Oppo dementiert Deutschland-Rückzug – scharfe Kritik an Nokia

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Zieht sich der Handyhersteller Oppo aufgrund von Patentstreitigkeiten mit Nokia vom deutschen Smartphone-Markt zurück? Jetzt liegt eine erste offizielle Stellungnahme von Oppo vor - scharfe Kritik an Nokia inklusive.
Smartphone mit Oppo-Logo im Display.
Oppo zieht sich aus Deutschland zurück? Nein!Bildquelle: Top_CNX / ShutterStock.com

Die Überraschung war groß, als die „WirtschaftsWoche“ am vergangenen Wochenende titelte: „Oppo verlässt deutschen Markt“. Schnell stellte sich nach einer Rückfrage unserer Redaktion bei Oppo Deutschland aber heraus: Das Verlassen des hiesigen Marktes ist nur ein vorübergehender Rückzug aufgrund von Patentstreitigkeiten mit Nokia. Inzwischen liegt auch eine offizielle Stellungnahme des Herstellers vor, die den von der „WirtschaftsWoche“ in die Welt gesetzten Sachverhalt etwas anders darstellt.

Oppo: Vermarktungsstopp ist kein Rückzug aus Deutschland

„Unser langfristiges Engagement auf dem deutschen Markt bleibt unverändert und wir arbeiten proaktiv mit den relevanten Parteien zusammen, um die laufende Angelegenheit zu klären“, heißt es von Oppo in einer schriftlichen Stellungnahme wörtlich. Von einem Rückzug aus Deutschland, wie ihn die Wirtschaftszeitung am Wochenende veröffentlichte, kann also zum aktuellen Zeitpunkt keine Rede sein. Weiter heißt es: „Abgesehen davon, dass der Verkauf und die Vermarktung bestimmter Produkte über die offiziellen Kanäle von Oppo Deutschland ausgesetzt wurde, wird Oppo den Betrieb in Deutschland weiterführen.“

Für Bestandskunden ändere sich ohnehin nichts. Sie könnten ihre Oppo-Produkte wie gewohnt weiter nutzen, den Kundendienst in Anspruch nehmen und auch zukünftige Betriebssystem-Updates möchte der chinesische Hersteller nach eigenen Angaben weiter ausliefern.

Oppo enttäuscht: Nokia zieht unmittelbar vor Gericht

Gleichzeitig kritisiert Oppo das Vorgehen von Nokia scharf, einen ausgelaufenen Lizenzierungsvertrag über die Nutzung von wichtigen 4G-Patenten unmittelbar auf juristischem Wege weiterverfolgt zu haben. „Am Tag nach dem Auslaufen des 4G-Vertrags zwischen Oppo und Nokia ist Nokia sofort vor Gericht gegangen. Zuvor haben sie eine unangemessen hohe Vertragsverlängerungsgebühr gefordert“, kritisiert der aufstrebende Smartphone-Hersteller. Das deckt sich mit Informationen, die inside digital bereits am Wochenende aus dem Umfeld des Unternehmens erfahren hatte.

Als Inhaber vieler 5G-Patente respektiere Oppo den Wert des geistigen Eigentums bei Innovationen in besonders hohem Maß. Man habe in der Vergangenheit Cross-Licensing-Vereinbarungen mit vielen führenden Unternehmen abgeschlossen und setze sich für die Förderung eines gesunden Ökosystems für geistiges Eigentum ein, führt der Hersteller in seiner Stellungnahme weiter aus. Heißt übersetzt: Man ist bereit, Nokia auch in Zukunft für die von dem finnischen Netzwerkausrüster lizenzierten 4G-Patente zu bezahlen. Aber nur zu einem für beide Seiten fairen Preis.

Verhandlungen laufen weiter

In den kommenden Wochen wird Oppo mit Nokia weiter verhandeln, um den aktuellen Verkaufsstopp von Smartphones in Deutschland möglichst zeitnah wieder ad acta legen zu können. Wie schnell man zu einer Einigung kommt, ist aber nicht absehbar. Patentstreitigkeiten können sich auch schnell über Monate hinziehen, wenn sich die beteiligten Parteien bei ihren gegenseitigen Forderungen nicht annähern. Wie es dann mit Oppo in Deutschland weitergeht, bleibt abzuwarten. Gleiches gilt für die Frage, ob der Hersteller während der laufenden juristischen Auseinandersetzung neue Geräte für den deutschen Markt ankündigen wird.

Im Fachhandel sind Oppo-Smartphones übrigens auch jetzt noch erhältlich. Denn Nokia müsste beispielsweise auch die Deutsche Telekom oder MediaMarkt verklagen, um den Verkauf von Endgeräten bei Netzbetreibern oder im Einzelhandel zu verbieten. Das ist nach Erkenntnissen von inside digital bisher nicht geschehen.

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