Renault Megane E-Tech im Test: Einfach stark!

8 Minuten
Eine neue Ära in der Elektromobilität Nicht weniger verspricht Renault mit Blick auf den Renault Megane E-Tech. Wir haben uns im Test angeschaut, ob das Elektroauto dieses Versprechen halten kann und wie es sich allgemein im Alltag auf der Kurz- und Langstrecke schlägt.
Frontansicht des Renault Megane E-Tech
Kompaktwagen mit diversen Stärken: der Renault Megane E-Tech im Test von inside digital.Bildquelle: Hayo Lücke / inside digital

Wenn es um Elektroautos geht, wird häufig über SUVs gesprochen. Nicht weiter verwunderlich, schließlich ist diese Pkw-Kategorie nicht nur in Deutschland extrem beliebt. Rein äußerlich kann man auch den Renault Megane E-Tech zu einem Kompakt-SUV im Segment der Elektroautos zählen. Übermäßig viel Platz sollte man aber insbesondere in der zweiten Sitzreihe nicht erwarten, denn der Wagen mischt in der Kompaktklasse mit. Das wiederum hat positive Auswirkungen auf den Preis des Fünfsitzers.

Renault Megane E-Tech im Test: Konkurrenz für den VW ID.3

Eine der vielleicht wichtigsten Informationen vorab: Der neu konstruierte Renault Megane E-Tech ist das erste Modell, das auf der CMF-EV-Plattform steht. Drei fest definierte Fahrmodi (Eco / Comfort / Sport) stehen zur Verfügung und werden durch einen vierten Modus ergänzt, der frei nach den persönlichen Vorlieben personalisierbar ist.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Gangschaltung, die als schmaler Schalthebel hinter dem Lenkrad sitzt. Ebenfalls sind zwischen Lenkrad und Cockpit-Display zwei Wippschalter zu finden, um beim Segeln und Bremsen mehrstufig die Stärke der Verzögerung einstellen zu können. Je stärker die sogenannte Rekuperation eingestellt wird, desto mehr Energie lässt sich insbesondere im Stadtverkehr zurückgewinnen, um den Verbrauch zu drücken.

Renault Megane E-Tech im Test
Gewisse SUV-Züge sind in der Seitenansicht des Renault Megane E-Tech trotz eigentlich kompakter Abmessungen unübersehbar.

Das Infotainment-System des Renault Megane E-Tech mit einem vertikal, leicht zum Fahrer geneigten Display (12 Zoll in unserem Testwagen / nur 9 Zoll in der günstigsten Ausstattungslinie Equilibre) ist übersichtlich und mit einer klaren Menüstruktur ohne zu tiefe Verschachtelungen aufgebaut. Wer regelmäßig Google Maps auf dem Smartphone verwendet, wird es lieben, dass dieses Kartenmaterial auch im Megane als Navigationslösung integriert ist – ähnlich wie in den aktuellen Polestar-Modellen, mit immer wieder überraschend genauen Angaben bei der Berechnung der zu erwartenden Reichweite.

Ungemein praktisch: Das Kartenmaterial lässt sich nicht nur auf dem großen Bildschirm über der Mittelkonsole anzeigen, sondern auf Knopfdruck auch im Cockpit-Display hinter dem Lenkrad (12,3 Zoll). Dort werden aber bei einer aktiven Navigation nicht die verbleibenden Kilometer und Fahrminuten angezeigt. Ebenfalls nutzbar: der Google Assistant für Sprachbefehle. Android Auto und Apple CarPlay für die Synchronisation des Autos mit dem Smartphone stehen auf Wunsch auch kabellos bereit.

Google Maps im Cockpit-Display hinter dem Lenkrad.
Google Maps im Cockpit-Display.
Das Cockpit-Display im Standard-Modus.
Das Cockpit-Display im Standard-Modus.

Viele Bedienknöpfe? Fehlanzeige!

