Poco F4 im Test: So wird das nichts, Xiaomi!

6 Minuten
Die Poco-F Reihe war einst ein echter Geheimtipp von Xiaomi. Hier gab es echte "Flaggschiff-Killer" für vergleichsweise wenig Geld. Mit dem Poco F4 ist es dem chinesischen Hersteller nicht gelungen, an die Erfolge der Vorgänger anzuknüpfen. Warum das so ist, zeigt dir unser Test.
Xiaomi Poco F4 im Test
Xiaomi Poco F4 im TestBildquelle: Timo Brauer / inside digital

Im Jahr 2018 hat Xiaomi mit dem Pocophone F1 einen echten Volltreffer gelandet. Mit dem Poco F3 im vergangenen Jahr konnte man an diesen Erfolg anknüpfen und bot erneut Top-Specs zum selben Preis von 299 Euro. Nun ist der Nachfolger da: Wir haben das Poco F4 getestet.

Poco F4 angefasst

Von den äußeren Abmaßen unterscheidet sich das Poco F4 kaum von seinem Vorgänger. Durch den breiten, kantigen Kunststoff-Rahmen wirkt es dennoch deutlich klobiger als der direkte Vorgänger. Die Verarbeitung ist jedoch weiterhin hochwertig. Vorder- und Rückseite bestehen aus widerstandsfähigem Gorilla Glass 5. Unser glänzend-schwarzes Modell ist ein ziemlicher Magnet für Fingerabdrücke. Wer sein Gerät gerne ohne Hülle verwendet, kann zu den anderen beiden Farben mit einer matten Rückseite greifen. Hier stehen ein schlichtes Grau und ein schickes Grün zur Auswahl.

Das Poco F4 (links) neben dem Poco F3 (rechts)

Im Rahmen ist ein Fingerabdrucksensor in den Power-Button integriert. Dieser entsperrte das Poco F4 im Test stets schnell und zuverlässig.

Technische Daten: unverändert

Die technischen Daten des Poco F4 überraschen. Denn Xiaomi verbaut hier nahezu dieselbe Technik wie im Vorgänger, dem Poco F3. So verbaut man weiterhin einen Snapdragon 870 Prozessor mit wahlweise 6 oder 8 Gigabyte Arbeitsspeicher. Dieser Prozessor wurde vor mittlerweile drei Jahren zusammen mit dem Snapdragon 865 vorgestellt.

Leistungstechnisch ist der Snapdragon 870 weiterhin vollkommen ausreichend. Zwar kann er mit einem AnTuTu-Benchmark-Score von 664.273 Punkten nicht mit aktuellen Flaggschiffen mithalten, ist aber stärker ausgestattet, als jedes Mittelklasse-Smartphone.

Das Xiaomi Poco F4 (vorne)
Das Xiaomi Poco F4 (vorn im Bild)

Ein Problem sehen wir eher in der künftigen Update-Versorgung, wenn Qualcomm keine aktualisierten Treiber mehr bereitstellt. Ein Snapdragon 8 Gen 1 wäre vermutlich für diesen Preisbereich zu teuer geworden, aber vielleicht wäre Xiaomi mit einem Snapdragon 888 oder einem leistungsstarken MediaTek-Chip besser gefahren.

Beim Speicher kannst du zwischen 6+126 Gigabyte und 8+256 Gigabyte wählen. Eine Speichererweiterung per microSD ist nicht möglich. Dafür fällt der Preis für die Speicher-Verdopplung und den zusätzlichen RAM mit 50 Euro fair aus.

Display: unverändert gut

Beim Bildschirm gibt es ebenfalls keine Neuerungen im Vergleich zum Vorgänger zu vermelden. Doch das ist auch gar nicht nötig. Denn mit seinem flachen AMOLED-Display kann das Poco F4 mit kräftigen Farben und echtem Schwarz glänzen. Auch die Blickwinkel können sich sehen lassen und dank HDR10+ Support sowie Widevine L1 Zertifizierung lassen sich YouTube, Netflix und Co in FullHD-Qualität genießen. Darüber hinaus ist die Bildwiederholrate mit 120 Hertz angenehm schnell und sorgt für flüssiges Scrollen sowie Gaming-Spaß.

Im Gegensatz zu den Smartphones der Redmi-Reihe ist bei Poco sogar ein echter Always-On-Modus in der Software möglich. Diesen kannst du mit einer Vielzahl an Vorlagen und Farben an deinen Geschmack anpassen.

Android 12 mit MIUI

Wie bei seinen anderen Smartphones setzt Xiaomi beim Poco F4 auf MIUI – jedoch mit einem leicht abgewandelten Homescreen-Design mit runden Icons. Generell unterscheidet sich MIUI stark von normalem Android. Die Oberfläche ist jedoch schön designt, bietet viele nette Animationen und fällt mit zahlreichen Möglichkeiten zur Personalisierung auf. Einen kleinen Minuspunkt stellen die vielen vorinstallierten Werbe-Apps dar. Bei einem Smartphone in dieser Preisklasse ist dies jedoch kein großes Ärgernis. Insbesondere, da sich alle Werbe-Apps mit nur zwei Fingertipps mühelos deinstallieren lassen.

