O2-Chef warnt: Kapazitätsprobleme im Mobilfunk

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Immer neue Dienste im Mobilfunk sorgen dafür, dass die Netze kontinuierlich ausgebaut werden müssen. Das ist aber insbesondere in innerstädtischen Lagen oft gar nicht so einfach, wie man denkt. Auch, weil eine neue Wettbewerbssituation entstanden ist.
O2 Logo an einem O2-Shop.
O2-Chef warnt: Ohne Netzausbau drohen Kapazitätsprobleme im Mobilfunk.Bildquelle: andreas_naegeli / Shutterstock.com

Mit rund 45 Millionen geschalteten SIM-Karten ist Telefónica Deutschland, Muttergesellschaft von bekannten Marken wie O2 oder Blau, die Nummer Zwei unter den deutschen Mobilfunknetzbetreibern. Allerdings müsse man sich als Netzbetreiber immer wieder neuen Herausforderungen stellen, sagte O2-Chef Markus Hass in der vergangenen Woche im Rahmen des Mobile World Congress (MWC) in Barcelona. Gegenwärtig sei unter anderem mit Blick auf das Themenfeld der künstlichen Intelligenz zu erkennen, dass sich die Mobilfunkindustrie in gewisser Hinsicht neu erfinde.

O2-Chef Haas trommelt für neue Antennenstandorte

Hass zeigte sich in einem Gespräch mit Journalisten abseits des Messegeländes überzeugt, dass KI in Zukunft hauptsächlich auf dem Smartphone stattfinden werde. Das treibe aber auch die in den vergangenen Jahren schon stark gestiegene Datennutzung zu neuen Spitzen. „Deswegen benötigen wir hervorragende Netze“, so der O2-Chef mit Blick auf den weiter notwendigen Netzausbau. Problem: Gerade in Innenstädten kämpfen Telefónica und die anderen deutschen Netzbetreiber mit Hürden beim Ausbau.

Denn die notwendige Verdichtung der Netze ist innerstädtisch oft kaum noch oder gar nicht mehr möglich. Unter anderem wertvolle Dachstandorte stehen nämlich immer seltener zur Verfügung. Man befinde sich hier in einer gewissen Wettbewerbssituation mit Hausbesitzern, weil an Dachstandorten auch wertvoller Wohnraum geschaffen werden könne. Für sperrige Mobilfunkantennen und andere Netztechnik ist dann schlicht kein Platz mehr. „Da haben wir ein Kapazitätsproblem“, warnt Haas.

O2 Chef Markus Haas
Warnt vor Kapazitätslücken im Netz: O2-Chef Markus Haas.

Neue Dienste nur mit mehr Netz

Wichtig seien zusätzliche Netzkapazitäten nicht nur für bekannte, sondern auch für zukunftsfähige Dienste wie Open Gateway. Damit soll unter anderem die Sicherheit in Handynetzen erhöht werden, um sichere(re) Transaktionen über den Mobilfunk abwickeln zu können. Denn nach Angaben von O2-Chef Haas gibt es derzeit viele Betrugsfälle und denen Herr zu werden, sei eine der wichtigsten Aufgaben für die nahe Zukunft.

Schon in den kommenden zwölf Monaten werde sich zeigen, ob sich Open Gateway in Deutschland mit seinen sich bietenden Möglichkeiten rechnen werd. Mögliche Geschäftsfelder könnten sich auch aus der lokalen Bereitstellung kürzerer Latenzzeiten ergeben. Etwa im industriellen Umfeld oder auch bei Gaming-Diensten sieht Haas Potenzial, neue Umsatzquellen zu erschließen.

Wichtig sei, zu verstehen, dass der Mobilfunk Menschen zusammenbringe, wirbt der O2-Chef für seine Branche. Was vor 25 Jahren noch ein Luxusgut mit teilweise absurd hohen Minutenpreisen war, sei inzwischen für praktisch jeden Menschen von zentraler Bedeutung im Alltag. „Jeder partizipiert von Mobilfunkanwendungen“, wirbt Haas darum, den Mobilfunk und neue Mobilfunkantennen nicht mit laufend neuen Schreckensszenarien zu verteufeln.

Vielen Menschen fehlt Verständnis zum technischen Fortschritt mit 5G

Gerade in einer geopolitisch schwierigen Lage sei es wichtig, Technik human zu machen. Hier soll auch 5G helfen. Der Mobilfunkstandard werde 2024 zum Massenmarkt, ist Haas überzeugt. Auch wenn in einer von Telefónica Deutschland durchgeführten Umfrage rund 50 Prozent der Befragten angaben, nicht sagen zu können, welche Vorteile 5G überhaupt bringe. „Das Bewusstsein, welches Potenzial 5G hat und wie es die individuelle Netzerfahrung verbessert, ist noch nicht ausgeprägt“, so Haas. Man müsse als Branche noch besser erklären, welche Vorteile 5G mit sich bringe.

Den Verlust von 1&1 als Großkunden, das Unternehmen aus Montabaur wechselt voraussichtlich im kommenden Sommer im National Roaming von Telefónica zu Vodafone, sieht Haas nach außen unterdessen gelassen. „Wir werden in den nächsten drei Jahren auch ohne 1&1 wachsen“, so der O2-Chef. Das sei auch ohne 1&1 mit bestehenden Kunden und Zusatzverträgen sowie bestehenden Marken in der Unternehmensfamilie möglich.

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