Viele physische Bedienelemente sucht man im Cockpit des Renault Megane E-Tech hingegen vergeblich. Ein Start/Stopp-Knopf und Wippschalter zum Einstellen der Klimatisierung sowie Druckknöpfe für Warnblinker und Zentralverriegelung müssen reichen. Ergänzend steht hinter dem Lenkrad (rechts unten) noch ein kleiner Schalter für die Mediensteuerung zur Verfügung. Die Geschwindigkeitsregelanlage (Tempomat) lässt sich bequem über das Multifunktionslenkrad steuern (kurzes Drücken 1-km/h-Schritte, langes Drücken 10-km/h-Schritte), verbesserungswürdig ist in unseren Augen die nicht immer zuverlässig funktionierende Verkehrszeichenerkennung.

Renault Megane E-Tech im Test - Interieur.
Das Cockpit des Renault Megane E-Tech liefert einen in Summe sehr aufgeräumten Gesamteindruck.

Erfreulich luftig geht es im Interieur hinsichtlich des Raumgefühls zu. Zumindest auf den beiden vorderen Plätzen. Etwas anders sieht es in der zweiten Sitzreihe aus. Rücken Fahrer und / oder Beifahrer mit ihren Sitzen weit nach hinten, wird es für Menschen mit einer Körperlänge jenseits von 1,90 Metern schnell (zu) eng. Hinzu kommt, dass die Kopffreiheit sowie das Sichtfeld durch eine tief nach unten gezogene Dachverkleidung eher überschaubar ausfallen.

Renault Megane E-Tech im Test - Blick nach hiinten
Eine sehr kleine Heckscheibe erschwert den Blick nach hinten – ein aufpreispflichtiger Video-Rückspiegel (Homelink) schafft zumindest während der Fahrt Abhilfe.
Renault Megane E-Tech im Test - Rückspiegel ohne Homelink
Rückspiegel ohne Homelink-Kamera.
Renault Megane E-Tech im Test - Rückspiegel mit Homelink
Rückspiegel mit Homelink-Kamera.

Niedriger Verbrauch im Test

Und der Verbrauch? Der liegt in dem knapp 1,8 Tonnen schweren Stromer innerstädtisch und auf Landstraßen auf einem erfreulich niedrigem Niveau. Im Stadtverkehr haben wir auf elf protokollierten Fahrten einen Verbrauch zwischen 12,5 und 17,4 kWh gemessen; mal mehr, mal weniger sportlich unterwegs. Im Schnitt steht im Rahmen dieses Tests ein Stadtverbrauch von 15,4 kWh/100 km in der Endabrechnung. Auf der Landstraße nicht weniger ansehnliche 15,9 kWh/100 km.

Aber auch auf der Autobahn kann der Renault Megane E-Tech punkten. Hier haben wir unter weitgehender Einhaltung der Richtgeschwindigkeit von 130 km/h einen durchschnittlichen Verbrauch von 21,0 kWh/100 km gemessen. Kann man abseits von Baustellen oder Geschwindigkeitsbegrenzungen frei fahren, muss man aber auch mit einem Verbrauch von rund 24 kWh/100 km rechnen. Im Alltag ist der französische Kompaktwagen aber auch auf der Autobahn ähnlich sparsam unterwegs wie der Nissan Ariya (Test) und sogar spürbar sparsamer als der Kia Niro EV (Test).

Motorraum des Renault Megane E-Tech.
Ein Blick in den Motorraum des Renault Megane E-Tech.

Unter dem Strich reichte es auf der Langstrecke für eine Reichweite von 325 Kilometern. In der Spitze ist übrigens eine Geschwindigkeit von im Auto angezeigten 165 km/h möglich. Auf dem Papier stehen elektronisch abgeriegelte 160 km/h im Datenblatt des 4,20 Meter langen, 1,51 Meter hohen und mit ausgeklappten Spiegeln 2,06 Meter breiten Elektroautos.

