Surface Duo für Deutschland: Microsoft verpennt den Marktstart

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Mit reichlich Verspätung bringt Microsoft das Klapp-Smartphone Surface Duo auch nach Deutschland. Das ist grundsätzlich zu begrüßen, doch ein zentrales Bauteil wirkt wie aus der Zeit gefallen. Streng genommen ist es nicht mehr zeitgemäß. Erst recht nicht beim aufgerufenen Preis.
Microsoft Surface Duo in der Hand einer Frau die das Gerät wie ein aufgeklapptes Buch in der Hand hält.
Wie ein kleines Taschenbuch nutzbar: das Microsoft Surface Duo.Bildquelle: Microsoft

Es ist schon ein paar Monate her, da präsentierte Microsoft in den USA ein neues Dual-Screen-Smartphone: das Surface Duo. Konkret war das schon im Oktober 2019 der Fall. Ein halbes Jahr später startete dann jenseits des Atlantiks die Vermarktung. Und jetzt, fast eineinhalb Jahre nach der ersten Vorstellung, kommt das Gerät auch nach Deutschland. Los geht es ab dem 18. Februar – zu einem ziemlich gesalzenen Preis und mit einer Hardware-Ausstattung, die an der einen oder anderen Stelle ziemlich veraltet wirkt.

Microsoft Surface Duo: Aus einem Display werden zwei

Die gute Nachricht ist: Wenn man es genau nehmen möchte, ist das Surface Duo ein gleichermaßen innovatives wie kleines Dual-Screen-Tablet mit Telefonie-Funktion. Also ein kleiner Taschencomputer mit einem faltbaren Bildschirm, der auch zum Telefonieren genutzt werden kann. Allerdings nur in LTE-Netzen. Denn 5G unterstützt der schon ziemlich in die Jahre gekommene Prozessor von Qualcomm nicht. Die beiden einzelnen AMOLED-Bildschirme sind jeweils 5,6 Zoll (ca. 14 cm) groß und lassen sich über ein 360-Grad-Scharnier umklappen. Im aufgeklappten Zustand ist es möglich, ein 8,1 Zoll (ca. 21 cm) großes Display zu nutzen.

Das Gerät lässt sich in verschiedenen Modi nutzen. Für das Scrollen durch Webseiten oder das Beantworten von Nachrichten bietet sich das Hochformat an. Für die Wiedergabe von Videos lässt sich Surface Duo im „Zelt-Modus“ aufstellen. Aufgeklappt im Buch-Modus lässt sich eine App über den ganzen Bildschirm anzeigen oder zwei Apps nebeneinander – zum Beispiel Outlook und der Kalender, um auch unterwegs Termine zu koordinieren. Oder auch Spotify und Microsoft News, um morgens informiert in den Tag zu starten. Einige Anwendungen von Microsoft und anderen Anbietern sind auch für den Einsatz auf den zwei Bildschirmen optimiert. Etwa OneNote, wo auf dem einen Bildschirm die Notizbücher und Tabs angezeigt werden und auf dem anderen der Inhalt des ausgewählten Ordners.

Das Surface Duo von Microsoft zugeklappt auf einem Schreibtisch
So sieht das Surface Duo von Microsoft aus, wenn es zugeklappt auf einem Schreibtisch liegt.

Mehr als Dual-Screen

Zur weiteren Ausstattung gehören eine 11-Megapixel-Kamera mit KI-Unterstützung für Videochats, ein Fingerabdrucksensor für sicheres Anmelden und ein USB-C-Anschluss (Version 3.1) mit Schnelllade-Technologie. Einlegen kannst du eine physische SIM-Karte im Nano-Format, aber je nach Bedarf auch eine eSIM aktivieren. Office, Outlook, Teams und weitere Programme wurden speziell für den Einsatz auf zwei Bildschirmen optimiert und sind bereits vorinstalliert. Zwei Apps lassen sich einfach zu einer Gruppe zusammenfassen, sodass mit einem Klick ein simultaner Start beider Apps möglich ist. Sind zwei Apps parallel geöffnet, lassen sich Bilder oder Dokumente einfach per Drag-and-Drop zwischen den beiden Programmen verschieben.

Microsoft Surface Duo aufgeklappt.
Ein mögliches Szenario: Videokonferenz auf dem oberen Display, Präsentation auf dem unteren Bildschirm.

Kein Windows, sondern Android

Für den einen oder anderen Nutzer sicherlich etwas überraschend: Es ist auf dem Gerät kein Windows als Betriebssystem vorinstalliert. Stattdessen lassen sich auf Basis von Android 10 alle Apps aus dem Google Play Store nutzen. Ein Update auf Android 11 ist für die kommenden Monate geplant. Microsoft wollte sich im Rahmen einer Presse-Vorführung aber noch nicht darauf festlegen, wann genau ein Update auf Googles neueste Betriebssystemversion verfügbar sein wird. In den vergangenen Monaten hat es bereits mehrere Updates für das Surface Duo gegeben.

Als optionales Zubehör kann man sich für das 250 Gramm leichte Dual-Screen-Smartphone auch den Surface Slim Pen (Preisvergleich) oder den Surface Pen (Preisvergleich) kaufen. Denn eine Bedienung der beiden Touchscreens ist nicht nur mit den Fingern, sondern auch mit Microsofts Eingabestiften möglich.

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Was kostet das Microsoft Surface Duo in Deutschland?

Überraschend hoch fällt jedoch der Preis für das Microsoft Surface Duo in Deutschland aus. Auf Basis des schon angestaubt anmutenden Qualcomm Snapdragon 855 Prozessors nebst 6 GB Arbeitsspeicher steht das Gerät in zwei Speichervarianten zur Verfügung. Mit 128 GB Speicherplatz liegt die unverbindliche Preisempfehlung bei 1.549 Euro, mit 256 GB Speicher bei sogar 1.649 Euro. Angeboten wird das Surface Duo im Handel für Privatkunden exklusiv bei Media Markt und Saturn. Darüber hinaus über den Webstore von Microsoft. Geschäftskunden sollten sich an die autorisierten Reseller wenden.

Zum Vergleich: In den USA liegt der Preis vor Steuern aktuell über dem Microsoft-Webstore bei 999 (128 GB) beziehungsweise 1.099 US-Dollar (256 GB). Es sei nicht ausgeschlossen, dass ähnliche Promo-Aktionen auch in Deutschland an den Start gehen, heißt es vonseiten des Herstellers. Wenn man sich die großen Displayränder ansieht und berücksichtigt, dass das Surface Duo mit einem Prozessor ausgestattet ist, der schon Ende 2018 vorgestellt wurde, sicherlich keine allzu schlechte Idee. Vielleicht ist das etwas in die Jahre gekommene Herzstück auch ein Grund, warum die Software im Rahmen einer Online-Demo an der einen oder anderen Stelle ein bisschen hakte.

Kommentar

Von Hayo Lücke

Endlich kommt das Surface Duo nach Deutschland. Viele Microsoft-Fans werden schon lange darauf gewartet haben. Warum es so lange gedauert hat? Das kann nur Microsoft beantworten. Vielleicht hätte man jedoch auf einen Marktstart hierzulande zum jetzigen Zeitpunkt gänzlich verzichten sollen, um zu einem späteren Zeitpunkt direkt mit Version 2 loszulegen. Denn ausgestattet mit einem "Retro-Prozessor" und Bildschirmen, die an Smartphones von vor drei Jahren erinnern, ist das Gerät allenfalls etwas für echte Liebhaber. Innovativer Ansatz hin oder her.

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