Software-Updates sind bei Xiaomi ein komplexes Thema. So entwickelt der Hersteller die MIUI-Oberfläche unabhängig von der Android-Version. Neue Features oder ein frisches Design kommen somit schnell auch bei älteren Geräten an. Die eigentliche Android-Version wird hingegen weniger regelmäßig aktualisiert. Der Vorgänger – das Poco F3 – hat Android 12 jedoch im April erhalten. Und auch die essenziell wichtigen Sicherheitsupdates sind alle zwei bis drei Monate erschienen. Auf dem Poco F4 kommt Android 12 mit dem Sicherheitsupdate von August zum Einsatz. Einen Zeitplan zur Update-Versorgung liefert Xiaomi nicht.

Kameras des Poco F4 im Test

Bei der Kamera-Ausstattung des Poco F4 gibt es sowohl ein Upgrade als auch ein Downgrade zu vermelden. Die Hauptkamera fotografiert nun mit 64 Megapixeln, dafür bietet das Makro-Objektiv jetzt nur noch 2 Megapixel und verkommt damit zum reinen Lückenfüller für das Datenblatt:

  • Hauptkamera: 64 Megapixel; f/1,8 Blende
  • Ultraweitwinkel-Kamera: 8 Megapixel; 119° Sichtfeld; f/2,2 Blende
  • Makro-Kamera: 2 Megapixel; 2-10 cm Abstand; f/2,4 Blende
  • Frontkamera: 20 Megapixel; f/2.5 Blende

Die Hauptkamera ist sogar mit einer optischen Bildstabilisierung ausgestattet und kann im Test durchaus überzeugen. Tagsüber gelingen schöne Fotos mit realistischen Farben. Auch nachts geht das Bildrauschen in Ordnung, nur die Farben wirken etwas übersättigt. Die Ultraweitwinkel-Kamera ist farblich nur mittelmäßig auf die Hauptkamera abgestimmt, sodass die Aufnahmen mit diesem Sensor alle etwas blasser wirken. Steht ausreichend Licht zur Verfügung, sind gute Fotos möglich, die jedoch nicht an die Schärfe der Hauptkamera herankommen. Über die Makro-Kamera sollte man besser kein Wort verlieren. Digitales Heranzoomen mit der Hauptkamera liefert bessere Ergebnisse.

Schnell aufgeladen

Der Akku des Poco F4 misst 4.500 mAh. Mit dieser durchschnittlichen Größe konnte das Smartphone in unserem Benchmark-Test eine überdurchschnittlich gute Akkulaufzeit von 12 Stunden und 53 Minuten erreichen. Dieses Ergebnis spiegelt sich auch in unserem Alltags-Test wider.

Ist der Akku einmal leer, wird via USB-C mit bis zu 67 Watt geladen. Verwendet man das mitgelieferte Kabel und Netzteil, ist der Energiespeicher so in nur 45 Minuten wieder vollständig gefüllt.

Fazit: Zu teuer?

Mit einem Preis von 400 Euro ist das Poco F4 gut 100 Euro teurer als sein direkter Vorgänger. Doch Neuerungen gibt es wenige. Die technischen Daten sind beinahe identisch und das Display unverändert gut. Auch wenn das Poco F4 weiterhin ein gutes Smartphone der gehobenen Mittelklasse ist, hat Xiaomi hier den Ruf des Budget-Flaggschiffs mit einem erstklassigen Preis-Leistungs-Verhältnis verloren. So macht man zwar mit dem Poco F4 nichts falsch, bekommt für denselben Preis bei der Konkurrenz jedoch einfach mehr. So gibt es das Galaxy S20 FE mit wasserdichtem Gehäuse und kabellosem Laden, sowie einem deutlich stärkeren Kamera-System für denselben Preis wie das Poco-Smartphone. Einzig gegen die wirklich gute Akkulaufzeit muss sich die Konkurrenz von Samsung chancenlos geschlagen geben.

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Poco F4 Testsiegel mit 3,5 von 5 Sternen

Hardware-Wertung im Detail

  • Gehäuse: 4 von 5 Sternen
  • Display: 4 von 5 Sternen
  • Ausstattung: 3,5 von 5 Sternen
  • Kamera: 3,5 von 5 Sternen
  • Software: 3 von 5 Sternen
  • Akku: 3,5 von 5 Sternen

Pros des Poco F4 im Test

  • 120 Hertz AMOLED-Display
  • gute Stereo-Lautsprecher
  • schnelles Ladetempo

Contras des Poco F4 im Test

  • 3 Jahre alter Prozessor
  • keine Möglichkeit zur Speichererweiterung
  • nicht wasserdicht
  • deutlich teurer als der beinahe identisch ausgestattete Vorgänger

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Wandrer

    Nachdem ich seit einiger Zeit ein Xiaomi Smartphone habe, weiß ich dass Updates für Xiaomi ein Fremdwort sind. Das Mi11 hat zwar ein Update auf Android 12 erhalten und wird wohl auch Android 13 erhalten, aber monatliche Sicherheitsupdates gibt es hin und wieder alle 4-6 Monate, wohlgemerkt bei einem Gerät, das damals 800+€ gekostet hat.

    Antwort

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