Flottes Aufladen? Für den Renault Megane E-Tech kein Problem

Einen weiteren Pluspunkt kann der Renault Megane E-Tech hinsichtlich der Ladeleistung ausspielen. Zwar reicht es an Schnellladesäulen auf dem Papier maximal für 130 kW, dafür sind an Normalladesäulen und an entsprechend ausgerüsteten Wallboxen über das serienmäßig mitgelieferte Mode-3-Kabel aber bis zu 22 kW abrufbar. Wer häufiger eine einfache Ladesäule ansteuern möchte, um sein Elektroauto mit neuer Energie zu laden, wird dieses Mehr an Leistung schnell zu schätzen wissen. Elektroautos mit häufig üblichen 11 kW Ladeleistung lässt der Elektro-Megane ziemlich alt aussehen.

Ladeanschluss des Renault Megane E-Tech.
Der CCS-Stecker ist beim Renault Megane E-Tech vorne rechts zu finden.

An einer Schnellladesäule verspricht Renault unter optimalen Bedingungen eine Wiederaufladung der 60 kWh großen Batterie in 25 Minuten für 250 Kilometer zusätzliche WLTP-Reichweite. Im Test ist es uns gelungen, bei 17 Grad Außentemperatur über den CCS-Ladeanschluss, der vorne rechts zu finden ist, in der Spitze 123 kW abzurufen. Für das Laden von 11 auf 80 Prozent der maximal möglichen Kapazität mussten rund 40 Minuten vergehen. Eine akzeptable Zeit, um sich während einer Reise im Zuge einer Pause die Beine zu vertreten.

Schon problematischer: der Kofferraum. Zwar sind 440 reguläres und 1.332 Liter erweitertes Ladevolumen dafür geeignet, um problemlos vier Wasserkisten zu verstauen. Zusätzlich ist unter dem Kofferraumboden weiterer Stauplatz zu finden, um das Ladekabel verschwinden zu lassen. Sämtliches Ladegut muss aber über eine hohe Rampe gewuchtet werden, um anschließend recht tief im Kofferraum zu lagern. Das macht das Ein- und Ausladen komplizierter als bei anderen Fahrzeugen. Zusätzlichen Stauraum unter der Motorhaube, einen sogenannten Frunk, gibt es im Renault Megane E-Tech nicht.

Blick in den Kofferraum des Renault Megane E-Tech.
Eine große Rampe macht das Be- und Entladen des Kofferraums am Renault Megane E-Tech etwas komplizierter als notwendig – bietet aber auch mehr Volumen.

Was kostet der Renault Megane E-Tech?

Der Grundpreis für den Renault Megane E-Tech liegt ohne Umweltbonus-Förderung bei 42.000 Euro. Dann fährt das Elektroauto aber nur mit einer 40 kWh großen Batterie und 96 kW (131 PS). Das ist nur für Menschen empfehlenswert, die fast ausschließlich innerstädtisch unterwegs sein möchten. Die gleiche Leistung mit 60 kWh großem Akku und Ausstattungspaket Evolution ER kostet mindestens 47.000 Euro. Mit 160 kW (218 PS) und dem großen Akku steht der Renault Megane E-Tech momentan abhängig vom gewählten Ausstattungspaket zu Preisen ab 46.600 Euro zur Verfügung.

Unser Testwagen (Renault Megane E-Tech EV60 220hp mit Ausstattungsniveau Techno) kommt auf einen Grundpreis von 50.100 Euro; zusätzlich ausgestattet mit 20 Zoll großen Reifen, statt den sonst üblichen 18-Zoll-Felgen. Eine 2-Zonen-Klimaautomatik ist ebenso Teil der Serienausstattung wie eine Wärmepumpe. Metallic-Lackierungen kosten bis zu 950 Euro Aufpreis, nur die Standard-Lackierung Arktis-Weiß ist ohne Aufpreis erhältlich. Entscheidest du dich für eine Zweifarbenlackierung (Dachlackierung und Außenspiegel in Dachfarbe) werden mit dem Techno-Paket 400 Euro Aufpreis fällig, im teuersten Iconic-Paket ist kein Aufpreis zu zahlen.

Frontansicht des Renault Megane E-Tech.
Kompakt und gut: der Renault Megane E-Tech.

