Als wir vor rund einem Jahr den Polestar 2 im Test auf die Probe stellen durften, waren wir überrascht, wie viel Fahrspaß mit dieser E-Auto-Limousine möglich ist. Eine nahezu perfekte Straßenlage sorgte damals für viel Komfort und Android als Betriebssystem inklusive Google Maps als Navigationssystem für eine vom Smartphone schon gewohnte Umgebung. Jetzt schickt Polestar seinen Zweier im Modelljahr 2024 mit einigen Verbesserungen auf die Straße. Wir konnten den Polestar 2 (2024) in der Long Range-Variante mit Allradantrieb und Performance-Paket (+50 kW / +68 PS Leistung) bereits in einem kurzen Test auf den Straßen rund um Hamburg auf die Probe stellen.
Polestar 2 (2024): An entscheidenden Stellen verbessert
Dass der Polestar 2 aus dem chinesischen Geely-Konzern in Deutschland gegenwärtig zu den beliebtesten Dienstwagen mit Elektroantrieb gehört, überrascht nicht. Denn wer im Polestar 2 (2024) Platz nehmen darf, wird sich aufgrund der hochwertigen, schnörkellosen Verarbeitung schnell wohlfühlen. Große Menschen müssen sich als Fahrer zwar darauf einstellen, dass das rechte Knie phasenweise gegen die Mittelkonsole stoßen kann, also eine eingeschränkte Beinfreiheit gegeben ist, ob das wirklich ein Störfaktor ist, dürfte aber wohl eine Frage des persönlichen Geschmacks sein.
Verbessert hat Polestar nicht nur die Ladeleistung, die jetzt unter optimalen Bedingungen abseits der günstigsten Standard Range-Variante mit Single Motor grundsätzlich bei maximal 205 kW liegt, sondern auch die Reichweite. Durch einen bis zu 82 kWh großen Akku und effizientere Motoren sind jetzt beim von uns getesteten Modell mit Performance Paket und Allradantrieb bis zu 568 Kilometer nach WLTP-Norm drin. Die Single Motor-Variante fährt nach Angaben des Herstellers sogar bis zu 655 Kilometer weit – auf der Langstrecke dürften es erfahrungsgemäß jeweils rund 100 bis 150 Kilometer weniger sein.
Gib Schub, Rakete!
Fahrspaß ist mit dem Polestar 2 (2024) mit Performance Paket weiterhin garantiert. Insbesondere auf der Autobahn werden Rennsport-Gene in der E-Limousine geweckt. Sie beschleunigt ruckzuck von 100 über 150 auf bis zu 205 km/h. Der Sprint von 0 auf 100 km/h gelingt laut Herstellerangaben in gerade einmal 4,2 Sekunden. Überholvorgänge werden so zum Kinderspiel. Man muss es so klar sagen: Gibt es die Verkehrslage her, macht das Fahren eines Elektroautos mit dem Polestar 2 (2024) in seiner teuersten Ausführung nicht nur einfach Spaß, es sorgt für echte Begeisterung.
Dazu tragen auch Google Maps als zuverlässiges Navigationssystem mit klaren Ansagen und die zahlreichen verbauten Assistenzsysteme bei, die fast ein Fahren wie auf Schienen erlauben. Etwas überraschend ist, dass Polestar weiter auf gesonderte Fahrmodi verzichtet. Allerdings streiten sich ohnehin die Geister, ob man die in einem Elektroauto wirklich benötigt. Ein Eco-Modus würde zwar den Verbrauch senken, dann macht das Fahren aber auch nur noch eingeschränkt Spaß. Und einen gesonderten Sportmodus bedarf es in einem E-Auto mit bis zu 740 Nm Drehmoment nun wirklich nicht. Erfreulich: Entspanntes 1-Pedal-Fahren ist auch im Polestar 2 (2024) auf Wunsch möglich. Das schont unter anderem die Bremsen.
Platzangebot bleibt eingeschränkt
Gibt es am neuen Polestar 2 also nichts zu kritisieren? Doch, gibt es. Das Platzangebot in der zweiten Sitzreihe zum Beispiel. Wer sich ein Familienauto mit viel Platz wünscht, sollte abwägen, ob die Fließheck-Limousine tatsächlich die richtige Wahl ist. Denn nimmt vorn ein lang gewachsener Fahrer oder Beifahrer Platz, bleibt für Passagiere im Fond praktisch kein Platz mehr. Allenfalls (Klein)Kinder sind dann hinten noch gut unterzubringen.
Auch das Kofferraumvolumen (407 Liter Ladevolumen / 1.097 Liter bei umgeklappten Rücksitzen) fällt vergleichsweise bescheiden aus; lässt sich aber immerhin durch einen Frunk unter der Motorhaube erweitern. Außerdem lässt sich ein Ladekabel in einem Unterboden des Kofferraums verstauen. Geschuldet ist das niedrige Ladevolumen natürlich der Bauform. Ein Nio ET7 (Test) bringt es sogar nur auf 363 Liter, der Citroën e-C4 Electric (Test) auf 380 Liter.
Auf die Probe haben wir den Polestar 2 (2024) auch schon hinsichtlich seines Verbrauchs stellen können. Allerdings aufgrund der begrenzten Zeit nur eingeschränkt. Auf der Autobahn musst du mit einem Verbrauch von etwa 22 bis 23 kWh pro 100 Kilometern Fahrstrecke rechnen, auf der Landstraße sind es 17 bis 18 kWh. Bist du in der Stadt unterwegs, spielt die Rekuperation (manuell nicht einstellbar!) ihre Vorteile aus. Sie senkt den Stromverbrauch innerstädtisch auf rund 15 kWh pro 100 Kilometer und sorgt so für einen vergleichsweise niedrigen Verbrauch. Detailliertere Messwerte und Angaben zur Langstrecken-Reichweite muss ein ausführlicher Test des E-Autos liefern.
Wie viel kostet der Polestar 2 (2024)?
Und der Preis? Das von uns getestete Modell des Polestar 2 (2024) mit tiefschwarzer Lackierung (1.200 Euro Aufpreis) und der bestmöglichen Ausstattung (in Summe 13.800 Euro Aufpreis) sowie 20 Zoll großen Leichtmetallfelgen steht für knapp 78.950 Euro beim Händler. Der Einstiegspreis fällt aber deutlich preiswerter aus. Ohne aufpreispflichtige Extras werden für den Polestar 2 (2024) Long Range mit Dual Motor und Performance Paket nämlich 65.275 Euro fällig. Reicht dir ein Heckantrieb und ein kleinerer Akku (69 kWh) aus, kannst du den Polestar 2 (2024) auch schon ab 50.775 Euro kaufen.
Unter dem Strich bleibt die Erkenntnis, dass der neue Polestar 2 nicht nur sportliches Fahren möglich macht, sondern auch entspanntes Cruisen. Dann nämlich, wenn man ihn über die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage automatisiert über die Straßen rollen lässt. Der Wohlfühlfaktor im Innenraum fällt hoch aus – solange man nicht in der zweiten Sitzreihe Platz nehmen muss. Schade: Auch das Modelljahr 2024 des Polestar 2 bietet nur 11 kW AC-Ladeleistung. Hier sollten allmählich 22 kW zum Standard werden. Renault macht beim Mégane E-Tech (Test) vor, dass das möglich ist.