichen Frequenzen und der eingesetzten Technik Differenzierungen zum Wettbewerb schaffen.
Ist „sehr gut“ gleich „sehr gut“?
Dass die Connect nun alle drei Handynetze mit „sehr gut“ bewertet hat, verzerrt das Bild. Die Tester hätten gut daran getan, die Bewertungskriterien hochzusetzen. Denn dass es teils deutliche Unterschiede gibt, zeigt ein Blick in die Messwerte. Während die Telekom in Großstädten bei Messungen zu Fuß einen mittleren Datendurchsatz beim Download von 191,7 Mbit/s hatte, waren es bei O2 nur 72,2 Mbit/s und bei Vodafone 77,3 Mbit/s. Noch deutlicher der Unterschied bei Messungen mit dem Auto in Kleinstädten. O2 kommt auf 37,4 Mbit/s im Mittel, 46,7 Mbit/s schafft Vodafone und die Telekom 94,3 Mbit/s. Da die Tester aber zahlreiche weitere Werte in die Bewertung genommen haben, sind diese wesentlichen Unterschiede in der Endnote minimal.
Auch beim Endergebnis darf man zurecht zumindest einmal hinterfragen, warum man mit 852 von 1.000 Punkten ein „sehr gut“ vergibt, wo man eigentlich das Ziel hat, den Finger in die Wunde zu legen. Selbst die Telekom – seit zehn Jahren Testsieger der drei Handynetze – kommt auf „nur“ 926 Punkte.
Aber bei aller Kritik am dreifachen „sehr gut“: Die Netze in Deutschland sind in den vergangenen Jahren signifikant besser geworden. Es gilt aber auch: Es wird immer Ecken in Deutschland geben, an denen bestimmte Anbieter besser oder schlechter sind als andere. Das betrifft die Netzabdeckung aber auch den Datendurchsatz. Genau diese Unterschiede müssen die Netztests in den kommenden Jahren stärker herausarbeiten.
Nue prepaid Karte und neu tarife