Fazit zum Renault Megane E-Tech

Weiß der Renault Megane E-Tech im Alltag zu überzeugen? Absolut! Ich war selbst überrascht, wie wohl ich mich hinter dem Steuer des Kompaktwagens mit SUV-Genen gefühlt habe. Und das, obwohl ich als groß gewachsener Mensch gelegentlich registrieren musste, dass ich beim Aussteigen mit dem rechten Knie gegen das Lenkrad stoße.

Davon abgesehen kann der französische Kompaktwagen aber mit vielen Pluspunkten überzeugen. Zu gefallen weiß im Alltag nicht nur die flotte AC-Ladeleistung, sondern auch das aufgeräumte Interieur mit einem mit Stoff überzogenen Armaturenbrett (in der teuersten Ausführung kommt ein Kunstleder-Überzug zum Einsatz) und Google Maps als Navigationssystem. Am meisten kann aber der spritzige Frontantrieb im Zusammenspiel mit einer erfreulich direkten Lenkung gefallen.

Kurzum: Mit dem Renault Megane E-Tech seinem gewünschten Ziel entgegenzurollen, macht einfach richtig Spaß. Eine Probefahrt ist jedem Interessenten wärmstens zu empfehlen.

Vorteile des Renault Megane E-Tech

  • guter Antrieb
  • niedriger Verbrauch
  • schönes Interieur mit Google Maps als Navigationssystem
  • 22 kW AC Ladeleistung

Nachteile des Renault Megane E-Tech

  • überschaubare Reichweite auf der Autobahn-Langstrecke
  • gewaltige Rampe am Kofferraum
  • Verkehrszeichenerkennung mit Problemen
  • eingeschränkter Platz in der zweiten Sitzreihe
Türgriffe für hintere Türen im Renault Megane E-Tech.
Ungewöhnlich platziert: Die Türgriffe für die hinteren Türen.
Renault Megane E-Tech im Test - Heckansicht.
Recht bullige Proportionen in der Heckansicht des Renault Megane E-Tech.

Hinweis: Der Renault Megane E-Tech wurde unserer Redaktion für das Verfassen dieses Testberichts von Renault Deutschland für zwei Wochen kostenlos zur Verfügung gestellt.

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3 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Wieviele von den Dingern müssen verkauft werden, damit Entwicklungs und Produktionskosten sich bezahlt machen und Gewine eingefahren werden?
    Ich sehe ein Verlustgeschäft, von Anfang an.

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  2. Nutzerbild Fin

    „Je stärker die sogenannte Rekuperation eingestellt wird, desto mehr Energie lässt sich insbesondere im Stadtverkehr zurückgewinnen“
    Ist das wirklich so? Das Bremsen ist ja auch kein herkömmliches Bremsen, sondern nur ein starkes Rekuperieren (bis auf sehr geringe Geschwindigkeiten). Insofern sollte es hinsichtlich der Energierückgewinnung egal sein, wie die Rekuperationsstufe eingestellt ist; das ist eine reine Komforteinstellung.

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  3. Nutzerbild Nicole

    Fahre ihn jetzt seit Anfang des Jahres, bin bis auf Kleinigkeiten wirklich zufrieden, den tiefen Kofferraum finde ich sehr praktisch, da ich ohne die Hutablage den Rollstuhl meiner Mutter stehend transportieren kann …, oder es gehen dann sogar 8 Kisten Bier oder Wasser rein. Meiner hat eine abnehmbare Anhänger Kupplung und kann bis zu 900 kg ziehen. Mit den Temposchilderbruecken tut er sich schwer ebenso mit Schildern die höher als in 3,5 m hängen, hingegen erkennt er Kreisverkehre wunderbar und bremst vorher Abend beschleunigt elegant wieder raus wenn man das ACC nutzt. Habe jetzt 10000 km gefahren und etwa 1900 kWh geladen, inklusive Ladeverlusten, das Auto selbst lässt sich tatsächlich mit gut 16 kWh auf 100 km im Durchschnitt fahren.

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