Red Dead Online: Gibt es noch Hoffnung für den wilden Westen?

8 Minuten
Red Dead Online ist der Live-Service Counterpart zum preisgekrönten Red Dead Redemption 2. Schon immer stand das Spiel leicht im Schatten seines erfolgreichen Bruders, doch nun scheint es mehr und mehr in Vergessenheit zu geraten. Doch gibt es noch Hoffnung? Ein Kommentar.
Ein Pferd läuft durch eine Blumenwiese in Red Dead Online.
Wie steht es im Jahr 2022 um Red Dead Online? Kann das Spiel überleben?Bildquelle: Corinna Oettinger

Red Dead Online ist ein Live-Service Onlinespiel, welches dich in die Welt von Red Dead Redemption 2 eintauchen lässt. Das Spiel nimmt dich mit in den wilden Westen und bringt dich zurück in eine Zeit, in der das Gesetz noch ein Richtwert war. Der wilde Westen erfüllt viele mit einer Nostalgie für eine Zeit, die wir nicht selbst erlebt haben. Doch alleine die Idee von unendlicher Freiheit, einem Leben mit Risiko und Gefahr zieht viele in ihren Bann. Es ist deswegen kein Wunder, dass auch ich selbst in den Bann der Welt von Red Dead Online gezogen wurde. Doch wie steht es um das Spiel im Jahr 2022?

Red Dead Online: Eine Welt voller Möglichkeiten

Wer Red Dead Online zum ersten Mal startet, der sieht sich schnell mit nahezu endlosen Möglichkeiten überflutet. Es gibt verschiedene Berufe denen man nachgehen kann, zufällige Ereignisse begegnen einem auf jedem Ritt durch die Welt und stets lauert die Gefahr eines Angriffs. Ob diese Gefahr nun von einem Bären oder einem feindlichen Spieler ausgeht lässt sich kaum vorhersagen. Hat man sich dann einmal im Spiel etabliert und den Durchblick gewonnen, so kann man sich mit den verschiedenen Rollen von Sonnenauf- bis Untergang beschäftigen. Während der illegale Alkohol gärt bietet sich die perfekte Möglichkeit für eine schnelle Kopfgeldjagd. Auch ein Reh kann auf dem Weg zum Gefängnis schnell für den Handel erlegt werden. 

Irgendwann wird jedoch auch die spannendste Rolle repetitiv. Man kann jede Aufgabe bereits vorhersehen und nachdem man den maximalen Rang erreicht hat, gibt es nicht mehr viel zu schaffen. Denn auch Geld hat man irgendwann genug und wenn selbst das letzte Pferdehaar mit Gold verziert ist, wird es langweilig. So ging es auch mir vor ein paar Tagen. Nachdem ich Rang 200 erreichte und merkte, dass es im Spiel nicht mehr voranging. Meine alten Freunde haben längst aufgehört zu spielen und alleine liegt der Spaß nun mal hauptsächlich im Freischalten neuer Dinge. Ich entschied mich deshalb, einen neuen Charakter zu erstellen und das Spiel noch einmal von vorne zu beginnen. Mein neues Cowgirl taufte ich Cora Coleman und einmal mehr entdeckte ich den wilden Westen ganz neu. 

Schweren Herzens verabschiedete ich mich von meinem alten Charakter.

Eine eher einsame Erfahrung

Der wilde Westen zeichnet sich durch nahezu endlose Weiten und unerschlossenes Land aus, so viel ist wohl jedem klar. Jedoch ist die ohnehin schon leere, große Welt von Red Dead Online in 2022 nochmals leerer als je zuvor. Während der ersten Spielstunden kam ich nicht auch nur mit einem einzigen anderen Spieler in Kontakt. Die Story-Missionen spielte ich alleine und auch im Rest des Spiels kreuzte kaum ein Spieler meinen Weg. Wenn man dann doch eine andere Seele antraf, so waren es Spieler über Level 100, welche mit meinem neuen Charakter nichts anfangen konnten. Da ich jedoch ohnehin eher ein Einzelgänger bin, machte mir all dies wenig aus und ich spielte einfach alleine weiter. 

