Kleinwagen-Wahnsinn: Preis-Schock entlarvt die Autoindustrie

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Der ADAC widerlegt das Klischee vom erschwinglichen Kleinwagen. Die Modellpreise sind in den vergangenen Jahren enorm gestiegen – speziell in der Einsteigerklasse. Der durchschnittliche Preis für einen Verbrenner-Kleinwagen stieg seit 2013 von rund 13.200 auf aktuell etwa 25.400 Euro.
Kleinwagen im Schaufenster eines Autohauses

Kleinwagen bezahlbar? Von wegen! Die Preise explodieren - auch bei E-Autos.

Damit haben sich die Autos für Menschen mit kleinem Geldbeutel binnen zwölf Jahren um satte 92 Prozent verteuert. Selbst zwischen 2019 und 2025 ist noch ein Anstieg der Preise von 76 Prozent zu verzeichnen. Gleichzeitig ist die Vielfalt an verfügbaren Modellen stark zurückgegangen: Waren 2014 noch rund 80 Modelle verfügbar, sind es gegenwärtig nur noch rund 55 – ein Rückgang um etwa ein Drittel gibt der ADAC zu bedenken.

Kleinwagen werden immer teurer

Deutlich teurer sind Kleinwagen im E-Auto-Segment. Für Elektro-Kleinwagen liegen die Preise im Schnitt nämlich bei etwa 29.500 Euro. Die Stromer sind also rund 7.000 Euro teurer als vergleichbare Verbrenner. Zwar zeigt sich eine leichte Entspannung – 2023 lag der Durchschnitt noch bei 32.150 Euro – doch auch das Angebot bleibt überschaubar. Für unter 15.000 Euro gibt es aktuell nur drei Modelle, die als Benziner im Schaufenster stehen: den Dacia Sandero (ab 11.800 Euro), den Mitsubishi Space Star (ab 13.590 Euro) und den Citroën C3 (ab 14.990 Euro). Der günstigste Elektro-Kleinwagen, der Dacia Spring, startet bei mindestens 16.900 Euro. Deutsche Marken? Fehlanzeige!

Bekannte Kleinwagen wie der Ford Fiesta, ein Smart Fortwo, ein Renault Twingo oder auch ein BMW i3 sind gar nicht mehr erhältlich. Auch der Space Star von Mitsubishi wird bald auslaufen. Wie heftig sich die Preise für Basismodelle allein zwischen 2020 und 2025 im Kleinwagen-Segment erhöht haben, zeugt der ADAC mit Verweis auf vier exemplarische Modelle:

  • Peugeot 208: 23.580 statt 15.099 Euro (+56 Prozent)
  • Opel Corsa: 22.890 statt 14.052 Euro (+63 Prozent)
  • Mini (3-Türer): 27.200 statt 17.254 Euro (+58 Prozent)
  • VW Polo: 19.835 statt 15.139 Euro (+31 Prozent)

Preise für E-Autos steigen weniger stark – bei immer mehr Reichweite

Bei E-Autos gestaltet sich die Preisentwicklung weniger explosionsartig. Hinzu kommt, dass teilweise größere Akkus für mehr Reichweite verbaut werden, was die Preise der Elektroautos allein aus technologischer Sicht entsprechend steigen lässt.

  • Fiat 500e: 26.990 statt 23.560 Euro (+15 Prozent)
  • Peugeot e-208: 36.425 statt 29.682 Euro (+23 Prozent)
  • Opel Corsa-e: 29.990 statt 29.146 Euro (+3 Prozent)
  • Mini electric (3-Türer): 27.200 statt 31.681 Euro (-14 Prozent)

Einige Schlüsselfaktoren, die die Preise steigen lassen: allgemeine Inflation und steigende Produktionskosten durch teurere Rohstoffe und Energie sowie Halbleitermangel. Ein weiterer Trend: Hersteller begrenzen günstige Ausstattungsversionen. So sind etwa der VW Golf oder der Fiat Tipo nur noch mit teurerem Motor oder hochwertigerer Ausstattung erhältlich. Ein weiteres Beispiel: der Hyundai i10. Im September 2022 war er in der Pure-Ausführung ab 11.410 Euro zu haben, heute kostet das günstigste Modell 16.990 Euro, weil die günstige Pure-Ausstattung gestrichen wurde. Fast überall steht nur noch eine möglichst hohe Rendite im Vordergrund.

Und noch etwas darf man nicht vergessen: vorgeschriebene Assistenz- und Sicherheitssysteme auf Basis des Euro-NCAP-Programms, moderne Abgasreinigung und digitale Features verteuern Autos immer mehr. Bei Kleinwagen die aktuelle Euro-6-Abgasnorm zu erreichen, wäre mit hohen Entwicklungskosten verbunden, argumentieren Hersteller. Wenn man bedenkt, dass 2026 bereits die Euro-7-Norm auf der Agenda steht, könnte das für das Aus weiterer Kleinwagen sorgen.

ADAC fordert Auto ohne Schnickschnack und Chi-Chi

Der ADAC fordert nun eine Rückbesinnung auf bezahlbare Mobilität – insbesondere für Kleinwagen und Elektroautos. Das Angebot muss breiter und preislich attraktiver werden, damit E-Mobilität wirklich bei einer breiten Masse Akzeptanz findet. Mit Blick auf Zukunftsmodelle gibt es übrigens auch Hoffnung: Modelle wie der Citroën ë-C3 (ab etwa 23.300 Euro), der Fiat Grande Panda (ab ca. 24.900 Euro) oder der Hyundai Inster (ab 23.900 Euro) könnten das Preisgefüge etwas entspannen. Das gilt auch für den Leapmotor T03, der ab 18.900 Euro zu haben ist. Für die Zukunft sind weitere günstige Modelle wie ein elektrifizierter Renault Twingo sowie ein VW ID.1 und ein VW ID.2 in Aussicht gestellt.

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