Dies ist ein großartiger Aspekt von Red Dead Online. Trotz dass es sich um ein Onlinespiel handelt, kann es auch alleine großen Spaß machen. Das Spiel ist so konzipiert, dass Teamwork manche Rollen und Missionen zwar einfacher macht, sie jedoch alleine nicht unspielbar sind. So kann man auch als einsamer Cowboy den wilden Westen erobern. Als erstes erarbeitete ich mir dazu die Sammler-Rolle, denn für einsame Spieler ist sie wohl am sinnvollsten. Das Sammeln ist alleine nämlich sogar um einiges effizienter und bereits nach zwei Abenden erreichte mein Charakter Level 30. Nun war ich also bereits dazu, auch andere Rollen und Möglichkeiten zu erkunden. Als erstes auf meiner Liste war dabei die Kopfgeldjäger-Rolle.

Gemeinsam mit meinem treuen Criollo namens Dante eroberte ich so schnell den Westen. Dabei fiel mir vor allem auf, dass das Aufsteigen durch die Ränge um einiges schneller geht, wenn man weiß was man macht. Vielleicht ist es also eine ganz gute Idee seinen Charakter einmal zurückzusetzen, sobald man die Basics verstanden hat. Immerhin lässt Rockstar es zu, Gold und Geld auf den neuen Charakter zu übertragen. 

Die Langeweile kehrt zurück

Durch die Rollen aufzusteigen macht Spaß, daran besteht kein Zweifel. Besonders zu Beginn ist es ein klasse Gefühl durch die Ränge zu fliegen und immer mehr freizuschalten. Der Schritt vom Starterpferd zum ersten richtigen Gaul ist schöner als jeder Pferdewechsel danach. Doch auch diese anfängliche Euphorie lässt irgendwann nach. Der Unterschied zwischen den Pferden und Waffen wird immer kleiner. Es dauert länger durch die Level aufzusteigen und dennoch werden die Belohnungen immer weniger. Das Spiel fühlt sich schnell wieder repetitiv an, trotz eines neuen Charakters, welcher die Welt von Red Dead Online erst seit wenigen Tagen erkundet. 

An dieser Stelle wäre es die Aufgabe von Rockstar und dem Team hinter Red Dead Online, das Spiel lohnenswert zu machen. Ein Online Spiel kann nämlich nur dann überleben, wenn Spielern stets neuer Content geboten wird. Jedoch scheint Rockstar hier aufgegeben zu haben. Seit dem letzten guten Update von Red Dead Online ist einige Zeit vergangen. Aktuell gibt es noch regelmäßig wechselnde Boni für einzelne Rollen. Doch auch sie sind nicht sehr nützlich wenn sich an den Rollen selbst nichts ändert. Spieler sehnen sich nach Neuerung und Rockstar scheint diese nicht mehr bieten zu wollen.

Das langsame Ende von Red Dead Online

Wann genau das Ende von Red Dead Online begann lässt sich kaum sagen. Ein klares Zeichen zum Stand des Spiels wurde jedoch gesendet, als Rockstar beschloss die Belohnungen für tägliche Quests drastisch herunterzusetzen. Viele Spieler, welche sich bis dato nur einloggten um ihre täglichen Aufgaben zu erledigen, verließen das Spiel. Dies war nämlich der Wendepunkt, an dem Rockstar sie mit neuem, spannenden Content zum Bleiben hätte animieren müssen. Dies passierte jedoch nicht.

Ebenso hat der Outlaw Pass immer mal wieder neuen Content ins Spiel gebracht. Der Outlaw Pass konnte für eine bestimmte Anzahl an Goldbarren gekauft werden und bestand aus vielen Leveln, welche es zu erklimmen gab. Dabei war nicht vorgeschrieben, wie dies zu geschehen hatte. Die Belohnung gab es für das Spielen alleine, nicht etwa für bestimmte Aufgaben. Der Pass brachte viele neue Objekte mit sich und es machte Spaß in der limitierten Zeit ein möglichst hohes Level zu erreichen. Doch auch den Outlaw Pass scheint es nicht mehr zu geben. Versucht man im Jahr 2022 herauszufinden, wann der nächste Pass startet, so findet man nichts. Es lässt sich also vermuten, dass der Pass nun der Vergangenheit angehört. 

Gemeinsam mit Dante stürzte ich mich in ein neues Abenteuer, doch leider dauerte es nicht zu lang bis die Langeweile zurück war.

Mehr und mehr Spieler hören deswegen auf zu spielen. Es gibt nichts mehr zu erreichen, sie haben den wilden Westen bis in die letzte Ecke erkundet. Auch mir fällt es mit jedem Tag schwerer das Spiel zu starten. Dabei handelt es sich bei Red Dead Online um eins meiner liebsten Spiele. 

Ungenutztes Potential und verpasste Chancen

Insgesamt ist Red Dead Online für mich ein Spiel der verpassten Chancen. Ebenso ist es mittlerweile zu einem Grund für Frustration geworden. Während Rockstar GTA Online immer weiter mit neuem Content füttert, gerät Red Dead Online in Vergessenheit. Dabei steckt im Spiel so viel ungenutztes Potential, welches nun wohl für immer verloren geht. Wenn ich an die Anfänge des Spiels zurück denke, dann denke ich an hunderte Stunden, welche ich mit Freunden im virtuellen Westen verbracht habe. 

Das Spiel hat Spaß gemacht. Kämpfe mit feindlichen Banden standen an der Tagesordnung, man fand fast immer jemanden der Lust auf ein Rollenspiel hatte und es gab regelmäßig neuen Content. Was sich Spielern heute bietet ist ein Spiel, welches so viel hätte sein können und doch nichts ist. Wo bleibt der neue Outlaw Pass? Wie wäre es mit einer neuen Rolle, welche Spieler zurückholt? Neue Pferde, neue Waffen, vielleicht ein kostenloses Story DLC wie GTA Online es erst kürzlich bekam? Die Möglichkeiten sind endlos. Spieler wollen in die Welt von Red Dead Online investieren und sind bereit Zeit und Geld zu opfern. Jedoch werden sie dies nicht tun, wenn das Spiel im Gegenzug nichts neues zu bieten hat.

Es ist extrem schade, dass Rockstar das Spiel aufgegeben hat. Vermutlich hängt dies damit zusammen, dass Red Dead Online es nicht schaffte, so profitabel wie GTA Online zu sein und deswegen in den Hintergrund geriet. Dies machte das Problem jedoch nur noch schlimmer und mittlerweile bin ich fast geneigt die Hoffnung aufzugeben. Es lässt sich nur hoffen, dass Red Dead Redemption 2 irgendwann eine Fortsetzung bekommt, welche wieder von einem Online Spiel begleitet wird. Dieses wird dann hoffentlich nicht trotz seines großen Potentials vernachlässigt.

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3 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Neozockt

    Es ist wirklich sehr schade was daraus geworden ist. Ich hab gern und viel Zeit in Red Dead Online verbracht. Die Welt ist einfach schön und das Potential ist nicht zu übersehen. Irgendwann hat man aber mal alles und wenn nichts neues kommt, hilft auch die schönste Welt nichts mehr. Es wäre schön wenn sie noch die Kurve bekommen aber recht viel Hoffnung hab ich nicht

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  2. Nutzerbild John Wick

    Wo bleibt eine Maperweiterung? Mexiko wäre super! Man könnte auch eine Story implementieren, wie zum Beispiel London Raickets dort gelandet ist…
    Aber… nichts dergleichen!
    Sehr sehr sehr Schade!

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  3. Nutzerbild Chloe

    Ich hoffe das da noch was kommt.
    Man könnte noch so viel machen vorallem mit den Pferden,ich verbringe gerne meine Zeit in RDO und bin jedes mal traurig das Rockstar mehr Zeit in Gta online investiert._. Rdo hat soo viel mehr verdient *seufz*
    Guter Artikel der meine Meinung vertritt:)

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